Februar 2010: Siegfried Lenz - Deutschstunde

  • Ich kann mit der Rolle der Mutter auch noch nichts anfangen, allerdings bin ich noch nicht so weit wie thebi. Ich stecke gerade mitten im 7. Kapitel. Die Weigerung von Siggi seine Arbeit zu beenden fand ich super, damit hat der Direktor wohl nicht gerechnet.


    Und ich kann josmar nur zustimmen, ich denke auch, dass sich der Maler überlegen fühlt.
    Mit Klaas kann ich noch nichts anfangen. Warum ist er ausgebrochen, warum hat er sich selbst verletzt und warum sind die Eltern so hart und würden ihrem eigenen Sohn nicht helfen? Auf diese Fragen hätte ich noch gerne eine Antwort.


    Katrin

  • Hallo!


    Mit Klaas kann ich noch nichts anfangen. Warum ist er ausgebrochen, warum hat er sich selbst verletzt und warum sind die Eltern so hart und würden ihrem eigenen Sohn nicht helfen? Auf diese Fragen hätte ich noch gerne eine Antwort.


    Tja, da kann ich Dir wohl im Moment nicht so wirklich helfen, ohne vorzugreifen... :zwinker:
    Aber die Frage über das "Warum er sich verletzte" wurde sogar schon ansatzweise geklärt und wenn nicht, kommt eine Erklärung noch... Ist nicht wirklich ausführlich, aber ausreichend... Und ein kleiner Hinweis zum

    warum sind die Eltern so hart und würden ihrem eigenen Sohn nicht helfen?

    - es hat etwas mit dem Thema des Aufsatzes zu tun "die Freuden der Pflicht" - (ich hoffe, ich habe nicht zuviel vorweggenommen...).


    Nunja, viel Spaß beim Weiterlesen erstmal... :lesen: Durchhalten, ich persönlich habe bei zwei Kapiteln eine groooße Länge gespürt und musste mich zwingen, konzentriert weiterzulesen, aber: es lohnt sich !! :klatschen: :wink: Bin heute vormittag fertig geworden und bin wirklich froh, dass ich über Euch dazu motiviert wurde, dieses Buch zu lesen - Danke!! :herz: :tipp: LG Biggi

  • Guten Morgen,


    thebi, Du bist aber schnell! Schön, dass Dir das Buch so gefallen hat - ich hoffe, Du bleibst unserer Leserunde noch ein bißchen erhalten :winken:


    Die Geschichte um Klaas finde ich auch sehr spannend. Er hat sich ja selbst verletzt (ich schätze mal, mit dem Ziel, dem Kriegsdienst zu entgehen). Ob das aber der alleinige Grund ist, dass seine Eltern ihn praktisch verstoßen haben? Das Gespräch zwischen Gudrun und Jens habe ich jedenfalls so gedeutet, dass sie ihn, wenn er bei ihnen auftaucht, anzeigen würden. Ich meine, da muss noch mehr als die Selbstverstümmelung dahinter stecken. Interessant übrigens, dass der Maler Klaas helfen will. Macht er das jetzt, obwohl er von Jens getriezt wird? Oder will er ihm (wenn er weiß, wie er zu Klaas steht) gerade eins auswischen?


    Auch das Gespräch mit dem Briefträger war aufschlussreich. Die Dorfbewohner sind also auch der Ansicht, dass der Polizeiposten seinen Auftrag übererfüllt. Er macht es sich natürlich auch etwas einfach, wenn er sagt, er tut seine Pflicht, was danach kommt, weiß er nicht: Der Briefträger wusste ja auch, was mit den Bildern passiert ist (und so entartet, dass man nicht noch Geld damit machen konnte, waren sie offensichtlich nicht! Gier vor Überzeugung).


    Die Mutter kann ich ebenfalls noch nicht recht einschätzen. Soll mit der Episode, als sie sich in Siggis Bett legt, angedeutet werden, dass sie ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter entfliehen will? Siggi erwähnt ja nur, dass das später immer häufiger vorkommt. Dass das ganze aus seiner Sicht (eines Kindes), ohne Interpretation, geschildert wird, gefällt mir sehr gut, das lässt Raum für eigene Deutungen.


    Viele Grüße
    Manjula

    [size=10px] "Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden." [/size]

  • Hallo alle zusammen,



    thebi, Du bist aber schnell! Schön, dass Dir das Buch so gefallen hat - ich hoffe, Du bleibst unserer Leserunde noch ein bißchen erhalten :winken:


    Ja, das hoffe ich auch, dass du uns dennoch weiter begleitest, auch wenn du schon fertig bist.




