November 2007 - Novalis: Heinrich von Ofterdingen

  • Hier eröffne ich die Leserunde zu Novalis - Heinrich von Ofterdingen.


    Ich selbst lese in der Reclam Ausgabe von 1993. Und nun bin ich sehr gespannt auf dieses Buch und auf die blaue Blume natürlich.


    Bisher habe ich die Zueignung und die ersten eineinhalb Seiten gelesen und bin schon richtig reingerutscht, hin zu dem Jüngling, in dem die Sehnsucht erwacht und der von der blauen Blume so gefesselt ist. "Nicht die Schätze sind es, die ein so unaussprechliches Verlangen in mir geweckt haben, fernab liegt mir alle Habsucht: aber die blaue Blume sehn ich mich zu erblicken."


    Und nun wünsche ich uns allen viel Vergnügen :winken:


    Das Zwergerl

  • Hier der Materialenthread dazu:


    also, ich persönlich fange immer sehr gerne mit Informationen zum Autor an - es hilft einfach einzuschätzen, woher eine Botschaft kommt und wie viel eine Aussage Wert ist. (letzteres dürfte hier wohl nicht Thema sein). Deshalb:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Novalis


    seine Zeitgenossen: http://de.wikipedia.org/wiki/Fr%C3%BChromantik


    hier die Ausführungen in Wiki zu Heinrich von Ofterdingen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Ofterdingen


    und zur blauen Blume:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Blaue_Blume


    Hier hab ich noch eine Rezension gefunden:
    http://www.lyrikwelt.de/rezens…nrichvonofterdingen-r.htm


    und hier noch eine Hausarbeit zu dem Thema, von einem Studenten im vierten Semester:
    http://homepage.uni-tuebingen.…faust/studium/Novalis.pdf


    So, für den Anfang sind wir damit ganz gut versorgt, denke ich.... :winken:

  • Hallo Zwergerl,


    du hast recht, man kann in den Text so recht hinein rutschen oder tauchen. Ich habe das erste Kapitel gelesen und das ging recht flott, es lässt sich gut lesen, wenn man eine gewisse Ader für Geheimnisse, Phantasie und träumerische Stimmungen besitzt.


    Die Schilderung des Traumes des "Jünglings" erinnert mich an die heutigen Traum- und Phantasiereisen, oder auch die schamanischen Reisen, die wieder "modern" geworden sind. Allerdings ist eine sehr deutliche Fokussierung auf angenehmene, bezaubernde und inspirierende Erlebnisse erkennbar, die unser heutiges Bewusstsein nicht mehr so ohne weiteres akzeptieren kann. Dies geschieht im vorliegenden Text aber, obwohl die Orte und Umstände durchaus "dunkel" zu nennen sind: der Träumende geht durch einem dunklen Wald, durchwandert eine Schlucht, geht in eine Höhle, aber es geht eben bergan, am Ende des Dunkel glänzt ein Licht....


    Diese Gegensätze fielen mir auch schon vorher im Text auf, denn der Traum vom dunklen Wald ereignet sich in der Morgendämmerung, und nach wirren Träumen "wurde es stiller in seiner Seele, klarer und bleibender wurden die Bilder". Natürlich habe ich ein wenig die Interpretationen zur romantischen Literatur und den Schriften von Novalis im Hinterkopf, nach denen Nacht und Tod in den Dichtungen eine große Rolle spielen sollen. Aber es scheint ja dennoch vom Literaten als ein Aufbruch in den neuen Morgen empfunden worden zu sein. Das Pseudonym Novalis selbst bedeutet nachdem, was ich las, ja selbst auch "Neuland", "Brachfeld". Das würde der Stimmung, die sich hier mitteilt, ja entsprechen. Es geht um eine neue Erfahrung, ein neues, anregendes und vielversprechendes Erleben.


    Interessant erschien mir auch die Parallele der Träume von Vater und Sohn, die beide die blaue Blume im Traum erblickten. Der Vater wurde sogar auf eine bedeutsame Zukunft hingewiesen. Das gibt sowohl dem Leben und Werden des jungen Novalis wie auch seinem Traum von der blauen Blume ein zusätzliches Gewicht. Es klingt so etwas mit wie "in früheren Zeiten weisgesagt", oder auch die Anknüpfung an die Jugendträume des Vaters.


