Beiträge von Zoe

    Hallo Zwergerl,


    du hast dich tatsächlich aufgerafft und das Buch zu Ende gelesen, Glückwunsch! Mir liegt es dauern schon auf dem Gewissen, na ja, so schlimm ist es vielleicht nicht, aber ich mag es nicht, wenn ich Bücher nicht zu Ende lese. Ich muss nur so viel arbeiten, dass ich zu gar nichts komme, und ich dachte, es würde besser, aber es wurde eher immer schlimmer. Ich weiß nicht, ob ich meine erste freie Zeit seit langem zu Ostern nun ausgerechnet mit Novalis verbringen muss - so sehr hat mich das auch nicht begeistert - aber wer weiß, vielleicht siegt die Disziplin.


    Vielen Dank für deine Einträge, da kann ich ja schon mal sehen, was mich noch erwartet...
    Einen lieben Gruß
    Zoe

    Hallo Zwergerl!
    Bist du noch da? Ich habe erst mal etwas anderes gelesen, aber da komme ich im Augenblick auch nicht voran. Irgendwie erwischt einen der Vorweihnachtsstress doch immer wieder trotz allem Widerstand.


    Ich bin jetzt erst mal bis Samstag, 22. nicht in Internetnähe. Ich nehme das Buch aber mit und werde versuchen, weiter zu lesen. Ansonsten hoffe ich auf die Tage nach Weihnachten....


    Liebe Grüße :winken:
    Zoe

    Kapitel 5


    Bisher handelten die einzelnen Kapitel von in sich geschlossenen Episoden, die nur durch die Reise von Heinrich mit seiner Mutter und den Kaufleuten zusammen gehalten werden. Das hat zur Folge, dass man zwischendurch das Lesen ruhig unterbrechen kann, ohne den Zusammenhang aus dem Auge zu verlieren. Das Handlung scheint wie aus einzelnen Geschichten komponiert zu sein.


    In diesem Kapitel erfahren wir nun, wie der Abstieg in das dunkle Erdinnere Schätze hervor bringt, sowohl Edelsteine und edle Metalle im Bergbau als auch Weisheiten, als die Gesellschaft einen in einer tiefen Höhle lebenden Einsiedler trifft. Das Reich unter der Erde wird mit der Vergangenheit in Verbindung gebracht, die man dort wie in einem Buch aus den Funden und Schichten lesen kann, wogegen die Zukunft aus den Sternen gedeutet wird.


    Am Ende des Kapitels wird es allerdings wiederum wunderlich, denn Heinrich erhält durch eines der Bücher, die der Einsiedler in seiner Höhle bewahrt, aus einer alten Geschichte anscheinend Hinweise auf seine eigene Zukunft und Bestimmung. Nun ist man gespannt, was daraus werden soll.


    Die Gegensätze oben - unten, Licht - Dunkel, Vergangenheit - Zukunft sind hier sehr deutlich charakterisiert, wobei das Dunkle und Tiefe keinesfalls wie sonst in christlicher Tradition häufig üblich mit einer negativen Bewertung gesehen wird. Im Gegenheit, das Dunkle birgt die brilliantesten Schätze und lichtvolle Einsichten.


    Ein schönes Wochenende allen!
    Zoe

    Mit der Spiegelfunktion der beiden Geschichten im Märchen und im Handlungsverlauf magst du recht haben, Zwergerl. Ich nehme an, dass Novalis hier seine Ideen und Ideale versucht vorzustellen und in die Realität zu überführen.


    Die Geschichte der Kreuzzüge und der Auseinandersetzungen zwischen der christlichen Welt, dem Byzantinischen Reich und den arabischen Völkern ist kompliziert und ein eigenes Studienfeld. Ich hoffe, man braucht keine Detailkenntnisse, um das Buch zu verstehen. Das es sich allerdings um eine der Konstellationen handelt, die die Geschichte Europas stark geprägt hat, wäre das ja mal ein Anlass, sich das mal wieder genauer anzusehen. Ob das meine zeitlichen Möglichkeiten allerdings zulassen, bezweifle ist. Danke für die Materialienhinweise, da kann man sich schnell einen Überblick verschaffen. Ich schließe daraus, dass die Geschichte ungefähr im 12. Jahrhundert spielt.


