Januar 2004: Virginia Woolf: Zum Leuchtturm

  • Hallo Steffi


    Zitat

    Das ist ein guter Gedanke. Ein Künstler muß wohl auf jeden Fall her, um dieses "Bild" festzuhalten. Virginias Schwester Vanessa war ja Malerin und vielleicht war sie auch im richtigen Leben distanzierter zum Vater und der Mutter als Virginia oder vielleicht fehlt Virginia durch ihre ja sehr einfühlsame Schreibweise auch eine Distanz, die man eher in einem Bild ausdrücken kann ?


    Das ergibt einen Sinn.


    Zitat


    Manchmal genieße ich diese langen Sätze wirklich, meistens sind sie auch nicht verwirrend und, du hast recht, man kann sich richtig darin verlieren. An der Stelle, als dann wieder erwähnt wird, dass Mrs. Ramsay in der Fenstertür sitzt um von Lily gemalt zu werden, hat es mich wie in einem Ruck wieder in die "Wirklichkeit" gezogen - plötzlich war die Zeit zum greifen nah :breitgrins:


    ging mir auch so. Die "Fenstertür" ist ein Halt, ein Hinweis für den Leser sich zu orientieren, wo die "Zeit" sich befindet.


    Auch dieses hin und her laufen des Mr. Ramsey gibt einem das Gefühl von Zeitmaß, Bewegung.


    Zitat


    Ja, du hast recht - überhaupt ist der Garten und die Natur sehr wichtig. Weil man daran die Zeit messen kann ? Eingentlich müsste ja der Garten auch ein Ausdruck für die Mütterlichkeit von Mrs. Ramsay sein - ich kann mir Mr. Ramsay gar nicht als Gärtner vorstellen :zwinker:


    Natürlich, du hast recht, an der Natur kann man die Zeit auch messen! Wieviele Hauptpfeiler die Autorin über die Zeit einbaut, so unscheinbar, fast nicht zu bemerken.


    Diese Hecke ließ mir einige Seiten keine Ruhe, sie ist sowohl Aus- wie Eingrenzung. Später fühlt sich dann Mrs. Ramsey wie in einem Strudel:

    Sie hatte das Gefühl, alles hiner sich zu haben, alles überstanden zu haben, außerhalb von allem zu stehen... als gäbe es einen Strudel - dort - und man könnte sich innerhalb befinden oder außerhalb, und sie war außerhalb


    wieder eine Aus- und Eingrenzung.


    In diesem Abschnitt 17 werden die Gedanken Mrs. Ramsey gegenüber ihrem Mann viel schärfer und sie betrachtet die Gesellschaft am Tisch viel kritischer. Doch nur einen Moment, dann "begann sie mit der ganzen Prozedur wieder von vorn, wie ein Seemann, nicht ohne Überdruß, den Wind sein Segel blähen sieht und doch so gar keine Lust hat, wieder loszusegeln, und denkt, wenn sein Schiff gesunken wäre, dann wäre er immer um und um im Kreis herumgestrudelt und hätte auf dem Meeresboden Ruhe gefunden.


    Traurig, dieses weitermachen, weil es erwartet wird.


    Zitat


    Ist dir auch aufgefallen, dass man die Vornamen der beiden gar nicht kennt (oder hab ich sie überlesen). Dieses Spiel von Virginia mit der Persönlichkeit der Figur ist mir auch schon bei "Die Fahrt hinaus" aufgefallen. Seltsam, die Figuren sind mir durch die inneren Monologe so nah und doch irgendwie (äußerlich?) distanziert.


    bewußt ist mir das nicht aufgefallen. Vielleicht sollen wir Leser auch in einer Abgrenzung (Hecke, Strudel, die Mitte in Lilys Bild...) bleiben?


    Wenn Virginia Wolf die Jugend ihre Gedanken sprechen läßt, erhält der Leser eine erfrischende Sprache, eine Umgangssprache(?). Wie zum Beispiel Charles Tansley: Was reden die bloß für einen verdammten Stuß.. :breitgrins:


    Zitat


    Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht - aber einfallen tut mir dazu leider auch nichts.


    ich glaube, das hängt damit zusammen, daß mit Q bzw. R fast das Ende des Alphabets erreicht wird. Mr. Ramsey hat das Ziel vor Augen und kann es doch nicht erreichen. Sein letztes Buch soll ja auch nicht so gut gewesen sein. Mehr fiel mir zu dem Gedanken auch nicht ein.