    Ich bin gespannt auf Deine/Eure Gedanken und die Fortsetzung des Textes.


    Liebe Grüße
    Zoe

  • Vielen Dank Zwergerl für diese Zusammenstellung der Links!


    Das hilft mir schon wesentlich weiter und ich habe heute schon einiges davon studiert.
    Es ist sehr hilfreich, besonders weil meine Kenntnisse der Literaturgeschichte doch sehr mangelhaft und das geschichtliche Erinnerungsvermögen leider etwas verblasst ist. Aber es prägt auch sehr den Blick auf das Material und deshalb höre ich jetzt erst einmal mit der Sekundärliteratur auf, um den Text vielleicht noch etwas unvoreingenommen zu lesen.
    Ich bin sicher, Novalis hätte auch ein frisches und unverstelltes Herangehen empfohlen :smile: und insofern befinde ich mich in guter Gesellschaft.
    Etwas später also mehr zu den Materialien.
    Grüße :winken: Zoe

  • Hallo allerseits,


    ich habe gerade noch Zeit gefunden hereinzuschauen und die Materialien zu überfliegen.
    Bin immer mehr gespannt, da ich eigentlich seit der Schulzeit keine Klassiker mehr gelesen habe!


    Ich frage mich allerdings, daß auch schon zur Schulzeit, wie man eigentlich "am besten" an so ein Werk herangeht?
    Nimmt man nur den Text oder liest man parallel auch Sekundärliteratur dazu? Oder anders formuliert, kann man HvO aus sich heraus in der heutigen Zeit noch verstehen? Mal schauen, ob darauf eine Antwort zu finden ist!


    So, nun PC aus und :lesen:


    Bis morgen!
    josmar

  • ich mach es genauso wie zoe - ich lese hauptsächlich das Buch und laß es wirken - die Sekundärliteratur reiß ich an und überfliege sie kurz nach Inhalten. Beim Lesen denk ich mir dann oft: ach, wie hängt denn das zusammen und dann schau ich nach

  • Guten Morgen, miteinander


    hab jetzt gestern abend noch die ersten beiden Kapitel gelesen.


    Ja, Zoe, die Gegensätze sind mir beim Lesen erstmal gar nicht so aufgefallen. Aber Du hast vollkommen Recht und es paßt ja auch zur Romantik.
    Was mir im ersten Kapitel aufgefallen ist, war der Gegensatz zwischen dem Vater und dem Jüngling. Der Jüngling geht ganz in seinem Seelenleben auf. Vollkommen. Der Vater ist ja eher rational. Ich finde auch, daß die beiden Träume zugleich verbindend und unterscheidend wirken: Beide Träumen einen Traum, der bedeutsam ist. Der Vater ist jedoch viel mehr im Tun. Er arbeitet handwerklich und hat seinen Traum auch viel konkreter auf eine Handlungsebene bezogen. (Übrigens hat es mich sehr amüsiert, daß der Vater vor dem Sohn der Mutter sagt, daß sie ne ziemlich scharfe Braut war :breitgrins: - da ist mir dann der Löffel aus dem Mund gefallen, das hatte ich nicht erwartet) Der Traum des Sohnes ist jedoch sehr auf das Seelenleben fokussiert. Das zeigt sich ja auch später noch einmal, als es sinngemäß heißt (im 2. Kapitel), daß man seinen Weg durch ausprobieren und schaffen gehen kann, aber daß dies doch immer ein Weg der Umwege ist, oder man kann fühlen, und dann ist man sofort auf dem rechten Weg. Witzigerweise kommt diese Botschaft vom Lehrer des Jünglings, so daß diesem Rat sofort eine gewisse Legitimation unterstellt wird. Im zweiten Kapitel wird das dann noch deutlicher, als der Jüngling mit den Händlern spricht. Diese loben ja dann auch die Fertigkeiten der Künste: des Musikers, das Malers. Aber all diese Fähigkeiten sind Handwerk. Nur der Dichter ist außen vor, weil dies eben keine Handwerk ist, sondern ein tiefes Erleben, das man hat oder auch nicht. Als der Jüngling dann spricht, sagen ihm die anderen ja ziemlich deutlich: Burschi, ich glaub Du bist was Besonderes, aber ich hab keine Ahnung, wovon Du sprichst, dafür sind wir nicht feinsinnig genug.