    Einen schönen Sonntag!
    Zoe

    Hallo Zwergerl,


    da werde ich mich mal geschwind an Kapitel 4 machen, das dritte hatte mich etwas geschafft mit seiner uneingeschränkten Üppigkeit. :ohnmacht:


    Deine Bemerkungen zu den verschleppten Frauen sind interessant. Natürlich, das war schon immer das Los von Frauen. Es mag eine Art geben, damit umgehen zu können, die sollte von Generation zu Generation weiter gegeben werden. Aber ich werde mich jetzt erst mal ans Lesen machen...


    Bis bald! :winken:
    Zoe

    Kapitel drei.


    Wohl wahr Zwergerl. Ein Märchen und ein solch üppiges, in dem nun gar nichts schief geht und nur der Ungerechte leidet und das auch noch mit Einsicht, und in dem so viel Glück herrscht, dass man es kaum lesen kann. Uff! Das war wirklich anstrengend! :rollen:

    Zitat

    Und, mal ganz ehrlich, Sinn macht das nicht, daß sich der Jüngling den geistigen Sphären verschreibt und keine Ahnung davon hat. Ich wähle ja keinen Beruf, ohne zu wissen, was es ist. Das meinte ich auch mit märchenhaft.


    Ja, das ist wohl eher ungewöhnlich. Allerdings ist das Thema, dass jemand eine innere Berufung spürt, die die Umgebung und seine Herkunft in keiner Weise unterstützt, ein recht bekanntes. Das eine oder andere Mal gibt es wohl Menschen, deren innerer Ruf so stark ist, dass sie diesen Weg einfach gehen und die fehlenden Voraussetzungen irgendwie ausgleichen. Ich vermute, es steckt in jedem von uns so ein kleiner verhinderter Berufener zu höheren Dingen, anderfalls wäre die Popularität eines Harry Potter kaum erklärbar.


    Wilhelm Meister, oh je, lang, lang ist's her. Da geht es mir wie den Kaufleuten im 2. Kapitel: "Von den Gesängen selbst, die wir gehört haben, können wir wenig sagen, da die Freude und der Rausch des Augenblicks, das Gedächtnis hindert viel zu behalten, und die unaufhörlichen Handelsgeschäfte manches Andenken auch wieder verwischt haben." Da weiß ich auch nicht mehr dazu zu sagen, in welcher Weise diese Abgrenzung sich hier bemerkbar macht.


    Ich werde wohl erst morgen dazu kommen, weiter zu lesen.
    Einen Gruß zum Samstag abend!
    Zoe

    Einen wunderschönen guten Morgen!


    Ja Zwergerl, vom zweiten Kapitel aus gesehen, das ich jetzt auch gelesen habe, scheint der Vater den praktischen, handwerklichen Weg zu gehen und im Sohn der zweite von ihm genannte Weg der inneren Betrachtung offensichtlich per Geburt angelegt zu sein, das ist der Weg des Künstlers. Ich dachte erst, es wäre etwas, dass der Vater einmal besessen hatte, aber im Laufe seines arbeitsreichen Lebens und Sorgens für die Familie verlor. Immerhin hat ihn der Aufruf des Traumes dazu gebracht, einen ganz neuen Weg im Leben einzuschlagen. Der Sohn begibt sich nun auch auf einen ganz neuen Weg, auch nach seinem Traum von der blauen Blume, aber der ist eher konventionell ausgelöst durch den Wunsch der Mutter und des Großvaters. Vater und Sohn sind sehr "verspiegelt" möchte ich es mal nennen. Sie haben komplementäre Eigenschaften und spiegeln einander das, was sie gerade nicht leben.


