http://www.flickr.com/photos/32357038@N08/3573999325/
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Roquairol (hier: alias Ernst Ludwig Kirchner) porträtiert von Erich Heckel.
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Roquairol (hier: alias Ernst Ludwig Kirchner) porträtiert von Erich Heckel.
Mein 3. Band ("Titan") entstammt der gleichen Dünndruckausgabe wie der von Regina. Allerdings ist die Auflage etwas älter: 1966 erschien der Band in der Lizenzausgabe der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt. Zum Lesen mit dem Bleistift habe ich außerdem eine seinerzeit glücklicherweise spottbillig verramschte Dünndrucktaschenbuchausgabe des Romans (it 671, 1. Aufl. 1983) zur Verfügung. In der erstgenannten, den Roman vollständig mit allen Zutaten enthaltenden Ausgabe gibt es außer dem informativen NachwortWalter Höllerers einen reichhaltigen Anmerkungsteil, der - auch anders geartet - in der Taschenbuchausgabe vollständig fehlt. Ebenso fehlt da der "Komische Anhang zum Titan" wie auch die "Clavis Fichtiana seu Leibgeberiana". Immerhin gibt es ein anderes Nachwort, eines von Ralph-Rainer Wuthenow. Den 902 Seiten der Taschenbuchausgabe stehen die 1174 Seiten der gebundenen Ausgabe gegenüber. Fortlaufend lesen werde ich in der unkommentierten Taschenbuchausgabe, um den Lesefluss nicht zu sehr zu hemmen.
Dennoch komme ich immer wieder kaum über den schon so reichhaltigen 1. Zykel hinweg, dessen Poesie in Prosaform - zumal, wenn ich mir sie (wenigstens probeweise) laut vorlese - geradezu bezwingt. Als Musik in sinnvollen und sinnvoll artikulierten Worten und Sätzen erfahre ich diesen staunenswerten Romananfang, der auf sich spannungsvoll steigernde Weise das planmäßig inszenierte und auch dadurch bewusst erhöhte Staunen eines herangewachsenen "edlen Jünglings" zum vorrangigen Thema hat. Ein Initiationsvorgang lebenspraktisch philosophischer Art (getreu dem alten Satz, dass alles Philosophieren mit dem Staunen beginne) steht ganz am Anfang dieses Romans und bestimmt schon das gesamte erste Kapitel (=Zykel).
In mir wachgerufene Assoziationen lese ich dabei immer mit. "Edler Jüngling" erinnert mich an eine gelegentlich an den Prinzen Tamino entsprechend gerichtete Anrede in Mozarts damals noch recht zeitnaher Oper "Die Zauberflöte". Und der in unseren Breiten bis heute seltene Vorname Albano lässt mich an den auffälligen Vornamen des späteren Komponisten Berg denken. War da bei der Namengebung Jean Paul noch (oder nun bereits wieder) im Blick?
Wenn sich hier nichts tut, werde ich Jean Paul eben alleine lesen. Das, was ich schon kenne, noch einmal, und das mir noch Unbekannte in hohem Maße auch. Dann werde ich eben nicht mit dem "Titan", sondern mit der "Unsichtbaren Loge" und dem "Leben Fibels" beginnen, im Bewusstsein, dass mir bisher u. a. "Die Flegeljahre" besonders zugesagt haben.
Vielleicht stammt das Zitat aus Walter Benjamins Essay "Die Wiederkehr des Erzählers" (zum Werk N. Lesskows)? Hab ich aber nicht nachgeprüft.
Als ergänzenden Kontast zum Iljitsch lohnt es sich auch noch Tolstois kurze Erzählung "Drei Tode" zu lesen.
"Cécile" in der Taschenbuch-Edition der EXEMPLA CLASSICA war, als ich 20/21 Jahre alt war, der erste Roman Fontanes, den ich aus seiner Feder gelesen habe. Seitdem bin ich ein dauerhaft (für mein ganzes Leben!) gewonnener Leser Fontanes. Es vergeht bis heute so kein Jahr, in dem ich nicht wenigstens einen neuen Roman Fontanes (oder Raabes) kennengelernt oder aber einen mir bereits bekannten wiedergelesen habe.