    Der Jüngling wiederum hat eigentlich keine Bildung. So muß seine Feinsinnigkeit auf jeden Fall dahingehend interpretiert werden, daß es eben diese wertvolle Anlage ist, die ihn zum Dichter befähigt. Er hat überhaupt kein technisches KnowHow. Aber, wenn ich mich jetzt nicht täusche, ist das ja mit Bestandteil der Romantik, die Synthese zwischen Wissenschaft und Gefühl zu erreichen (muß ich noch mal nachlesen).


    Hier erinnert mich dann die Geschichte doch sehr an ein Märchen. Die Archetypen in Reinform. So hat der Jüngling noch nie ein Gedicht gesehen, noch nie seine Geburtsstadt verlassen (obwohl der Heimatort der Mutter ja soooooo weit nicht entfernt ist)

    Nun, im zweiten Kapitel beginnt also die Reise an sich, wogegen das erste Kapitel die Sehnsucht weckt und den Grund der Reise darstellt. Nur die Geschichte am Ende des zweiten Kapitels, der Sänger, der getötet werden soll und sich mit seiner Musik retten kann, ist mir noch nicht so ganz klar. Vielleicht soll es nichts anderes sein, als die Bestätigung und Untermauerrung dafür, daß seit langer, langer Zeit die schönen Künste sehr machtvoll sind, Bestand haben und schon immer so machtvoll waren.


    Bin gespannt, wie ihr das seht :eis:


    Das Zwergerl

  • Einen wunderschönen guten Morgen!


    Ja Zwergerl, vom zweiten Kapitel aus gesehen, das ich jetzt auch gelesen habe, scheint der Vater den praktischen, handwerklichen Weg zu gehen und im Sohn der zweite von ihm genannte Weg der inneren Betrachtung offensichtlich per Geburt angelegt zu sein, das ist der Weg des Künstlers. Ich dachte erst, es wäre etwas, dass der Vater einmal besessen hatte, aber im Laufe seines arbeitsreichen Lebens und Sorgens für die Familie verlor. Immerhin hat ihn der Aufruf des Traumes dazu gebracht, einen ganz neuen Weg im Leben einzuschlagen. Der Sohn begibt sich nun auch auf einen ganz neuen Weg, auch nach seinem Traum von der blauen Blume, aber der ist eher konventionell ausgelöst durch den Wunsch der Mutter und des Großvaters. Vater und Sohn sind sehr "verspiegelt" möchte ich es mal nennen. Sie haben komplementäre Eigenschaften und spiegeln einander das, was sie gerade nicht leben.


    Zitat

    (Übrigens hat es mich sehr amüsiert, daß der Vater vor dem Sohn der Mutter sagt, daß sie ne ziemlich scharfe Braut war - da ist mir dann der Löffel aus dem Mund gefallen, das hatte ich nicht erwartet)

    Bei aller gepflegten Rede scheint man ja da kein Blatt vor den Mund genommen zu haben :breitgrins:. Wenn ich mir die Reden auch von den Kaufleuten anhöre, stelle mir die Frage, wie haben die Leute tatsächlich in der Zeit gesprochen, war das die Redeweise der "Ungebildeten" oder ist es die dichterische Version?


    Zitat

    Hier erinnert mich dann die Geschichte doch sehr an ein Märchen. Die Archetypen in Reinform. So hat der Jüngling noch nie ein Gedicht gesehen, noch nie seine Geburtsstadt verlassen (obwohl der Heimatort der Mutter ja soooooo weit nicht entfernt ist)


    Die Entfernungen waren wohl derzeit nicht so IC-geschwind zu überbrücken, es mag wohl sein, dass man bis zu seinem 20. Lebensjahr nicht aus dem Heimatort kam, wenn man nicht gerade einem mobilen Berufsstand angehörte oder als Lehrling auf der Wanderschaft war.


    Die Geschichte mit dem Sänger gefiel mir, obwohl ich jetzt auch nicht sagen könnte, was sie an dieser Stelle genau bedeuten soll. Als Beispiel zu den von den Kaufleuten erwähnten Liedern, handelt sie von Sängern in sehr alten Zeiten, in denen sie anscheinend sehr magische Kräfte besaßen und mit den Naturkräften und -wesen verbündet waren. Hört sich ein bisschen nach einer Beschreibung von Druiden an, die alle diese Funktionen vereinten: Gesang, Gedichte und Geschichte, Heilungskräfte, Ratgeber, Lehrer und Ritualleiter u.a.m. Und so ein schönes Ende mit Gerechtigkeit ist doch eine Labsal für ein von allen Hoffnungen auf ein gutes Ende beraubtes modernes Gemüt :breitgrins:.