    Zitat

    (Übrigens hat es mich sehr amüsiert, daß der Vater vor dem Sohn der Mutter sagt, daß sie ne ziemlich scharfe Braut war - da ist mir dann der Löffel aus dem Mund gefallen, das hatte ich nicht erwartet)

    Bei aller gepflegten Rede scheint man ja da kein Blatt vor den Mund genommen zu haben :breitgrins:. Wenn ich mir die Reden auch von den Kaufleuten anhöre, stelle mir die Frage, wie haben die Leute tatsächlich in der Zeit gesprochen, war das die Redeweise der "Ungebildeten" oder ist es die dichterische Version?


    Zitat

    Hier erinnert mich dann die Geschichte doch sehr an ein Märchen. Die Archetypen in Reinform. So hat der Jüngling noch nie ein Gedicht gesehen, noch nie seine Geburtsstadt verlassen (obwohl der Heimatort der Mutter ja soooooo weit nicht entfernt ist)


    Die Entfernungen waren wohl derzeit nicht so IC-geschwind zu überbrücken, es mag wohl sein, dass man bis zu seinem 20. Lebensjahr nicht aus dem Heimatort kam, wenn man nicht gerade einem mobilen Berufsstand angehörte oder als Lehrling auf der Wanderschaft war.


    Die Geschichte mit dem Sänger gefiel mir, obwohl ich jetzt auch nicht sagen könnte, was sie an dieser Stelle genau bedeuten soll. Als Beispiel zu den von den Kaufleuten erwähnten Liedern, handelt sie von Sängern in sehr alten Zeiten, in denen sie anscheinend sehr magische Kräfte besaßen und mit den Naturkräften und -wesen verbündet waren. Hört sich ein bisschen nach einer Beschreibung von Druiden an, die alle diese Funktionen vereinten: Gesang, Gedichte und Geschichte, Heilungskräfte, Ratgeber, Lehrer und Ritualleiter u.a.m. Und so ein schönes Ende mit Gerechtigkeit ist doch eine Labsal für ein von allen Hoffnungen auf ein gutes Ende beraubtes modernes Gemüt :breitgrins:.


    Da der Jüngling und wohl allgemein die romantischen Dichter, wie man liest, das Geheimnisvolle und Magische, die "Zwischenräume" und das "Zwielicht" als kreativen Raum schätzten, wird diese Geschichte wohl ganz nach dem Geschmack des jungen Herrn sein und könnte ihn noch weiter in diesen geheimnisvoll träumerischen Zustand hineinbringen, in dem er sich schon seit seinem Traum mit der blauen Blume befindet. Mal sehen wie es weiter geht.


    :winken: Zoe

    Vielen Dank Zwergerl für diese Zusammenstellung der Links!


    Das hilft mir schon wesentlich weiter und ich habe heute schon einiges davon studiert.
    Es ist sehr hilfreich, besonders weil meine Kenntnisse der Literaturgeschichte doch sehr mangelhaft und das geschichtliche Erinnerungsvermögen leider etwas verblasst ist. Aber es prägt auch sehr den Blick auf das Material und deshalb höre ich jetzt erst einmal mit der Sekundärliteratur auf, um den Text vielleicht noch etwas unvoreingenommen zu lesen.
    Ich bin sicher, Novalis hätte auch ein frisches und unverstelltes Herangehen empfohlen :smile: und insofern befinde ich mich in guter Gesellschaft.
    Etwas später also mehr zu den Materialien.
    Grüße :winken: Zoe

    Hallo Zwergerl,


    du hast recht, man kann in den Text so recht hinein rutschen oder tauchen. Ich habe das erste Kapitel gelesen und das ging recht flott, es lässt sich gut lesen, wenn man eine gewisse Ader für Geheimnisse, Phantasie und träumerische Stimmungen besitzt.


