Juli 2010 - Lautréamont: Die Gesänge des Maldoror

  • Ich vermute mal, ich bin der einzige, der noch liest ... :breitgrins:


    Naja, es gibt aber wie gesagt auch lichte Momente, so fühlte ich mich in der Strophe Eine Familie sitzt um eine Lampe ... ganz stark (und gar nicht schlecht) an den Erlkönig erinnert.


    Erlkönig ist natürlich richtig. Wie überhaupt Ducasse sehr, sehr viele literarische Reminiszenzen einflicht. Auf den Erlkönig folgt Hamlets Dialog mit dem Totengräber, der seinerseits Macbeth und King Lear anruft. Lamartine, Les fleurs du mal, Youngs Nachtgedanken: vor allem die deutsche und englische Romantik haben es ihm angetan.


    Sprachlich interessant, wie dem aus Montevideo stammenden Ducasse immer wieder Hispanozismen unterlaufen. (Wird in der deutschen Übersetzung darauf hingewiesen?) Ducasse scheint wirklich Französisch zu schreiben, aber Spanisch zu denken.


    Last but not least: Was Ducasse ebenfalls von de Sade unterscheidet, ist der homosexuelle Subtext, der sich durch die ganzen Gesänge zieht. (De Sade war zu 99% heterosexuell, auch in seiner Dichtung.) Allenfalls auch Bisexualität, wenn ich den Hermaphroditen von Gesang 2, Strophe 8, so interpretiere.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Ich vermute mal, ich bin der einzige, der noch liest ... :breitgrins:


    Scheint fast so, hm? ... :smile:


    Hm, "Das Buch der 1000 Bücher" schreibt von "absurder Komik". Wo und Wie finde ich die? :breitgrins: Bei aller Liebe ich kann aus diesem Zynismus keine Komik entnehmen. Seht ihr Beispiele?


    Wie ist's mit der Eloge auf den Floh: Buch 2, Strophe 9?


    Selber nicht gelesen, aber de Sade muss ziemlich grauslich gewesen sein.


    Wurde aber zu jener Zeit auch, als "Leckerbissen", unter dem Ladentisch durch verkauft, war also nicht jedem bekannt bzw. zugänglich. Wie schon gesagt: Ducasse hat ihn kaum gekannt. Seine sadistischen Szenen sind, wenn meine Anmerkungen Recht haben, Reminiszenzen aus Gedichten von Lamartine.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Scheint fast so, hm? ... :smile:


    Hey, bloß weil zwischen gestern Abend und heute Früh niemand online war ... :zwinker:


    Also ich habe nach ein paar Tagen Pause nun wieder richtig Lust auf das Buch bekommen. Werde also den zweiten Gesang lesen und mich dann wieder zu Wort melden! :winken:

    "Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve."


  • Wie ist's mit der Eloge auf den Floh: Buch 2, Strophe 9?


    Es ist die Laus, nicht der Floh :zwinker: Auf´s Haupt passt auch nur die Laus.


    Zitat von "Lautréamont"

    Wenn die Erde mit Läusen bedeckt wäre wie der Meeresstrand mit Sandkörnern, dann würde die menschliche Rasse vernichtet werden, Beute fruchtbarer Schmerzen. Welch ein Schauspiel! Ich mit Engelnsflügeln, unbeweglichen in den Lüften, um es zu betrachten.


    Letzter Abschnitt von dieser Strophe. "Furchtbarer Schmerz"?, ich bekomme davon Zahnschmerzen und keine Flügel :breitgrins:


    LG
    Anita


    PS Ich habe nicht gesagt, dass ich gar nicht mehr mitlese. Nur das Buch werde ich nicht komplett durchlesen, aber hie und da werde ich hinein schauen :zwinker:

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in "Also sprach Zarathustra"

  • Schön, dass noch ein paar da sind. :smile:


    Ja, die Laus, nicht der Floh. Ich kenne diese Viecher zu wenig, um sie in allen Sprachen auseinanderhalten zu können ... :breitgrins:


    3. Gesang, 2. Strophe: Da muss ich nun zugeben, dass diese Szene so ähnlich sich auch beim Marquis de Sade finden könnte. (Sich, wenn ich den Anmerkungen glaube, auch findet. Allerdings ist es in der Justine die Mutter, die von den Hetzhunden des Sohns vergewaltigt und zerrissen wird. Auf Order des Sohns. Leider gibt der Herausgeber nicht an, in welcher Version der Justine das vorkommt. Ich kann mich an keine solche Szene erinnern, kenne aber nur die ersten beiden Versionen, und es mag auch sein, dass ich diese Szene vergessen habe.)