    Die Geschichte um Klaas finde ich auch sehr spannend. Das Gespräch zwischen Gudrun und Jens habe ich jedenfalls so gedeutet, dass sie ihn, wenn er bei ihnen auftaucht, anzeigen würden. Ich meine, da muss noch mehr als die Selbstverstümmelung dahinter stecken. Interessant übrigens, dass der Maler Klaas helfen will. Macht er das jetzt, obwohl er von Jens getriezt wird? Oder will er ihm (wenn er weiß, wie er zu Klaas steht) gerade eins auswischen?


    Naja, vielleicht kann es auch sein, dass wenn sie ihm helfen sie ebenfalls angeklagt werden und wegen Hilfe eines Kriegsverweigerers sogar vor Gericht landen könnten.
    Dass der Maler Klaas hilft finde ich sehr gut und ich denke nicht, dass er Jens eins auswischen will, sondern dass er einfach helfen will und keine Angst vor den Konsequenzen hat.




    Auch das Gespräch mit dem Briefträger war aufschlussreich. Der Briefträger wusste ja auch, was mit den Bildern passiert ist (und so entartet, dass man nicht noch Geld damit machen konnte, waren sie offensichtlich nicht! Gier vor Überzeugung).


    Daran sieht man wenigstens dass damals viele Menschen die Augen verschlossen haben und auch im Nachhinein gesagt haben, dass sie vieles nicht gewusst haben. Dabei haben sie nur die Augen verschlossen und wollten es gar nicht sehen. Genau das Gefühl habe ich bei ihm auch. Er schiebt alles auf seine Pflicht und das bewahrt ihn davor zu denken.




    Die Mutter kann ich ebenfalls noch nicht recht einschätzen. Soll mit der Episode, als sie sich in Siggis Bett legt, angedeutet werden, dass sie ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter entfliehen will? Siggi erwähnt ja nur, dass das später immer häufiger vorkommt. Dass das ganze aus seiner Sicht (eines Kindes), ohne Interpretation, geschildert wird, gefällt mir sehr gut, das lässt Raum für eigene Deutungen.


    Das ist eine gute Frage. Ich habe in diese Szene eigentlich gar nichts reininterpretiert, aber deine Auslegungen sind auch nicht schlecht.


    Katrin

  • Hallo!!
    Natürlich bleibe ich Euch noch ein wenig erhalten, bin ja auch gespannt darauf, wie es Euch gefällt bzw. gefallen hat und wie Ihr bestimmte Sachen interpretiert... :zwinker:
    Allerdings habe ich etwas Probleme mit "Zitieren" :rollen:


    Also um auf Klaas bzw. dessen Kriegsverweigerung und Selbstverstümmelung zurückzukommen: ich denke schon, dass es für die Eltern, besonders wohl für den Vater, seeeehr schlimm war, als Klaas sogar so weit ging, sich selbst zu verstümmeln, um seiner "hochheiligen Pflicht" im Kriegsdienst zu entgehen...


    In welchem Kapitel bist Du übrigens Manjula - damit wir nichts vorwegnehmen...?


    Ja, ich denke auch, dass der Maler einfach hilft, weil jemand in Not ist. Er ist sich wohl schon der möglichen Folgen bewusst, aber kann nicht anders als helfen, oder? Und er hat wohl erkannt, dass Klaas niemanden sonst hat (wenn er sich noch nicht einmal nach Hause traut...!).



    Das mit der Mutter, die sich in Siggis Bett legt, fand ich auch seltsam und hätte mir gerne eine genauere Erklärung gewünscht, vor allem im Hinblick darauf, dass es ja später noch oft vorkommen sollte (wie Siggi selbst sagt). Warum- Wieso - Weshalb ich habe es auch nicht erkannt und es hat mich irgendwann auch nicht mehr so sehr interessiert....
    So, nun weiterhin viel Spaß beim Lesen und einen schönen Abend noch !!! :lesen: Biggi

  • Guten Morgen,


    thebi, ich habe eben das Kapitel beendet, in dem Siggi dem Direktor und der Psychologenrunde vorgestellt wird. 105 Tage schreibt er nun schon! Und er lässt sich weder durch den Direktor noch durch seine Kameraden bzw. die Chance auf Flucht davon abbringen. Der Wächter scheint ihm seine Hartnäckigkeit (übrigens: was für ein Unterschied zu dem leicht ablenkbaren Siggi vom Beginn) übel zu nehmen und bezeichnet ihn als Ischarioth. Aber warum fühlt Joswig sich von ihm verraten? Dass er irgendetwas mit der Nansengeschichte zu tun hatte, glaube ich nicht. Meine Deutung: er hat mit dem Naziregime sympathisiert oder zumindest keinen Widerstand geleistet, und fühlt sich nun auch durch unpersönliche Anklagen persönlich getroffen.


