Beiträge von Heidi HH

    Die Buddenbrooks liegen bei mir auch noch auf dem SUB, ich habe schon mal angefangen, aber als ich bei Seite 20 immer noch nicht begriffen hatte, worum es genau ging, habe ich es erstmal beiseite gepackt. Ich denke, das ist ein Buch, von dem man mindestens 50 Seiten am Stück lesen muss, bevor man einen Zugang findet. Das ging mir bei dem Zauberberg nämlich genauso. Eigentlich ein klasse Buch für die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr :P .


    Etwas einfacher zu lesen und auch weniger Seiten hat "Tod in Venedig", dort geht es um einen älteren Herrn, der sich in einen bildhübschen Jüngling verliebt und darüber mehr oder weniger den Verstand verliert. Sehr tragisch und beklemmend!


    Nach Lübeck solltet Ihr mal fahren, schon allein wegen des Weihnachtsmarktes, der jetzt dort aufgebaut ist - wunderschön! Nicht zu vergessen das ganze Lübecker Marzipan...


    Viele Grüße
    Heidi

    Hi zusammen,
    da habe ich ja doch was gefunden, was das Buch ein wenig beschreibt; ich bin jetzt auf Seite 40, und meine Ausgabe hat überhaupt keine Inhaltsangabe, ich weiß bislang nur, dass Hans Giebenrath beim Seminar war, als Zweiter abschnitt und jetzt die Ferien genießt. Also muss ich mich wohl auf etwas Tragik gefasst machen.


    Ich finde das Buch trotz der etwas altmodischen Umstände doch sehr bildhaft geschrieben und das Thema "Druck von außen" überaus aktuell. Hier kann man sich auch als Berufstätiger unter Druck wiederfinden, es muss nicht mal die eigene Schulzeit sein, finde ich.


    Vielleicht gibt's mal wieder eine gemeinsame Leseaktion für andere Hesse-Bücher? Ich habe so ein 6-Pack gekauft, da schlummern noch Siddharta, Steppenwolf, Damian, Glasperlenspiel und ???


    Lesende Grüße,
    Heidi


    Zitat von "Nele"

    Hallo Hesse-Fans,
    ich habe gerade "Unterm Rad" von Hesse gelesen und bin sehr begeistert gewesen. Wie ich weiter oben schon geschrieben hatte, war ich ja kürzlich im Kloster Maulbronn, wo Hesse ja selbst auch zur Schule ging (eine Klosterschule mit den Hauptfächern Religion und Musik). Von dort ist Hesse ja später weggegangen, weil er es dort nicht aushielt und kam anschliessend sogar in eine psychiatrische Anstalt. In der Erzählung "Unterm Rad" beschreibt Hesse den schulischen Werdegang und die Kindheit des Hans Giebenrath, der, wie Hesse, das Landesexamen in Baden-Württemberg absolviert, und infolge seiner guten Leistungen nach Maulbronn in die Klosterschule geschickt wird (das war damals wie heute schon so ein bisschen eine Eliteschule). Auch Giebenrath verkümmert dort zusehends unter dem Druck, den die Lehrer auf ihn ausüben, dem Lernstress, der "verlorenen Kindheit". Schliesslich geht er nach einem Nervenzusammenbruch von dort weg und kehrt auch nicht mehr zurück.
    Hesse schildert sehr einfühlsam, wie es dem Hans als Schüler ergeht, was er empfindet, als er sich bewusst wird, dass er erwachsen wird und letztendlich von seiner Kindheit gar nichts gehabt hat, nachdem ihm all seine Lieblingsbeschäftigungen (wie zum Beispiel Angeln und auch einfach mit Gleichaltrigen zusammensein) genommen wurden. Kein Wunder, Hesse scheint hier viel Selbsterlebtes zu verarbeiten.
    Und natürlich- wie wir es von Hesse gewohnt sind, ist das Buch sprachlich der reinste Hochgenuss!
    Kann ich also nur empfehlen, für die, die Hesse gerne mögen. Ich fand es besser als den Steppenwolf und Siddartha, und die haben mir schon gut gefallen, es rangiert hinter dem Glasperlenspiel (denn das ist allem weit voraus).
    Liebe Lese-Grüsse, Nele

    Huch? Ihr lest noch? Ich war eine Woche im Urlaub und habe das Buch dort beendet.


    Die Strafe für moralische Verbrechen liegt wohl wirklich im Gewissen. Raskolnikow ist zeitweise ziemlich schroff und abweisend zu Sonja; ich deute das so, dass er sich bewusst ist, dass er als Mörder ihre Liebe nicht verdient hat, auch wenn er seine selbstdefinierten Gründe für die Morde hatte.


    Und Swidrigajlow erschießt sich. Sein Gewissen kommt gegen die krankhafte Begierde nach jungen Mädchen und gegen das Andenken an die Vergangenheit nicht mehr an. Und das, obwohl er nach außen seine Gründe bzw. Rechtfertigungen dargelegt hat.

    Im fünften Teil, Abschnitt vier endlich nun Raskolnikow's Geständnis




    Ich bin damals darauf gekommen, Sonja, dass die Macht nur dem zuteil wird, der es wagt, sich zu bücken und sie aufzuheben. Hier gibt es nur eines, eines: Man muss es wagen! Und damals kam ich auf einen Gedanken, zum ersten Mal in meinem Leben, den noch niemand je vor mir gedacht hatte! Niemand! Plötzlich erkannte ich sonnenklar, dass bis auf den heutigen Tag niemand gewagt hat und es auch imer noch nicht wagt, angesichts solcher Ungereimtheit das Ganze einfach beim Schwanz zu packen und zum Teufel zu befördern! Ich ... ich wollte wagen und habe gemordet ... nur wagen wollte ich, Sonja, das ist der ganze Grund!


