Beiträge von Rolf53

    Hallo


    Etwas verspätet:


    Manzoni: Die Verlobten


    Für mich der grösste aller historischen Romane und einer der besten Romane überhaupt


    Rolf

    Hallo


    In meiner Bibliothek stehen auch noch viele ungelesene Bücher. Ich würde sagen, fiftiy-fifty.


    Das resultiert auch daher, dass ich gerne schöne Bücher kaufe und mich an ihnen erfreue. So habe ich 3 Meter Bücher vom Winkler-Verlag in den letzten Jahrzehnten gesammelt, und erst ein Viertel von ihnen gelesen. Aber die Winkler-Weltliteratur ist eine Zierde meiner Bibliothek.


    Viele antike Klassiker habe ich in meiner Jugend gelesen, während meiner Schulzeit. Ich war auf einem humanistischen Gymnasium mit Latein und Altgriechisch, und da habe ich interessehalber vieles gelesen. Unter anderem auch den kompletten Vergil. Die "Aeneis" hat mich schon beeindruckt. Homer hingegen habe ich erst viel später komplett durchgenommen. Wir mussten Verse der "Odyssee" auf altgriechisch auswendiglernen, und das hat mir den Spass etwas verdorben. Ausserdem hatte ich es mein Leben lang nicht mit Schlachtenschilderungen. Meine Bundeswehrzeit und diverse Unteroffiziere und Feldwebel haben eine lebenslange Animosität gegen militärische Dinge erzeugt.


    Ansonsten habe ich immer gern chinesische Literatur gelesen. Vor allem die Lyriker haben es mir angetan. Und die grossen chinesischen Romane, es gibt übrigens 6 davon, habe ich bis auf einen alle gelesen. Aber alle bis auf einen in englischer Sprache. Die deutschen Sinologen haben die Übersetzungen sträflich vernachlässigt.


    Auch japanische Literatur mag ich gerne. Vor allem die Haikus von Basho. Aber das ist mit meinem Zenhintergrund ja auch nicht verwunderlich.


    Rolf

    Fuu


    Schade, denn ein Musikstudium gehört zu den lohnendsten, aber auch zu den schwierigsten und frustrierendsten Studiengängen überhaupt.


    Vor allem musst du schon als Kind mit Musik gross geworden sein. Denn die Anforderungen sind mittlerweile so hoch, dass du es kaum schaffst, wenn du zu spät damit anfängst. Und mit "zuspät" meine ich, wenn du nicht mit 6-8 Jahren damit anfängst. Zweite Voraussetzung ist ein sehr guter Lehrer(in), und die sind dünn gesät. Und wenn am Anfang des Instrumentalunterrichtes nicht alles stimmt, kannst du ein Studium vergessen. Und vor allem, du kannst diese Lücken fast nie mehr schliessen.


    Ich konnte grosse Werke von Chopin mit 15 Jahren spielen, habe aber nicht alles richtig gemacht, vor allem, weil meine Lehrerin relativ unfähig war. Das war in den 60er Jahren auf dem Land, und man kann sich das Niveau vorstellen. Und das hat mich Jahre gekostet, diese Versäumnisse auszubügeln. Letzten Endes habe ich es dann doch geschafft, aber das war ein Weg mit Schweiss und Tränen...


    Rolf

    Hier meine Liste:


    Cervantes: Für mich immer noch der grösste Roman der Weltliteratur


    Sterne: Der absolut innovativste Roman


    Balzac: Ein Meer von Romanen, eine menschliche Komödie


    Dickens: Das Herz des englischen Romans. Keiner hat die Kindheit besser geschildert


    Manzoni:Die Kraft und Zartheit, die Welt des 17. Jahrhunderts in einem Roman. Einer der besten aller Zeiten


    Tolstoi: Das Herz Russlands, nicht Dostojewski. Unerreichte Naturschilderungen


    Joyce: Ein Tag, eine Welt, der gesamte Okzident in einem Roman


    Proust: Unerreichte Seelenanalyse, diffizilste Empfindungen


    "Der Traum der roten Kammer": der grösste chinesische Roman und einer der grössten der Welt. Eine komplette Zivilisation


    "Der Genji-Roman" Der grösste Roman Japans. Wer eine völlig fremde Kultur verstehen will, sollte ihn lesen, Unerreichte Lyrik



    Rolf

    Hallo


    Als wichtigste Lektüre würde ich vor allem die Daoisten Lao-Tse und Chuang-Tse empfehlen. Vor allem letzterer ist wohl der grösste Philosoph Chinas und eine wunderbare Lektüre.


