• Zitat von "xenophanes"

    Das gilt für alle naturwissenschaftlichen Kenntnisse von der Genetik über die Evolutionstheorie bis zur Teilchenphysik. Die Erkenntnisse über Bakterien & Infektionskrankheiten z.B. haben eine Menge Menschenleben gerettet.


    Und das läuft bei dir unter Philosophie? :hallo: Nun, das ist mein Fehler, weil ich meine Aussage nicht auf die Geisteswissenschaft, insbesondere die Philosophie, die Psychologie und die Geschichtserfahrung (nicht auf die Geschichte als Ablauf von Vorgehen, die ist natürlich mehr oder weniger absolut und determiniert durch die Vergangenheit) beschränkt habe.


    Zitat von "Stoerte"

    Wenn bei dir 2 nun "ein Apfel, ein Apfel und noch ein Apfel" ist, dann versteht das niemand ausser dir.


    :P Sorry, falls ich für Verwirung gesorgt habe, aber 2 + 2 erinnert mich immer unweigerlich an 1984, deshalb...


    Grüsse
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Zitat von "alpha"

    Und das läuft bei dir unter Philosophie? :hallo:


    Das läuft bei unter korrekt angewandter Erkenntis- und Wissenschaftstheorie. Die Naturwissenschaften sind ja aus der Philosophie hervorgegangen. Was Newton veranstaltet hat, lief noch unter "Naturphilosophie".


    Nachdem diese Art der "Wissensproduktion" sehr erfolgreich ist, ist es doch nahe liegend, dass man sich ansieht, warum das aus philosophischer Sicht so ist (das macht die Wissenschaftstheorie) und diese Erkenntnisse dann auch auf andere Disziplinen überträgt. Das gilt auch für die Geisteswissenschaften, wo sich auf erkenntnistheoretischer Ebene (also sehr abstrakt) kein Unterschied zu den Naturwissenschaften besteht. Ohne Einhaltung gewisser methodischer Spielregeln wie Intersubjektivität und Logik dreht man sich im Kreis.[/quote]


    CK

  • Diese Falsifiaktion findet sich bei Popper. (z.B. auch in der leicht verständlichen, leider unkritischen Monographie von Magee). Popper selbst kam von der Physik zur Philosophie und hat die Wissenschaftstheorie im letzten Jahrhundert revolutioniert (Hat eine Lösung für Humes Induktionsproblem geboten, bzw. eine Lösung ohne Induktion).


    Dass interdisziplinäre Veranstaltungen unfruchtbar sind liegt daran, dass es vielen nicht um Wissenschaffen sondern um Pöstchenhaben und Einstreichen von Forschungsgelder geht.


    Wobei, man muß sich schon Mühe geben, keine Vorurteile zu bekommen. Ich las letzt das Interview mit einer Frau Prof. der Kulturwissenschaften zum Willensfreiheitspopanz, diese quetschte die geistige Veränderung seit Kant - also sich selbst als Subjekt erkennen um der objektivien Wahrheit näher zu kommen - in eine Dialektik, so dass sicher einige Blödmänner das zwei Stunden entschlüsseln und dann denken die Frau hätte Gott weiß was für schlaue Gedanken. Am schlimmsten, dass die Dialektik in sich unlogisch war (oder nach mir unverständlich komplizierten Regeln funktioniert), insgesamt aber nicht falsch war (halt ein uralter Hut das ganze). (Irgendwie, hab's ja nicht wirklich verstanden, sind diese Deterministen wohl auch gegen O-Ton "promiskuitives Ficken".)


    Wer was zu sagen hat, sagt es so, dass man ihn möglichst versteht. AFAIK schrieb Wittgenstein wenn man etwas überhaupt sagen kann, dann kann man es klar sagen. Jedenfalls, wenn man es gar nicht erst versucht, dann bezweifel ich, dass man überhaupt was zu sagen hat.

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Hallo xenophanes,
    nachdem mir nun wohl klar geworden ist, was du mit Strukturen meintest (ich denk mir mal im weitesten Sinne auch Interpretationsmöglichkeiten), bezweifel ich um so mehr, dass das auf Schopenhauer zutrifft. Er hat es doch zumindest versucht. (Ketzerei ist aber immer zu begrüssen.)


