"Die Heilige und ihr Narr" von Agnes Günther

  • Hallo zusammen,


    ich habe beim Aufräumen vor einiger Zeit 2 kleine Bücher gefunden, die ich einmal geschenkt bekommen habe. "Die Heilige und ihr Narr" von Agnes Günther.


    Da mich schon allein der Titel abgeschreckt hat :rollen:, stehen die beiden Bändchen halt immer noch ungelesen im Regal.


    Hat jemand von euch schon einmal was von diesen Büchern gehört oder sie gar gelesen? Wenn ja, lohnt es sich, sie zu lesen? Ich weiß nicht mal genau, um was es sich bei der Geschichte handelt, sind halt schon ein bißchen alt (ich denke, sicher schon ca. 40 ?? Jahre) und leider ohne Inhaltsangabe. Ich hab da irgend so eine Vision von Ganghofer oder so was ähnliches, was ich aber nicht hoffe. :entsetzt:


    Für ein bißchen Hilfe beim "Soll ich, oder soll ich nicht" :?: wäre ich dankbar!


    Liebe Grüße
    Ingrid

  • Hallo liebe Ingrid,


    habe für dich ein bisschen gegoogled.
    Das scheint einen Bestseller vom Anfang des 20. Jahrhunderts zu sein.
    Agnes Günther – der weibliche Simmel????


    Hier eine Auswahl der Beschreibungen


    Agnes Günther (1863-1911)
    Der bis heute anhaltende Erfolg, den die bis dahin völlig unbekannte Langenburger Dekansfrau, die im heutigen Pfarrhaus lebte, mit ihrem Roman „Die Heilige und der Narr“ bei den deutschen Lesern erzielt hat, ist legendär. Sie machte die Region Hohenlohe bei Millionen von Lesern bekannt und gilt daher als „eine Wegbereiterin des Tourismus“ in Langenburg. Ihr Bestseller, ein 1913 veröffentlichtes, romantisches Melodram, in dem Liebe und Leben einer schönen Waisen aus fürstlichem Geblüt von der eifersüchtigen Stiefmutter zerstört werden, hat es sogar zu zwei Verfilmungen gebracht. Das Erscheinen des Romans hat die Dichterin nicht mehr erlebt. Nach schwerer Krankheit starb sie am 16. Februar 1911 in Marbach.
    Geboren wurde Agnes Günther am 21. Juli 1863 in Stuttgart als Tochter Hermann Breunings und seiner Frau Mary Ann, geborene Barell, einer Engländerin. 1887 hatte Agnes den Vikar Rudolf Günther geheiratet, der einige Jahre später als Dekan nach Langenburg berufen wurde. Sie habe sich von Anfang an in das Hohenloher Land verliebt, schrieb Rudolf Günther über seine Gattin.


    Agnes Günther
    Schriftstellerin. * 21.7.1863 Stuttgart. + 16.2.1911 Marburg an der Lahn.
    Ihr Buch "Die Heilige und ihr Narr", 100 Auflagen, erst 1913 nach ihrem Tod erschienen. Laut Brockhaus schwärmerischer Roman.


    Agnes Günther kam 1863 in Stuttgart zur Welt und schrieb den ersten Bestseller Deutschlands . Ihr Roman „Die Heilige und ihr Narr“ sanierte damals den stark angeschlagenen Stuttgarter Steinkopf-Verlag. 150 Auflagen mit über einer Million Exemplaren wurden bis heute gedruckt. Die Lektüre des von der Kritik als weiblich und süßlich verpönten Romans hat Generationen von Mädchen und Frauen nachhaltig beeinflußt und zu Tränen gerührt. Faszinierend ist nicht nur der Erfolg des Buches, auch vor allem das Leben der Pfarrersgattin. Erst mit 52 Jahren griff sie zur Feder und schrieb noch auf dem Totenbett die letzten Zeilen ihres 600 Seiten Epos. In Langenburg, wo sie lange lebte, verehrt man sie heute noch. Hier sprießen Fan-Clubs aus dem Boden und ihre Bewunderer backen kleine Köstlichkeiten ,auch 'Seelchen' genannt, nach der weiblichen Hauptfigur des anrührenden Stücks.