    Dann vor allem die chinesische Lyrik: An erster Stelle Li-Dai-Bo, dann Du Fu, dann Po-Chü-I, Su-Tung Po.


    Die meisten Gedichte gibt es in guten englischen Übersetzungen, die deutschen Sinologen sind etwas zurückhaltender in ihren Übersetzungen.


    Von den grossen Romanen steht an erster Stelle "Der Traum der roten Kammer" oder im Original "Die Geschichte vom Stein". Es gibt nur eine gute vollständige englische Übersetzung, die Übersetzung von Frank Kuhn- das gilt übrigens für alle Übersetzungen von ihm- ist mehr eine Bearbeitung. Viele wichtige Stellen sind weggelassen oder schlecht übersetzt.
    Der Roman gehört für mich zu den grössten Romanen der Welt überhaupt und ist unbedingt empfehlenswert. Ich habe ihn schon dreimal gelesen und bin immer wieder fasziniert davon.


    Rolf

    Hallo


    Ich glaube, dafür besteht auch kaum Bedarf.


    Aber viele Manager sind heute so gestresst und haben so wenig Zeit, dass sie auf Abstracts und Zusammenfassungen angewiesen sind.


    Ausserdem ist Management-Lektüre von einer unglaublichen Redundanz. Da geht es vor allem um Prestigefragen. Denn man muss mit der neuesten Entwicklung auf dem laufenden sein, um in Konferenzen nicht ins Hintertreffen zu geraten. Da wird dann alle paar Jahre das Rad neu erfunden. Und da genügt es, ein paar Fremdwörter ins Gefecht zu werfen, um sich als kompetent darzustellen. Und da die anderen Manager auch nicht mehr Ahnung haben, verbleiben die verbalen Gefechte dann an der Oberfläche.


    Ausserdem widerspricht man als Manager in der Firmenhierarchie nicht dem Chef. Das kann tötlich sein. Also wird der Chef seine Tiraden in Konferenzen loswerden, die Untergebenen werden nicken, obwohl sie es besser wissen. Und der Chef steht gut da, mit den neuesten Ideen ausgerüstet.


    Zudem wenn sie neue Ideen haben, sprich neue Begriffe aus der Managerliteratur bringen, kann das ihren Aufstieg kolossal fördern. Und das ist ja eigentlich der Sinn der Sache. (Ironie aus).


    Rolf

    Hallo Sandhofer


    Natürlich hast du recht. Es gibt soviele Philosophien wie es Menschen gibt. Und natürlich wird ein hardboiled rationalistischer Naturwissenschaftler, dessen Gott die Mathematik ist, mit dem Unbewussten, mit Musik und Zen absolut nichts anfangen können.


    Das heisst aber nicht, dass diese Dinge nicht existieren, sondern nur, dass der Mensch dafür keine Ader hat, oder um Max Weber in einem anderen Zusammenhang zu zitieren, er "religiös unmusikalisch ist."


    Und natürlich gibt es in der Philosophie viel weniger Dialoge als in der Naturwissenschaft. Ähnlich wie in der Theologie befehden sich dann die Leute bis auf das Messer, und jeder beharrt auf seiner Position.


    Die Ultima Ratio ist dann, ich will Beweise sehen oder hören, wobei in den meisten Fällen die Beweise so sein müssen. wie der Fordernde sich die Beweise vorstellt. Auch da muss ich Wittgenstein zitieren: "Denk nicht, sondern schau".


    Ich wollte hier auch keine grosse Debatte starten, sondern die Aussagen von manchen etwas relativieren.


    Je älter ich werde, desto mehr stelle ich fest, wie schwierig es ist, einen adäquaten Dialog zu führen. Dass miteinander Reden zu positiven Ergebnissen führt, diesem Glauben habe ich schon lange abgeschworen. In den meisten Dialogen, gerade in der Philosophie, spielen Status, Rechthaberei und Machtbewusstsein eine viel grössere Rolle. Und ich nehme mich davon keineswegs aus.