    Zumindest bin ich noch auf keine Anwendung seiner "Eristrischen Dialektik" innerhalb seiner Philosophie gestoßen.


    Nietzsches Zarathustra kann man wohl Lyrik nennen, also alternativ anstatt Lebensphilosophie in Gleichnissen, aber Schopenhauer mit Philosophiedadaisten auf eine Stufe zu stellen adelt nur letztere.


    phil.uni-passau.de/dlwg/ws02/24-2-94.txt

  • Zitat von "xenophanes"


    Nachdem diese Art der "Wissensproduktion" sehr erfolgreich ist, ist es doch nahe liegend, dass man sich ansieht, warum das aus philosophischer Sicht so ist (das macht die Wissenschaftstheorie) und diese Erkenntnisse dann auch auf andere Disziplinen überträgt. Das gilt auch für die Geisteswissenschaften, wo sich auf erkenntnistheoretischer Ebene (also sehr abstrakt) kein Unterschied zu den Naturwissenschaften besteht. Ohne Einhaltung gewisser methodischer Spielregeln wie Intersubjektivität und Logik dreht man sich im Kreis.


    Ich sage ja nichts gegen die Einhaltung gewisser Regeln, solche sind immer nötig, wenn man in einer Gemeinschaft agiert, publiziert und gemeinsam weiterkommen will.


    Leider verstehe ich dich noch nicht ganz: Ist mittlwerweile Philosophie alles (inkl. Naturwissenschaften), oder "nur" noch Wissenschaftstheorie (ein interessantes Gebiet)? - Du solltest/musst mich entschuldigen, aber ich sehe momentan wirklich nicht, womit sich die (heutige) Philosophie beschäftigt und was ihre konkreten Ziele sind. Etwas wie ein Beispiel (diesmal vielleicht nicht, ob sich die Sonne um die Erde dreht oder umgekehrt :zwinker: ) wäre möglicherweise durchaus hilfreich.


    Grüsse
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Hallo zusammen!


    Ich habe mit einer solchen Diskussion im Sloterdijk-Ordner nicht gerechnet und freue mich sehr darüber. Fast ist es mir schwer, mich noch in den Austausch einzuhaken. Ich selbst lese sowohl Nietzsche, als auch Schopenhauer sehr gern und besonders mit dem Augenmerk auf deren Aussagen über Kultur und Kunst. Sicher mag nicht alles wissenschaftlich gesehen stimmen oder sich selbst widersprechen, aber diese beiden Denker haben mit ihren poetischen und gehaltvollen Schriften immerhin Generationen von Künstler(innen) maßgeblich beeinflusst und somit die Kunstströmungen mitgeprägt. Es gibt da so viele Beispiele, dass ich garnicht erst beginnen will, aufzuzählen. Nietzsche und Schopenhauer zu lesen macht mir Spaß, bewegt mich und gibt mir Anstöße über Kunst und deren Wirkung nachzudenken. Waren die beiden aber nur Kunst- und Kulturphilosophen? Nein, das glaube ich keinesfalls. Aber ein Schwerpunkt macht dies in der beiden Herren Werk schon aus. Und das ist es auch, was mir an Sloterdijk gefällt: ich lese seinen Stil mit Genuss, freue mich über schöne und gut formulierte Gedanken, die mich zum Nachdenken bringen, egal, wie endgültig oder wissenschaftlich sie begründet sind. Philosophie für mich als Laien ist hauptsächlich bedeutend zum Finden eigener Gedanken und als geistreich-ästhetisches Lesevergnügen. Selbst wenn bald niemand mehr über Sloterdijk reden und schreiben würde, ich habe seine Schriften gern gelesen und bereue die darin gesteckte Zeit nicht. Seine Sendung "Das Philosophische Quartett", die er gemeinsam mit Rüdiger Safranski (den ich übrigens auch sehr wegen seiner Biographien schätze, siehe http://www.literaturcafe.de/cg…t_topic/f/5/t/001638.html ) veranstaltet, mag ich aus ähnlichem Grund, wohl wissend, dass das jeweilig angerissene Thema nicht in der Tiefe behandelt werden kann (der zeitlichen und medialen Rahmen wegen). Aber dass ist dann meine Sache, dies zu tun und auf den Weg dorthin machen beide immer eine gute Buchempfehlung. Ich kann einen Großteil von Sloterdijks Schriften dabei noch nicht einschätzen, da ich erst vier kleine Werke las. Aber ich have vor, auch eines seiner Hauptwerke zu lesen und freue mich schon darauf.


    Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen!


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Zitat von "Friedrich-Arthur"

    freue mich über schöne und gut formulierte Gedanken, die mich zum Nachdenken bringen, egal, wie endgültig oder wissenschaftlich sie begründet sind. Philosophie für mich als Laien ist hauptsächlich bedeutend zum Finden eigener Gedanken und als geistreich-ästhetisches Lesevergnügen.


    Da stimme ich dir zu.


    Ist es nicht auch in den Naturwissenschaften zum Teil so, dass wissenschaftlich unkorrektes doch auch hilfreich ist in gewissen Bereichen? Ob es Atome sind, welche oft als "harte Kugeln" betrachtet werden, obwohl wissenschaftlich natürlich längst erwiesen ist, dass sie wesentlich komplizierter beschrieben werden müssten (Welle-Teilchen-Dualismus, Unschärfe-Relation etc) oder ob es die Newton'sche Mechanik ist, welche auch nicht mehr den neuesten Erkenntnissen entspricht sondern nur als erste Näherung gelten darf, es sind nicht nur Einzelfälle, in denen halb-korrekte Modelle, welche durchaus ihre Fehler haben dürfen und gewisse Regeln verletzen können, zu Erkenntnissen führen, welche man durchaus "gebrauchen" kann.
    Oder nehmen wir ein anderes Beispiel: Wollen wir das Denken beschreiben, so müssen wir über das Denken nachdenken - schon an sich problematisch, da Objekt und Subjekt nur mässig gut trennbar ist. Da gibt es erstmal die durch Denken ergründbare Dimension, aber die ist natürlich nicht vollständig, kann nicht jedes Problem beschreiben, z.B. Assoziationen, Einfälle etc. Dann gibt es die psychologische Dimension wie Prägungen durch Kultur, Erziehung... Diese ist nicht durch reines Nachdenken erschliessbar, das muss statistisch überprüft werden. Dann die neurologische Dimension, die Funktionsweise des Gehirns, auf molekularer Ebene. Und dann kann noch einer kommen und sagen, da kämen auch noch quantenmechanische Effekte zum Tragen, das müsst ihr berücksichtigen. Und erst dieser wäre bei der wissenschaftlich heutzutage korrektesten, ehrlichsten und fundamentalsten Stelle angelangt. Nun aber daraus zu schliessen, dass die adäquateste Beschreibung des Denkens eine quantenmechanische wäre ist fragwürdig, auch wenn wissenschaftlich völlig korrekt.


    Mit all dem möchte ich sage, dass Widersprüche innerhalb eines Werkes eigentlich nur dann störend sind, wenn sie so gut vertuscht sind, dass sie nicht bemerkt werden, denn sobald einem bewusst ist: Das widerspricht jener Aussage, kann man sich klar machen, was unter welchen Umständen zutreffend ist - vielleicht sind die Aussagen zwar widersprüchlich, beziehen sich jedoch nicht auf genau das selbe.


    Grüsse
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Da nichts Menschliche fehlerfrei ist sind alleserklären Systeme geistiger Stilstand. Deshalb macht man eine Theorie widerlegbar, wenn es dann also einen Gegenbeweis gibt ist sie falsifiziert, also widerlegt.


    Platons Ideenlehre ist aber wohl nicht falsifizierbar. Wenigstens hat dieser aber brav den Widerspruch des Drittens Mannes, also den einer Menge, die selbst echte Teilmenge ihrer selbst sein soll, auf dem dann später Aristoteles vergnüglich rumhackte, höchstselbst dokumentiert. (Was wohl letzterer zu Russels Paradoxon mit dem universal set gesagt hätte?)