    Zitat


    Leider bin ich am Wochenende gar nicht zum lesen gekommen, wo ich doch schon so gespannt bin,,wies weitergeht.


    macht doch nichts. Ich pass mich an, wenn ich weiß wie weit du bist.

    Folgendes fiel mir noch auf:
    1) Die Erwähnung eines Wortes in 3facher Ausführung:


    Lichter, Lichter, Lichter,
    reden, reden, reden,
    essen, essen, essen


    die Situation war entweder Ärger oder etwas beeindruckendes.


    2) dann dieser Satz über Mrs. Ramsey:

    Mrs Ramsay bemitleidete die Männer stets, als fehlte ihnen irgendetwas - Frauen niemals, so als besäßen sie irgendetwas


    Auf S. 74 ist Mr. Ramsay darüber amüsiert, daß "Hume im Sumpf" steckenblieb und wollte lachen. ???


    Ich komme noch nicht dahinter was das bedeuten soll. Welcher Hume? Etwa
    David Hume der schottische Philosoph. welcher Sumpf?


    bis dann
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Zitat


    Auf S. 74 ist Mr. Ramsay darüber amüsiert, daß "Hume im Sumpf" steckenblieb und wollte lachen. ???


    Ich komme noch nicht dahinter was das bedeuten soll. Welcher Hume? Etwa
    David Hume der schottische Philosoph. welcher Sumpf?


    Ich bin vielleicht ein Dussel.
    Drei Seiten davor, wird Hume als Philosoph benannt (bei mir auf S. 70)


    ...obwohl er gerade bei der Vorstellung kicherte, daß Hume, der Philosoph, ungeheuer dick geworden, im Sumpf steckengeblieben war..


    er soll ja sehr gewichtig gewesen sein.


    Du hast doch einige Biografien über V.W. gelesen, weißt du ob sich Virginia für Philosophie interessierte?


    Konntest du herauslesen was Mr. Ramsey von Beruf ist? Physiker?


    danke für die Erklärung für Akrosticha, es bezog sich auf Augustus Carmichael, aber das ergibt auch keinen Sinn.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    Zitat

    Drei Seiten davor, wird Hume als Philosoph benannt


    Soweit war ich noch gar nicht - jetzt verstehe ich auch, was du über die Hecken geschrieben hast :zwinker:


    Ich komme jetzt zu 13. Kapitel. Die Szene im 12. Kapitel, als Mr. Ramsay's innere Gedanken zum Vorschein kommen, hat mich sehr erstaunt. Wieder ein anderer Blickwinkel - ein eher bemitleidenswerter, rationaler Mensch, der sein Inneres, seine Empfindungen nicht äußern kann und in seiner Rolle der Abweisung (des Irrens ?) verharrt, sich aber so sehr die Liebe seiner Frau wünscht. Komisch, wie er sich damit in meinen Augen verändert hat.


    Zitat

    Konntest du herauslesen was Mr. Ramsey von Beruf ist? Physiker?

    Ich glaube, er ist Philosoph. Irgendwann sagt Bankes "Wie kann man 8 Kinder mit Philosophie ernähren." Oder so ähnlich. Bankes halte ich eher für den Naturwissenschaftler. Ohne Sinn für Kunst und Kreativität - das genaue Gegenstück zu Lily Briscoe. Ihre Gedanken zu Kunst (9. Kapitel) fand ich sehr interessant - die Angst, sich zu entblößen aber gleichzeitig auch der Drang dazu. Ob sich Virginia so gefühlt hat?


    Manchmal staune ich ja über ihre offenen Gedanken z.B. Ende des 10. Kapitels über Kinder, die Gefühle einer Mutter und das Leben:
    ... meistenteils jedoch, so seltsam das war, das mußte sie zugeben, empfand sie dies Etwas, das sie Leben nannte, als etwas Schreckliches, Feindseliges, das rasch bereit war, auf einen einzuschlagen, wenn man ihm eine Chance gab.
    Auch Mrs. Ramsay hat eine dunkle Seite und ist nicht nur die weibliche, anbetungswürdige Muse, nicht nur die Verkörperung des Lebens.



    Zitat

    weißt du ob sich Virginia für Philosophie interessierte?


