Beiträge von Julius

    Hallo Hubert,


    als Sohn eines großen Literatur-Kritikers fällt es mir nicht schwer, solch Weltliteratur allein an Schlüsselsätzen erkennen zu können.
    Nein, Scherz beiseite: Deine Vermutung war schon richtig - Google hat mir ein wenig zur Seite gestanden... :zwinker:


    Alles Gute
    Julius

    Hallo Georg,


    die Vergleiche, die Du genannt hast, sind typisch für den Roman. Vergleiche an sich können ja sehr schön sein. Bei Jelinek habe ich aber zu 99 Prozent das Problem, daß ich diese nicht nachvollziehen kann.
    Mich würde es wirklich mal interessieren, was Du letztendlich von diesem Werk hältst.


    Alles Gute
    Julius

    Hallo JMaria,


    es freut mich, wenn ich dir helfen konnte. Mittlerweile ist der Link zwar leider in der FAZ.net-Datenbank nicht mehr vorhanden, ich hoffe aber, daß er am Freitagabend noch zu erreichen war.


    Alles Gute
    Julius

    Hallo JMaria,
    hallo Forum,


    danke für den Link zu dem Artikel in der FAZ. Durch ihn ist bei mir ein wenig Licht in die dunklen Ecken des Kapitels Elfriede Jelinek gekommen. Tatsächlich kann ich diese Frau und ihre Art ein wenig mehr verstehen, auch wenn ihre Literatur (immer noch) nicht sonderlich zu meinen Lieblingen zählt.


    Alles Gute
    Julius

    Hallo nimue,
    hallo Forum,


    heute Nacht hatte ich mir auch noch Gedanken über den Aufbau des Links gemacht. Leider habe ich Dusel erst bei Mondschein verstanden, daß ich bei ISBN die entsprechende Nummer eintragen sollte.
    Nun ja, ich habe für die Zukunft gelernt. Nur Fehler, die man zweimal begeht, sind dumm. ;)


    Schöne Grüße
    Julius

    Hallo alle zusammen hier in der Runde,
    zunächst einmal möchte ich voranstellen, daß ich Elfriede Jelineks "Die Klavierspielerin" im Deutschunterricht lesen musste, noch bevor sie den Literaturnobelpreis bekommen hatte. Einen "Hype" gab es also zu dem Zeitpunkt noch nicht und ich konnte ganz unbefangen an den Roman herangehen.
    Der Klappentext lautet:

    Zitat

    Einer der meistdiskutierten deutschsprachigen Romane der letzten Zeit: "Eine literarische Glanzleistung." (Süddeutsche Zeitung)
    Der Klavierlehrerin Erika Kohut, von ihrer Mutter zur Pianistin gedrillt, ist es nicht möglich, aus ihrer Isolation heraus eine sexuelle Identität zu finden. Unfähig, sich auf das Leben einzulassen, wird sie zur Voyeurin. Als einer ihrer Schüler mit ihr ein Liebesverhältnis anstrebt, erfährt sie, daß sie nur noch im Leiden und in der Bestrafung Lust empfindet.
    "Mich hat das Buch von der ersten bis zur letzten Seite in einen verführerischen Bann gezogen... Wichtig ist das Buch nicht, weil es die (auch pornographischen) Phantasien des lesenden Voyeurs stimuliert, sondern weil der Roman ein besseres Verstehen über perverse Formen "abweichenden" Verhaltens bewirkt." (Norbert Schachtsiek-Freitag, "Frankfurter Rundschau"). Elfriede Jelinek erhielt 1998 den Georg-Büchner-Preis.


    Im Prinzip bringt der Klappentext alles auf den Punkt (nur, daß er einiges äußerst positiv darstellt): Erika ist vor allem im Bereich der Sexualität pervers, sprich sie hat einen "Knacks", da sie von ihrer Mutter sehr streng erzogen wurde, so daß sie auch im sexuellen Bereich keine Erfahrungen machen durfte.
    Man könnte einfach nur sagen "das ist Erika", wenn man liest, wie sie ins Sexkino geht und noch an den frisch vollgespermten Taschentüchern riecht und den "Duft" förmlich in sich hineinsaugt. Man könnte sagen "das ist Erika", wenn man erfährt, daß sie eigentlich nur noch daran denkt, wie sie sich selbst und anderen schaden könnte. Man könnte sagen "das ist Erika", wenn man bis ins letzte Detail erfährt, wie sie sich mit einer Rasierklinge in ihre Schamlippen schneidet und dabei keinerlei Gefühle empfindet.
    Das Problem dabei ist allerdings: Wieso müssen denn diese perversen Stellen so detailliert beschrieben werden? Reichen nicht allgemeine Andeutungen? Offenbar nicht, denn Jelinek hat es aus meiner Sicht auf Provokation und Perversion angelegt.
    Hier sind noch einige Beispiele:

    Zitat

    [...] Die beiden Damen schreiten rüstig fürbaß. Ein Lied singen sie nicht, weil sie, die von Musik etwas verstehen, die Musik nicht mit ihrem Gesang schänden wollen. Es sei wie zu Eichendorffs Zeiten, trällert die Mutter, denn auf den Geist, auf die Einstellung zur Natur komme es an! Nicht auf die Natur selbst. Diesen Geist besitzen die beiden Damen, denn sie vermögen sich an Natur zu erfreuen, wo immer sie ihrer ansichtig werden. Kommt ein rieselndes Bächlein daher, wird daraus auf der Stelle frisches Wasser getrunken. Hoffentlich hat kein Reh hineingepißt. Kommt ein dicker Baumstamm oder ein dichtes Untergehölz, dann kann man selbst hineinpissen, und der jeweils andere paßt auf, daß keiner kommt und frech zuschaut (vergleiche S.35 unterer Abschnitt bis S.36 oben).


    Im folgenden Textausschnitt befindet sich Erika in einer Straßenbahn auf dem Heimweg, bei dem sie sich Gedanken über die Mitreisenden macht:

    Zitat

    Eine Fülle der Empfindung überschwemmt einen Herrn Fleischereibesitzer. Er kann sich nicht wehren, obwohl er ein blutiges Handwerk gewohnt ist. Er ist starr vor Staunen. Er sät nicht, er erntet nicht, er hört nicht gut, aber er kann in einem öffentlichen Konzert besichtigt werden. Neben ihm die weiblichen Teile seiner Familie, die mitgehen wollen.
    SIE [Erika, die Protagonistin] tritt eine alte Frau gegen die rechte Ferse. Jeder Phrase vermag sie den vorherbestimmten Ort zuzuordnen. Nur SIE allein kann jegliches Gehörte an die richtige Stelle schieben, wohin es gehört. Sie packt die Unwissenheit dieser blökenden Lämmer in ihre Verachtung und straft die Lämmer damit. Ihr Körper ist ein einziger großer Kühlschrank, in dem sich die Kunst gut hält.IHR Sauberkeitsinstinkt ist unheimlich empfindlich. Schmutzige Leiber bilden einen harzigen Wald rungsumher. Nicht nur der körperliche Schmutz, die Unreinlichkeit gröbster Sorte, die sich den Achselhöhlen und Schößen entringt, der feine Uringestank der Greisin, das aus dem Leitungsnetz der Adern und Poren strömende Nikotin des Greises, jene unzählbaren Haufen von Nahrung billigster Qualität, die aus den Magen herausdünsten; nicht nur der fahle Wachsgestank des Kopfschorfs, des Grinds, nicht nur der haardünne, doch für den Geübten durchdringende Gestank von Scheißemikrotomen unter den Fingernägeln - Rückstände der Verbrennung farbloser Nahrungsmittel, jener grauen, ledrigen Genußmittel, wenn man es Genuß nennen kann, die sie zu sich nehmen, peinigen IHREN Geruchssinn, IHRE Geschmacksknospen - nein, am schlimmsten trifft es SIE, wie sie einer im anderen hausen, sich einer den anderen schamlos aneignen. Einer drängt sich sogar noch in die Gedanken des anderen hinein, in seine innerste Aufmerksamkeit.
    Dafür werden sie bestraft. Von IHR. Und doch kann sie sie niemals loswerden. Sie reißt an ihnen, schüttelt sie wie ein Hund seine Beute. Und dennoch wühlen sie ungefragt in ihr herum, sie betrachten IHR Innerstes und wagen zu behaupten, daß sie nichts damit anfangen können und daß es ihnen auch nicht gefällt.
    Die Mutter schraubt, immer ohne vorherige Anmeldung, IHREN Deckel ab, fährt selbstbewußt mit der Hand oben hinein, wühlt und stöbert. Sie wirft alles durcheinander und legt nichts wieder an seinen angestammten Platz zurück. Sie holt etliches nach kurzer Wahl heraus, betrachtet es unter der Lupe und wirft es dann weg. Anderes wieder legt sich die Mutter zurecht und schrubbt es mit der Bürste, Schwamm und Putztuch ab. Es wird dann energisch abgetrocknet und wieder hingeschraubt. Wie ein Messer in eine Faschiermaschine.
    Die alte Frau ist jemand, der neu zugestiegen ist, obwohl sie sich nicht beim Schaffner meldet. Sie denkt, sie kann es verheimlichen, daß sie hier hereingetreten ist, in diesen Waggon. Eigentlich ist sie längst ausgestiegen aus allem und ahnt es auch. Das Zahlen lohnt sich gar nicht mehr. Die Fahrkarte ins Jenseits hat sie ja schon im Handtascherl. Die muß auch in der Straßenbahn Gültigkeit besitzen" (vergleiche Seite 24/25/26).