    Rolf

    Hallo


    Mein Lehrer in Wittgenstein hat einmal gesagt, die PU (Philosophische Untersuchungen) seien das Buch, das man am leichtesten von fast allen philosophischen Büchern lesen kann, eine kristallklare Sprache, ein wunderbarer Stil, aber von allen philosophischen Büchern sei es am schwersten zu verstehen.


    Denn hinter dieser klaren Sprache verbergen sich Abgründe an Problemen, die konsequent zu Ende gedacht, die gesamte bisherige Auffassung von Philosophie revolutionieren würden. Aber Wittgenstein versteckt die Konsequenzen seiner Erkenntnisse so, dass man lange darüber nachdenken muss, um sie zu bemerken.


    Das ist im Tractatus natürlich völlig anders.


    Rolf

    Hallo


    natürlich gibt es nicht-diskursive Erkenntnisse:


    Intuition, Mystik, Musik, Satori, all das, was ausserhalb des Bewusstseins liegt.


    Ich habe während meines Studiums schon bemerkt, und in meiner Schwarte über Freud und Jung erst recht, dass bei der okzidentalen Philosophie das Konzept des "Unbewussten" immer noch nicht angekommen ist. Immer noch hält sich die Philosophie am Diskursgedanken fest, ohne ihn einmal in Frage zu stellen oder ihn vielleicht sogar zu erweitern.


    Die Frage ist, wie baue ich diese neuen Erkenntnisse in die Philosophie ein oder entwerfe sogar eine neue.


    Deshalb ist Wittgenstein für mich als Philosoph so ein Vorbild, weil er als erster und wie ich überblicken kann, bisher als Einziger versucht hat, diese rationale Diskursphilosophie aufzubrechen.


    Aber ich würde vorschlagen, wir diskutieren darüber weiter in dem Wittgenstein-Strang.


    Rolf

    Nun, Chopin war ein absoluter Klavierkomponist. Das Klavier war sein Medium, sein Instrument. Keiner hat wie er das Instrument "Klavier" so verstanden und seinen Wohlklang so ausgenützt wie Chopin. Deshalb steht er im Zentrum aller Klaviermusik, und jeder Pianist muss sich mit Chopin auseinandersetzen.


    Chopin war für mich in meiner Jugend der Grösste. Ich habe ihn relativ früh entdeckt und versucht, ihn auf dem Klavier zu spielen. Noch heute erinnere ich mich an das erste Chopinstück, das ich hörte, und wie eine Welt in mir aufging. Ich habe mit 14 mein ganzes Taschengeld für Langspielplatten ausgegeben, und als ich erst Arthur Rubinstein Chopin spielen hörte...


    Heute ist es aber so, dass mich Chopin nicht mehr soo hinreisst. Da mag ich vor allem Bach, Schubert und Schumann lieber spielen.


    Tatsache ist aber, dass jede(r) pianistisch Interessierte eine Phase hat, wo er Chopinfan ist.


    Rolf

    Hallo


    Wissenschaftstheorie ist ein kleiner Teil der Philosophie und steht für eine sehr rationalistische Analyse kognitiver Theorien. Ich erinnere mich da an meine Stegmüller-Lektüre und an Seminare über allgemeine Wissenschaftstheorie. Irgendeinen wirklichen Erkenntnisfortschritt hat das aber nicht gebracht. selbst Popper wurde dann irgendwann von seinen Schülern popularisiert, siehe Lakatos und Feyerabend.


    Ich behaupte nur, dass Philosophie nicht in wissenschaftstheoretischen Exkursen aufgeht.


    Und natürlich ist Wittgensteins Spätphilosophie weder logisch noch inkonsistent. Sie ist der Versuch, philosophische Probleme mit Mitteln der Sprache aufzulösen. Im Kern der Spätphilosophie steht für mich, und das habe ich von meinem Lehrer übernommen,die Frage nach dem Regel folgen. Kripke hat das geradezu als Kern der Spätphilosophie definiert. Und die Folgerungen daraus sind auch von grossem erkenntnistheoretischem Interesse.


    Von Manfred Frank habe ich einiges gelesen, aber das hat mich ehrlich gesagt nicht überzeugt. Nun ja.