    Agnes Günther:
    Lebte von 1891 – 1906 als Dekanatsfrau in Langenburg, und hätte besser Karl Julius Weber lesen sollen, aber statt dessen schrieb sie DEN ultimativen Kitschroman des beginnenden 20. Jahrhunderts, und hinterläßt mit „Die Heilige und ihr Narr“ eine gar erschröcklich traurige Geschichte um ein zartes Seelchen, spukende Schlösser, und vieles mehr, von dem ich leider nix mehr zu erzählen weiß, da mir beim Lesen dummerweise ab Seite 10 alles weitere Druckwerk durch Unmengen an Tränen unlesbar geworden ist......*-(


    Und nach dem Verweis hast Du mich richtig neugierig auf dieses Buch gemacht:
    Georgievitz-Weitzer, Demeter] : Das Okkulte in Agnes Günther: 'Die Heilige und ihr Narr' : erläutert an zahlrreichen, ähnlichen wohlbeglaubigten Tatsachen. Von G. W. Surya. Freiburg (Baden) : Lorenz, 1921. 157 S.
    Ich mag diese alten leicht kitschigen Schauerromane. Wenn Du jetzt kein Interesse mehr an diesne Büchern hast, ich hätte welches..


    Dabei habe ich auch noch diesen liebenswerten Artikel gefunden. Von den angesprochenen Autoren kenne ich die wenigsten. Ob es unseren Lieblingen in 80 Jahren genauso geht???


    Besuch in einer Volksbücherei (1924)



    http://www.stuttgart.de/stadtb…um/texte/1900/besuch.html



    LG Dyke

  • Hallo Dyke,


    du hast dir ein ganz dickes Lob für deine Hilfe verdient!


    Aber jetzt hast du mich auch allen Ernstes neugierig auf die Geschichte gemacht. Es sind tatsächlich 2 Bändchen, so ca. 12 hoch und ca. 7 cm breit, also Miniausgaben, die mir meine Großmutter vor vielen Jahren hat neu einbinden lassen und geschenkt hat. Und da standen sie nun bis zu unserer Aufräumaktion und waren ein bißchen verstaubt. Aber dass sie schon so alt sind, das habe ich nicht gewußt!.


    Wenn ich jetzt noch jemand breitschlagen könnte, mit mir diese schaurig-schöne Geschichte gemeinsam zu lesen! Das würde bestimmt Spass machen, mehr als alleine zu lesen, zumal es nicht so ganz das ist, was ich sonst lese!


    Fragt sich nur, wer hat die Bücher bzw. das Buch, und wer hat Lust? Und die Frage: Ist das ein Klassiker, nur weil es so alt ist? :rollen:


    Na Dyke, wie wäre es? Ist nun zwar nicht "Illuminati" :zwinker: aber man könnte ja auch mit so was mal seinen Horizont erweitern?


    Liebe Grüße
    Ingrid

  • Hallo Ingrid,


    ich würde es einen "Klassiker der Unterhaltungsliteratur" nennen wie Karl May und andere , zumal er immer noch lieferbar scheint.
    Über booklooker bin ich bei booxtra gelandet:



    Günther, Agnes: Die Heilige und der Narr
    Steinkopf-Verlag
    Nachdr. d. Ausg. v. 1913. 143. Aufl. Sonderausg. 2001. 608 S. 20,5 cm Kartoniert
    für Euro 12,90


    Beschreibung dort: Die große Popularität von Agnes Günthers Roman hat vor allem zwei Gründe: Entscheidend ist einerseits die sprachliche Schönheit dieses Klassikers. Die bildhaften Formulierungen der Autorin sind nach wie vor faszinierend. Andererseits ist Agnes Günthers erzählerische Kraft ausschlaggebend für ihren Erfolg. Sie lotet die Gefühlswelt ihrer vom Schicksal schwer getroffenen Hauptfiguren Rosmarie in einzigartiger Tiefe aus und versetzt dabei den Leser in deren geistige Welt. So wird es möglich, auch in eigenem Leid an Rosmaries innerer Stärke teilzuhaben. Denn in scheinbarer Hoffnungslosigkeit wächst sie über sich selbst hinaus und lernt, ihr Geschick zu tragen. Somit ist die Lektüre dieses Buches ein ästhetisch und emotional besonderes Erlebnis.


