Klassiker der Wirtschaftstheorie

  • Hallo, scheichsbeutel,


    Ökonomie hat nur sehr wenig mit Prognosen, dafür umso mehr mit der Untersuchung menschlichen Verhaltens auf sog. Märkten zu tun. Der Eindruck, Ökonomen wären nur dazu da, das kommende Wirtschaftswachstum herbeizubeten, ist falsch (wenn auch verständlich aufgrund des Medienrummels, der jedesmal veranstaltet wird). Über die Qualität der Prognosen möchte ich hier kein Streitgespräch führen, denn sie haben tatsächlich manchmal den Charakter antiker Augurenkunst.


    Was ist übrigens so schlecht daran, wenn Wissenschaftler wie Schumpeter gut und lebendig schreiben?


    Viele Grüße


    Sir Thomas

  • Was ist übrigens so schlecht daran, wenn Wissenschaftler wie Schumpeter gut und lebendig schreiben?


    Nichts. Allerdings ist auch nichts gut daran. Die Qualität des Stils steht zur Qualität der wissenschaftlichen Erkenntnis in keiner Relation. (Bzw.: Böse Zungen behaupten auch schon mal, in reziproker Relation - Je besser der Stil, umso schlechter die Wissenschaft. ;))

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus


  • Die Qualität des Stils steht zur Qualität der wissenschaftlichen Erkenntnis in keiner Relation. (Bzw.: Böse Zungen behaupten auch schon mal, in reziproker Relation - Je besser der Stil, umso schlechter die Wissenschaft. ;))


    Der Verbreitung von Erkenntnissen tut es schon gut, und das sollte nicht unterschätzt werden. Die Mittel aus denen sich Wissenschaft speist fallen nicht alle vom Himmel, und der Nachwuchs auch nicht.

  • Der Verbreitung von Erkenntnissen tut es schon gut, [...]


    Die Verbreitung der Erkenntnisse ist nicht Sache des Wissenschafters. Der hat seine Erkenntnisse allenfalls in der Fachwelt zu verbreiten; und da zählt der Inhalt, nicht der Stil. Falls Du bei der Verbreitung an die Leute dachtest, die man allgemein als die breite Masse bezeichnet, so fällt diese Aufgabe dem Wissenschaftsjournalisten zu. Es gibt wenige gute Wissenschafter, die auch zugleicht gute Popularisatoren ihrer Erkenntnisse sind. Und, wie gesagt, das ist auch gar nicht nötig.

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  • Die Verbreitung der Erkenntnisse ist nicht Sache des Wissenschafters. Der hat seine Erkenntnisse allenfalls in der Fachwelt zu verbreiten; ...


    Gut, das soll von mir aus das letzte ( falsche ) Wort zu dieser Sache sein, weil sich sonst noch eine weitere Diskussion auftut.


    Danke übrigens für die Entflechtung !


  • Die Verbreitung der Erkenntnisse ist nicht Sache des Wissenschafters. Der hat seine Erkenntnisse allenfalls in der Fachwelt zu verbreiten; und da zählt der Inhalt, nicht der Stil. Falls Du bei der Verbreitung an die Leute dachtest, die man allgemein als die breite Masse bezeichnet, so fällt diese Aufgabe dem Wissenschaftsjournalisten zu. Es gibt wenige gute Wissenschafter, die auch zugleicht gute Popularisatoren ihrer Erkenntnisse sind. Und, wie gesagt, das ist auch gar nicht nötig.


    Hallo, sandhofer,


    Im angelsächsischen Raum gibt es die gute Tradition, Wissenschaft nicht nur in Fachmagazinen wie "Science", "Nature" etc. zu veröffentlichen, sondern auch in populärer Form. Vielleicht werdet Ihr in der Darwin-Leserunde froh darüber sein (ich kann allerdings nicht beurteilen, ob Darwin "populär" geschrieben hat). Sonst hilft Euch Richard Dawkins weiter, der in den vergangenen Jahren eine Reihe von massentauglichen Büchern zur Verteidugung des Darwinismus gegen den Kreationismus geschrieben hat. Mr. Dawkins ist übrigens kein Journalist, sondern Biologe.


