Ich schlucke meine abendliche Dosis Tabletten und öffne das Fenster.
Nach Lüften meines Zimmers setze ich mich an meine Bücher. Die einzigsten Bücher, die für mich noch von Interesse sind, sind Lehrbücher der Philosophie und Psychologie und Klassiker aus der Literatur.
Ich habe längst nicht mehr die Hoffnung zu genesen, doch möchte ich nicht als Ignorantin sterben, ohne zu wissen, was das ist - mein Inneres.
Über meine Krankheit mache ich mir keine Sorgen und einen Arzt zu konsultieren, bereitet mir auch keine große Freude mehr.
Am Anfang meiner Krankheit verschlang ich einen Klassiker nach dem anderen, weil ich Verbündete suchte.
Menschen, die diese inneren Qualen kennen und durchlitten haben.
Von Hesse bis Thomas Mann, aber kein Buch zog mich so an, wie das Buch von Nietzsche: „Also sprach Zarathustra“. Dieses Buch las ich am Anfang meiner Krankheit und nur mit diesem Buch fühle ich mich verbunden und verstanden.
Ich verschlang Zeile für Zeile und las später noch all seine anderen Bücher. So bin ich über Nietzsche auf die Philosophie gestoßen und mich treibt eine innere Kraft, noch mehr über mich zu erfahren.
Für meinem Dafürhalten bietet der Tod keinen Anlass zum Philosophieren. Sterben ist immer eine schreiende Ungerechtigkeit und es gibt auch keine Rechtfertigung, dass der Tod unvermeidlich ist.
Aber als ich ein Buch von Hermann Hesse las, kam ich auf die Idee, meinen Tod einfach zu verschieben. Nicht nur ein schönes Trostmittel für die Nacht, sondern auch für den Tag.
Nun sitze ich wie Faust über meine Bücher und forsche nach den Punkten in meinem Kopf, die vielleicht aus Glasperlen bestehen und ein Spiel mit mir spielen wollen.
Ein Spiel, das Nietzsche schon kannte und daran zerbrach.
LG, Fuu