Der Schriftsteller und Literaturkritiker Theodor Mundt (1808-1861), der mit der literarischen Bewegung des "Jungen Deutschland" verbunden war, schrieb 1836 in einer Rezension des nunmehr vollständig vorliegenden Romans "Die Epigonen":
ZitatAlles anzeigen"... In seiner Lösung zeigt sich der Roman auf friedliche und versöhnliche Wendungen bedacht. Die Erwerbung eines großen Grundbesitzes und ein schönes Band der Ehe heften den Epigonenhelden zu einer ruhigen und sichern Lebenserfassung an die Scholle fest. ...
... In den ererbten Gütern des industriellen Oheims, die früher Eigentum der herzoglichen Familie gewesen, und jetzt dem zwischen allen Ständen umherschweifenden Hermann anherfallen, wird etwas Symbolisches sinnreich veranschaulicht.
... Die industrielle Richtung wird jedoch von Hermann entschiedener abgelehnt und zurückgewiesen als die aristokratische, der er im Gegenteile Zugeständnisse macht, indem er die Fabriken und Gewerbeanstalten, mit denen sein Oheim das aristokratische Besitztum überdeckt hatte, aufhebt, um die eigenste Natur eines Grundbesitzes wieder hervortreten zu lassen. ...
Im Ganzen hat uns Immermann mit seinem neuesten Romane, bei allem Trefflichen und Anziehenden der einzelnen Partien, keinen Dienst erwiesen. Um in unsern peinlichen Wirren uns eine Satisfaktion zu schaffen, müßte die moderne Dichtung nachzuweisen suchen, daß die Individuen heut besser sind, als die Verhältnisse, und daß, wenn auch die ausgezeichnetsten Individualitäten verkümmernden und aussaugenden Verhältnissen erliegen müssen, doch der persönlichen Begabung ihre Anerkennung gezollt werden muß ..."
Zit. in: Ulrich Hauer: Die Epigonen. Kriminalistische Ermittlungen zu den wahren Hintergründen des Epochenromans von Carl Leberecht Immermann. Haldensleben - Hundisburg 2008, S. 113.
Theodor Mundt vermisst in dem Roman offensichtlich eine neue zukunftsweisende Tendenz. Die geschilderten Individuen sollen besser sein als die Verhältnisse, sie sollten zum Vorbild dienen.
Im biedermeierlichen Deutschland erwachten nach 1830 die liberalen und demokratischen Kräfte. Sicher, der Frankfurter Wachensturm 1833 blieb vereinzelt, und Georg Büchner wirkte als Dramatiker seiner Zeit allzu weit voraus, als dass er von den meisten Zeitgenossen hätte verstanden werden können. Aber mit der "Friedhofsruhe" der Heiligen Allianz der europäischen Monarchen - im kommenden Jahr wird das 200jährige Jubiläum des Wiener Kongresses, der Heiligen Allianz und des Deutschen Bundes von 1815 begangen werden - war es vorbei.
Das Bündnis des grundbesitzenden Adels und Teilen des aufkommenden bürgerlichen Fabrikantentums konnte in seiner bisherigen Form nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Zollschranken mussten fallen. Erste Eisenbahnen rollten 1835 zwischen Nürnberg und Fürth.