An die Lektüre von "Unwiederbringlich" und an die von "Schach von Wuthenow" erinnere ich mich unter anderem auch noch sehr gerne. Und es wird für mich wieder Zeit, z. B. "Unwiederbringlich" nach Jahren wieder neu zu lesen. Am besten in der schönen Ausgabe des Manesse-Verlags mit dem ansprechenden Nachwort.
Aber auch und vor allem "Der Stechlin" wartet nach vielen vergangenen Jahren erneut auf mich.
Warum sollte es - wie bei kleineren und größeren Flüssen - denn nicht auch unterschiedliche Leseflussgeschwindigkeiten geben?
Ich stoße mich doch vor allem nur am Wort "Bombast", durch das ich Mahlers Kompositionen nicht als erfasst betrachten kann. Unter "Bombast" verstehe ich unförmige Überladenheit, aufgeblähte Formlosigkeit, lauttönende Leere und Pseudogröße.
Ich selbst mag doch den Bach des "Wohltemperierten Klaviers" ganz besonders. Oder auch den Mozart der Streichquintette. Usf.
(Anders als z. B. Mahler kann ich diese Kompositionen der beiden immer wieder neu Tag für Tag hören; auch wenn ich faktisch, je nach Laune und um nicht momoman abzustumpfen, sehr gerne immer wieder auch zu anderen ihrer Kompositionen oder auch zu ganz bestimmten von Schubert, Haydn, Schumann, Janácek überwechsle.)
Aber gibt es monopolistisch nur einen einzigen Maßstab für Formidee und Rang? Nie würde ich Bach gegen Beethoven ausspielen (der eine sei größer als der andere) oder Brahms gegen Bruckner (und den wieder horribile dictu gegen Mahler), oder Bartók gegen Szymanowski.
Auch ich wünsche einen guten Tag.
Gibt es nicht auch die nüchternen Räusche der Mystik? Und hat nicht z. B. Hölderlin (der mit den Schwänen und dem "heilig-nüchternen Wasser") gesagt: "Da wo die Nüchternheit dich verlässt, ist die Grenze deiner Begeisterung"?
Und gibt es bei Musil z. B. nicht u.a. die Verbindung von Rationalität und Mystik?
Abgesehen davon, dass sich neben den Klavier- und Orchesterliedern bei Mahler z. B. auch das inzwischen des öfteren in Konzertsälen gespielte einsätzige Klavierquartett findet, wie kann man denn nur das Kammermusikalische gerade auch in Mahlers Symphonien (oder im "Lied von der Erde") so sehr verkennen? Wer nur Bombast bei Mahler hört, der hat nie genau zugehört. Bombast würde auch ich nicht mögen.
Und Julien Gracq schrieb dazu 1974 in "Lettrines II" (vgl. JG: "Witterungen II", Graz - Wien 2005, S.59):
"Mit zunehmenden Alter entsteht im Lauf der Lektüren unversehens eine Kluft zwischen den herausragenden Werken und allen anderen. Das Urteil ist von entscheidender Klarheit und unwiderruflich; mit zwanzig hingegen stiegen oder sanken meine Lieblingslektüren von einem Jahr zum anderen auf einer dicht besetzten Werteskala wie Börsenkurse."
(Als dieses Notat veröffentlicht wurde, war Julien Gracq 64 Jahre alt.)
Fragen wir doch mal Günter Grass und Wolfgang Koeppen, die jeweils große Stücke auf Grimmelshausen halten, ob sie bei ihrer Einschätzung nur gedankenlos die überkommenen Wertungen der Literaturgeschichtsschreibung wiederholt haben. :zwinker:
Beim TITAN wäre auch ich gerne dabei.
"Studium oder Ausbildung zuende? Oder warum ist jetzt mehr Zeit für die Lektüre vorhanden? "
Inzwischen bin ich als Gymnasiallehrer im Ruhestand. Ich muss mit meinen 66 Jahren nicht mehr korrigieren (das vermisse ich am wenigsten) und habe nun mehr Zeit für eigene, ausschließlich selbstbestimmte Lektüre. So kam Jean Paul auch in meinem Unterricht kaum vor. Ging ja nicht. Allerdings: auf die "Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott mehr sei" habe ich im Deutsch-, mitunter auch im Philosophieunterricht nicht immer verzichten müssen.
