Das Zirkuskapitel in "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"

  • Hallo Maria,


    auf Deine Frage nach dem Zirkuskapitel möchte ich gern mit einer eigenen Datei antworten.

    Die Artisten, insbesondere die Trapezkünstlerin Andromache, machen Felix Krull bewusst, dass er auch ein Künstler ist und kein gewöhnlicher Zuschauer,


    „einer, der sich vom ´Bau´, vom Fach fühlt. Nicht vom circensischem Fach, vom Salto-mortale-Fach, natürlich, konnte ich mich fühlen, aber vom Fach im allgemeineren, vom Fach der Wirkung, der Menschenbeglückung und –bezauberung“.

    T.M.s Hochstaplerroman lässt sich mehreren Romangattungen zuordnen: Er ist nach T.M.s Bekundungen sowohl Schelmenroman wie eine Parodie auf Goethes „Dichtung und Wahrheit“. Für seinen ersten Biographen Eloesser war er eine selbstironische Autobiographie. Wikipedia [Helmut Koopmann?] ordnet das Werk als parodierenden Entwicklungsroman ein.


    Für T.M. war der Künstler mit dem Hochstapler wesensverwandt und umgekehrt. Beider Metier ist der ´schöne Schein´. Felix Krull erkennt in den Artisten seinesgleichen. Das stilistisch Raffinierte dabei ist, dass die [deutsche] Bezeichnung „Künstler“ im Text fehlt, vom Leser jedoch unweigerlich assoziiert wird.


    Mit allen guten Grüßen


    H.-P.Haack

    "Trau deinen Augen" (Otto Dix)

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