    Ein ausgeprägtes Interesse hatte sie, glaube ich nicht. Aber da sie in einer Atmosphäre des literarischen Wissens aufgewachsen war und im Bloomsbury-Kreis sicherlich auch über Philosophie diskutiert wurde, hatte sie bestimmt fundierte Kenntnisse. Übrigens war ihr Vater in erster Ehe mit einer Tochter von Thackeray verheiratet !


    Gruß von Steffi

  • Hallo Maria,


    ich bin jetzt am Beginn des 2. Abschnitts Zeit vergeht.


    Das 17. Kapitel hatte es ja in sich. Wunderbar geschildert wieder die Atmosphäre am Esstisch, die Kerzen spiegeln sich im Fenster und ich dachte, ich sehe Mrs. Ramsay über die Schulter.


    Wie schon vorher bei Mr. Ramsay hat sich ihr Bild bei mir wieder geändert. Auch nicht gerade erstrebenswert, seine Gedanken immer um Hochzeit, Familie usw. kreisen zu lassen und dabei das Leben so zu fürchten ! Auch interessant, wie sie sich als der Mittelpunkt des Lebens empfindet, mit welchem Erstaunen sie feststellt, dass das Leben auch außerhalb ihres Gesichtskreises weitergeht. Da verstehe ich nun auch Virginias Bestreben nach etwas mehr Freiheit für die Frauen !


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi


    Zitat von "Steffi"

    Ich komme jetzt zu 13. Kapitel. Die Szene im 12. Kapitel, als Mr. Ramsay's innere Gedanken zum Vorschein kommen, hat mich sehr erstaunt. Wieder ein anderer Blickwinkel - ein eher bemitleidenswerter, rationaler Mensch, der sein Inneres, seine Empfindungen nicht äußern kann und in seiner Rolle der Abweisung (des Irrens ?) verharrt, sich aber so sehr die Liebe seiner Frau wünscht. Komisch, wie er sich damit in meinen Augen verändert hat.


    seine inneren Gedanken zeigen seine Unsicherheit und ich empfand Mitleid mit ihm. Dann wiederum am Esstisch als Augustus Carmichael Suppe nachschöpfte und er sich darüber ärgerte, verschwand sie wieder, denn der Tyrann kam wieder zum Vorschein und dem Leser in Erinnerung.
    Minta kommt mit ihm nur klar, weil sie das Dummchen spielt. Das wurde wohl von Frauen damals erwartet, dass sie schön sind aber nicht klug. Auch Tansey äußert sich ähnlich über Frauen
    Er blieb eigentlich beständig in seinen Allüren. Ich als Leser konnte ihn einordnen, er überraschte mich nicht.


    Schwankender, wie ein Zweig, kam mir Mrs. Ramsey vor. Sie verwirrt mich sehr mit ihren Gedanken. Was für eine Person ist sie wirklich?


    eine liebende Gattin? - oder nicht?
    eine liebende Mutter? - das ist m.E. sicher.
    eine Kupplerin!
    zufrieden? - Nicht zufrieden?
    Egozentrisch? (Sie denkt ihre Bekannte 'Carrie Manning' habe sich nicht weiter entwickelt, nur weil sie keinen Kontakt mehr zu ihr hatte) :rollen:


    Mrs. Ramsey ist sehr facettenreich.


    Zitat

    Ich glaube, er ist Philosoph. Irgendwann sagt Bankes "Wie kann man 8 Kinder mit Philosophie ernähren." Oder so ähnlich. Bankes halte ich eher für den Naturwissenschaftler.


    Danke :)


    Zitat

    Ohne Sinn für Kunst und Kreativität - das genaue Gegenstück zu Lily Briscoe. Ihre Gedanken zu Kunst (9. Kapitel) fand ich sehr interessant - die Angst, sich zu entblößen aber gleichzeitig auch der Drang dazu. Ob sich Virginia so gefühlt hat?


    ein weiterer Hinweis auf Virginia? Vorstellbar.
    Lily ist auch kinderlos, wie Virginia immer blieb.


    Lily Briscoe ist für mich im Buch die leidenschaftlichste Person. Sie kann ich mir bisher am besten vorstellen. Obwohl sie doch überraschend am Esstisch einlenkte und Tansey nicht mehr provozierte, sondern das tat was Mrs. Ramsey von ihr erwartete.