    Im Prinzip ist der ganze Roman in diesem Stil geschrieben. Wer "ein besseres Verstehen über perverse Formen "abweichenden" Verhaltens" benötigt, dem sei dieses Buch empfohlen. Mir persönlich hat der Roman aus den oben genannten Gründen nicht zugesagt.
    Daß sich die Nobelpreis-Jury gerade Frau Jelinek als Trägerin ihres Preises ausgesucht hat, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
    Ich bin nicht nur von Jelineks Werk enttäuscht, sondern auch ein wenig von der Jury. Hoffentlich sind die Werke der zukünftigen Literatur-Nobelpreisträger anderer Natur!


    In diesem Sinne und alles Gute
    Julius

    Hallo nimue,


    super herzlichen Dank für deinen genialen Tip. Leider konnte ich deinen Link oben nicht benutzen, da Amazon sagt, er sei ungültig. So habe ich mir dann auf normalem Weg "Die blaurote Luftmatratze" von Detlef Reinert (Herausgeber) für nur 2,95 Euronen gekauft ;)
    Wie gesagt nochmals herzlichen Dank und sorry, daß ich den Kauf nicht über dich abwickeln konnte.


    Alles Gute
    Julius

    Hallo an alle,


    dies ist mein erster und hoffentlich nicht letzter Beitrag im Klassikerforum. Den ganzen Tag schon blätter ich die einzelnen Themen im Board durch und kann nur resümieren: Es ist wirklich ganz toll, was hier für eine Gemeinschaft entstanden ist. Dazu möchte ich ab heute auch meinen Beitrag leisten.


    Zum Thema: Hörbücher gefallen mir persönlich sehr gut, da ich mich beim Zuhören noch mehr entspannen kann, als wenn ich ein Buch in den Händen halten muß. Hörspiele höre ich aus diesem Grund auch gerne: Gerade die WDR-Krimis mit zum Beispiel Kommissar Maigret von Simenon haben es mir angetan, worauf ich glatt in die Buchhandlung meines Vertrauens gelaufen bin, um mich mit Werken Simenons einzudecken (allerdings nicht mit Hörbüchern).
    Der Nachteil von Hörbüchern/Hörspielen aus rein pragmatischer Sicht ist, daß es grundsätzlich länger dauert, diese durchzuhören, als ein entsprechendes Buch zu lesen; es sei denn, man hält eine gekürzte Hörvariante in den Händen. Letztendlich finde ich es aber immer wieder aufregend und interessant, wie - zumeist oft - detailgetreu und liebevoll die Originale vertont werden.


    In diesem Sinne, alles Gute und bis bald
    Julius