    Dass die Eltern Klaas wegen seiner Verstümmelung so ablehnen, kann ich immer noch nicht nachvollziehen. Ihnen ist seine "Pflicht" also wichtiger als sein seelisches und körperliches Wohlergehen :rollen:


    Die Rolle des Malers wird zunehmend zwiespältig. Dass er etwas herablassend gegenüber Jens ist, sehe ich inzwischen auch so (die Episode mit den unsichtbaren Bildern zeigt das ja; andererseits verhält Jens sich da so dumm, dass ich Nansen gut verstehen kann, dass er ihn ein bißchen hochnimmt). Insgesamt hatte ich von ihm bisher aber einen guten Eindruck. Der Bericht des Psychologen zeigt aber auch andere Seiten: er hat etwas gegen Pazifisten und Homosexuelle, und seine Haltung gegenüber der NSDAP hat sich erst geändert, als er persönlich betroffen war (witzig aber seine Begründung, er habe eine Farballergie... ).


    Was haltet Ihr von der Episode mit dem zweiten Gesicht? Es passt gar nicht zu dem nüchternen Jens, finde ich. Verständlich, dass Siggi Angst bekommt, der Vater könnte nun sein Geheimnis erraten. Auch in diesem Kapitel musste ich schmunzeln, und zwar als der Wirt Jens' "schichtiges Kieken" nutzen wollte - um die Erfolgschancen für eine Eierlikörfabrik zu testen :breitgrins:.


    Viele Grüße
    Manjula

    [size=10px] "Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden." [/size]

  • Hallo !!


    Ja, Siggi schreibt nun schon sehr lange... Interessant, dass er nun sogar darum bitten muss, seine Strafarbeit weiterschreiben zu dürfen...


    Der Wächter scheint ihm seine Hartnäckigkeit (übrigens: was für ein Unterschied zu dem leicht ablenkbaren Siggi vom Beginn) übel zu nehmen und bezeichnet ihn als Ischarioth. Aber warum fühlt Joswig sich von ihm verraten? Dass er irgendetwas mit der Nansengeschichte zu tun hatte, glaube ich nicht. Meine Deutung: er hat mit dem Naziregime sympathisiert oder zumindest keinen Widerstand geleistet, und fühlt sich nun auch durch unpersönliche Anklagen persönlich getroffen.


    Glaubst Du, dass Joswig den Inhalt der Hefte zu diesem Zeitpunkt überhaupt genau kennt?? Ich bin nicht sicher... Ich vermute hier eher, er fühlt sich von Siggi verraten, weil er es vorzieht zu schreiben, alleine zu sein, anstatt am "normalen" Alltag der Besserungsanstalt teilzunehmen. Er sagt doch: "Du, deine Freunde, ihr alle: für euch ist man da, man drückt euch ans Herz, opfert sich auf. Und was macht ihr? " Ich deute es so, dass er es einfach persönlich nimmt, dass er nicht auf Joswigs Gutmütigkeit angewiesen ist, sondern seinen eigenen Weg gefunden hat, mit der Strafe umzugehen... - oder liege ich falsch?? Deswegen vielleicht auch der Entzug der Zigaretten am Ende des Kapitels.

    Dass die Eltern Klaas wegen seiner Verstümmelung so ablehnen, kann ich immer noch nicht nachvollziehen. Ihnen ist seine "Pflicht" also wichtiger als sein seelisches und körperliches Wohlergehen :rollen:

    -Dazu kann ich nur sagen: JA!! Wahrscheinlich würde Jens jetzt sagen: "Er ist selbst daran schuld"...


    Tja, und der Maler... Ja, es ist eindeutig so, dass er Jens überlegen ist und ihm dies inzwischen auch zeigt. Er ist sympathisch, er hilft, lässt niemanden im Stich. Was hat es mit der Farballergie ausgerechnet gegen "Braun" auf sich? Vielleicht politisch? Hier lernt man bisher unbekannte Seiten vom Maler kennen...


    Das zweite Gesicht kam wirklich sehr überraschend, auch für Jens. Das war wirklich lustig, als der Wirt "mehr" erfahren wollte und hoffte, Jens könne auf Befehl in die Zukunft schauen ;-)


    Spannend,nicht wahr?? Viel Sapß weiterhin... LG Biggi

  • Hallo,


    mittlerweile habe ich auch nur noch knapp 100 Seiten vor mir.


    Mir ist im Kapitel 13 "Lebenskunde" die Situation beim Volkssturm sehr in Erinnerung geblieben.


