Hallo scheichsbeutel,
na, da hast du aber kräftig zugeschlagen mit deinem Totalverriss.
Da muss ich doch ein wenig zur Ehrenrettung des Romans schreiten, der nicht zu meinen Lieblingsbüchern gehört, den ich aber dennoch sehr lesenswert finde.
ich hätte mir gewünscht, dass Seghers es bei einer bloßen Beschreibung des Flüchtlingselends belassen und auf diese unselige, sich durchs Buch ziehende Liebesgeschichte verzichtet hätte.
Dann würde das Hauptagens des Romans wegfallen. Nicht der Deus ex machina bringt Marie nach Marseille, sondern das Erzählinteresse der Autorin: Der Ich-Erzähler wird dadurch zweifach in Emotionen verstrickt, die er nicht bewältigen kann: in seine Liebe zu Marie und sein Schuldgefühl gegenüber ihrem verstorbenen Mann, auch ein wenig gegenüber dem Arzt, der im Gegensatz zu ihm Sinnvolles leistet.
Aufgrund seiner inneren Heimatlosigkeit ist er die Personifikation des Exils, das alle menschlichen Bindungen und ethischen Verpflichtungen beeinträchtigt.
Die spartanische Sprache und entspricht dieser inneren Armut der Hauptfigur, weshalb der Roman in sich stimmig ist, wenn auch nicht leserfreundlich.
HG
finsbury