    Da der Jüngling und wohl allgemein die romantischen Dichter, wie man liest, das Geheimnisvolle und Magische, die "Zwischenräume" und das "Zwielicht" als kreativen Raum schätzten, wird diese Geschichte wohl ganz nach dem Geschmack des jungen Herrn sein und könnte ihn noch weiter in diesen geheimnisvoll träumerischen Zustand hineinbringen, in dem er sich schon seit seinem Traum mit der blauen Blume befindet. Mal sehen wie es weiter geht.


    :winken: Zoe

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  • Einen wunderschönen guten Morgen!


    Ja Zwergerl, vom zweiten Kapitel aus gesehen, das ich jetzt auch gelesen habe, scheint der Vater den praktischen, handwerklichen Weg zu gehen und im Sohn der zweite von ihm genannte Weg der inneren Betrachtung offensichtlich per Geburt angelegt zu sein, das ist der Weg des Künstlers. Ich dachte erst, es wäre etwas, dass der Vater einmal besessen hatte, aber im Laufe seines arbeitsreichen Lebens und Sorgens für die Familie verlor. Immerhin hat ihn der Aufruf des Traumes dazu gebracht, einen ganz neuen Weg im Leben einzuschlagen. Der Sohn begibt sich nun auch auf einen ganz neuen Weg, auch nach seinem Traum von der blauen Blume, aber der ist eher konventionell ausgelöst durch den Wunsch der Mutter und des Großvaters. Vater und Sohn sind sehr "verspiegelt" möchte ich es mal nennen. Sie haben komplementäre Eigenschaften und spiegeln einander das, was sie gerade nicht leben. )


    das seh ich exakt genauso - es spiegelt sich ein paar Mal: Kunst vs Handwerk, dann aber auch die gleichen Anlagen von Vater und Sohn. Interessant auch, daß ausgerechnet dieser Familie etwas Großartiges bevorsteht. Wir sind ein Baum, aber verschiedene Zweige.




    Zitat

    Bei aller gepflegten Rede scheint man ja da kein Blatt vor den Mund genommen zu haben :breitgrins:. Wenn ich mir die Reden auch von den Kaufleuten anhöre, stelle mir die Frage, wie haben die Leute tatsächlich in der Zeit gesprochen, war das die Redeweise der "Ungebildeten" oder ist es die dichterische Version?


    ich glaub schon, daß es dichterisch geschrieben ist, aber wenn man sich Stücke von Mozart oder Goethe oder Shakespeare anschaut, dann hatten die schon ne deftige Ausdrucksweise. Man denkt ja immer, gute, alte klassische Stücke sind sittsam und total hochwertig - aber sie machen eben auch Spaß. Ich mag dieses saftige Vokabular. :breitgrins:


    Zitat

    Die Entfernungen waren wohl derzeit nicht so IC-geschwind zu überbrücken, es mag wohl sein, dass man bis zu seinem 20. Lebensjahr nicht aus dem Heimatort kam, wenn man nicht gerade einem mobilen Berufsstand angehörte oder als Lehrling auf der Wanderschaft war.


    das stimmt, da war Goethes Italienreise wohl was besonderes. Find es halt nur interessant, daß dieses bleiben am Ort ja Ausdruck für den ungebildeten und unverdorbenen Jüngling ist. Und, mal ganz ehrlich, Sinn macht das nicht, daß sich der Jüngling den geistigen Sphären verschreibt und keine Ahnung davon hat. Ich wähle ja keinen Beruf, ohne zu wissen, was es ist. Das meinte ich auch mit märchenhaft.


    Hab grad nochmal nachgegoogelt: Novalis sebst bezeichnete seinen Roman ja als Satyre und nicht als richtigen Roman. Im Prinzip ist es eine Kritik am Entwicklungsroman Goethes, dem Wilhelm Meister. Den hab ich aber auch noch nicht gelesen.