    Es scheint, als ob bei Ducasse die Vagina ein Ort ist, aus dem nur Monster oder gar die Eingeweide herauskommen.


    Und es scheint, als ob bei Ducasse es die unschuldigen Kindlein sind, die gequält werden. (Die de Sade'schen Opfer sind ein wenig älter, 16, 20, wenn ich mich recht erinnere.)

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  • Ein paar Seiten bin ich weitergekommen, und ich muss sagen, der liebe Comte macht es mir nicht leicht. Auf eine geniale Formulierung wie:


    Plötzlich lehrte ich ihn, [...] dass er, im Gegenteil, nur aus Bösem und einer winzigen Menge Gutem bestünde, welches die Gesetzgeber mit Mühe vor dem Verdunsten retten.


    folgt kaum zwei Seiten später eine gekünstelte Merkwürdigkeit wie:


    Ich ergreife die Feder, die den Zweiten Gesang konstruieren wird ... ein Instrument, das den Flügeln eines fuchsroten Seeadlers ausgerissen wurde.


    Hmpf. Ich kann mir nicht helfen, aber da bin ich gedanklich wieder bei einem sich irrigerweise ziemlich toll vorkommenden Deutschschüler.


    Aber nicht nur sprachlich, auch inhaltlich gibt der Autor es mir kalt-warm. Da wechseln sich scharfsinnige Beobachtungen mit dramatischer Effekthascherei ab ... ich schaffe es einfach (noch?) nicht, mir auch nur ein vorläufiges Urteil über das alles zu bilden. Nur das eine: dass ich hier ein ziemliches Kuriosum in Händen halte! :breitgrins:


    Das mit den Hispanozismen wird übrigens nicht erwähnt, das ist wirklich interessant.


    Und wenn ich mir deinen letzten Beitrag durchlese, Sandhofer, bin ich ja echt gespannt, was mich da noch erwartet! :entsetzt:


    PS:



    Wie überhaupt Ducasse sehr, sehr viele literarische Reminiszenzen einflicht.


    Bei sowas finde ich es dann immer besonders schade, dass ich noch nicht so viele Klassiker kenne.

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  • Hmpf. Ich kann mir nicht helfen, aber da bin ich gedanklich wieder bei einem sich irrigerweise ziemlich toll vorkommenden Deutschschüler.


    Aber nicht nur sprachlich, auch inhaltlich gibt der Autor es mir kalt-warm. Da wechseln sich scharfsinnige Beobachtungen mit dramatischer Effekthascherei ab ...


    Ähnliche Notizen habe ich mir gestern Abend auch gemacht, ich hatte den wiki-Artikel gelesen und das notiert:


    Maurice Blanchot 1949 in "Lautréamont und Sade" >>Bei Lautréamont findet man von Anfang an eine natürliche Auflehnung gegen die Ungerechtigkeit, eine starke Sehnsucht nach Tugend ... <<
    Ich denke, dass damit Blanchot genau den wunden bei Lautréamont aufdeckt, und warum Sade heute noch in aller Munde ist und Lautréamont in Vergessenheit geraten. Weil sich diese Gesänge absolut infantil lesen. Manchmal hört man ihn förmlich jammern wie ein Kind >>Eines Tages werden die Menschenmich gerecht behandeln; mehr sage ich dir nicht. Laß mich gehen, um auf den Grunde des Meeres meine nie endende Trauer zu verbergen. ...<< (Seite 17 1. gesang 7. Strophe) oder >> Ist mein Wesen nicht verändert? Ich spüre einen gewaltigen Hauchdes Trostes meine aufgeheiterte Stirn berühren wie der Frühlingswind die Hoffnung der Greise belebt. ...<< (Seite 40 vorletzte Strophe im 1. Gesang) Auf der anderen Seite möchte er den Leser schocken.
    Ferner möchte Lautréamont einen schlafgestörten Leser haben, dies wäre die beste Voraussetzung seine Gesänge zu lesen, vielleicht ein wenig Belladonna gefälligst :breitgrins:


