Hermann Hesse: Unterm Rad, Frauen

  • Ja - welche weiblichen Figuren gibt es da im Erzähltext..?


    Was ist mit der Mutter, der Frau des Joseph Giebenrath?


    Was ist mit dem Mädchen in den ersten Ferientagen, das so schnell verschwindet...?

    Goethe: „...wodurch wir uns abermals überzeugen, daß es eine allgemeine Weltpoesie gebe und sich nach Umständen hervortue; weder Gehalt noch Form braucht überliefert zu werden, überall, wo die Sonne hinscheint, ist ihre Entwicklung gewiß.“

  • Was ist mit dem Mädchen in den ersten Ferientagen, das so schnell verschwindet...?


    Nämlich Emma, die Nichte des Schusters Flaig.


    Sie ist achtzehn oder neunzehn Jahre alt, hübsch und selbstbewusst, sie versteht es, mit ihrer Fröhlichkeit und mit ihren Scherzen den Protagonisten Hans aus seiner Isolation herauszulocken. Für Hans geht es kurzzeitig bergauf, er verliebt sich in sie, sie berühren einander immer wieder wie zufällig, sie küsst ihn und bittet ihn, am nächsten Abend wiederzukommen, und das tut er auch, nachdem er den ganzen Tag hindurch nur Emma im Kopf hatte, und am Abend küssen sie sich nicht nur, sondern Hans berührt auch ihre nackte Brust. Emma hat den Liebestaumel willentlich verursacht, denn sie weiß, dass Hans unerfahren ist.


    Am nächsten Tag erfährt Hans, Emma sei am Morgen abgereist. Hans aber hat von diesem Vorhaben nichts gewusst, er fühlt sich zutiefst betrogen und verletzt.




    Morgen vielleicht mehr, ich habe jetzt leider nicht mehr viel Zeit.


    Gruß

  • Nach einem kurzen Durchblättern scheint es mir, als ob Frauen außer Emma keine große Rolle zu spielen. Die Mutter Giebenrath ist früh verstorben. Es wird erwähnt, dass Hans schon früher, vor Emma und vor Hermann, einem Mädchen nachgelaufen sei, dass es aber zu keiner näheren Begegnung gekommen sei.


    Was Sexualität betrifft, scheint mir die homosexuelle Komponente (Kuss mit Hermann) deutlicher zu sein als die Liebe zu Frauen. Im kleinen, religiös geprägten Städtchen im Schwarzwald kann man eine profunde sexuelle Aufklärung nicht erwarten. Hans ist darin sehr unerfahren.


    Die Erfahrung mit Emma löst in Hans ambivalente Gefühle aus. Lies die Stelle genauer durch. Eine "süße Angst" überkommt ihn, er ist in "angstvoller Wonne", sein Herz schlägt schneller, das Atmen wird ihm schwer, er spürt "Bangnis und süße Qual", mit Lust und "bösem Gewissen" betrachtet er Emma, er spricht und weiß selber nicht, was er eigentlich redet.


    Beim ersten Kuss überfällt ihn eine tiefe Schwäche und verwandelt sich in "Todesmüdigkeit und Pein".


    Auch am nächsten Abend werden zwiespältige Emotionen beschrieben: sie sind mit einem "süßen Grauen und einer tiefen, glücklichen Bangigkeit" und mehr wie eine Krankheit mit Fieber und Schwäche. Sogar von Tod ist hier die Rede. Hans wird müde, seine Aufmerksamkeit für die Natur (Berge, Nacht, Wind, Wasser) ist gesteigert.
    Lies auch die Beschreibung seines Schlafes. Das Mädchen verursacht Albträume. Hans' Aufwachen ist "gepeinigt und erschöpft". Hans muss weinen.


    Der Verlustschock ist sehr groß. Hans wird zornig, die Qual, die ihn befällt, hält tagelang an. Mit der bitteren Erfahrung kann er kaum umgehen, sie belastet ihn sehr.