Wer kennt heute noch Modest Mussorgski? Vor 130 Jahren gestorben, hat er der Musikwelt vor allem die "Bilder einer Ausstellung" hinterlassen. Der 1874 komponierte Klavierzyklus wäre wohl schlicht in Vergessenheit geraten, wenn er nicht vor 125 Jahren, also fünf Jahre nach Mussorgskis Tod, von dessen Freund Rimsky-Korsakow veröffentlicht worden wäre. Der posthume Erfolg war gigantisch: Ravel hat daraus eine fulminante Orchersterfassung gemacht, Emerson, Lake & Palmer ein nicht durchgängig genießbares Stück Rock- und Popgeschichte.
Das Schöne an diesem Zyklus: Er klingt wesentlich eigenständiger als die an westlichen Vorbildern orientierten Klavierstücke des Mussorgski-Zeitgenossen und -Landsmanns Tschaikowski. Da ist viel Volkstümliches eingeflossen, ähnlich wie bei dem Norweger Edvard Grieg oder (später) bei Bela Bartok. Debussy war dermassen beeindruckt von der "Motorik" und Harmonik Mussorgskis, dass er ihn - neben Jean-Philippe Rameau - zu seinen kompositorischen Vorbildern erklärte. Ob er ihm auch ein Stück gewidmet hat (wie seinem Landsmann Rameau), ist mir nicht bekannt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich höre derzeit die Klavierfassung der "Bilder ... " und freue mich, dass diese Musikstücke in unsere Zeit gerettet wurden.
LG
Tom