    Nein, tut mir leid, ich kann damit absolut nichts anfangen :eis:


    LG
    Anita

    Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Nietzsche in &quot;Also sprach Zarathustra&quot;

  • Ich würde nicht sagen, dass ein Autor, der bei Flammarion verlegt wird, "in Vergessenheit geraten" ist. :zwinker: Der Marquis de Sade ist sicher bekannter, verdankt seinen zweifelhaften Ruhm aber wohl weniger literarischen Qualitäten (obwohl auch da einiges für ihn einzuwerfen wäre), als der Tatsache, dass man seine Texte bis heute als Mittel zum Zweck liest, nämlich, dass man sich daran aufgeilt. (Was nun wiederum de Sade Unrecht tut, aber das ist ein anderes Kapitel.)


    Der erste Gesang ist übrigens, meiner bescheidenen Meinung nach, von den vieren, die ich unterdessen gelesen habe (bzw. am vierten bin ich gerade dran), der schwächste. Danach hat sich Ducasse eingeschrieben, und die Jeremiaden bleiben aus. Dafür zeigt sich der schwarze Humor bzw. die absurde Komik des Buchs der 1000 Bücher.

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  • Wie ist's mit der Eloge auf den Floh: Buch 2, Strophe 9?


    Oder kurz vorher, als er beschreibt wie "der Allmächtige" menschliche Rümpfe frisst und dabei Hirn im Bart picken hat ... da sagt er so etwas Ähnliches wie: "Wer kann sich schon so frisches Hirn leisten?". :rollen:


    Mitten im 2. Gesang merke ich, dass ich schon wieder anfange, ganze Absätze nur zu überfliegen. Muss wohl wieder eine Pause einlegen und warten, bis die Konzentration(swilligkeit) wieder kommt ... tut mir leid, dass ich tempomäßig so dahinkrieche, aber flotter geht's irgendwie nicht!

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • 5. Gesang, 1. Strophe: Ducasse vergleicht die Komposition dieses Werks mit dem Flug gewisser Vögel. Interessant dabei ist, dass er diesen Abschnitt wortwörtlich aus einer naturkundlichen Enzyklopädie abgeschrieben hat. So wird ihm alles zur Poesie - ein echter Romantiker...

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  • Soweit, so fertig.


    Der 6. Gesang bringt, ganz in romantischer Tradition, dann noch einen Roman im Epos. Maldoror ist zwar wieder eine Hauptfigur des Romans.

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  • Für die, denen Maldoror mit seiner provokanten oder provozierten Schlechtigkeit auf den Keks geht, ist es vielleicht interessant zu wissen, dass Ducasse kurze Zeit nach Maldoror zwei kleine theoretische Werke (Essays) unter eigenem Namen veröffentlicht hat (Poésies I und Poésies II), in denen er die Position des Maldoror gänzlich zurücknimmt, mit explizitem Bezug auch auf den Maldoror.


    In seinen Briefen an den väterlichen Freund (also: sowohl ein Freund, der wie ein Vater zum Exil-Montevideo-Jüngling war (sein leiblicher Vater blieb in Montevideo, nur der Junior wurde mit 15 oder 16 zur Ausbildung nach Frankreich geschickt), wie auch der Freund des Vaters (und zugleich dessen Bankier in Frankreich - Ducasse stammte aus guten oder gar sehr guten Verhältnissen, hat auch die Publikation seiner Werke aus eigener Tasche bezahlt, offenbar ohne - im Gegensatz zu z.B. Schiller - auf einen pekuniären Gewinn dabei zu spekulieren) und Verwalter der väterlichen finanziellen Zuwendungen) bringt Ducasse das Argument, dass er die Schlechtigkeit Maldorors nur beschrieben habe, um im Leser eine Gegenreaktion, hin zum Guten, zu provozieren.