    Es grüßt


    Sir Thomas

  • Hallo!



    Ökonomie hat nur sehr wenig mit Prognosen, dafür umso mehr mit der Untersuchung menschlichen Verhaltens auf sog. Märkten zu tun. Der Eindruck, Ökonomen wären nur dazu da, das kommende Wirtschaftswachstum herbeizubeten, ist falsch (wenn auch verständlich aufgrund des Medienrummels, der jedesmal veranstaltet wird). Über die Qualität der Prognosen möchte ich hier kein Streitgespräch führen, denn sie haben tatsächlich manchmal den Charakter antiker Augurenkunst.


    Sozialwissenschaften haben immer zu einem nicht geringen Teil mit der Erstellung von Prognosen zu tun. Die Analyse volkswirtschaftlicher, ökonomischer Zusammenhänge dient dazu, das Verhalten der verschiedenen wirtschaftlichen Entitäten mehr oder weniger gut vorherzusagen, regelnd einzugreifen, um bestimmte, immer in der Zukunft liegende Effekte zu erzielen. Aber ganz abgesehen davon, dass das prognostische Element für die meisten Wissenschaften konstituierend ist (v. a. in den Naturwissenschaften, wobei eine Diskussion der Methodenfrage für die Sozialwisssenschaften anhand Poppers "Elend des Historizismus" erhellend sein könnte), hat vor allem Schumpeter sich in seinem Werk hauptsächlich mit der Erstellung von Zukunftsszenarien beschäftigt. Es war mir daran gelegen, genau darauf hinzuweisen, seine Theorie eines "konstruktiven Destruktivismus" (oder so ähnlich) ist eben von genau dieser Inhaltsleere und Banalität, die mir sauer aufstoßen (das sind mit wissenschaftlicher Terminologie verbrämte Kalenderspruchweisheiten). Ob sich nun die Wirtschaftswissenschaften mit Vorhersagen beschäftigen, beschäftigen sollen (können?) ist das eine, das aber Schumpeter genau das in der Hauptsache getan hat, das andere. Und auf deine Aussage Bezug nehmend, dass man in der Ökonomie solches unterlässt, unterlassen solle (die Frage außen vor lassend, was dann noch übrig bliebe), gebe ich dir Recht: Schumpeter hätte ohne großen Schaden darauf Verzicht leisten können. Nur bliebe dann auch von seinem Schaffen eher wenig.


    Grüße


    s.

  • Hallo!


    In dem trüben Einerlei der Wirtschaftsfolianten lässt sich auch Buntes pflanzen. Und so gab's bei meinem Versuch, einiges ökonomische Grundwissen unters Volk zu bringen, stets eine Pflichtlektüre: Obelix GmbH & CoKG. Zur Erläuterung von Marketingstrategien hervorragend geeignet - und was es bedeutet, wenn "die Preise mit dem Markt fliegen" weiß man seit einiger Zeit nach dem Besuch bei der Zapfsäule.



    Eure Aussagen zu wirtschafts(wissenschaftlicher) Literatur sind sehr amüsant.


    Wenn der Thread amüsiert, so hat er doch einiges (und nicht das geringste) geleistet.


    Grüße


    s.

  • Im angelsächsischen Raum gibt es die gute Tradition, Wissenschaft nicht nur in Fachmagazinen wie "Science", "Nature" etc. zu veröffentlichen, sondern auch in populärer Form.


    Dieselben Leute? Nur wenigen Fachleuten ist es gegeben, hochkomplexe Sachverhalte dem Laien verständlich machen zu können. Auch im englischsprachigen Raum sind diese Fachleute doch wohl eher eine Minderheit.


    Vielleicht werdet Ihr in der Darwin-Leserunde froh darüber sein (ich kann allerdings nicht beurteilen, ob Darwin "populär" geschrieben hat).


    Darwin lebte und schrieb in einer Übergangsperiode. Noch war die Wissenschaft nicht so komplex und mathematisiert wie heute, und die Bücher (z.B. auch Humboldts Kosmos) richteten sich noch an Fachwelt und interessierte Laien gleichermassen.