    Denke auch, wir bewegen uns hier in einen Traum hinein.


    :winken: Zwergerl

  • Zitat

    Und, mal ganz ehrlich, Sinn macht das nicht, daß sich der Jüngling den geistigen Sphären verschreibt und keine Ahnung davon hat. Ich wähle ja keinen Beruf, ohne zu wissen, was es ist. Das meinte ich auch mit märchenhaft.


    Ja, das ist wohl eher ungewöhnlich. Allerdings ist das Thema, dass jemand eine innere Berufung spürt, die die Umgebung und seine Herkunft in keiner Weise unterstützt, ein recht bekanntes. Das eine oder andere Mal gibt es wohl Menschen, deren innerer Ruf so stark ist, dass sie diesen Weg einfach gehen und die fehlenden Voraussetzungen irgendwie ausgleichen. Ich vermute, es steckt in jedem von uns so ein kleiner verhinderter Berufener zu höheren Dingen, anderfalls wäre die Popularität eines Harry Potter kaum erklärbar.


    Wilhelm Meister, oh je, lang, lang ist's her. Da geht es mir wie den Kaufleuten im 2. Kapitel: "Von den Gesängen selbst, die wir gehört haben, können wir wenig sagen, da die Freude und der Rausch des Augenblicks, das Gedächtnis hindert viel zu behalten, und die unaufhörlichen Handelsgeschäfte manches Andenken auch wieder verwischt haben." Da weiß ich auch nicht mehr dazu zu sagen, in welcher Weise diese Abgrenzung sich hier bemerkbar macht.


    Ich werde wohl erst morgen dazu kommen, weiter zu lesen.
    Einen Gruß zum Samstag abend!
    Zoe

  • Kapitel drei.


    Wohl wahr Zwergerl. Ein Märchen und ein solch üppiges, in dem nun gar nichts schief geht und nur der Ungerechte leidet und das auch noch mit Einsicht, und in dem so viel Glück herrscht, dass man es kaum lesen kann. Uff! Das war wirklich anstrengend! :rollen:

  • jetzt bin ich richtig neugierig :klatschen:- leider kam ich das ganze Wochenende nicht zum Weiterlesen. :grmpf:


    hoffe, daß es jetzt die nächsten Tage klappt


    Liebe Grüße
    Zwergerl


    P.S. wo sind eigentlich die anderen? Oder lesen wir jetzt doch alleine?

  • P.S. Es sieht so aus, als hätte man uns allein gelassen :schulterzuck:


    Aber es macht ja auch nichts, wir können uns doch ganz gut unterhalten und vielleicht taucht noch jemand auf.
    Viel Spaß mit dem dritten Kapitel!


    Liebe Grüße
    Zoe


  • Kapitel drei.


    Wohl wahr Zwergerl. Ein Märchen und ein solch üppiges, in dem nun gar nichts schief geht und nur der Ungerechte leidet und das auch noch mit Einsicht, und in dem so viel Glück herrscht, dass man es kaum lesen kann. Uff! Das war wirklich anstrengend! :rollen:


    Ja, hab nun gestern abend bis Kapitel vier gelesen.


    Also: Kapitel drei
    ein Märchen, ganz eindeutig - und weil ich mir nicht wirklich einen Reim drauf machen konnte, bin ich gleich ins Kapitel vier gesprungen --- und verstehe langsam, wieso Novalis sagt, daß er eigentlich keinen Roman geschrieben hat.
    Irgendwann dachte ich mir: das ist nun aber arg üppig. Das war die Stelle, an der steht, daß die Prinzessin, weil sie mit so lieblichen Gesängen aufgewachsen ist, selbst nichts anderes werden konnte, als ein lieblicher Gesang - sozusagen im übertragenen Sinn ausgesprochen.
    Vielleicht war Kapitel drei nur da, um die Symbolik mit Kapitel vier abzugleichen, da kommt alles wieder vor. Die Laute, die Myrthen. Das alles wiederholt sich vom Märchen in Kap. 3 nun in Kapitel vier zwischen Heinrich und dem verschleppten Mädel. Hat wohl wieder eine Spiegelfunktion, wie wir es in Kapitel eins schon hatten. Die wahre, sinnliche, (un)sittliche Liebe und pures Glück gegen Trauer, Verzweiflung und Not. Beide finden in den Gesängen ihre Erfüllung und/oder Trost. Und bei beiden kommt nichts als reine Lieblichkeit heraus, weil das nicht am Umfeld, sondern am Wesen der Musik liegt. (und nun warte ich auf die Poesie, weil ja die Kaufleute der Musik an sich unterstellt haben, daß Musik ein Handwerk ist, das zu erlernen ist - und nur die Geistigkeit, die Sprachkunst den wahren Künstler macht - hätte eigentlich erwartet, daß er dort weitermacht.)