    Was ich noch sagen wollte: Maldoror sollte ja nur der Anfang eines grossen Werkes sein. Ducasse schwebte wohl so etwas im Stil von À la recherche du temps perdu vor, d.h. der Roman eines ganzen Lebens. Seines war dann zu kurz, um diese Absicht in die Tat umzusetzen.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Soweit, so fertig.


    Schon irgendwie tragisch, dass ausgerechnet der, der eigentlich im Vorhinein abspringen wollte, dann der Einzige war, der konsequent bei der Sache blieb. Mädels, spricht das nun gegen uns oder gegen Maldoror? :elch:


    Ich habe den zweiten Gesang beendet, aber seitenweise wirklich nur überflogen. Sandhofer, hast du den Schreibstil überhaupt nicht anstrengend gefunden? Ich plage mich sehr damit! Manche Strophen oder auch nur Stellen sprechen mich zwar an, wie die mit dem schwarzhaarigen Mädchen, dass Maldoror eine Zeitlang nachstellt, oder auch gewisse Formulierungen, die mir ziemlich brilliant vorkommen. Aber ich möchte nicht wissen, wieviele solcher Nadeln ich in dem - pardon - Heuhaufen überlesen habe, weil ich genervt abgeschweift bin. Meistens muss ich mich zur Konzentration zwingen, in einen richtigen Lesefluss bin ich erst ganz selten gekommen.


    Ich weiß nun auch nicht so recht, wie es weitergehen soll, im Augenblick habe ich die Lust nämlich verloren ... :sauer:

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;


  • Für die, denen Maldoror mit seiner provokanten oder provozierten Schlechtigkeit auf den Keks geht, ist es vielleicht interessant zu wissen, dass Ducasse kurze Zeit nach Maldoror zwei kleine theoretische Werke (Essays) unter eigenem Namen veröffentlicht hat (Poésies I und Poésies II), in denen er die Position des Maldoror gänzlich zurücknimmt, mit explizitem Bezug auch auf den Maldoror.


    Aha ...



    das Argument, dass er die Schlechtigkeit Maldorors nur beschrieben habe, um im Leser eine Gegenreaktion, hin zum Guten, zu provozieren.


    Ahaaa ... naja. Vielleicht fruchtet der Versuch bei anderen ja mehr als bei mir. :schulterzuck:


    Was ich noch sagen wollte: Maldoror sollte ja nur der Anfang eines grossen Werkes sein. Ducasse schwebte wohl so etwas im Stil von À la recherche du temps perdu vor, d.h. der Roman eines ganzen Lebens.


    Man stelle sich vor ... ein paar tausend Seiten solcher Gesänge!? :entsetzt:

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • Sandhofer, hast du den Schreibstil überhaupt nicht anstrengend gefunden?


    Doch. Ich habe allerdings auf Französisch gelesen, wo so etwas eher "gepflegt" wirkt und gepflegt wird; auch ist das Französische schlussendlich meist doch einfacher als das Deutsche, weil da das Verb immer an gleicher Stelle steht, was das Erfassen von Schachtelhalmsätzen à la Lautréamont erleichtert. Es ist, selbst wenn er hin und wieder in epische Diktion abschweift und z.B. zu Beginn jeder Strophe eine Variation des klassischen Anrufs an die Musen bringt, - es ist halt doch "gelehrtes Französisch", das Ducasse verwendet.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • So - ich habe nun einen zweiten Anlauf mit dem dritten Gesang gewagt und bin diesmal über die erste Seite (sogar Strophe) hinausgekommen! :elch:


    Diese - die mit den am Strand reitenden Brüdern - war allerdings wieder ein Fall von "Was, um Himmels Willen, will mir der Autor damit sagen??". Vielleicht bin ich wirklich zu dumm, oder ich habe noch immer eine ganz falsche Herangehensweise, aber für mich ist das Lesen nach wie vor Anstrengung pur. Ich habe auch schon versucht, die Sache ganz anders anzupacken, die kognitive Hirnhälfte mehr oder weniger auszuschalten und mich stattdessen einfach dem "Flow" hinzugeben, alles ganz passiv wirken zu lassen und danach erst nachzuschauen, was an Eindrücken übrig bleibt ... klappt so ganz ohne Drogen leider auch nicht recht. :rollen:
    Ich glaube, um wirklich eine Aussage herausziehen zu können, müsste ich ständig innehalten, reflektieren und recherchieren ... aber um mich für so eine Prozedur zu motivieren, gefällt es mir leider einfach nicht gut genug. :sauer:


    Doch. Ich habe allerdings auf Französisch gelesen, wo so etwas eher "gepflegt" wirkt und gepflegt wird; auch ist das Französische schlussendlich meist doch einfacher als das Deutsche, weil da das Verb immer an gleicher Stelle steht, was das Erfassen von Schachtelhalmsätzen à la Lautréamont erleichtert.


    Darum beneide ich dich. Gerade wenn die Sprache so ins Gewicht fällt wie offenbar hier, könnte ich gerne im Original lesen. Für mich kommt da nur Englisch in Frage, und selbst da gehen richtig schwierige Sachen nicht mehr sinnerfassend und flüssig gleichzeitig.


    Die zweite Strophe (mit der tanzenden Wahnsinnigen) verspricht wieder zugänglicher zu werden, damit tue ich mich bisher leichter. Überhaupt scheine ich mit den realistischeren Strophen besser zurecht zu kommen, die allzu surrealen bekomme ich irgendwie nicht richtig zu fassen.


    Ich würde wirklich lieber mehr zum Inhalt als über meine Schwierigkeiten mit dem Buch posten, aber das eine verschleiert mir das andere leider ziemlich ...

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

  • Wider Erwarten den 3. Gesang beendet (dachte zwischendurch mal, jetzt würde ich endgültig das Handtuch werfen) ...
    Jedenfalls hat es sich bestätigt, dass die (mit dicken, fetten Anführungszeichen) "realistischeren" Strophen für mich die lesbareren sind - was leider nicht heißt, dass ich mir mehr damit anzufangen weiß. Aber die Wahnsinnige, die die Schändung ihrer Tochter beschreibt, oder Gott, der ein Puff besucht, konnte ich zumindest flüssig durchlesen. Beim Adler-Drachen-Kampf bin ich wiederum völlig ausgestiegen ... :rollen:


    Jetzt mal ganz ernsthaft: WAS ist der künstlerische/literarische Wert des Ganzen? Ich kann einfach keinen Sinn hinter der Sache erkennen, außer dass der Autor 1. schocken und 2. seine perversen Phantasien verbalisieren will. Die paar Anspielungen und Querverweise (oder vielleicht sind's auch mehr, und ich erkenne sie bloß nicht) scheinen mir eher nettes Beiwerk als sonstwas zu sein.


    Allerdings war ich gerade recht überrascht, in einem halben Satz eines Online-Zeitungsartikels über Lautréamont und seinen Maldoror gestolpert zu sein ... klick

    &quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of books she wants to read, who has had a library card since she was twelve.&quot;

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  • WAS ist der künstlerische/literarische Wert des Ganzen?


    Es ist der Roman eines jungen Intellektellen. Ducasse hat schon mit 20 offenbar Gott und die Welt gelesen und sie in seinem Epos verwurstet. Es ist (auch) eine Parodie auf klassische Epen - schon vom Sprachduktus her.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Es ist der Roman eines jungen Intellektellen. Ducasse hat schon mit 20 offenbar Gott und die Welt gelesen und sie in seinem Epos verwurstet.


    Ok, stimmt ...



    Es ist (auch) eine Parodie auf klassische Epen - schon vom Sprachduktus her.


    Parodie, hmm ... sowas fällt einem natürlich nicht auf, wenn man das parodierte Original nicht kennt.

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  • Parodie, hmm ... sowas fällt einem natürlich nicht auf, wenn man das parodierte Original nicht kennt.


    Wie gesagt: In vielem auch das Werk eines jungen Intellektuellen. Wobei seine Bilder zum Teil schon einzigartig sind.

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