    Sonst hilft Euch Richard Dawkins weiter, der in den vergangenen Jahren eine Reihe von massentauglichen Büchern zur Verteidugung des Darwinismus gegen den Kreationismus geschrieben hat. Mr. Dawkins ist übrigens kein Journalist, sondern Biologe.


    Er ist der Herausgeber meiner Darwinausgabe. ;)

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  • Als Laie kann ich in vielen Fällen, die in so einem alten Sachbuch behandelt werden, meistens nicht erkennen was davon noch Bestand hat, oder ich muss Sekundärinformationen hinzuziehen, was mir die nächste Zeit zu mühsam ist. Die nächsten Monate möchte eher einer ruhigen und modernen Lektüre widmen, werde aber Marx nicht aus den Augen verlieren.


    Du könntest ja zuerst den ältern, aber m.M.n. leichter fassbaren Adam Smith (On the Wealth of Nations) lesen. Der steht zwar "auf der andern Seite", hat aber den Vorteil, dass er eine ruhige Lektüre darstellt und leicht lesbar ist, ja sogar von Zeit zu Zeit so etwas wie englischen Humor durchblitzen lässt. (Obwohl er eigentlich Schotte war ... )

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  • Du könntest ja zuerst den ältern, aber m.M.n. leichter fassbaren Adam Smith (On the Wealth of Nations) lesen. Der steht zwar "auf der andern Seite", hat aber den Vorteil, dass er eine ruhige Lektüre darstellt und leicht lesbar ist, ja sogar von Zeit zu Zeit so etwas wie englischen Humor durchblitzen lässt. (Obwohl er eigentlich Schotte war ... )


    Netter Vorschlag Sandhofer. Meine Ausgabe von "Wohlstand der Nationen" hat über 800 Seiten, eng und klein gedruckt. Das ist eher eine Altersvorsorge zum vorlesen lassen :zwinker: Es liegt aber noch "A.S. für Anfänger" bereit und damit will ich mich zunächst beschäftigen. Zur Zeit hat die Darwinleküre aber zur Folge, dass zunächst Romane und Geologie- / Biologiegeschichte meine Zeit ausfüllen. Außerdem gibt es nun den vollständigen Wilhelm II von John Röhl bei Beck. Das dürften auch gut 4000 Seiten sein. Nicht zu vergessen die Lektürehinweise, die durch das Forum aufschnappe und nicht verdrängen kann.


  • Da fehlt bestimmt das Kapitel über die Abwehr von Finanzkrisen :breitgrins:


    Man wehre sie nicht ab, sondern lasse sie geschehen, die Krisen, und lehne sich zurück (was Politiker natürlich nicht können dank eines unausrottbaren Aktionismusgens).


    Marktwirtschaftliche Grüße


    Tom

  • Man wehre sie nicht ab, sondern lasse sie geschehen, die Krisen, und lehne sich zurück (was Politiker natürlich nicht können dank eines unausrottbaren Aktionismusgens).


    Falls dieses dem Inhalt des Kapitels entspricht, braucht man auch den Rest nicht zu lesen :zwinker:

  • So, ich bin unterdessen zur Lektüre Smiths zurückgekehrt. Er liest sich wirklich sehr flüssig und allgemeinverständlich. Finanzkrisen habe ich noch keine getroffen ... :winken:

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  • Im Gegenteil. Es wird dort sehr gut argumentiert, warum der Staat sich heraushalten muss. Lesenswert!


    Ja, es ist wirklich hochinteressant, zu sehen, wie der Ahnherr der Lehrmeinung formuliert (und unter welchen Bedingungen er es getan hat), die offenbar gerade am Zusammenbrechen ist: Selbst Greenspan beginnt sich ja unter dessen vom ungezügelten Wettbewerb als summum bonum zu distanzieren: http://www.nzz.ch/nachrichten/…s_maestros_1.1168828.html ...


    Insofern ist dieses fast 250 Jahre alte Buch hochaktuell ...

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