    Zitat


    Manchmal staune ich ja über ihre offenen Gedanken z.B. Ende des 10. Kapitels über Kinder, die Gefühle einer Mutter und das Leben:
    ... meistenteils jedoch, so seltsam das war, das mußte sie zugeben, empfand sie dies Etwas, das sie Leben nannte, als etwas Schreckliches, Feindseliges, das rasch bereit war, auf einen einzuschlagen, wenn man ihm eine Chance gab.
    Auch Mrs. Ramsay hat eine dunkle Seite und ist nicht nur die weibliche, anbetungswürdige Muse, nicht nur die Verkörperung des Lebens.


    das Leben ein einziger Kampf, den Sinn des Lebens zu finden?


    Lily hat doch diesen Baum vor Augen, den sie in die Mitte rücken muß. Das Symbol des Baumes kommt ab der Essensszenen immer wieder vor. Auch in den Gedichten kommen Bäume, Wälder oder Zweige vor.


    (Baum des Lebens im Garten Eden?
    ein weiterer Bibelaspekt kommt von Tansey als er über die "Schuld der Frauen" denkt. Dann diese Früchte in dieser Muschel, wie eine Versuchung, die keiner anfassen sollte, und doch wird das "Bild" zerstört)


    wird dieser Aufenthalt vielleicht noch die schönste Zeit für alle, wo man sich gerne zurück erinnert?


    Zitat

    weißt du ob sich Virginia für Philosophie interessierte?

    Ein ausgeprägtes Interesse hatte sie, glaube ich nicht. Aber da sie in einer Atmosphäre des literarischen Wissens aufgewachsen war und im Bloomsbury-Kreis sicherlich auch über Philosophie diskutiert wurde, hatte sie bestimmt fundierte Kenntnisse. Übrigens war ihr Vater in erster Ehe mit einer Tochter von Thackeray verheiratet !


    gut, daß du dich bereits so ausführlich mit V.W. befaßt hast. Deine Ergänzungen sind die Sahnehäubchen in der Leserunde :bussi:


    Zitat

    Wie schon vorher bei Mr. Ramsay hat sich ihr Bild bei mir wieder geändert. Auch nicht gerade erstrebenswert, seine Gedanken immer um Hochzeit, Familie usw. kreisen zu lassen und dabei das Leben so zu fürchten ! Auch interessant, wie sie sich als der Mittelpunkt des Lebens empfindet, mit welchem Erstaunen sie feststellt, dass das Leben auch außerhalb ihres Gesichtskreises weitergeht. Da verstehe ich nun auch Virginias Bestreben nach etwas mehr Freiheit für die Frauen !


    Genau! du bringst das auf dem Punkt, was ich oben versucht habe zu erklären. In dem 1. Teil mußte das Frauenbild immer wieder zurechtgerückt werden, damit es zu der damaligen Gesellschaftform paßte. Besonders Lily litt darunter.


    Was mich fasziniert ist, daß V.W. in kurzen Sätzen soviel ausdrückt:


    Irgendeine Last war von ihnen genommen worden; alles Mögliche konnte passieren, so empfand sie.


    und so empfand ich auch.


    Mr. Ramsey's plötzliche Einsicht gegen Ende Teil 1:

    Doch jetzt, so empfand er es, war es herzlich gleichgültig, wer Z erreichte (falls das Denken wie ein Alphabet von A nach Z verlief). Es würde schon jemand dorthin kommen - wenn nicht er, dann eben ein anderer.


    ich staune. :zwinker:


    Am Schluß von Teil 1 heißt es, dass Mrs. Ramsey siegte, ohne ihm laut zu sagen, daß sie ihn liebte.
    Aber hat sie wirklich dadurch gesiegt?


    Ich komme nun zum 2. Teil "Zeit vergeht" und freue mich darauf, was die Zeit alles verändert hat.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • nochmals Hallo,


    hättest du gedacht, wie die Geschichte sich weiterentwickelt? Ich war recht geschockt.


    Bin bei Kapitel 6,
    und muß sagen, daß ich "Zeit vergeht" nochmals von vorn an fange. Ich fühle mich wieder total verwirrt. Hast du verstanden warum McNab, die saubermacht, soviel Aufmerksamkeit hat? Manche Sätze habe ich garnicht kapiert.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    Zitat

    Ich fühle mich wieder total verwirrt. Hast du verstanden warum McNab, die saubermacht, soviel Aufmerksamkeit hat? Manche Sätze habe ich garnicht kapiert.


    Gleichfalls ... :breitgrins:


    Ich glaub, das Kapitel, in dem so beiläufig am Ende Mr. Ramsay nach seiner Frau tastet, und alles in eckigen Klammern, hab ich 4 mal hintereinander gelesen (und das mach ich sonst nie, nicht mal bei Dante !!!) Zuerst die "angenehme" Nacht, dann die bedrohliche Nacht und dann das !


    McNab, betrunken ?, pflegt das verwaiste Haus, dessen Leben abgeschnitten ist durch den Tod Mrs. Ramsays ? Das Haus als Lebensmittelpunkt der Familie ? Ganz komisch wurde mir bei der Vorstellung wie sich die bekannten Dinge, in dem Fall das Haus, bei unserer Abwesenheit anfühlen könnten - leer, staubig, Licht und Luft ausgesetzt, fast wie eine Art Verwesung ...


    In diesem Zusammenhang denke ich an Virginias Geisteskrankheit, sie hatte ja Nervenzusammenbrüche, bei denen sie wochenlang im Bett lag, das Essen verweigerte und wohl auch Wahnvorstellungen hatte - vielleicht auch solche Gedanken zu verlassenen Häusern ? Irgendwo war auch ein Bild vom Tauchen (ich such es nochmal raus), du weißt bestimmt, dass sie sich ertränkt hat.


    Ich muß nochmal in Ruhe nachdenken über die Anfänge des zweiten Abschnitts. Weißt du, mir gehts so, als ob die Sprache, die Poesie, wie ein Nebel über dem Ganzen liegt und wenn dieser Nebel weicht, erschließt sich erst der Inhalt richtig ?!?


    Gruß von Steffi

  • Hallo Maria,


    ich habe, deinem Rat folgend, nochmal mit dem 2. Abschnitt angefangen und plötzlich war ich wie gebannt und las ihn dann in einem Zug zuende.


    Die Zeit bzw. die Natur zerstört das Menschenwerk, das Werk von Mrs. Ramsay, das durch das Haus symbolisiert wird. Und auch das viktorianische Zeitalter und die unbeschwerte Kindheit. Die Zeit/Natur ist unerbittlich und dunkel, ja, fast intrigant schleichen die Lüfte herum und die Menschen müssen hilflos zuschauen bzw. können sich nur mit Mühe dagegen wehren (Mrs. McNab). Kaum aber kehrt die Zivilisation zurück, wird das Werk wieder zum Leben erweckt. Und was das für ein Leben ist, werden wir ja hoffentlich im nächsten Abschnitt erfahren.


    Besonders gut gefallen haben mir die Bilder, in denen die Sonne, die Stille so zerstörerisch wirken z.B. Kap. 7 : Nacht um Nacht, sommers wie winters, hielten die Qual der Unwetter, die pfeilgleiche Stille des schönen Wetters ununterbrochen Hof oder die Geräusche, die Stola, die noch an Mrs. Ramsay erinnert und die Spione des Sommers in Kap. 6: Und jetzt, in der Somemrhitze, ließ der Wind seine Spione abermals auf das Haus los. Fliegen webten ein Gewebe in den sonnigen Zimemrn; Gestrüpp, das dicht ans Glas herangewachsen war, tappte des Nachts methodisch an die Fensterscheibe.


    Am Ende des Abschnitts dachte ich, wie wiedereinmal Virginia eine besonders depressive Stimmung erzeugt. Die Vergänglichkeit ist sehr schmerzvoll dargestellt und - um es mal etwas pathetisch auszudrücken - auch ich verspürte einen Schmerz in der Brust wegen diesem trostlosen Zurückblicken oder der unwiderbringlichen Vergangenheit einer Epoche/Kindheit/ Z e i t ...


    Im nächsten Abschnitt soll es ja nun doch zum Leuchtturm gehen. Lily erinnert sich ebenfalls wehmütig an die vergangenen Zeiten; 10 Jahre sind vergangen und Lily ist 44, etwas altjüngferlich und klammert sich an ihre Malerei. Angst vor Mr. Ramsay, den nun niemand mehr beschwichtigen kann ? War es so ähnlich auch für Virginia und ihre Schwester Vanessa - man tut so, als sei man unendlich beschäftigt und kann so der Realität entfliehen ? Die Rolle, die Carmichael spielt, ist mir nicht klar., wie siehst du ihn ?


