Halllo zusammen!
Nun habe ich sie also hinter mir - die Lektüre der 9bändigen Gesamtausgabe der Werke Karl Valentins, wie sie im Piper-Verlag erschienen ist:
Der große Valentin [kaufen='3492050409'][/kaufen].
Kann man Valentin überhaupt lesen? Müsste man ihn nicht persönlich auf der Bühne erleben (wie es z.B. Zuckmayer behauptete)? Oder zumindest in seinen Filmen anschauen? Doch, man kann. Valentins minutiöse Sprachklaubereien, in denen er Sprache und Sinn derselben völlig dekonstriert, sind auch zum Lesen eine Lust. Valentin war auch ein grosser Recyklierer, der seine Texte immer und immer wieder hervornahm und sie überarbeitete oder neu zusammenbaute. Auch daran lässt einen diese Gesamtausgabe teilhaben. Valentin ist ein grosser weisser Clown, der die Welt auseinandernimmt, um gleichzeitig das Werkzeug seiner Demolierungskünste, die Sprache, ebenfalls auseinanderzunehmen. Doch während jener andere weisse Clown, der Sprache und Welt dasselbe antut, nämlich sein Zeitgenosse Groucho Marx, dies mit Logorrhoe-artigem Sprechschwall tut, ist Valentin eher maulfaul; er seziert eher als dass er produziert. Und während Groucho zwei kongeniale Brüder hatte, mit denen er die Welt demontierte, hatte Valentin nur seine kongeniale Partnerin, die Liesl Karlstadt. Und als diese an einer Depression erkrankte, war es auch mit Valentin vorbei: In den letzten beiden Jahrzehnten seines Lebens schuf er kaum mehr Nennenswertes. (Dies war - für mich wenigstens, der ich die Zusammenhänge anders abgespeicher hatte - die wohl grösste Überraschung dieser Werkausgabe: Valentins Schweigen während der Nazi-Zeit war allenfalls zu einem klitzkleinen Teil politischen Umständen geschuldet, und eher den Nazis zuzuschreiben, die dem politisch naiven Anarchisten wohl misstrauten, als Valentin, der sich im Grossen und Ganzen widerstandslos anpasste, wohl die Perversität des Nazi-Regimes gar nicht wahrnahm.)
Fazit: Lesen! Wenn möglich alle 9 Bände ...
Grüsse
sandhofer