Einen wunderschönen guten Morgen!
Ja Zwergerl, vom zweiten Kapitel aus gesehen, das ich jetzt auch gelesen habe, scheint der Vater den praktischen, handwerklichen Weg zu gehen und im Sohn der zweite von ihm genannte Weg der inneren Betrachtung offensichtlich per Geburt angelegt zu sein, das ist der Weg des Künstlers. Ich dachte erst, es wäre etwas, dass der Vater einmal besessen hatte, aber im Laufe seines arbeitsreichen Lebens und Sorgens für die Familie verlor. Immerhin hat ihn der Aufruf des Traumes dazu gebracht, einen ganz neuen Weg im Leben einzuschlagen. Der Sohn begibt sich nun auch auf einen ganz neuen Weg, auch nach seinem Traum von der blauen Blume, aber der ist eher konventionell ausgelöst durch den Wunsch der Mutter und des Großvaters. Vater und Sohn sind sehr "verspiegelt" möchte ich es mal nennen. Sie haben komplementäre Eigenschaften und spiegeln einander das, was sie gerade nicht leben.
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(Übrigens hat es mich sehr amüsiert, daß der Vater vor dem Sohn der Mutter sagt, daß sie ne ziemlich scharfe Braut war - da ist mir dann der Löffel aus dem Mund gefallen, das hatte ich nicht erwartet)
Bei aller gepflegten Rede scheint man ja da kein Blatt vor den Mund genommen zu haben :breitgrins:. Wenn ich mir die Reden auch von den Kaufleuten anhöre, stelle mir die Frage, wie haben die Leute tatsächlich in der Zeit gesprochen, war das die Redeweise der "Ungebildeten" oder ist es die dichterische Version?
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Hier erinnert mich dann die Geschichte doch sehr an ein Märchen. Die Archetypen in Reinform. So hat der Jüngling noch nie ein Gedicht gesehen, noch nie seine Geburtsstadt verlassen (obwohl der Heimatort der Mutter ja soooooo weit nicht entfernt ist)
Die Entfernungen waren wohl derzeit nicht so IC-geschwind zu überbrücken, es mag wohl sein, dass man bis zu seinem 20. Lebensjahr nicht aus dem Heimatort kam, wenn man nicht gerade einem mobilen Berufsstand angehörte oder als Lehrling auf der Wanderschaft war.
Die Geschichte mit dem Sänger gefiel mir, obwohl ich jetzt auch nicht sagen könnte, was sie an dieser Stelle genau bedeuten soll. Als Beispiel zu den von den Kaufleuten erwähnten Liedern, handelt sie von Sängern in sehr alten Zeiten, in denen sie anscheinend sehr magische Kräfte besaßen und mit den Naturkräften und -wesen verbündet waren. Hört sich ein bisschen nach einer Beschreibung von Druiden an, die alle diese Funktionen vereinten: Gesang, Gedichte und Geschichte, Heilungskräfte, Ratgeber, Lehrer und Ritualleiter u.a.m. Und so ein schönes Ende mit Gerechtigkeit ist doch eine Labsal für ein von allen Hoffnungen auf ein gutes Ende beraubtes modernes Gemüt :breitgrins:.
Da der Jüngling und wohl allgemein die romantischen Dichter, wie man liest, das Geheimnisvolle und Magische, die "Zwischenräume" und das "Zwielicht" als kreativen Raum schätzten, wird diese Geschichte wohl ganz nach dem Geschmack des jungen Herrn sein und könnte ihn noch weiter in diesen geheimnisvoll träumerischen Zustand hineinbringen, in dem er sich schon seit seinem Traum mit der blauen Blume befindet. Mal sehen wie es weiter geht.
:winken: Zoe