Annemarie Schwarzenbach 1908 - 1942

  • Hallo Maria,


    bisher kannte ich Annemarie Schwarzenbach nur dem Namen nach und wusste nichts über ihr Leben und Werk. Was ich hier auf den Seiten lese, hört sich sehr interessant an. Sie steht jetzt auf meiner Leseliste ... Danke!


    Gruß, Gina

  • Gern geschehen, Gina.


    Mein letztgelesener Roman von ihr war Eine Frau zu sehen


    Ein Text wie im Fieber geschrieben. Ein mutiger Coming Out-Roman.


    Klappentext
    St. Moritz, Weihnachten 1929: Im Fahrstuhl ihres Hotels trifft die junge Ich-Erzählerin auf eine geheimnisvolle Frau im weißen Mantel. Ihre Blicke begegnen sich, Sekunden nur, es fällt kein Wort, und doch: Dieser Moment verändert alles, weckt Hoffnungen und unstillbares Verlangen. Inmitten des ausgelassenen Wintersporttreibens, umgeben von herausgeputzten Skifahrern, tanzenden Mädchen, werbenden Kavalieren und eifersüchtigen Freundinnen, wartet die junge Frau auf nur ein Wort, eine Geste der Angebeteten, um zu guter Letzt alle Warnungen in den Wind zu schlagen und allein ihrem Gefühl zu folgen.


    [kaufen='978-3036956466'][/kaufen]

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • hallo Gina,


    nein, dieses Biographie kenne ich noch nicht. Danke für den Link, wäre zu überlegen, ob ich mir diese zulege.


    LG
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Nein, die Biographie von Alexis Schwarzenbach kenne auch ich nicht. Angeregt durch Eure Beiträge und weil ich meinte, von jemandem gleichen Namens schon einmal irgendwo etwas gelesen zu haben, kramte ich meine Annnemarie-Schwarzenbach-Bücher hervor. Und was finde ich säuberlich zusammengefaltet in dem schönen Bildband Unsterbliches Blau über ihre Reise nach Afghanistan? Einen Zeit-Artikel aus dem Jahre 2008 verfasst vom Historiker Alexis Schwarzenbach über seine Großtante. Er beginnt so:


    Zitat von Zeit-Artikel 2008

    Bevor ich mit fünfzehn zufällig auf ein Buch von Annemarie Schwarzenbach gestoßen bin, wusste ich nicht, dass die Schwester meines Großvaters Schriftstellerin war. Sie sei früh an den Folgen eines Fahrradunfalls gestorben, hieß es nur. Ich hatte keine Ahnung, dass sie 1939 in einem Ford Cabriolet von Genf nach Kabul gefahren war. Und dass sie lesbisch, drogensüchtig und sehr zum Leidwesen ihrer hitlerbegeisterten Mutter [Renée Wille], Antifaschistin gewesen ist, wusste ich erst recht nicht…


    Ein informativer, anrührender, intelligenter Artikel, der Lust auf mehr macht!



    hallo Gina,
    nein, dieses Biographie kenne ich noch nicht. [...]wäre zu überlegen, ob ich mir diese zulege.
    ....



    Hallo Maria,
    bei der Überlegung bin ich auch angelangt. Die Verlockung ist groß.
    ...


    Jetzt bin ich auch angefixt. :zwinker:


    P.S: Ein Buch, von dem in diesem Thread, soweit ich sehe, noch nicht die Rede war: A.S.: Insel Europa. Reportagen und Feuilletons 1930-1942. hrsg. von Roger Peret. Lenos Verlag.
    Sehr lohnend! Z. B. berichtet A.S. über den Schriftstellerkongress 1934 in Moskau, den sie mit Klaus Mann besucht oder sie schreibt über den Anschluss Österreichs, den sie als Augen-und Ohrenzeuge miterlebt und über eine Fahrt durch das “befreite“ Österreich

  • vielen dank gontscharow für deinen hochinteressanten beitrag.


    mfg

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit


  • Nein, die Biographie von Alexis Schwarzenbach kenne auch ich nicht. Angeregt durch Eure Beiträge und weil ich meinte, von jemandem gleichen Namens schon einmal irgendwo etwas gelesen zu haben, kramte ich meine Annnemarie-Schwarzenbach-Bücher hervor. Und was finde ich säuberlich zusammengefaltet in dem schönen Bildband Unsterbliches Blau über ihre Reise nach Afghanistan? Einen Zeit-Artikel aus dem Jahre 2008 verfasst vom Historiker Alexis Schwarzenbach über seine Großtante. Er beginnt so:


    Das ist ja interessant. Eigentlich sollte man meinen, dass eine reiselustige Schriftstellerin eher "Familiengespräch" ist, aber vermutlich passte sie nicht ins gewünschte Bild.



