August Scholtis "Ostwind"

  • Scholtis ist zwar noch nicht ganz 70 Jahre tot und entspricht damit nicht den Kriterien für einen Klassiker, aber das soll mich hier jetzt mal nicht wirklich abhalten das Folgende zu posten:


    Wenn MRR ein Buch empfiehlt, lässt mich das aufhorchen. In einem Buch über Romane der 30er Jahre ging es unter anderem auch um August Scholtis‘ “Ostwind”. Also habe ich mir das Buch antiquarisch besorgt (neu ist es nicht mehr zu bekommen) und erst mal auf Halde gelegt. Irgendwann fiel es mir letztens wieder in die Hände, und ich habe mich (zum Glück) überwunden, es zu lesen.
    Das erste, das einem beim Lesen auffällt, ist die Sprache. Scholtis liebt es offenbar, mit der Sprache zu spielen, mit der Sprache Bilder zu entwickeln. Wer Wert auf ausgefallene Sprache legt, hat damit schon einen Grund, diesen Roman zu lesen.
    Des weiteren ist das Buch, wie es der Untertitel “Ein schlesischer Schelmenroman” suggeriert, voller Schlemenstreiche, bei denen auch der Teufel nicht zu kurz kommt. Der Teufel, der grundsätzlich mit dem deutschen Gruß auftritt, war offensichtlich auch einer der Gründe, daß der Roman sehr schnell verboten wurde.
    Und wem Humor und Sprache noch nicht genügen, findet in “Ostwind” auch einen politischen Roman. Die Handlung ist eingewoben in die Geschehnisse in Ostschlesien von der Zeit vor dem ersten Weltkrieg bis zu den Aufständen im Zusammenhang mit der Volksabstimmung und der Aufspaltung nach den Versailler Verträgen.
    Leider ist dieser Roman ins Vergessen geraten. Wohl auch aufgrund des Verbotes durch die Nazis. Das hat das Buch nicht verdient. Jedem, der Wert auf gute Lektüre legt, kann ich “Ostwind” uneingeschränkt empfehlen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)

  • Das hört sich für mich sehr interessant an. Wissen sie vielleicht, ob es im Internet einen Auszug zum "anlesen" gibt? Ich konnte leider nichts finden.


    Grüße!

    „Ein klassisches Werk ist ein Buch, das die Menschen loben, aber nie lesen.“


  • Wissen sie vielleicht, ob es im Internet einen Auszug zum "anlesen" gibt?


    Weiß ich nicht. Aber da Scholtis noch keine 70 Jahre tot ist, ist die Chance eher gering. :winken:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym (2001)