    Und noch etwas: wie findest du die eingeschobene Lyrik ? Hast du einen Anhang in deinem Buch (ich lese die gebunden Ausgabe von Klaus Reichert), in dem die Gedichte vollständig abgedruckt sind. Das Gedicht von Charles Elton 'Come out and climb ..." gefällt mir besonders gut, es hat so etwas elfenhaftes. Herausgegeben wurde es lt. Anhang erstmals von Vita Sackville-West, berühmte Gärtnerin (bald bekomme ich ihre auf ihrem Landsitz Sissinghurst Castle wiederentdeckte Alte Rose) und Freundin und zeitweilig Geliebte von Virginia, die ihr auch ein Buch widmete: Orlando - liegt schon auf meinem SUB!! (das war das Sahnehäubchen für heute :breitgrins: )


    Ich komme zum 2. Kapitel im Abschnitt Der Leuchtturm.


    Liebe Grüße von Steffi

  • Hallo Steffi,


    am WE hat mich mein neuer PDA verrückt gemacht, dass ich mich auf V.W. nicht konzentrieren konnte. Ich habe zur Beruhigung nach Manon Lescaut gegriffen.


    Ab morgen wird es bei mir wieder ruhiger, dann gehts weiter mit unserem Leuchtturm. :winken:


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Steffi
    in der Zwischenzeit habe ich "Zeit vergeht" beendet.


    Zitat


    Ich glaub, das Kapitel, in dem so beiläufig am Ende Mr. Ramsay nach seiner Frau tastet, und alles in eckigen Klammern, hab ich 4 mal hintereinander gelesen (und das mach ich sonst nie, nicht mal bei Dante !!!) Zuerst die "angenehme" Nacht, dann die bedrohliche Nacht und dann das !


    wenn Personen aus Teil 1 persönlich betroffen waren, dann hat V.W. es in diesen eckigen Klammern geschrieben. Schockierend wie beiläufig Mrs. Ramsey, Prue und Andrew und deren Tod erwähnt wurden und trotzdem war es wie eine Erschütterung.

    Zitat


    McNab, betrunken ?, pflegt das verwaiste Haus, dessen Leben abgeschnitten ist durch den Tod Mrs. Ramsays ? Das Haus als Lebensmittelpunkt der Familie ? Ganz komisch wurde mir bei der Vorstellung wie sich die bekannten Dinge, in dem Fall das Haus, bei unserer Abwesenheit anfühlen könnten - leer, staubig, Licht und Luft ausgesetzt, fast wie eine Art Verwesung ...


    du beschreibst es gut. Auch durch diesen Gothic-Stil den Virginia Woolf verwendet wurde es mir beim Lesen schaurig.

    Zitat


    In diesem Zusammenhang denke ich an Virginias Geisteskrankheit, sie hatte ja Nervenzusammenbrüche, bei denen sie wochenlang im Bett lag, das Essen verweigerte und wohl auch Wahnvorstellungen hatte - vielleicht auch solche Gedanken zu verlassenen Häusern ? Irgendwo war auch ein Bild vom Tauchen (ich such es nochmal raus), du weißt bestimmt, dass sie sich ertränkt hat.


    ich wußte nur, dass sie Selbstmord begangen hat, aber nicht wie.
    Sie siedelt den Abschnitt "Zeit vergeht" in die Kriegszeiten. Dies hat sie ja auch so belastet und war ein Grund ihrer Nervenzusammenbrüche.


    "Zeit vergeht" (dieser Titel) erinnert mich auch an Thomas Mann. Ich habe nur gerade den Zauberberg nicht zur Hand, aber ich meine da kommt auch ein Kapitel mit diesem Titel o.ä. vor.

    Zitat


    Ich muß nochmal in Ruhe nachdenken über die Anfänge des zweiten Abschnitts. Weißt du, mir gehts so, als ob die Sprache, die Poesie, wie ein Nebel über dem Ganzen liegt und wenn dieser Nebel weicht, erschließt sich erst der Inhalt richtig ?!?


    Nebel, verlassene Häuser, Finsternis - das sind Bezeichnungen die auf mich sehr intensiv wirken. Kann es nicht näher erklären.


    Zitat

    Die Zeit bzw. die Natur zerstört das Menschenwerk, das Werk von Mrs. Ramsay, das durch das Haus symbolisiert wird. Und auch das viktorianische Zeitalter und die unbeschwerte Kindheit. Die Zeit/Natur ist unerbittlich und dunkel, ja, fast intrigant schleichen die Lüfte herum und die Menschen müssen hilflos zuschauen bzw. können sich nur mit Mühe dagegen wehren (Mrs. McNab). Kaum aber kehrt die Zivilisation zurück, wird das Werk wieder zum Leben erweckt. Und was das für ein Leben ist, werden wir ja hoffentlich im nächsten Abschnitt erfahren.