    Kapitel vier berichtet von der Begegnung des Heinrich mit einem Mädel, das offensichtlich von Kreuzrittern verschleppt wurde. (Mein erster Gedanke war: Hä, Kreuzritter. In welcher Zeit spielt das Teil denn nun eigentlich?) Die eigentlich, hätte sie nicht ein zwölfjähriges Kind, sich längst das Leben genommen hätte. Sie singt und spielt Laute. Die Musik ist überall.


    Zwei Dinge sind mir hierzu eingefallen, da hat einfach etwas bei mir geklingelt, wobei ich noch nicht weiß, ob man das Wissen zum Weiterlesen braucht oder nicht. Es betrifft drei Dinge: den Orient (hier wohl Byzanz), dann die Kreuzzüge und zuletzt etwas, was die verschleppte Frau betrifft. Irgendwo hab ich mal gelesen, ich meine es war in der Zeit oder in der SZ, daß man wissen wollte, wie weit durch die Zeit der Ritterzüge und der Seeräuberei die Menschheit verstreut wurde. Und man hat festgestellt, daß Frauen ihr Genmaterial weiter verstreut haben als Männer. Klingt erstmal verwunderlich. Aber Frauen wurden geraubt und verschleppt. Untersucht hat man das anhand einer genetischen Auffälligkeit.
    Werde nun mal den Materialenthread ergänzen....

  • Hallo Zwergerl,


    da werde ich mich mal geschwind an Kapitel 4 machen, das dritte hatte mich etwas geschafft mit seiner uneingeschränkten Üppigkeit. :ohnmacht:


    Deine Bemerkungen zu den verschleppten Frauen sind interessant. Natürlich, das war schon immer das Los von Frauen. Es mag eine Art geben, damit umgehen zu können, die sollte von Generation zu Generation weiter gegeben werden. Aber ich werde mich jetzt erst mal ans Lesen machen...


    Bis bald! :winken:
    Zoe

  • Hallo,


    ich lese noch mit, kann aber leider euer Tempo nicht mithalten, da ich zZt beruflich sehr angespannt bin.
    Wenn es besser wird, melde ich mich!


    Gruß


    josmar

  • Mit der Spiegelfunktion der beiden Geschichten im Märchen und im Handlungsverlauf magst du recht haben, Zwergerl. Ich nehme an, dass Novalis hier seine Ideen und Ideale versucht vorzustellen und in die Realität zu überführen.


    Die Geschichte der Kreuzzüge und der Auseinandersetzungen zwischen der christlichen Welt, dem Byzantinischen Reich und den arabischen Völkern ist kompliziert und ein eigenes Studienfeld. Ich hoffe, man braucht keine Detailkenntnisse, um das Buch zu verstehen. Das es sich allerdings um eine der Konstellationen handelt, die die Geschichte Europas stark geprägt hat, wäre das ja mal ein Anlass, sich das mal wieder genauer anzusehen. Ob das meine zeitlichen Möglichkeiten allerdings zulassen, bezweifle ist. Danke für die Materialienhinweise, da kann man sich schnell einen Überblick verschaffen. Ich schließe daraus, dass die Geschichte ungefähr im 12. Jahrhundert spielt.


    Einen schönen Sonntag!
    Zoe

  • Das seh ich ähnlich :breitgrins:. Dachte mir, als ich das gelesen habe: Will ich das wirklich so genau wissen. Aber ich denke, das was wir jetzt wissen, reicht aus, um zu sagen: ah, das versteh ich nicht, aber es hat bestimmt damit zu tun - und es dann getrost liegen zu lassen :breitgrins:


    @josmar
    macht ja nix, wenn Du gemütlich hinterherliest. Ich denke schon, daß wir es noch zuordnen können, wenn Du dann schreibst.


    Schönen Sonntag :winken: