Ich vermute mal, ich bin der einzige, der noch liest ... :breitgrins:
Naja, es gibt aber wie gesagt auch lichte Momente, so fühlte ich mich in der Strophe Eine Familie sitzt um eine Lampe ... ganz stark (und gar nicht schlecht) an den Erlkönig erinnert.
Erlkönig ist natürlich richtig. Wie überhaupt Ducasse sehr, sehr viele literarische Reminiszenzen einflicht. Auf den Erlkönig folgt Hamlets Dialog mit dem Totengräber, der seinerseits Macbeth und King Lear anruft. Lamartine, Les fleurs du mal, Youngs Nachtgedanken: vor allem die deutsche und englische Romantik haben es ihm angetan.
Sprachlich interessant, wie dem aus Montevideo stammenden Ducasse immer wieder Hispanozismen unterlaufen. (Wird in der deutschen Übersetzung darauf hingewiesen?) Ducasse scheint wirklich Französisch zu schreiben, aber Spanisch zu denken.
Last but not least: Was Ducasse ebenfalls von de Sade unterscheidet, ist der homosexuelle Subtext, der sich durch die ganzen Gesänge zieht. (De Sade war zu 99% heterosexuell, auch in seiner Dichtung.) Allenfalls auch Bisexualität, wenn ich den Hermaphroditen von Gesang 2, Strophe 8, so interpretiere.