(Die Spuren, die gerade dieser gewaltige Traum aus dem "Siebenkäs" auch im Ausland über die französische Übersetzung von Charles de Villers z. B. bei Nerval und Dostojewskij, aber auch später im Inland z. B. bei Wolfgang Koeppen hinterlassen hat, waren mir bald bewusst.)
So habe ich aus Zeitgründen den "Titan" leider nie ganz gelesen, würde das aber sehr gerne mit euch gemeinsam tun. (Nicht nur wegen Roquairols und der Clavis Fichteana.)
Für die freundlichen Willkommensgrüße von euch beiden bedanke ich mich sehr.
In der Liste der besonders lesenswerten Werke Wilhelm Raabes (s.o.) fehlt mir mindestens noch der Roman"Prinzessin Fisch"; auch das "Horn von Wanza" habe ich nicht ungern gelesen.
Mein Durchbruch zu Raabe als einem meiner jetzigen Lieblingsautoren gelang vor allem über "Horacker" und über "Die Akten des Vogelsangs" (bei der zweiten Lektüre), dann abermals über "Hastenbeck", nachdem mir anderes von ihm bislang nur gefallen hatte.
Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre hörte ich Mahler (4. Satz der 1. Symphonie) zum ersten Mal im Radio. Der Funke sprang noch nicht über. (Nebenbei: Damals wurde Mahlers Symphonik - z. B. noch in Knaurs Konzertführer - als bloße, zwar ambitionierte, aber letzten Endes misslungene, Kapellmeistermusik abgetan.)
Wenige Zeit später lernte ich einen Mitstudenten kennen, der ähnlich wie ich sehr viel für Musik übrig hatte. Aber eben auch für Gustav Mahler. Der hatte eine ganze Reihe hervorragendender Mahler-Platten, die er mir lieh. Es war ein großes Glück für mich, Mahler gleich in den damals besten Aufnahmen (Otto Klemperer, Bruno Walter, Erich Leinsdorf) kennen zu lernen. Seitdem ließ (und lässt) diese Musik mich nicht mehr los.
Vielen Dank, wanderer, für den Link. Ich bin neu hier. Aber Jean Paul interessiert mich schon seit Jahrzehnten. Jetzt endlich habe ich Zeit zu etwas ausgiebigerer Lektüre.
Als ich mit 55 erstmals im Krankenhaus war, nutzte ich die Gelegenheit und begann endlich Dantes "Göttliche Komödie" in der hervorragenden Übersetzung von Karl Voßler zu lesen. In einem Goldmann-Taschenbuch, das ich (mit vollständigem, ungekürztem Text!) lange Zeit zuvor für nur eine DM antiquarisch, aber sehr gut erhalten, erworben hatte.
Für mich war es eine Lektüre genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich habe das Buch mit allen seinen drei Teilen (Inferno, Purgatorio, Paradiso) Gesang für Gesang konzentriert gelesen, bis ich es aushatte. Auch in den Tagen zu Hause, die sich an meinen Krankenhausaufenthalt anschlossen, setzte ich meine Lektüre mit großem Erkenntnisgewinn und zum Teil hoher Gefühlsbeteiligung fort. (Wäre ich wegen eines Missgeschicks (!) damals nicht ins Krankenhaus gekommen, hätte ich Dantes großes Buch wahrscheinlich bis heute nicht gelesen.)
Als niederländischer Klassiker ist mir - wenigstens vom Namen her - der Dramatiker Joost van den Vondel geläufig. -
Vielleicht kann man aber auch noch (nur bedingt?) Erasmus von Rotterdam und Spinoza in diese Rubrik mithineinnehmen. Von beiden habe ich bereits einiges Bemerkenswerte gelesen.
Hans Henny Jahnns große Werke reizen auch mich. Auf meinem Leseprogramm stehen sie schon lange. Die Bände "Perrudja" und "Fluss ohne Ufer" habe ich ohnehin (noch ungelesen) zur Verfügung. Angst vor dem Umfang dieser Bände habe ich nicht - und muss man wohl auch nicht haben. Bei "Fluss ohne Ufer" beginnt man sogar mit einem "Perrudja" gegenüber deutlich kürzerem Einstiegsroman, dem "Holzschiff". Warum also nicht gleich mit "Fluss ohne Ufer" und seinem Anbahnungsroman beginnen? - Aber auch bei einer gemeinsamen Lektüre von "Perrudja" wäre ich dabei.