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Folgendes lief soeben über meinen Ticker:
Warschau (AP) Der polnische Dichter und Literaturnobelpreisträger Czeslaw Milosz ist am Samstag im Alter von 93 Jahren gestorben. Wie seine Assistentin Agnieszka Kosinska erklärte, starb Milosz im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Krakau. Dort lebte er seit seiner Rückkehr in sein Heimatland nach dem Fall des Eisernen Vorhangs.
Milosz hatte ab 1951 mehrere Jahrzehnte im Exil verbracht, zunächst in Frankreich, später in den USA. Während dieser Zeit wurde er zu einem prominenten Symbol des Widerstands gegen die kommunistische Regierung. Den Nobelpreis erhielt er 1980, im Gründungsjahr der Gewerkschaft Solidarnosc (Solidarität), die die Demokratiebewegung gegen das damalige Regime anführte.
Mit dem Werk «Verführtes Denken» aus dem Jahr 1953, einer Studie über die Lage der Intellektuellen im stalinistischen Polen, wurde Milosz international bekannt. Weitere Werke sind «Tal der Issa» von 1955, in dem der Dichter die Geschichte seiner Kindheit erzählt, und «West- und östliches Gelände» aus dem Jahr 1959, in dem er seine Situation als Emigrant beschreibt. Seine Lyrik wurde wegen ihres breiten Themenspektrums und ihrer Technik gepriesen sowie für ihre Anspielungen auf Kultur, Religion und Philosophie.
«Wie schreibt man über das Leiden und ist trotzdem gleichzeitig in der Lage, die Welt gut zu finden?» fragte Milosz 2001 in einem Interview mit der polnischen Wochenzeitung «Tygodnik Powszechny». «Wenn man über den Horror in der Welt nachdenkt, scheint die einzige angemessene Haltung zu sein, sie abzulehnen. Ich habe es immer bedauert, dass ich aus Widersprüchen bestehe. Aber wenn der Widerspruch unüberwindbar ist, müssen wir beide Seiten von ihm akzeptieren.» Miloszs Werke wurden in Polen erst veröffentlicht, nachdem er den Nobelpreis erhalten hatte.
Der gebürtige Litauer hatte zunächst in Vilnius und Paris Jura studiert. Während der deutschen Besetzung war er im Warschauer Untergrund tätig. 1945-51 war er Kulturattaché seines Landes in New York und Paris. 1951 brach er mit der Regierung und bat in Frankreich um politisches Asyl. 1960 ging er in die USA. Mehr als 20 Jahre arbeitete er als Professor für Slawistik an der Universität von Berkeley in Kalifornien. Er blieb bis ins hohe Alter schriftstellerisch tätig.
Grüsse
Sandhofer