    Nansen steht zum Abend hin auf und verkündet jetzt einfach nach Hause zu gehen.
    >Es wird dunkel, sagte der Maler, da möchte man zu Hause sein<.
    Herrlich, wären der Krieg und der sinnlose Volkssturm nicht so schlimm, so muß man diese Situation schon fast als grotesk bezeichnen. Vater Jepsen kann dann auch nur so reagieren, daß er die Dienstwaffe auf den Maler richtet und droht.
    >Der Maler sagte: Ich werde gehen, Jens< und etwas weiter: >Nichts, nicht einmal das Ende verändert euch. Man muß darauf warten, bis ihr ausgestorben seid.<
    Vater Jepsen kann nicht anders reagieren, er ist Befehlsempfänger und führt sie ohne weiteres aus. Aber für mich wird auch hier ganz deutlich, Nansen fühlt sich überlegen, hat eine ganz andere Moral und Sicht als Vater Jepsen. Zwei völlig verschiedene Ebenen treffen aufeinander. Fast habe ich schon Mitleid mit dem kleinen Polizisten Jepsen, dessen ganzes Bestreben es zu sein scheint, seine kleine, heile Spießerwelt mit allen Mitteln aufrechtzuhalten!
    Ich frage mich nur, ob Lenz es bewußt so konstruiert hat, daß der Leser den Eindruck der Überlegenheit Nansens hat. Ist die Figur von vornherein so angelegt gewesen oder hat sie sich entwickelt. Aber vllt. liege ich ja mit dieser Einschätzung völlig schief!?


    Gruß
    josmar

  • Hallo!
    Wow, da bist Du ja heute ganz schön weit gekommen ;-).
    Ja, diese Szene fand ich auch toll. Und am schönsten fand ich, dass sich die anderen beiden auf seine Seite gestellt haben und mit ihm gegangen sind!! Was wäre wohl passiert, wenn nicht???


    Naja, ich denke schon, dass der Maler bewusst als Kontrast zum pflichtbewussten Jepsen geschaffen wurde. Immerhin wird ja durch sein Aufbegehren gegen das Malverbot und durch seine Gleichgültigkeit gegenüber den Bestimmungen ja erst deutlich, welchen Widrigkeiten man oft begegnet während der Ausübung seiner Pflicht. Er ist das Kontra, gleichzeitig ein "Opfer der Pflicht".


    Was mich interessieren würde: ich verstehe nicht so wirklich, was es mit dem Bericht / der Studienarbeit von Wolfgang Mackenroth auf sich hat... Soll diese Studienarbiet dem Leser nur dazu dienen, das Geschehen / die Charaktere aus einer anderen Sicht und Perspektive zu sehen, nicht nur aus Siggi's Sicht, der ja viele Dinge aus Sicht eines Kindes erlebt hat?? Oder hat es noch einen tieferen Sinn??


    Besonders gut gefallen hat mir die Stelle, als Joswig Siggi um Rat fragt bezüglich des geplanten Ausbruchversuches. Hier hätte mich schon wirklich interessiert, wie es letztendlich geendet hat (der Ausbruch, wie hat Joswig sich verhalten - wie von Siggi geraten?). So ging es mir hier oft - zu gerne hätte ich an vielen PUnkten das Ergebnis erfahren, den weiteren Verlauf, auch wenn es ja nicht wirklich darum geht, sonder um die "Pflicht".


    Schade, aber so ist es eben ;-).
    Schönen Abend noch"
    LG Biggi

  • Das mit dem zweiten Gesicht fand ich sehr amüsant und ich musste lachen als plötzlich der Wirt wissen wollte wie er sich bezüglich seiner Zukunft entscheiden soll.


    Deine Theorie, thebi, dass Joswig deswegen sauer ist weil Siggi seinen eigenen Weg gefunden hat finde ich sehr interessant. Kann aber durchaus zutreffen, denn ich denke ebenfalls nicht, dass er den Inhalt der Hefte kennt. Die hat meiner Ansicht nach nur der Direktor durchgelesen.


    Auf den bevorstehenden Ausbruch (wenn er denn wirklich stattfindet) bin ich schon sehr gespannt. Leider komme ich nicht annäherend so schnell voran wie ich gerne hätte, aber das Buch fesselt mich dennoch weiter.