    Deine Definition von Philosophie finde ich, das sagte ich oben schon, etwas reduktionistisch. Ich hatte Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie und analytische Philosophie als Schwerpunkt und habe mich auch brav durch Kants "Kritik der reinen Vernunft" gewühlt, bin aber im Laufe meiner philosophischen "Karriere" immer weiter davon abgerückt.


    Ich habe es in einem anderen Forum schon erwähnt: Ich übe seit 30 Jahren Zen-Meditation, habe auch bei Zenmeistern studiert und geübt und viele nicht-diskursive Erkenntnisse gewonnen. In deren Licht ist für mich vieles der gegenwärtigen Philosophie sehr schal geworden. Aber das ist eine andere Geschichte.


    Sagen wir es einmal so: Die Verschmelzung dieser dreier Gebiete, Wissenschaft, Musik und Zen hat mich zu neuen Erkenntnissen gebracht, die nicht diskursiv oder analytisch fassbar sind. Wittgenstein hatte davon eine Ahnung und hat ähnlich wie im Zen argumentiert, um feste Bewusstseinsstrukturen aufzubrechen. Das macht ihn für mich zu einem Vorbild nichtrationalen Philosophierens. Bezeichnenderweise hat Kant mit Musik nie richtig etwas anfangen können und im Prinzip hat sie in seinem Werk auch keinen adäquaten Platz.


    Was die Musikästhetik angeht, da habe ich noch nie etwas gefunden, was auch nur annähernd dem intuitiven Erlebnis einer grossen Beethovensonate oder Debussypreludes gerecht wird. Ausser Schopenhauer und teilweise Nietzsche kenne ich keinen Philosophen, der etwas annähernd Adäquates dazu geschrieben hat.


    Rolf

    Hallo


    Wenn Philosophie wirklich nur in der Ausbildung logisch konsistenter Theorien bestünde, dann wären natürlich der Siebte Brief Platons, Augustinus, Schelling, Hegel, Schopenhauer, Nietzsche, der späte Wittgenstein, Montaigne, Meister Ekkehard, Tauler, Böhme, die gesamte indische Philosophie, Lao-Tse und Kung-Tse, Chuang-Tze keine Philosophen. Und das wirst du ja wohl nicht im Ernst behaupten.


    Philosophie ist viel mehr als der Aufbau logisch konsistenter Theorien. Dafür ist die Wissenschaft zuständig. Philosophie ist eher der Versuch zu bestimmen, was Theorien eigentlich sind, ob es so etwas wie logische Konsistenz überhaupt gibt, welche Paradigmata zugrundeliegen. Der späte Wittgenstein war zum Beispiel sehr kritisch gegenüber logischer Konsistenz. Was es genau heisst, "einer Regel zu folgen", das hat ihn sehr beschäftigt. Siehe seine Bemerkungen über die Philosophie der Mathematik.


    Ausserdem gibt es natürlich so etwas wie eine mystische Dimension, mit der sich auch viele Philosophen beschäftigt haben. Gibt es eine Erkenntnisquelle ausserhalb der Logik und des diskursiven Denkens? Auch das ist Philosophie.


    Philosophie ist oft auch einfach ein Spiel, Gedanken-und Begriffsspiel oder der Versuch, das Nichtsagbare, Nichtdiskursive zu denken oder auch metaphorisch zu umschreiben.


    Und natürlich der ganze Bereich der Kunst. Nicht umsonst war Schopenhauer ein grosser Kenner der Musik, und jeder Musiker wird die Beschreibung seiner Kunst durch Schopenhauer für wahr erfinden.


    Was Wittgenstein angeht:


    Das erfordert einen ausführlichen Diskurs.


    Rolf

    @Bonaventura


    Du erinnerst mich an meine Seminare über Wittgenstein. Da sass auch immer ein älterer Kantianer drin, der ähnlich wie du argumentiert hat.


    Mein Professor hat versucht, das neue Wittgensteinsche Paradigma zu erklären, aber der Kantianer kam aus seinen Begrifflichkeiten nicht heraus. Das Seminar endete dann oft in einem Eklat. Einmal verliess er unter Protest den Raum mit der Bemerkung, so einen unwissenschaftliche Sch... würde er sich nicht antun.


    Rolf

    Das ist ja interessant, was du schreibst.


    Ich habe selbst eine fette Schwarte über erkenntnistheoretische Probleme bei Freud und Jung geschrieben. Das ist aber schon 25 Jahre her, und gerade die Entwicklung der Psychoanalyse habe ich aus den Augen verloren.


