• Hallo!


    Gibt es doch hier tatsächlich kein Dantethema, ein unerhörtes Versäumnis :breitgrins:


    Ich eröffne diesen mit einer Meldung, die ich irgendwo zwischen abstrus und interessant ansiedle:


    http://cgi.cnet.de/alpha/artik…er-literaturklassiker.htm


    "EA hat ein heißes Eisen im Fegefeuer: “Dante’s Inferno” - ein Action-Adventure, das auf dem weltbekannten Werk “Die Göttliche Komödie” von Dante Alighieri basiert. Wie in der mittelalterlichen Vorlage muss der Protagonist durch die neun Kreise der Hölle reisen, um seine Geliebte aus der Umarmung des Todes zu befreien."


    CK


  • Dantes Inferno kommt als Computerspiel, was ich rezeptions"geschichtlich" durchaus spannend finde. Hier der Trailer:




    Ein Höllenspektakel. Rezeptionsgeschichtlich ebenfalls interessant, dass Läuterungsberg und Paradies stets durchfallen. Und tatsächlich schmecken diese Teile nach den kräftigen Martern ein wenig nach Kamillentee. Auch hier im Abspann: Go to hell. Pädagogisch aber möglicherweise sinnvoll: Meine ersten Begegnungen mit Shakespeareschen Klassikern, Opernstoffen hatte ich anhand von Walt Disneys Lustigen Taschenbüchern. Donald als Othello oder Siegfried.


    Grüße


    s.


  • Ein Höllenspektakel. Rezeptionsgeschichtlich ebenfalls interessant, dass Läuterungsberg und Paradies stets durchfallen. Und tatsächlich schmecken diese Teile nach den kräftigen Martern ein wenig nach Kamillentee. Auch hier im Abspann: Go to hell. Pädagogisch aber möglicherweise sinnvoll: Meine ersten Begegnungen mit Shakespeareschen Klassikern, Opernstoffen hatte ich anhand von Walt Disneys Lustigen Taschenbüchern. Donald als Othello oder Siegfried.


    Wenn pädagogisch, dann aber erst für die jungen Erwachsenen. Es soll nämlich ab 18 sein. Werde mir das sicher ansehen und dann ausführlicher berichten.


    CK

  • Wenn pädagogisch, dann aber erst für die jungen Erwachsenen. Es soll nämlich ab 18 sein. Werde mir das sicher ansehen und dann ausführlicher berichten.


    Nunja, auch ältere Semester wollen erzogen sein (so ernst aber war der Ausflug ins Pädagogische nicht gemeint, wenngleich ich als kleiner Junge tatsächlich von den donaldschen Verwandlungen einiges an Wissen mitgenommen habe). Ab 18: Klingt nach Pechsiederei und abgerissen Köpfen. Wobei - an die Videospiele meiner Jugend denkend - ich mich zu erinnern meine, dass die vorgesetzten Brutalitäten immer hinter dem Geschicklichkeitsanspruch verschwanden. Aber lass hören, ob abseits von Blutspritzern und Knochensplittern Ersprießliches und Erhebendes zu entdecken ist ;)


    Grüße


    s.


  • Ab 18: Klingt nach Pechsiederei und abgerissen Köpfen.


    Jou. Ich habe mir die Trailer soeben angesehen. Da wird kräftig die Sense geschwungen. Wem´s gefällt ...


    Der Hersteller (oder Vertreiber) Electronic Arts versucht das Ganze natürlich zu adeln und behauptet, das Spiel atme Dantes Geist (oder so). Wenn dem so ist, wird die "Göttliche Komödie" sicher ein künftiger Bestseller ...


    LG


    Tom

  • Wenn dem so ist, wird die "Göttliche Komödie" sicher ein künftiger Bestseller ...


    Da werden einige Leute enttäuscht sein. Ich habe die Göttliche Komödie mit 16 oder 15 zum ersten Mal versucht zu lesen. Und bin tatsächlich relativ früh im Purgatorio stecken geblieben. Es ist ja auch so, dass die Schurken bis heute den Dichtern meist besser gelingen als die Helden, das Böse leichter darzustellen ist und für den Leser meist auch faszinierender ist als das sog. Gute.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Da werden einige Leute enttäuscht sein. Ich habe die Göttliche Komödie mit 16 oder 15 zum ersten Mal versucht zu lesen. Und bin tatsächlich relativ früh im Purgatorio stecken geblieben. Es ist ja auch so, dass die Schurken bis heute den Dichtern meist besser gelingen als die Helden, das Böse leichter darzustellen ist und für den Leser meist auch faszinierender ist als das sog. Gute.