    Katrin

  • Hallo!
    Sorry, habe ich da wieder was vorweggenommen :rollen:(mit dem Ausbruch...).
    Lass Dich nicht hetzen, nimm Dir Zeit,man kann dieses Buch nicht nebenbei und schnell lesen. Ich hatte wohl einfach etwas mehr Zeit. Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst, wäre sonst schade...
    Am besten Du schreibst nur immer genau, bei welchem Kapitel Du bist bzw. welches Du beendest hast, damit ich nicht vorgreife :redface:
    Tschüüüüss!!
    LG Biggi

  • Guten Morgen,


    mit Joswig habt Ihr sicher recht - es ist unwahrscheinlich, dass er den Inhalt der Hefte kennt, daran habe ich gar nicht gedacht. Thebis Theorie erscheint mir deshalb plausibel. Allerdings hart, dass Joswig Siggi als Ischariot bezeichnet.


    Ich bin jetzt an der Stelle angelangt, wo Jens wegen Klaas den Arzt holt. Vorher hat er ja nach langer Großzügigkeit (aus seiner Sicht) endlich ein Bild beschlagnahmt, und ich hatte schon das Gefühl, dass er er Genugtuung empfindet, immerhin hat der Maler gleich zwei Verbote mißachtet. Aus seinem Gespräch mit Gudrun danach wird deutlich, dass er die Malerei Nansens sehr ablehnt, seine Aussage, dass die Figuren sicher kein Deutsch sprächen, klingt schon sehr "völkisch". Die Überwachung des Verbots widerstrebt also nicht seinen Überzeugungen, sondern ist tatsächlich eine "freudige Pflicht".


    In gewisser Weise kann ich sein Verhalten gegenüber Nansen jetzt besser verstehen, er geht ja wirklich davon aus, dass dessen Kunst schändlich (vielleicht sogar für ihn selbst) ist. Absolut nicht verstehen kann ich seine Haltung gegenüber Klaas. Wenn jemand derartige Angst vor dem Krieg hat, dass er sich selbst verstümmelt, sollte das doch selbst bei einem völlig Fremden Mitleid hervorrufen; umso mehr beim eigenen Sohn. Aber es ist wohl unmöglich, sich in die Denkwelt von Menschen zu versetzen, die in einer Diktatur leben.


    Mutig finde ich Siggis Bilderaustausch. Ob wohl die Verantwortlichen seine Kunst auch als entartet ansehen? :zwinker:


    Viele Grüße
    Manjula

    [size=10px] &quot;Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden.&quot; [/size]

  • thebi: Nein, du hast nichts vorweggenommen, da ich aus deinem Beitrag nicht rauslesen konnte ob sie es denn wirklich schaffen oder ob es nur beim Versuch bleibt. Und ganz ehrlich: Ich bin nicht der Typ der gleich beleidigt ist wenn er mal weiß wie es weitergeht. Das stört mich kein bisschen.


    Und ist bei vielen Leserunden auch oft gar nicht zu vermeiden. Da man selber vielleicht weiter ist als die anderen ist es ganz natürlich dass man andere Aspekte beschreibt. Von daher freue ich mich über weitere Kommentare von dir :winken:


    Katrin


  • Ich bin jetzt an der Stelle angelangt, wo Jens wegen Klaas den Arzt holt. Vorher hat er ja nach langer Großzügigkeit (aus seiner Sicht) endlich ein Bild beschlagnahmt, und ich hatte schon das Gefühl, dass er er Genugtuung empfindet, immerhin hat der Maler gleich zwei Verbote mißachtet. Aus seinem Gespräch mit Gudrun danach wird deutlich, dass er die Malerei Nansens sehr ablehnt, seine Aussage, dass die Figuren sicher kein Deutsch sprächen, klingt schon sehr "völkisch". Die Überwachung des Verbots widerstrebt also nicht seinen Überzeugungen, sondern ist tatsächlich eine "freudige Pflicht".


    In gewisser Weise kann ich sein Verhalten gegenüber Nansen jetzt besser verstehen, er geht ja wirklich davon aus, dass dessen Kunst schändlich (vielleicht sogar für ihn selbst) ist


    Ja, ich denke auch, dass Gudrun und Jens die Bilder des Malers nicht "verstehen", sie sehen nur die gemalte Oberfläche, aber nicht dahinter. Sie denken, sie erweisen dem Maler noch einen Gefallen, sie wollen ihn sozusagen "retten" und zu "ihrer Art" zurückbringen. Max hat sich ihrer Meinung sehr verändert und malt ja nur deshalb so seltsame Bilder, um dem Ausland zu gefallen... Und das Ausland ist "schlecht". Und als der Maler versucht, sich mit Jens zu einigen, ihm einen Vorschlag machen will, wie sie in der nächsten Zeit miteinander umgehen wollen, ist Jens gar nicht bereit, sich den Vorschlag auch nur anzuhören. Später sagt er sogar zu Gudrun: "Eine Freundschaft ist doch kein Freibrief für alles." Er hat also gar nicht vor, seinem Freund entgegenzukommen, ein Auge zuzudrücken. Es reicht ihm nicht einmal, als Max ein Bild zerreißt, nein, er muss selbst die Schnipsel einsammeln und als Beweismaterial mitnehmen - toll, wie Siggi das Bild zusammensetzt und später austauscht - habe mir die Gesichter derer vorgestellt, die sich unter größter Anstrengung diees Bild später zusammengesetzt und sich gefragt haben, was das Bild wohl ausdrücken soll... :breitgrins:




    Absolut nicht verstehen kann ich seine Haltung gegenüber Klaas. Wenn jemand derartige Angst vor dem Krieg hat, dass er sich selbst verstümmelt, sollte das doch selbst bei einem völlig Fremden Mitleid hervorrufen; umso mehr beim eigenen Sohn. Aber es ist wohl unmöglich, sich in die Denkwelt von Menschen zu versetzen, die in einer Diktatur leben.


    Ich bin nicht wirklich sicher, wie ich das deuten soll... Manchmal dachte ich, dass die Mutter Klaas schon wieder aufnehmen würde (als sie seine Hand nimmt, dann aber aus dem Zimmer geht). Aber haben sie denn eine andere Wahl als ihn auszuliefern (aus ihrer Sicht??). In dem Moment, wo sie ihn verstecken - einige wissen ja davon - wäre Jens ja unglaubwürdig in seiner Stellung als Polizeiposten, er könnte sein Malverbot nicht mehr überwachen und es wäre klar, daß er seinen Arbeit loswäre und selbst bestraft würde, , sobald sie Klaas finden-sie würden ihn ja zuerst hier suchen. Also bleibt Jens in dieser Situation tatsächlich nichts anderes übrig - oder liege ich falsch?Ich hatte zwischenzeitlich durchaus den Eindruck, als ob Jens ihn schon gerne zu Hause behalten wollte und er nur widerstrebend alles weitere in die Wege leitete... Ich denke, Jens wird ständig hin- und hergerissen, sei es mit dem Maler, mit Klaas, mit dem Wirt, der den "Feindsender" hört. Immer wieder muß er sich entscheiden zwischen Freundschaft und Pflicht. Aber die Pflicht steht für ihn an oberster STelle und er kann andere nicht verstehen, für die es nicht so ist (wobei wird nicht wirklich wissen, wie er im Falle des "Feindsenders" gehandelt hat - oder ist mir etwas entgangen?).

  • Guten Morgen,


    ja, Jens ist als Polizeiposten da sicher in einer schwierigen Situation. Und obwohl einige Dorfbewohner schon in Zusammenhang mit Nansen signalisiert haben, dass sie nicht völlig mit dem Regime übereinstimmen, kann er nicht sicher davon ausgehen, dass ihn niemand verraten würde. Aber: es ist doch sein Sohn! Er macht ja nicht mal den Versuch, ihn zu retten. Nansens Frage, ob er etwas für ihn tun könne, kann man doch als Hilfeangebot deuten. Es würde ihm sicher sauer werden, dies anzunehmen, da er ja wieder in seiner Schuld stünde, aber er scheint es nicht mal in Erwägung zu ziehen. Sondern zeigt Klaas statt dessen aktiv an. Darüber komme ich nicht hinweg.


    Das Kapitel über Nansens Abholung beginnt ja recht brutal mit dieser Notschlachtung. Hoffentlich soll damit nicht das Schicksal des Malers vorweggenommen werden. Der war übrigens sehr ruhig bei seiner Abholung. Dass Jens so auf die Ausnutzung der halben Stunde pocht, hat etwas von einer buchhalterischen Grausamkeit. Und Siggi war wieder sehr mutig, schon wieder hat er ein Bild gerettet.


    Beim nächsten Kapitel ist mir wieder deutlich aufgefallen, was Ihr auch schon erwähnt habt: dass Lenz offene Enden erst mal stehen lässt und mit einer vermeintlich völlig unspannenden Szene (hier Siggi und Hilke beim Buttpeddeln - den Ausdruck habe ich auch noch nie gehört) weitermacht. Mit dem schleichenden Doktor schien es dann wieder spannend zu werden, da sind mir aber die Augen zugefallen :zwinker:



    Es reicht ihm nicht einmal, als Max ein Bild zerreißt, nein, er muss selbst die Schnipsel einsammeln und als Beweismaterial mitnehmen - toll, wie Siggi das Bild zusammensetzt und später austauscht - habe mir die Gesichter derer vorgestellt, die sich unter größter Anstrengung diees Bild später zusammengesetzt und sich gefragt haben, was das Bild wohl ausdrücken soll... :breitgrins:


    Bei der Vorstellung musste ich auch grinsen. Da könnten sie ja mit Recht behaupten, moderne Kunst sei Kinderkram :breitgrins:


    Viele Grüße
    Manjula

    [size=10px] &quot;Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden.&quot; [/size]

  • Hallo! :winken:
    Tja, das war schon wirklich hart, was Jens mit Klaas gemacht hat... Ich konnte es auch nicht wirklich glauben...


