Bücher und geistige Getränke

  • Zitat von "Roquairol"

    Zumindest hat Rilke 1911 eine Psychotherapie erwogen, dann aber wieder davon Abstand genommen aus Angst, er könne mit seinen Neurosen auch seine literarische Kreativität verlieren.
    Ich habe mal gehört, daß Freud diesen Zusammenhang bestätigt haben soll - leider kann ich dafür gerade keinen Beleg finden.


    Wie gesagt: Die Vorstellung, durch die Psychoanalyse würde Mann etwas verlieren (statt: gewinnen) scheint mir eine ebenso durchsichtige wie typische Projektion zu sein, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass Freud sie geteilt haben sollte.


    Immerhin: Freud und Rilke sind sich ein Mal begegnet, 1915 in Wien:

    Zitat

    Besuch von Rainer Maria Rilke
    Rilke, der über seine Freundschaft mit Lou Andreas-Salomè bereits Bekanntschaft mit der Psychoanalyse gemacht hatte, sucht Freud in Wien auf. Er war ein "reizender Gesellschafter", berichtet Freud Ferenczi über den Besuch. Besonders Anna bewundert die Poesie Rilkes, die wie sie später schreibt, ihr genauso viel Einsicht in die Psyche des Menschen vermitteln konnte wie die Psychoanalyse.
    http://www.freud-museum.at/freud/chronolg/1915-d.htm

  • Noch kurz zu Mahler & Freud:

    Zitat

    Als Gustav Mahlers Ehe 1910 nach Almas Begegnung mit Walter Gropius in eine schwere Krise stürzte, wurde ihm empfohlen, Sigmund Freud aufzusuchen, der sich auch bereit erklärte, ihn im niederländischen Kurbad Leyden zu empfangen. Die Konsultation dauerte höchsten vier Stunden und hatte trotzdem durchschlagenden Erfolg. In einem Brief an seine Schülerin Marie Bonaparte äußert sich Freud zu seiner Diagnose: «Mahlers Frau Alma liebte ihren Vater Rudolf Schindler und konnte nur diesen Typus suchen und lieben. Mahlers Alter, das er so fürchtete, war gerade das, was ihn seiner Frau so anziehend machte. Mahler liebte seine Mutter und hat in jeder Frau deren Typus gesucht. Seine Mutter war vergrämt und leidend, und dies wollte er unterbewußt auch von seiner Frau Alma.» Mit dieser Analyse gab Freud eine Art versteckte Lizenz zum Inzest und bescherte den beiden dadurch letzte gemeinsam glückliche Monate. Alma war empört, als Freud ihr kurz nach Mahlers Tod im Mai 1911 ungeniert die Rechnung für diese kurze analytische Sitzung in Leiden zusandte.
    http://www.alma-mahler.at/deutsch/almas_life/freud.html