    Nur bzgl. über das Denken nachdenken, hat Heidegger wirklich in seinem Versuch hierzu am Ende Denken noch mal derart definiert, also das Denken seines "wir denken noch nicht", dass dieses nicht durch die Sinne beeinflußt worden sein dürfte? War das dann die Pointe oder war ihm nur kein neues Wort zuhanden?

  • Hallo!


    Zitat von "Friedrich-Arthur"

    Ich selbst lese sowohl Nietzsche, als auch Schopenhauer sehr gern und besonders mit dem Augenmerk auf deren Aussagen über Kultur und Kunst. Sicher mag nicht alles wissenschaftlich gesehen stimmen oder sich selbst widersprechen, aber diese beiden Denker haben mit ihren poetischen und gehaltvollen Schriften immerhin Generationen von Künstler(innen) maßgeblich beeinflusst und somit die Kunstströmungen mitgeprägt.


    Das steht ja außer Zweifel, weshalb ich die beiden auch las. Schopenhauer macht im Gegensatz zu Nietzsche aber viele handwerkliche philosophische Fehler (etwa ständiges Ändern von Begriffsbedeutungen), das mich das auf die Dauer ärgert. Bei Nietzsche ist das eher selten.


    Ich schaue mir z.B. ja auch die orientalische Mythologie und deren Einfluss auf das Alte Testament an. Da geht es um die Beziehung "A beeinflusst B" und nicht um irgendeinen Wahrheitsgehalt.


    CK

  • Zitat von "Stoerte"

    Da nichts Menschliche fehlerfrei ist sind alleserklären Systeme geistiger Stilstand. Deshalb macht man eine Theorie widerlegbar, wenn es dann also einen Gegenbeweis gibt ist sie falsifiziert, also widerlegt.


    Ein kluges Wort. Eine berühmte Theorie, die genau diesen Fehler macht, ist die Psychoanalyse. Ist nicht falszifizierbar und steht damit einer Religion näher als einer Wissenschaft.


    CK

  • Programmhinweis zu "Das philosophische Quartett":



    Zitat


    "Wie viel Wahrheit verträgt die Demokratie?"
    Heiligt der Zweck die Mittel? Wo beginnt die Lüge in der Politik? Ab wann wird sie gefährlich? Wie viel Wahrheit erfordert und verträgt eine Demokratie?


    Diese Fragen werden in der Sendung "Das Philosophische Quartett" am 12. März 2006 um 23.40 Uhr diskutiert.


    Quelle: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0,1872,1021352,00.html


    Urlaubsgrüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • xenophanes, es freut mich, dir eine Hilfe gewesen zu sein!


    Wie sagt Peter Lustig doch immer am Ende von "Löwenzahn"? Abschalten.


    Aber ich nicht, ich bin schließlich Fan. Des Fernseh-Sloterdijks, wie auch des schreibenden Sloterdijks und des denkenden Sloterdijks sowieso.


    Wie immer ich euch auch helfen konnte, es freut mich, dass es mir vergönnt und möglich war!


    Grüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • Ich befinde mich im Sphären-Rausch!


    Herrlich!


    Urlaubsgrüße, FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10

  • :rollen: Du bist böse, xenophanes :breitgrins:

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Zitat von "xenophanes"


    Sage doch nur immer, dass der Kaiser nackt ist :breitgrins:


    Du solltest aber wissen, dass das an Blasphemie/Ketzerei grenzen kann - aber wir sind hier ja tolerant, weshalb du nicht auf dem Scheiterhaufen landen wirst :breitgrins:



    Grüsse
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Und dennoch, ich lasse mir den Sloterdijk nicht madig machen. :smile:


    FA

    Daß man gegen seine Handlungen keine Feigheit begeht! daß man sie nicht hinterdrein im Stiche läßt! - Der Gewissensbiß ist unanständig. - Friedrich Nietzsche - Götzen-Dämmerung, Spruch 10