    Dem ist so, zweifelsohne.


    Beim Purgatorio assoziiere ich mal frei durch die Schilten-Leserunde angeregt den Bruder Stäbli und seine Haferschleimblässe nebst knäckebrotspröder Leichenrede. - Ich hab übrigens durchgehalten als Jugendlicher, war aber reine Trotzhaltung. Gar schröckliche Langeweile befiel mich, nachdem des Bratens, Spießens und Stechens ein Ende ward.


    Grüße


    s.

  • Beim Purgatorio assoziiere ich mal frei durch die Schilten-Leserunde angeregt den Bruder Stäbli und seine Haferschleimblässe nebst knäckebrotspröder Leichenrede.


    Und dabei ist da mit Vergil noch eine Figur dabei, die (gut, eigentlich ist er tot) noch relativ viel Leben besitzt. Allerdings dann auch mit zunehemendem Höhengewinn blasser und blasser wird ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Als ich mit 55 erstmals im Krankenhaus war, nutzte ich die Gelegenheit und begann endlich Dantes "Göttliche Komödie" in der hervorragenden Übersetzung von Karl Voßler zu lesen. In einem Goldmann-Taschenbuch, das ich (mit vollständigem, ungekürztem Text!) lange Zeit zuvor für nur eine DM antiquarisch, aber sehr gut erhalten, erworben hatte.
    Für mich war es eine Lektüre genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich habe das Buch mit allen seinen drei Teilen (Inferno, Purgatorio, Paradiso) Gesang für Gesang konzentriert gelesen, bis ich es aushatte. Auch in den Tagen zu Hause, die sich an meinen Krankenhausaufenthalt anschlossen, setzte ich meine Lektüre mit großem Erkenntnisgewinn und zum Teil hoher Gefühlsbeteiligung fort. (Wäre ich wegen eines Missgeschicks (!) damals nicht ins Krankenhaus gekommen, hätte ich Dantes großes Buch wahrscheinlich bis heute nicht gelesen.)

  • Zitat

    Wie in der mittelalterlichen Vorlage muss der Protagonist durch die neun Kreise der Hölle reisen, um seine Geliebte aus der Umarmung des Todes zu befreien.


    das gelingt ihm aber hoffentlich auch...


    :sauer:


    troll

  • Die Lektüre Dantes "Göttliche Komödie" war und bleibt eine der größten literarischen Erfahrung in meinem Lesenleben. Wenn man die Möglichkeit hat, Dantes Hauptwerk in originaler Sprache zu lesen, das Erlebnis ist intensiver und tief berührend.
    Deswegen kann ich nicht neutral betrachten, den Versuch von diesem Stoff ein Game machen zu wollen.



    Ein Höllenspektakel. Rezeptionsgeschichtlich ebenfalls interessant, dass Läuterungsberg und Paradies stets durchfallen. Und tatsächlich schmecken diese Teile nach den kräftigen Martern ein wenig nach Kamillentee. Auch hier im Abspann: Go to hell. Pädagogisch aber möglicherweise sinnvoll: Meine ersten Begegnungen mit Shakespeareschen Klassikern, Opernstoffen hatte ich anhand von Walt Disneys Lustigen Taschenbüchern. Donald als Othello oder Siegfried.


    @scheichsbeutel Walt Disneys Taschenbüchern hatten m. M. n. eine andere Qualität. Ich glaube nicht, dass dieses Computerspiel pädagogisch wirken kann. Eine schlechte Popularisierung kann, m. E., nur schaden.



    Es kann sein, dass ich zu empfindlich in Bezug auf Dante bin :zwinker:.


    Viele Grüße
    wanderer

  • Wo ist denn dieses Zitat her? Weil: Das ist natürlich kompletter Unsinn ... :winken:


    ist doch eigentlich eine recht charmante Umdeutung der Stabübergabe von Vergil an Beatrice :cool:



    Für mich war übrigens seinerzeit das Purgatorium schon deshalb von einigem Interesse, weil sich darin mit Belaqua die Figur eines selbsgewählten alter ego des frühen Beckett aufhält. Die betreffende Person verweigert sich standhaft den Zumutungen des Fegefeuers und allen Anstrengungen der Läuterung. Standhaft ist in diesem Zusammenhang natürlich nicht wörtlich zu nehmen. Belaqua liegt einfach nur desinteressiert und stinkfaul am Wegesrand und gammelt vor sich hin.


