Beiträge von Kain

    Während einer Albanienreise bin ich auf Kadare gestossen und habe gerade "Der zerrissene April" von ihm gelesen, ein "Buch von archaischer Wucht" (Klappentext, kann ich mich nur anschließen) über die Blutrache und den Ehrenkodex im Norden Albaniens schreibt. Er schreibt ohne Schnörkel, verknappt und präzise; ein schmales Buch von großer sprachlicher Schönheit


    Absolute Empfehlung ,ich werde mir jetzt andere Übersetzungen vornehmen. Insbesondere auf "Chronik aus Stein" bin ich gespannt, das von seiner Heimatstadt Gjirokastra handelt. Albanien als Reiseziel kann ich übrigens voll empfehlen, hat noch einen Hauch von Abenteuer, dort unterwegs zu sein. In ein paar Jahren wird es überlaufen sein, da bin ich mir sicher.

    Die Hemden bei H&M sind billig (um die 10€) und solide geschnitten. Wenn er nicht ne ganz ausgefallene Körperform hat, sollten sie ihm auch passen. Bei H&M hält sich auch das finanzielle Risiko in Grenzen :zwinker:

    Unbedingt lesenswert! Wer es noch nicht hat und es sich anschaffen will, sollte zur Übersetzung von Swetlana Geier greifen.


    Ob es die Essenz des Denkens von D. enthält weiß ich nicht, dafür ist es wohl doch zu schmal und einseitig. Aber in seiner Radikalität, ausgefeilter Psychologie und Konsequenz bietet es einen guten Einblick in die schonungslose Sicht von D. auf die Welt, ein großes Leseerlebnis inbegriffen.


    ... angefixt, mich endlich mal den Tagebücher zu nähern.


    Die Tagebücher sind ein Muss, selbst wenn man Kafka sonst nicht allzu viel abgewinnen kann. Ich ziehe die Tagebücher jederzeit dem restlichen Werk vor. Das Spannende ist der Mix aus alltäglichen Beobachtungen, schrifstellerischen Versuchen, persönlicher Reflexion, Nonsens und offener Verzweiflung.

    HP hat meiner Meinung nach nichts mit der Beschreibung einer Depression zu tun. Es braucht keine Finesse um in der Pubertät Züge einer Depression zu finden. Eine Identitätskrise in diesem Lebensabschnitt ist normativ.
    HP ist m. E. eher ein "Außenseiterroman", Schwerpunkt Hochbegabung.

    Eine erfrischende Form der Rezension bietet www.vorablesen.de


    Eine gute Möglichkeit vorab Interesse zu wecken und "spielerisch" Werbung zu machen. Die Buchauswahl trifft zwar nicht meinen Geschmack, aber durch die beschränkte Auswahl auf wenige Werke, die in zeitlichem Abstand freigeschaltet werden, lädt es zum reinschauen und zur Diskussion ein. Zumal ich die meisten Bücher sonst nicht mal aus der Ferne anschauen würde...

    Ich wandel das Thema ab, auf "Meine aktuell wichtigsten Autoren und ein stellvertretendes Werk":


    1. Stefan Zweig: Balzac
    2. Albert Camus: Die Pest
    3. Dostojewskij: Der Idiot
    4. Balzac: Tante Lisbeth
    5. Hesse: Narziss und Goldmund
    6. Nietzsche: Nachlass
    7. Baudelaire: Les Fleur du Mal
    8. Hemingway: Fiesta
    9. Moliere: Komödien
    10. Stefan George: Jahr der Seele

    Die Sherlock Holmes Bücher sind fast die einzigen Bücher, die es aus meiner Kinderbibliothek in meine jetzige geschafft haben. Nach wie vor ein Hochgenuss, besonders begeistert mich, dass alles das was Sherlock Holmes an Techniken und Wissen anwendet, auch im Alltag sehr nützlich ist. Die logischen Schlussfolgerungen und der Blick fürs kleine, aber wesentliche helfen immer wieder weiter. Auch psychologisch sehr interessant (z.B. Frau und Junge aus dem "Vampir von Sussex"). Und immer, wenn ich die Bücher erwähne, bekomme ich Lust wieder eins zu lesen. Werd heute abend nochmal reinschauen. Die einzigsten Bücher, denen das seit Jahren bei mir gelingt...

    Zwei Empfehlungen zu Klaus Mann:


    1. Der Wendepunkt


    K.M. gibt eine autobiographische Darstellung seines Lebens. Es geht vor allem auf seine eigene innere Entwicklung ein und auf die Brüche in seinem Leben. Besonders interessant fand ich den Teil seiner Kindheit, wie er den Vater erlebte und was ihn (auch literarisch) nachdrücklich prägte. In erster Linie ist es aber eine Kampfschrift gegen den Nationnalsozialismus und das Erwachen seiner eigenen politischen Natur. Sinnigerweise endet das Buch mit seinem Eintritt in die US Army


    2. Das vergitterte Fenster


    Eine Novelle, die letzte, die er schrieb. Thematik ist ein sehr starker Todestrieb (dargestellt am alternden Ludwig II., kurz nach seiner Entmündigung), um nicht zu sagen eine Todessehnsucht, die auch Klaus Mann sein ganzes Leben über hatte. Er wurde stark kritisiert, weil er die Novelle im Exil veröffentlichte und seine Exilkollegen ihm vorwarfen, es sei keine Zeit für resignatorische, sondern für kraftvolle Worte. Sehr dicht, sehr genau, sehr anrührend.


    Bei Klaus Mann ist das faszinierendste, dass ihn erst seine Zeit zum politischen Menschen gemacht hat. Eher verträumt, düster, melancholisch wurde er zu einem führenden Mitglied der Exilautoren, und einer der kraftvollsten Organisatoren des literarischen Widerstandes. Er musste sich dabei mehr zwingen als andere, auch als sein Vater. Drogenmissbrauch und Todessehnsucht begleiteten ihn sein Leben lang.


    am Wochenende griff ich zu "Der Kampf mit dem Dämon". Zweig fasst darin die Biografien von Hölderlin, Kleist und Nietzsche zusammen. Das amateurhafte Herumpsychologisieren um einige wenige (ständig wiederholte!) Thesen ging mir irgendwann mächtig auf den Wecker. Beim Lesen überwog das Gefühl, der Autor versorge sein sprachliches Feuer ständig mit einer Schaufel zuviel. Auf Dauer ermüdet der zurecht als "pathetisch" beschriebene Stil.


    Pathetisch? Sicherlich, Zweig schreibt noch vorfaschistisch, als Pathos noch nicht verdächtig war. Legitim, solange es gutes Pathos ist. Billiges Pathos ist unecht, das Zweig'sche Pathos ist aufrichtig. Die Biographien Zweig's sind immer auch Identifikationen und Parallelen, die er zu sich selber zieht. Zieht man die Leidenschaft vom Werks Zweigs ab, bleibt nicht viel übrig. Auch in den Biographien sucht er nach der Leidenschaft, die Kleist, Nietzsche oder Balzac antreibt. M.E. trifft es Zweig mit seinem "herumpsychologisieren" meist ganz gut. Jedenfalls habe ich die Autoren ähnlich verstanden und Zweig hat wohl eher den Standpunkt "Künstler trifft Künstler" als einen germanistisch-wissenschaftlichen.
    Seine ausführlichste Biographie "Balzac" (leider unvollendet) möchte ich besonders hervorheben. Für mich eines der besten Bücher in deutscher Sprache. Mich steckt das Pathos an, die abgeklärte, relativistische Postmoderne ist doch ermüdend. Ich mag es, wenn ich mehr lese (oder das Gefühl habe mehr zu lesen) als Zeichen, die auf andere Zeichen verweisen...

    Auch wenn die Diskussion schon fortgeschritten ist, jetzt ein paar Worte zu Baudelaire...


    Erst mal schnell ein paar Bücher und Links die ich zum Thema kenne...
    Für einen kurzen Überblick zu seinem Leben empfehle ich http://de.wikipedia.org/wiki/Baudelaire, dort wird das Elementarste angeschnitten. Eine wirkliche Baudelaire-Biographie ist meines Wissens gerade nicht erhältlich, auch die Rowohlt-Monographie wird nicht mehr aufgelegt. Ansonsten gibt es zwei Essays von Sartre und Benjamin. Sartre interpretiert Baudelaire exsistentialistisch und ziemlich originell, aber kaum anhand seiner Gedichte sondern über Briefe etc. Benjamin's Essay war sehr enttäschend für mich, ich hab ihn nicht zu Ende gelesen;
    es ist allerdings eine Frechheit B. streng sozialistisch zu interpretieren und im zum Vorkämpfer des Proletariats zu machen. Letztendlich ist es Geschmackssache (Benjamin ist aber ohne Vorkenntnisse nur schwer verständlich, Sartre ist machbar)



    Sartre
    http://www.amazon.de/exec/obid…_ka_5/302-9307787-8813626


    Benjamin
    http://www.amazon.de/exec/obid…6_xgl/302-9307787-8813626


    Baudelaire wurde früh entmündigt, er nahm regelmäßig Opium und Haschisch, er nahm sich mit Vorliebe häßliche, kranke und ausgestoßne Frauen ,pflegte sein Außenseitertum mit Marotten wie sich die Haare grün zu färben und trug angeblich beim Sex immer Handschuhe. Auch folgendes entbehrt nicht einer gewissen Absurdität:


    "Von 1852 bis 57 himmelte er platonisch in Briefen und Gedichten die großbürgerliche Mme Apollonie Sabatier an – und machte ihr bittere Vorwürfe, nachdem sie sich ihm schließlich hingegeben hatte und damit in seinen Augen als Idealbild und Inspirationsquelle für Gedichte untauglich geworden war." (Wikipedia)


    Ich will jetzt nicht Hobbypsychologe spielen und verweise bei Interesse auf den Sartre-Essay der versucht einigen Morbitäten genauer auf den Grund zu gehen.


    Baudelaire ist aber auch ein Perfektionist des Dichtens, der stundenlang an einem Gedicht feilen konnte. Der instinktive Moment rückt vollständig in den Hintergrund, die Paradiese und Höllen die Baudelaire erschafft sind künstlich. Dem Irrationalismus seines Leben stellte er formstrenge Sonette entgegen und steht in seiner Gebrochenheit in der Übergangszeit zur Moderne.

    Zitat von "Céleste"

    Hat jemand Baudelaire gelesen?
    Ich hab mir vor ein paar Wochen "Die Blumen des Bösen" gekauft und bin total enttäuscht davon. Baudelaire ist gar nicht mit Poe zu vergleichen, auch wenn Poe sein Vorbild war.



    Kann ich mir gar nicht vorstellen, warum war es denn so enttäuschend?
    Liest du sonst Lyrik? Ich habe schon sehr viel Lyrik gelesen und halte Baudelaire immernoch für den Größten...

    Ist zwar schon alles ne Weile her, aber noch eine Frage:


    Seht ihr den Mephisto von Klaus Mann wirklich auf dem Faust Stoff basieren? Der Name legt das zwar Nahe, aber die einzige Parallele die ich da sehen könnte, wäre ein gewisser spöttischer Blick Klaus Manns (der vorzüglich zum Werk passen würde) wenn er diesen spärlichen Mitläufer Höfgen mit der Mephisto Figur gleichsetzt.