Guten Morgen, miteinander
hab jetzt gestern abend noch die ersten beiden Kapitel gelesen.
Ja, Zoe, die Gegensätze sind mir beim Lesen erstmal gar nicht so aufgefallen. Aber Du hast vollkommen Recht und es paßt ja auch zur Romantik.
Was mir im ersten Kapitel aufgefallen ist, war der Gegensatz zwischen dem Vater und dem Jüngling. Der Jüngling geht ganz in seinem Seelenleben auf. Vollkommen. Der Vater ist ja eher rational. Ich finde auch, daß die beiden Träume zugleich verbindend und unterscheidend wirken: Beide Träumen einen Traum, der bedeutsam ist. Der Vater ist jedoch viel mehr im Tun. Er arbeitet handwerklich und hat seinen Traum auch viel konkreter auf eine Handlungsebene bezogen. (Übrigens hat es mich sehr amüsiert, daß der Vater vor dem Sohn der Mutter sagt, daß sie ne ziemlich scharfe Braut war :breitgrins: - da ist mir dann der Löffel aus dem Mund gefallen, das hatte ich nicht erwartet) Der Traum des Sohnes ist jedoch sehr auf das Seelenleben fokussiert. Das zeigt sich ja auch später noch einmal, als es sinngemäß heißt (im 2. Kapitel), daß man seinen Weg durch ausprobieren und schaffen gehen kann, aber daß dies doch immer ein Weg der Umwege ist, oder man kann fühlen, und dann ist man sofort auf dem rechten Weg. Witzigerweise kommt diese Botschaft vom Lehrer des Jünglings, so daß diesem Rat sofort eine gewisse Legitimation unterstellt wird. Im zweiten Kapitel wird das dann noch deutlicher, als der Jüngling mit den Händlern spricht. Diese loben ja dann auch die Fertigkeiten der Künste: des Musikers, das Malers. Aber all diese Fähigkeiten sind Handwerk. Nur der Dichter ist außen vor, weil dies eben keine Handwerk ist, sondern ein tiefes Erleben, das man hat oder auch nicht. Als der Jüngling dann spricht, sagen ihm die anderen ja ziemlich deutlich: Burschi, ich glaub Du bist was Besonderes, aber ich hab keine Ahnung, wovon Du sprichst, dafür sind wir nicht feinsinnig genug.
Der Jüngling wiederum hat eigentlich keine Bildung. So muß seine Feinsinnigkeit auf jeden Fall dahingehend interpretiert werden, daß es eben diese wertvolle Anlage ist, die ihn zum Dichter befähigt. Er hat überhaupt kein technisches KnowHow. Aber, wenn ich mich jetzt nicht täusche, ist das ja mit Bestandteil der Romantik, die Synthese zwischen Wissenschaft und Gefühl zu erreichen (muß ich noch mal nachlesen).
Hier erinnert mich dann die Geschichte doch sehr an ein Märchen. Die Archetypen in Reinform. So hat der Jüngling noch nie ein Gedicht gesehen, noch nie seine Geburtsstadt verlassen (obwohl der Heimatort der Mutter ja soooooo weit nicht entfernt ist)
Nun, im zweiten Kapitel beginnt also die Reise an sich, wogegen das erste Kapitel die Sehnsucht weckt und den Grund der Reise darstellt. Nur die Geschichte am Ende des zweiten Kapitels, der Sänger, der getötet werden soll und sich mit seiner Musik retten kann, ist mir noch nicht so ganz klar. Vielleicht soll es nichts anderes sein, als die Bestätigung und Untermauerrung dafür, daß seit langer, langer Zeit die schönen Künste sehr machtvoll sind, Bestand haben und schon immer so machtvoll waren.
Bin gespannt, wie ihr das seht :eis:
Das Zwergerl