    Ein Buch, von dem in diesem Thread, soweit ich sehe, noch nicht die Rede war: A.S.: Insel Europa. Reportagen und Feuilletons 1930-1942. hrsg. von Roger Peret. Lenos Verlag.
    Sehr lohnend! Z. B. berichtet A.S. über den Schriftstellerkongress 1934 in Moskau, den sie mit Klaus Mann besucht oder sie schreibt über den Anschluss Österreichs, den sie als Augen-und Ohrenzeuge miterlebt und über eine Fahrt durch das “befreite“ Österreich


    Oh und noch ein interessantes Buch ... :rollen:


    Mit Klaus Mann war sie ja eng befreundet. Sie hat auch "Die Sammlung" finanziell unterstützt. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie zwei oder drei kurze Rezensionen für die Zeitschrift geschrieben und Klaus Mann wiederum hat eines ihrer Bücher besprochen.


    Gruß, Gina

  • Zitat

    Oh und noch ein interessantes Buch ... :rollen:


    Mit Klaus Mann war sie ja eng befreundet. Sie hat auch "Die Sammlung" finanziell unterstützt. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie zwei oder drei kurze Rezensionen für die Zeitschrift geschrieben und Klaus Mann wiederum hat eines ihrer Bücher besprochen.


    :rollen:


    soso

    "Es gibt andere Geschichten auf einem andern Blatt Papier, doch jede ist mit der ersten verwandt" * Keimzeit

  • Zwischen 1933 und 1940 hat Annemarie Schwarzenbach vier Mal für jeweils mehrere Monate den Orient bereist. In "Orientreisen" sind 22 ihrer Reisereportagen enthalten. Die Texte sind jedoch nicht chronologisch geordnet, sondern folgen ihren Reisewegen, die sie immer weiter Richtung Osten führten.


    Mir hat "Orientreisen" insgesamt sehr gut gefallen, da Annemarie Schwarzenbach durch die bildhafte Sprache die Menschen und Orte fassbar macht und gleichzeitig eine faszinierende Atmosphäre schafft.
    Leider sind in dem Buch nur wenige recht unscharfe Fotos enthalten, aber den Mangel gleicht "Auf der Schwelle des Fremden - Das Leben der Annemarie Schwarzenbach" locker aus.


    In "Auf der Schwelle des Fremden" habe ich bisher nur die ersten Seiten gelesen, bin aber schon jetzt begeistert. Allein die unzähligen Fotos machen das Buch zu einem kleinen Schatz. :sonne:


    Gruß, Gina

  • Mir hat "Orientreisen" insgesamt sehr gut gefallen, da Annemarie Schwarzenbach durch die bildhafte Sprache die Menschen und Orte fassbar macht und gleichzeitig eine faszinierende Atmosphäre schafft.
    Leider sind in dem Buch nur wenige recht unscharfe Fotos enthalten, aber den Mangel gleicht "Auf der Schwelle des Fremden - Das Leben der Annemarie Schwarzenbach" locker aus.