    Mrs. McNab bemüht sich fast umsonst und war das Haus schon zu Zeiten von Mrs. Ramsey schäbig und es nun total verwahrlost. Traurig.
    Deine Gedanken, daß das Haus ein Zeitabschitt, eine Ära kennzeichnet kann ich nur zustimmen, empfinde ich auch so.


    dieser Abschnitt "Zeit vergeht" hatte etwas sehr trostloses und selbst die schöne Poesie konnte den Leser nicht trösten, obwohl die Sätze, die Naturstimmung wirklich sehr schön geschrieben wurde. Aber ich glaube auch, daß V.W. den Leser nach der Schönheit der Natur ihn wieder in den Abgrund der Trostlosigkeit schleudern wollte. (Ist jetzt vielleicht extrem ausgedrückt).


    Zitat


    Im nächsten Abschnitt soll es ja nun doch zum Leuchtturm gehen. Lily erinnert sich ebenfalls wehmütig an die vergangenen Zeiten; 10 Jahre sind vergangen und Lily ist 44, etwas altjüngferlich und klammert sich an ihre Malerei. Angst vor Mr. Ramsay, den nun niemand mehr beschwichtigen kann ? War es so ähnlich auch für Virginia und ihre Schwester Vanessa - man tut so, als sei man unendlich beschäftigt und kann so der Realität entfliehen ? Die Rolle, die Carmichael spielt, ist mir nicht klar., wie siehst du ihn ?


    Meinst du wirklich wir kommt jemals zum Leuchtturm? Ich bezweifle es ein bißchen. Es kommt mir wie ein Ziel vor, das niemand erreicht. Den Hort der Sicherheit, den es auf der Welt nicht gibt. Ausgesperrt ist der Mensch. Aber ich kann mich ja täuschen.


    Carmichael wurde in "Zeit vergeht" nur kurz gegen Ende erwähnt, daß er ein Buch über Lyrik geschrieben hat, dazu würde die Akrosticha passen, diese Versform die in "Fenstertür" erwähnt wurde. Carmichael scheint sich gefaßt zu haben.


    Zitat

    Und noch etwas: wie findest du die eingeschobene Lyrik ? Hast du einen Anhang in deinem Buch (ich lese die gebunden Ausgabe von Klaus Reichert), in dem die Gedichte vollständig abgedruckt sind. Das Gedicht von Charles Elton 'Come out and climb ..." gefällt mir besonders gut, es hat so etwas elfenhaftes. Herausgegeben wurde es lt. Anhang erstmals von Vita Sackville-West, berühmte Gärtnerin (bald bekomme ich ihre auf ihrem Landsitz Sissinghurst Castle wiederentdeckte Alte Rose) und Freundin und zeitweilig Geliebte von Virginia, die ihr auch ein Buch widmete: Orlando - liegt schon auf meinem SUB!! (das war das Sahnehäubchen für heute )


    ich finde Bezüge auf andere Literatur immer sehr anregend. Ich forsche dann gerne nach. "Luriana Lurilee" (fand ich auch schön) war bei mir auch am Ende in voller Länge gedruckt. Ich habe auch die Ausgabe von Klaus Reichert.


    Glückwunsch zu der Rose. Kommt sie direkt aus England oder gibt hier in Deutschland die Möglichkeit sie zu bekommen. Du hast bestimmt ein besonders schönen Ort in deinem Garten dafür reserviert.


    Orlando und Flush würde ich gern demnächst lesen möchten.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Nochmals Hallo


    was meinst du zu welcher Jahreszeit die Ramsey mit ihren Gästen sich wieder im Haus an der Küste aufhalten?
    Gewisse Hinweise deuten auf den Herbst (Ernte, das Gerücht dass das Haus zu Michaelis verkauft werden soll...), bin mir aber nicht sicher.


    In dem Kapitel "Zeit vergeht" fiel mir noch auf, dass die Jahreszeiten beginnend mit dem Winter sehr intensiv beschrieben wurden, obwohl aber 10(?) Jahre vergangen waren. 10 Jahre auf 4 Jahreszeiten komprimiert?


    hier ein Text zu Michaelis was zu der Grundstimmung des Buches gut paßt.


