Hallo zusammen,
@ Jaqui: Mme Londes' merkwürdige Reaktion hat wohl auch damit zu tun, dass sie ja bereits die mit ihr verwandte Angèle in die Prostitution getrieben hat und hier erste Ansätze macht, das Gleiche mit Fernande zu tun. Sie nimmt die Wäschefrage mE zum Anlass, Fernandes körperliche Entwicklung zu überprüfen, um zu schauen, ob sie sich bereits als Alternative zu Angèle anbietet. Da Fernande
aber noch eine Mutter im Hintergrund haben könnte, die vielleicht misstrauisch werden könnte, versucht sie vorzubeugen und das Mädchen einzuschüchtern, damit diese nichts weitererzählt.
@ Sir Thomas,
du meinst mit der zweiten Reihe, dass Green nicht sofort in die Augen fällt, wenn man an die Moderne denkt?! Da stimme ich dir zu. es gibt größere Namen. Was den literarischen Wert angeht, bin ich noch zu keinem Urteil gelangt, jedenfalls ist der Roman um viele Klassen besser als die von mir unten erwähnten Alterswerke.
Mittlerweile bin ich auf S. 176 angelangt und habe Guérets "Amoklauf" hinter mir. Das ist ja ein ganz tolles Stück beklemmender Prosa und voll von unglaublich dichten Umgebungsbeschreibungen: Die Nacht auf dem Hof der Kohlenhandlung wird mir lange im Gedächtnis bleiben.
Aber auch die wunderschöne Beschreibung der ersten Herbsttage auf S. 135 f. ist fast wie Lyrik: Man taucht in diesen dargestellten Moment ein!
Guéret stößt mich ab, tut mir aber auch leid: Durch die Innensicht fühlt kann man seine emotionale Entwicklung hin zur Tat / den Taten
sehr gut nachvollziehen, wenn auch nicht wirklich "verstehen". Dagegen geht mir Mme Grosgeorges immer noch gegen den Strich. Da gelingt es mir auch nicht, Greens Entwicklung ihres Charakters nachzuvollziehen, ebenso wenig wie bei Mme. Londes. Ich glaube, dass Greens "Sympathien" beim Schreiben auch eher bei Guéret und Angèle waren, während er die beiden Damen zwar sehr glaubhaft darstellt, aber selbst den Typ abstoßend fand. Natürlich heißt das nicht, dass Green deshalb Guérets Verbrechen in irgendeiner Weise billigt, er kann sich nur in ihn hinein versetzen wie ein moderner Profiler.
So, das war's für heute.
@ Madeleine: mit dem Lesen habe ich sicher auch noch bis Ende dieser Woche zu tun, und das Buch beschäftigt uns wohl alle noch länger. Da wirst du sicher noch mitdiskutieren können.
HG
finsbury