    In "Auf der Schwelle des Fremden" habe ich bisher nur die ersten Seiten gelesen, bin aber schon jetzt begeistert. Allein die unzähligen Fotos machen das Buch zu einem kleinen Schatz. :sonne:


    Gruß, Gina


    Ich habe mir nun "Auf der Schwelle des Fremden" bestellt :winken:


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zu dieser Ausstellung gibt es auf der Internetseite von Alexis Schwarzenbach (unter "Ausstellungen") eine Bildergalerie zur Ausstellung sowie zwei Videos. Sehens- und hörenswert!
    http://alexisschwarzenbach.ch/index.php?id=30&lang=de



    Mir gefällt die labyrinthartige Einteilung und wie die Fotos zur Geltung gebracht werden.
    Danke für den tollen Link, Gina. So konnte ich virtuell den Strauhof besuchen :klatschen:


    Gruß,
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)


  • Mir gefällt die labyrinthartige Einteilung und wie die Fotos zur Geltung gebracht werden.
    Danke für den tollen Link, Gina. So konnte ich virtuell den Strauhof besuchen :klatschen:


    Gruß,
    Maria


    Ja, ich habe mir kurz die Möglichkeit einer Zeitreise gewünscht, um die Ausstellung noch ansehen zu können. :smile:


    Eigentlich wollte ich "Auf der Schwelle des Fremden" nebenher lesen, immer wieder mal ein paar Seiten, aber einmal angefangen, konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ein tolles Buch! Sehr lesbar, übersichtlich aufgebaut und Leben und Werk ausgewogen dargestellt. Gut gefallen haben mir auch die "Rückblenden" zwischen den Kapiteln.


    Aber das Ende, Annemarie Schwarzenbachs letzte Zeit nach dem Unfall, das hat mich wirklich erschüttert.


    Gruß, Gina

  • Im Rahmen des Klassikerforum-Wettbewerbs las ich in punkto „Klassische Reiseliteratur“ von Annemarie Schwarzenbach:


    Winter in Vorderasien


    Der Text ist gemeinfrei
    [kaufen='B00XKAC7IK'][/kaufen]



    Das Reisebuch umfasst den Zeitraum vom 15. Oktober 1933 bis 15. April 1934 und ist bereits 1934 in einem Züricher Verlag erschienen. Die Leser taten sich mit dem knappen journalistischen Ton, nach ihren Prosawerken und Essays, schwer und somit war das Buch damals nicht so populär, doch ihre Fotographien beeindrucken noch heute.


    Doch auch ohne Bildband lohnt sich der Reisebericht.


    1933 entsteigt Annemarie Schwarzenbach dem Zug am Istanbuler (Stambul) Bahnhof um an einer mehrmonatigen Expedition teilzunehmen.


    15. Oktober 1933
    Die Griechen haben das Wort erfunden, schwer und volltönend wie eine farbige Abendstunde vor dem Erlöschen: Melancholie.


    Sie fahren per Zug (Taurus-Express) und Autokonvoi, wer teilnahm wird kaum von ihr nicht erwähnt, mal eine Abkürzung eines Namens.... Sie grenzt persönliche Gefühle ziemlich aus. Am eindrücklichsten wird sie, wenn es um das Elend geht, besonders Bettler und Kinder, da kann sie sich nicht gänzlich abgrenzen. Verständlich.


    Die Route führt über Anatolien, Libanon, Israel, Syrien, Irak nach Persien.


    Aleppo, Baalbek, Palmyra, Beirut, Byblos, Haifa, Jerusalem, Damaskus, Ur, Babylon, Uruk, Besuch beim Archäologen Wolley, Hamadan, Ekbatana, Teheran, Isfahan, Persepolis.... um nur einige Orte zu nennen.


    Wundersame Orte, wunderbare Namen, voller Versprechungen orientalischer Märchen, Mystik und Historie, wobei nicht alles märchenhaft war.


    So, wenn sie von einer Schar deportierter Kurdenkinder erzählt, von Mädchen und Buben, die vor Kälte mit den Zähnen klapperten. Da stockt dem Leser der Atem!


    Noch ein Wort zu ihren Naturbeschreibungen, auch wegen ihrer lyrischen Art zu beschreiben lohnt das Buch:


    Als wir bei einem Tell einen letzten Halt machten (der Hügel soll wie viele andere den Schatz des Alexander bergen), taten sich Mond und sinkende Sonne zusammen, und es entstand eine Fülle von wunderbar vielfarbigem Licht; der Himmel färbte sich dunkel, und Wolken standen neben den Gebirgen stählern und greifbar über der Ebene. Diese aber breitete sich wie ein samtener Teppich aus; das Licht floss in sanften Wellen über sie, und sie erwartete die Nacht.



    Von mir eine Leseempfehlung !

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)