    Ja die Abholung Nansens... Die Notschlachtung war ziemlich brutal, aber auch hier zeigte Nansen wieder, dass es Dinge gibt, die wichtiger als Gehorsam sind - nämlich die Erlösung des Tieres von seinen Qualen!
    War es nicht fast schon rührend, wie sehr Jens sich bemühte, sich immer wieder vor dem Maler zu rechtfertigen "Du hast es selbst so gewollt" usw. Der Maler zeigt auch hier wieder seine Überlegenheit, indem er sich ruhig und fast ohne Worte fertigmacht. Und Jens hofft irgendwie auf eine Antwort von Nansen, aber er bekommt keine, was ihm gar nicht passt... Der Maler gibt ihm nicht die "Absolution". Und der Maler bittet Siggi zum ersten Mal wirklich darum, ihm zu helfen.
    Etwas weiter habe ich fast die Luft angehalten, ob Busbeck und der Maler ihm überhaupt weiter vertrauen, als er ein Versteck preisgibt - klar, er hatte ja eigentlich genau das Gegenteil vorgehabt, aber leider... Ich dachte nur: ob sie nun nicht denken müssen, dass auch Siggi sie verraten hat??


    Übrigens: was haltet Ihr von Balthasar???
    Bis später :winken:
    LG Biggi

  • Ich bin nach wie vor am Ball, komme aber nicht wirklich voran. In den nächsten Tagen komme ich auch sehr wenig zum Lesen, ich werde mich daher leider erst wieder gegen Ende der Woche genauer melden können.


    Katrin

  • Guten Morgen zusammen,


    so, gestern bin ich auch zu der Szene mit dem Volkssturm gekommen. Absurd und sinnlos, das trifft es wirklich. Ich hatte hier aber nicht das Gefühl, dass Nansen sich herablassend verhält. Eher, dass er versucht, die Fassade (dass der Volkssturm sinnvoll sein könnte) aufrecht zu erhalten, es aber irgendwann nicht mehr kann, weil er erkennt, wie grotesk das Ganze ist. Wenn man das Ganze streng sieht, war er auch bis zu diesem Zeitpunkt pflichtbewusster als Jens; er hat Wache gehalten und nicht Karten gespielt. Ich finde, hier sieht man sehr schön Jepsens Auffassung von Pflicht: er hat wohl den Befehl erhalten, sich einzugraben und evtl. auftauchende Feinde abzuschießen - und mehr macht er auch nicht. Eigeninitiative (z.B. Wachen einzuteilen) übernimmt er nicht. Der typische Befehlsempfänger. Und ein einmal erteilter Befehl gilt fort: auch nach dem Krieg fühlt er sich verpflichtet, Nansens Bilder zu vernichten.


    Naja, immerhin ist er konsequent. Die Gegenposition ist Bernt Maltzahn, der seine Attacken gegen den Maler später ganz anders gedeutet haben will; geradezu regimekritisch sei er gewesen. Es scheint, als ob Nansen damit schlechter klar kommt als mit Jens' Sturheit: Maltzahn wirft er heraus, für Jens findet er fast versöhnliche Worte.


    Zitat

    Welche Möglichkeiten hat denn einer, der nur seine Pflicht tun möchte und nichts anderes von sich erwartet? So einer ist ja auch nicht immer gut dran, jedenfalls ist er nicht ohne Schwierigkeiten.


    Ja, es stimmt schon: fast könnte man Mitleid haben mit Jens. Aber nur fast - seine Haltung gegenüber Klaas finde ich unverzeihlich. Jetzt muss er ja keine Angst mehr vor Bestrafung haben, und trotzdem verstößt er ihn.


    Was ich sehr merkwürdig fand, war die Szene in der Schule: warum ist der englische Soldat bestürzt, als er ins Mikroskop sieht? Und warum wird der Naturkundeschrank eingehend inspiziert? Sehr schön hier die Beschreibung des Lehrers, der zuerst Sprüche von unwertem Leben ablässt und dann ganz in sich zusammenfällt.


    Zitat

    Übrigens: was haltet Ihr von Balthasar???


    Ich weiß nicht recht...soll er die Exzentrik des Malers (im Gegensatz zu Jens' Spießigkeit) unterstreichen?


    Viele Grüße
    Manjula

    [size=10px] &quot;Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden.&quot; [/size]

  • Hallo :winken:
    Tja, der Volkssturm... Ob Nansen wirklich bewusst Wache geschoben hat?? Ich glaube eher, es war fast schon "Zufall", er wollte sich am Kartenspielen nicht beteiligen, seine Ruhe haben... Aber Jepsen zeigt sich hier wirklich wieder einmal mehr als reiner Befehlsempfänger, egal ob es Sinn macht oder nicht.


    Und Jepsens Verhalten Klaas gegenüber finde ich auch unverzeihlich, Pflicht hin oder her. Aber Jepsens Einstellung ist halt auch eine andere als Klaas', deswegen kann er ihm auch nicht verzeihen, als der Krieg längst vorbei ist. Ich glaube sogar, er nimmt es ihm übel, dass Klaas ihn in diese Situation gebracht hat, dass er sich entscheiden musste zwischen ihm und seiner Pflicht...


    Die Szene in der Schule habe ich auch nicht wirklich verstanden... Gut, der Lehrer beweist auch seehr großes Pflichtbewusstsein, führt seinen Unterricht pflichtbewusst weiter,als ob draußen keine Panzer ständen... Und was die Soldaten im Mikroskop erkannt haben wollen - vielleicht waren sie enttäuscht, hatten etwas für sie Spektakuläres erwartet.Ich denke nicht, daß sie eine Ahnung davon hatten, was sie da wirklich im Mikroskop gesehen haben ... :rollen:
    Vielleicht wollten sie nur sichergehen, daß keine Waffen oder Ähnliches im Schrank sind und sie durch den Unterricht von irgend etwas anderem abgelenkt werden sollten... ., oder? :rollen:


    Bernd Maltzahn hat eine reine Ausrede erfunden - sich versucht, herauszureden, weil er nun ein bedeutende Stelle hat und von ihm erwartet wird, dass er mit Nansen "Geschäfte" macht. Eben deshalb wirft Nansen ihn auch -meines Erachtens zu Recht - heraus! Wie Du auch sagst, Jepsen ist wenigstens konsequent und dreht sich nicht "nach dem Wind".



    Balthasar erscheint ja im Verlaufe des Buches immer seltener - ich dachte, dass Nansen ja ein Austauschpartenr fehlt, jemand, mit dem er über seine Malerei reden kann - und er sich deshalb Balthasar "erschaffen" hat...
    Viel Spaß beim Weiterlesen!
    LG Biggi

  • Guten Morgen,



    ... Ich glaube sogar, er nimmt es ihm übel, dass Klaas ihn in diese Situation gebracht hat, dass er sich entscheiden musste zwischen ihm und seiner Pflicht...


    Ich glaube, damit triffst Du den Punkt. Dass Klaas ihn in Konflikt bringt mit seiner Pflicht, ist wahrscheinlich schlimmer als Klaas' eigentliches Vergehen. Und Siggi tut ja mit seinen Bilderdiebstählen dasselbe (was für eine kuriose Situation, dass der Vater den Sohn polizeilich verfolgt). Konsequenterweise verstößt dann Jens auch seinen zweiten Sohn.


    Diese Diebstähle sind eine merkwürdige Wendung. Überhaupt kommt mir die Geschichte nach dem Ende des Krieges etwas konfus vor. Es wird alles recht schnell, z.T. nur indirekt über die Studienarbeit von Mackenrodt, erzählt. Aber vielleicht ist das ja bewusst so gestaltet, um Siggis zunehmende Desorientierung zum Ausdruck zu bringen.


    Die kleine Szene in der Bahn, in der der Schaffner eine Reisende wegen Ihres falschen Fahrscheins aufgreift, war übrigens auch wieder eine nette Nebenbeiüberlegung zum Thema Pflicht.


    Und dann Siggis "Unterhaltung" mit Hansi! Was für ein arroganter K...brocken. Er fühlt sich wohl sehr progressiv, ist aber im Endeffekt mindestens genauso intolerant wie Jens. Begabt ist er ja wohl, aber menschlich...


    Viele Grüße
    Manjula

    [size=10px] &quot;Kunst soll keine Schulaufgabe und Mühseligkeit sein, keine Beschäftigung contre cœur, sondern sie will und soll Freude bereiten, unterhalten und beleben, und auf wen ein Werk diese Wirkung nicht übt, der soll es liegen lassen und sich zu andrem wenden.&quot; [/size]