    Ich sagte ja schon, das Buch interessiert mich auch. aber gerade startet teine Leseaktion im Scifiboard.
    Aber ab Mitte Mai wäre ich dabei, wenn du es solange aushälst.


    LG Dyke

  • Hallo Dyke,


    ich habe mich vorgestern mal ein bißchen mit den Büchern befasst. Es ist eine Ausgabe von 1918!!!! und war damals schon die 62!!! Auflage!


    Ich hab mich ein bißchen geschämt, weil ich die Bücher so lange hab einfach unbeachtet liegen lassen und dabei hat meine Großmutter sich sicher was dabei gedacht, als sie sie mir hinterlassen hat, und das ist nun schon über 20 Jahre her!


    Ich hab auch ein bißchen darin gelesen. Mein Eindruck ist: Agnes Günther hat geschrieben wie ein Maler, der ein Bild malt. Jede einzelne Kleinigkeit wird bis ins kleinste hinaus beschrieben. Irgendwie wunderschön, aber sehr, sehr anstregend zu lesen.


    Dies ist der Anfang des 1. Bandes:


    "Ein dichter Nebel lag drei Tage über dem Waldrand, dann kam die scharfe Kälte, und nun hat der Wald sein schönstes Weihnachtskleid angezogen. Wie feierliche Kandelaber sind die alten Schirmtannen, die oben auf der freien Höhe stehen, nur daß sie ihren Kerzenschmuck nach unten hängen. Tief bis auf den Boden senken sich ihre Äste unter der schweren Last, die nun ein heimliches Nest bilden, von dem man sich denken möchte, dass darunter irgend ein frierendes Häslein oder Reh ein Obdach fände. Die Birken sind mit tausend und aber tausend Kristallperlen behangen, und an ihr feines Gefieder hat sich der Rauhreif angesetzt, wo ein Blattknöspchen auf den kommenden Frühling wartet, dass es läßt, als wollte der Baum mitten im Winter seinen Mai haben, aber einen silbernen. Jedes Möslein am Weg, der Dornstrauch dort, aus dessen kristallenem Gezweig noch die roten Beeren hervorleuchten, alle haben sich in köstliche Festgewänder geworfen. Wie zierlich und fein steht der Distel ihr Silberkrönlein, wie ist aus dem geduckten Schlehenstrauche das Meisterstück eines Elfensilberschmiedes geworden!
    Ganz still ists, und nur zuweilen geht ein feines Klingen durch den Wald und ein Seufzen, wenn ein Zweig einen Teil seiner Last, die ihm zu schwer geworden ist, abschüttelt. "


    Kannst du es dir vorstellen? Es ist fast unheimlich, wie sie das alles beschrieben hat. Niemand nimmt sich - glaube ich wenigstens - heute noch so viel Zeit, einen Winterwald zu beschreiben. Man hat das Gefühl, man steht mittendrin, eigenartig!


    Aber wie gesagt, sehr anstregend zu lesen, weil dieser Stil nicht mehr der heutigen Zeit entspricht und sehr sehr gewöhnungsbedürftig ist, vor allem die Dialoge (ich habe einige gelesen) sind hoffnungslos altmodisch.


    Möchtest du es wirklich lesen? Überleg es dir, ob es sich für dich wirklich lohnt, das Buch zu kaufen.


    Wenn du wirklich möchtest, bin ich im Juni gerne dabei. So lange kann ich es sicher noch aushalten, weil ja vorher noch mein Urlaub winkt.



    Liebe Grüße und ein schönes :sonne: :sonne: :sonne: Wochenende!
    Ingrid