Diese Diskussion finde ich so interessant, dass ich mich angemeldet habe. :winken: Meine intensivere Eco-Lektüre ist zwar schon eine Weile her, aber gerade "Der Name der Rose" hat mir ausgesprochen gut gefallen, genauso wie einige der semiotischen und literaturtheoretischen Veröffentlichungen.
Ich habe das Buch zweimal gelesen (das erste Mal als ich noch auf der Schule war) und ich habe es hauptsächlich als spannenden Mittelalter-Krimi gelesen. Auch bei der zweiten Lektüre hat es wieder Spaß gemacht
Das ist ein Grund, warum ich den Roman ausgesprochen gelungen finde. Man kann ihn als Detektivroman lesen und die philosophischen/historischen Ausführungen weitgehend überblättern, man kann ihn als historischen Roman, als Schauerroman und auf viele weitere Arten lesen. Man kann auch darin wühlen und alle möglichen literarischen, philosophischen, semiotischen etc. Bezüge finden - muss man aber nicht, um ihn zu mögen. Mir gefällt das, weil es so "demokratisch" ist und das Lesevergnügen grundsätzlich unabhängig von allen Vorkenntnissen entstehen kann. :smile:
Sandhofer, deinen "Zerbrösel"-Einwurf finde ich besonders spannend, weil er dem sehr nahekommt, was mich bei Literatur furchtbar auf die Palme bringen kann: Da möchte mir jemand eine Botschaft vermitteln, ohne sie direkt auszusprechen (oder in ganz schlimmen Fällen sogar doch, indem er sie irgendwie explizit einbaut) und ich fühle mich als Leser unterschätzt und verkaspert - man merkt die Absicht und man ist verstimmt (von wem war das noch?)
In Ecos Fall ging es mir nicht so. Um hier schon beim zweiten Lesen die "Scharniere" zu erkennen, muss man schon einen verflixt guten Bildungshintergrund auf mehreren Gebieten haben *hutzieh*; der Mehrheit der Leser geht das sicherlich nicht so. Und selbst wenn man sie erkennt, sehe ich die zweifellos vorhandene Konstruiertheit hier nicht als Mittel der Belehrung, sondern eher als Aufforderung zum Spiel (ob man das mag, ist natürlich eine andere Sache). Dies ist sicher kein Roman, der einen emotional mitreißen kann, vielleicht mit Ausnahme einzelner Passagen beim ersten Lesen. Aber das muss ja auch nicht bei jedem Roman sein. Denkanstöße in alle möglichen Richtungen gibt er sicher, wenn man sich darauf einlässt, aber ohne mit wedelndem Zeigefinger zu belehren - was ich ihm hoch anrechne.