    Nun, was das akademische Establishment angeht:


    Natürlich besteht der wissenschaftliche Diskurs vor allem aus Anschlussfähigkeit, wie mein Lehrer Luhmann oft sagte. Das heisst, die Wahrheitsfrage ist nicht unbedingt primär. sondern vor allem die Standards innerhalb der Scientific Community. Die beziehen sich fast immer auf ein gewisses Paradigma, das gerade wissenschaftlich anerkannt wird, und Karriere innerhalb der Universität kann man nur machen, wenn man sich einem in der Gunst der Community aufsteigendem Paradigma anschliesst.


    Man denke an die Frauenforschung, die Gender-Studies, die tausenden von (zumeist) Frauen zu Lohn und Brot verholfen haben. Wichtig ist in der Sozialwissenschaft und Geisteswissenschaft dann vor allem ein bestimmter Jargon.


    Und natürlich gibt es das fundamentale Genie ausserhalb der Community. Ich selbst habe so ein Exemplar kennengelernt und war ungeheuer beeindruckt. Aber anschlussfähig in dem Sinne ist dieses Genie meist nicht, das heisst, man kann keine Karriere machen oder Lorbeeren ernten, wenn man versucht, seine Thesen weiterzuverbreiten.


    Schopenhauer war so eines dieser Genies, und als seine Zeit kam, hat er ja dann auch Furore gemacht, genau wie Nietzsche. Heimisch geworden an der Uni sind sie beide nicht, was natürlich auch an ihrer kräftigen Verachtung der Universitätsphilosophie lag.


    Ich vergleiche das etwas mit der Musik, genauer gesagt mit den Pianisten. Ich selbst habe noch Klavier studiert und mich in der Szene umgeschaut.


    Und da gibt es die hochberühmten Pianisten, die berühmten Klavierprofessoren. Und manchmal trifft man zufällig auf einen Pianisten oder eine Pianistin, die wunderschön spielt, oft weit besser als berühmte Namen,die aber aus diversen Gründen keine Karriere gemacht hat oder machen wollte.


    Die bekommen aber keine Agentur, die sie vermittelt. So ist das mit der Berühmtheit.


    Rolf

    Und das hängt vor allem damit zusammen, dass unsere okzidentale Syntax und Semantik zur Beschreibung vieler gerade psychischer Phänomene ungeeignet ist. Deshalb hat mich Wittgenstein so geprägt, weil er als erster Philososoph die Grenzen gerade unserer Sprache thematisiert hat, ohne gleich zu einer Lösung zu kommen.


    Man muss bedenken, dass Kant sehr naturwissenschaftlich orientiert war, also das Hauptproblem darin sah, wie eine Metaphysik mit wissenschaftlichen Methoden gerechtfertigt werden könne.


    Daher ist bei Kant die Seele und das Bewusstsein absolut rationalistisch, durch Begriffe, und seinen sie transzendental, erfassbar.


    Schopenhauer hingegen hat als erster Philosoph des Okzidents eine Vorstellung von der Welt des Unbewussten gehabt. Aber das Unbewusste, der dunkle Teil der Seele, das Unbewusste der Natur, Evolution war damals ja noch völlig unbekannt, konnte mit den damaligen Begrifflichkeiten der Philosophie nicht erfasst, geschweige denn seziert werden. Schopenhauer musste also zu den Begrifflichkeiten seine Zuflucht nehmen, die er vorfand. aber gleichzeitig diese Begrifflichkeiten transzendieren.


    Er war ja auch ein grosser Verehrer der indischen Philosophie und fand in dieser sein Konzept bestätigt.


    Man muss auch bedenken, wie Schelling in seiner Spätphilosophie mit der Sprache ringt, um ähnliche Phänomene begrifflich zu gestalten, um dann bei der Gnosis zu landen.


    Das ist ein riesiges Feld, wo es noch viel zu beackern gibt. Denn ähnliche Probleme hat natürlich auch die Philosophie im 20. Jahrhundert. Ich habe bei einem grossen Wittgensteinkenner studiert, und er legte in seinen Seminaren den Schwerpunkt von Wittgenstein immer auf dessen Gegnerschaft zu Platon und Kant.


    Rolf