    Die Schilderung des Traumes des "Jünglings" erinnert mich an die heutigen Traum- und Phantasiereisen, oder auch die schamanischen Reisen, die wieder "modern" geworden sind. Allerdings ist eine sehr deutliche Fokussierung auf angenehmene, bezaubernde und inspirierende Erlebnisse erkennbar, die unser heutiges Bewusstsein nicht mehr so ohne weiteres akzeptieren kann. Dies geschieht im vorliegenden Text aber, obwohl die Orte und Umstände durchaus "dunkel" zu nennen sind: der Träumende geht durch einem dunklen Wald, durchwandert eine Schlucht, geht in eine Höhle, aber es geht eben bergan, am Ende des Dunkel glänzt ein Licht....


    Diese Gegensätze fielen mir auch schon vorher im Text auf, denn der Traum vom dunklen Wald ereignet sich in der Morgendämmerung, und nach wirren Träumen "wurde es stiller in seiner Seele, klarer und bleibender wurden die Bilder". Natürlich habe ich ein wenig die Interpretationen zur romantischen Literatur und den Schriften von Novalis im Hinterkopf, nach denen Nacht und Tod in den Dichtungen eine große Rolle spielen sollen. Aber es scheint ja dennoch vom Literaten als ein Aufbruch in den neuen Morgen empfunden worden zu sein. Das Pseudonym Novalis selbst bedeutet nachdem, was ich las, ja selbst auch "Neuland", "Brachfeld". Das würde der Stimmung, die sich hier mitteilt, ja entsprechen. Es geht um eine neue Erfahrung, ein neues, anregendes und vielversprechendes Erleben.


    Interessant erschien mir auch die Parallele der Träume von Vater und Sohn, die beide die blaue Blume im Traum erblickten. Der Vater wurde sogar auf eine bedeutsame Zukunft hingewiesen. Das gibt sowohl dem Leben und Werden des jungen Novalis wie auch seinem Traum von der blauen Blume ein zusätzliches Gewicht. Es klingt so etwas mit wie "in früheren Zeiten weisgesagt", oder auch die Anknüpfung an die Jugendträume des Vaters.


    Ich bin gespannt auf Deine/Eure Gedanken und die Fortsetzung des Textes.


    Liebe Grüße
    Zoe

    @ zwergerl: Ich habe eine DTV-Ausgabe. Der Vorschlag mit dem Zitieren und inhaltlichen Angaben ist gut :smile:


    @ josmar: wir sind alle noch nicht lange hier, man kann nicht viel falsch machen :breitgrins:
    @ sandhofer: deswegen vielen Dank für die Regieanweisungen :klatschen:

    an alle: wie sieht es mit dem Zeitplan aus? Wollen wir warten, ob sich noch weitere Interessenten finden? Für mich wäre ein Start ab Mitte November denkbar, dann sieht es nicht so gut aus, besser erst wieder ab Mitte Januar.


    :winken:

    Der Schlüssel zur Romantik - die blaue Blume - da möchte ich auch gerne mitmachen. Ich würde gerne etwas von den hier versammelten Kennern der romantischen Literatur lernen. Wäre das akzeptabel?


    Viele Grüße
    Zoe

    Hallo ihr Klassikfreunde! :winken:


    Ich bin vom Literaturschock hierher gekommen und muss gleich gestehen, dass ich mich mit Klassik nicht wirklich gut auskenne. Ich habe zwar, seit ich lesen kann, immer irgendein Buch vor der Nase gehabt - und das ist nun auch schon Jahrzehnte her - aber ich habe mich kreuz und quer und nach phasenweise veränderten Vorlieben durch die Literatur gelesen. Klassiker waren sicherlich auch dabei. Goethe und Schiller, hm, na ja, nach der Schule nur noch in Ausnahmefällen. Eher dann schon Brecht, viel Satre, Camus, auch Musil, Siegfried Lenz, Uwe Johnson, Alfred Döblin und andere, die mir jetzt nicht einfallen.


    Erwartet also besser keine wesentlichen Beiträge von mir, ich hoffe dagegen, von Euch etwas dazu lernen zu können! :smile:


    Viele Grüße
    Zoe