  • Wo ist denn dieses Zitat her? Weil: Das ist natürlich kompletter Unsinn ... :winken:


    Nun, so eine tränenschwere Groschenromanvariante ist für die - präsumtiven - ökonomischen Zielsetzungen der Spielehersteller wohl zielführender denn die Bezugnahme auf scholastische Feinheiten; causa finalis das wohlgefüllte Bankkonto.


    @wanderer: Als Sakrileg empfinde ich die Verwurstung Dantes nicht, allerdings stellt sich mir die Frage, weshalb man sich seiner überhaupt bedient. Nachdem ich mir den Trailer (und das Spiel, teilweise:

    ) nun zu Gemüte geführt habe, kann ich nur feststellen, dass außer der - martialischen - Bezeichnung "Inferno" nichts an Dante erinnert. Und die gute Beatrice, die natürlich dem Frauenbild entsprechend unschuldig erst im Paradies auftaucht, erscheint knackig und leicht bekleidet als eine Art erotische Belohnung nach Hinschlachtung diverser Höllenfürsten. Pädagogisch (nochmal: So ernst war's mir damit nicht ;)) ist das Ganze natürlich Unfug, offenkundig wird die Geschichte völlig widersinnig erzählt (denn tatsächlich ließe sich daraus gar kein Abenteuercomputerspiel machen; bestenfalls eine Art Computerquiz, in dem man die Anspielungen auf die philosophischen Strömungen und Ansichten der Scholastiker enträtseln muss, um in himmlische Gefilde zu gelangen. Aber ob das Zielpublikum damit eine große Freude hätte? ;))


    Ob wenigstens die Temperatur im letzten Höllenkreis der Vorlage entsprechend beschrieben wird? Mich fröstelt ...


    Grüße


    s.

  • @wanderer: Als Sakrileg empfinde ich die Verwüstung Dantes nicht, allerdings stellt sich mir die Frage, weshalb man sich seiner überhaupt bedient.


    Ich würde antworten:


    Zitat

    scheichsbeutel^: causa finalis das wohlgefüllte Bankkonto.



    Ich gebe zu, dass meine Empfindlichkeit in Bezug auf Dante mir die Wörter über die nicht pädagogische Stimmung des Computerspiels diktiert hat, ohne deine diesbezügliche ironische Absicht zu berücksichtigen.


    Viele Grüße
    wanderer :winken:


  • Ich gebe zu, dass meine Empfindlichkeit in Bezug auf Dante mir die Wörter über die nicht pädagogische Stimmung des Computerspiels diktiert hat, ohne deine diesbezügliche ironische Absicht zu berücksichtigen.


    Hallo,


    das liegt dann wohl eher an meiner, die ironische Grundierung der pädagogischen Abgründe nicht entsprechend gestalteten Schreibweise, die vor allem bei einem Nicht-Muttersprachler Ratlosigkeit zu erzeugen angetan ist ;). (Und schon sehe ich mich gezwungen, auf die ungeliebten Smilies zurückzugreifen.) Schön finde ich hingegen, dass du aus meiner aus meiner nahrungsmitteltechnischen Aufbereitung (der "Verwurstung") intuitiv eine Verwüstung machtest. Weniger nahrhaft, nicht weniger treffend ;).


    Grüße


    s.


    der im Zweifelsfall immer ironisch verstanden werden möchte ...

  • Schön finde ich hingegen, dass du aus meiner aus meiner nahrungsmitteltechnischen Aufbereitung (der "Verwurstung") intuitiv eine Verwüstung machtest. Weniger nahrhaft, nicht weniger treffend ;).


    Hallo scheichsbeutel^,


    die unbewusste Verwechslung zwischen "Verwurstung" und "Verwüstung" gilt für mich als Warnung in Bezug auf meine beschränkte Beherrschung der Sprache.


    Danke für deine Erklärung.


    Viele Grüße
    wanderer


    P.S.
    [quote author=scheichsbeutel^](Und schon sehe ich mich gezwungen, auf die ungeliebten Smilies zurückzugreifen.)[/quote]


    Ehrlich gesagt, mag ich die Smilies auch nicht viel und benutze sie um mindestens die Stimmung meines Beitrags zu mitteilen.