    Als ich damals zu der Alten ging, war es für mich ein Experiment ... Das musst du wissen!


    Keine existenziellen Gründe, keine Rache - einfach nur ein Wagnis, eine Selbsterfahrung. Außerdem der Wunsch, nicht immer von Mutter und Schwester abhängig zu sein und dass diese ihr Leben nicht nur ihm opfern. Dies scheint mir aber eher nebenrangig zu sein.


    Unglaublich! Ein selbstdefiniertes Recht zu morden, da er sich bückt und die Macht aufhebt, was jeder machen könnte, aber niemand sonst tut.


    An den Anfang des Buches gedacht, war mir die Beziehung zu der Pfandleiherin unklar, das Motiv für die Tat ebenso. Warum wurde ausgerechnet diese Person für das Experiment gewählt? Es spielte offensichtlich keine Rolle ob Mann oder Frau. Interessant wäre zu wissen, welchen Unterschied das für ihn gemacht hätte und ob er weniger Schuldgefühle hätte, wenn er jemanden ermordet hätte, den er z.B. a) total gehasst hätte oder b) sehr geschätzt hätte --> wäre z.B. ein Mord an Rasumichin denkbar als Wagnis der besonderen Art?


    Viele Grüße,
    Heidi


    (Leider muss ich mich an dieser Stelle ausklinken, da ich in den Urlaub
    fahre und erst am 15.10. wiederkomme.)

    Zitat

    Ein Psychopath?


    Sehe ich genauso, Ikarus. Zumal er unmittelbar nach dem Gespräch mit Samjotow und Porfirij bei sich denkt "langsam komme ich auf den Geschmack".


    Porfirij hat ihn längst durchschaut, die Frage nach der Anwesenheit der Anstreicher zum Zeitpunkt seines Besuches bei der Pfandleiherin zeigt dies deutlich.


    Ich denke, R. hat hochgradige Schuldgefühle. Er mag seiner Mutter und Schwester nicht unter die Augen treten, ihn nervt die Anwesenheit Rasumichins, und er sieht geheime Zeichen, die Porfirij ihm angeblich sendet. Durch seine Überheblichkeit versucht er diese vor den anderen - und vor sich - zu vertuschen.


    Ich habe gerade die ersten beiden Seiten des vierten Teils am Wickel. Swidrigajlow ist aufgetaucht und sitzt an Raskolnikows Bett. Vorher hat R. von S. geträumt, dass dieser ihn als Mörder identifiziert hat...


    Das Buch fesselt mehr und mehr, je tiefer man in die Geschichte eintaucht.

    Zitat

    Wie findet ihr Rasumichin?


    Rasumichin ist für mich ein echter Freund, der Rodja sein Verhalten nicht übel nimmt, sondern klipp und klar sieht, dass dieser krank und in Schwierigkeiten ist und versucht ihm bestmöglich zu helfen. Eine gute Seele, auch wenn gewisse Andeutungen auf gelegentliche Entgleistungen gemacht werden.


    Mir scheint, er hat keinen blassen Schimmer, dass R. zu dieser Tat fähig ist/war und schiebt alles auf die Krankheit.


    Sehr ominös finde ich auch, dass Rodja sich sozusagen als Täter präsentiert. Er hält sich offenbar für schlau genug, um sich nicht erwischen zu lassen und sich hinterher ins Fäustchen lachen zu können. Die Stelle, an der er lachend mit Rasumichin aufs Präsidium geht, deutet m.E. auf seine vermeintliche Überlegenheit hin. Er will sich als Besitzer einiger Schmuckstücke melden, schlittert aber in eine für ihn höchst unangenehme und schlecht beherrschbare Situation hinein. Ich denke, die Tat lastet schwerer auf ihm als er sich anfangs ausmalte.


    Bin gespannt wie es weiter geht.

    Habe soeben von einer Kollegin erfahren, dass "Raskol" übersetzt soviel wie "Spaltung" oder "gespalten" heißt. Der Name ist wohl bewusst so gewählt, oder?


    Gespalten ist er ja z.B., was NEHMEN und GEBEN angeht. Raskolnikow ist gegen die Hochzeit seiner Schwester mit Luschin (was sie in erster Linie für R. täte), aber er auf der anderen Seite verschenkt er 25 Rubel an Marmeladows Familie. Also darf er nur GEBEN aber nicht NEHMEN. Warum aber sollte die Familie es NEHMEN dürfen? Darf man nur NEHMEN, wenn man selbst nichts zustande bringt?


    Der Mord scheint tatsächlich der Beweis für ihn selbst zu sein, etwas zustande bringen zu können. Darauf baut er sein Selbstbewusstsein, seine Überheblichkeit und eben auch die Tatsache, dass er aufgrund seiner zweifelhaften Tat GEBEN "darf".


    Ich bin jetzt an der Stelle wo Mutter und Schwester mit Rasumichin über den Brief von Luschin sprechen. Wie weit seid ihr so? :wink:

    Die Stelle mit dem Pferdchen traf mich ehrlich gestanden unvorbereiteter als die beiden Morden. Nach einem Mord fand ich es dann auch nicht wirklich überraschend, dass plötzlich noch Lisaweta auftauchte und sterben musste.


    Ganz durchblicke ich aber nicht, warum Raskolnikow auf Pjotr Petrowitsch Luschin so schlecht zu sprechen ist, wenn dieser doch seiner Familie hilft? Ich habe es erstmal als "Stolz trotz Armut" definiert, mal sehen ob die Geschichte noch mehr Aufschluss gibt.


    Ach so, ich bin jetzt auf Seite 202 (in der Fischer-TB-Ausgabe).