    Arme Lily, du hast recht, Mr Ramsey schüchtert sie total ein und doch ist sie auch von ihm fasziniert, sie möchte gerne Mitgefühl zeigen, aber darüber ist sie auch verärgert.


    Die Kinder Cam und James sind auch verärgert und wollen das geforderte Mitgefühl nicht zeigen. Mr Ramsey tyrannisch und fordernd wie eh und je.


    Hast du bemerkt wie die Männer im Gegensatz zu den Frauen auf Mr Ramsey reagieren. Die Männer desinteressiert, inbesondere Carmichael der in seiner Liege schlummert (wie kann er nur, wo doch Mr Ramsey in der Nähe ist :breitgrins: ) Dieser Carmichael hatte es ja bereits im 1. Teil gewagt weitere Suppe auszuschöpfen *bg*.


    Im Gegensatz dazu die Frauen: sie sind von Mr Ramsey eingeschüchtert und versuchen zu gefallen.


    Nun komme ich im 3. Teil zu Kapitel 5


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • :winken:


    ich bin nun durch. Sehr schön fand ich die Verbindung zwischen den Erzählsträngen auf See (Mr Ramsey) und auf dem Land (Lily Briscoe).
    Dazu muß ich sagen, dass mich die Gedanken der Lily an Land mehr faszinierten als die Gruppe im Boot.


    Ich frage mich, warum diese Fisch-Angelszene mitten drin in dieser Kürze reingeschoben wurde. Natürlich wieder in Klammern gesetzt, wird aus einem Fisch ein Stück Fleisch als Köder herausgeschnitten und der Fisch zurückgeworfen, mit dem Hinweis, dass er noch lebte. Was meinst du?
    Es wirkte so gefühlskalt auf mich.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    ich bin nun auch fertig und mich hat der dritte Abschnitt etwas ratlos zurückgelassen. Abgesehen von den autobiographischen Anspielungen auf ihren despotischen, aber doch geliebten Vater finde ich kein zentrales Thema.


    Poesie (Carmichael) und Malerei (Lily) bemühen sich um das objektive Festhalten der Realität ? Dann stellt sich ja noch die Frage, kann das Leben überhaupt objektiv betrachtet werden. Ich glaube, Lily bezweifelt das im Hinblick auf die Verklärung von Mrs. Ramsay.


    Zitat

    Glückwunsch zu der Rose. Kommt sie direkt aus England oder gibt hier in Deutschland die Möglichkeit sie zu bekommen.

    Ich bekomme einen Ableger geschenkt :klatschen: von einer Bekannten aus dem plantenforum Aber inzwischen gibt es sehr viele Historische Rosen in Deutschland, auch Sissinghurst Castle.


    Zitat

    Ich frage mich, warum diese Fisch-Angelszene mitten drin in dieser Kürze reingeschoben wurde.

    Diese Gefühlskälte habe ich auch so empfunden, auch immer wieder die Verlasenheit und Leere des Blickes zurück auf die Insel. Vielleicht auch ein Hinweis, wie rücksichtslos die Menschen gegenüber der Natur sind ?


    Zitat

    was meinst du zu welcher Jahreszeit die Ramsey mit ihren Gästen sich wieder im Haus an der Küste aufhalten?


    Kann ich auch nicht sagen - es gibt keine eindeutigen Hinweise, auch nicht über die Pflanzen. Komisch, da das im ersten Teil doch so wichtig war. Soll das vielleicht andeuten, dass in diesem Teil nur "innere Gedanken" beschrieben werden; der ständige Kampf um die Erkenntnis des Lebens ?


    Diese Haltung Frauen und Männer gegenüber dem genialen Mr. Ramsay zeigen wohl auch die virktorianische Haltung. Frauen waren eben unfähig, sich geistigen Dingen zu widmen, sie sollten das Haus hüten, die Männer umsorgen und wohltätig sein :sauer: Auch Lily ärgert sich doch mehrmals über eine Bemerkung, Frauen könnten nicht malen. Ich stelle mir vor, dass es Virginia ähnlich erging.


    Zumindest bei mir bleiben noch viele Fragen offen bzw. kann ich vieles noch nicht fassen. In einem anderen thread hast du geschrieben, dass du nach dem Leuchtturm erst mal etwas Zeit brauchst. So geht es mir auch. Es hat eine sehr große Nachwirkung.


    Faszinierend war auf jeden Fall die Poesie - so viele Emotionen, zum Teil sehr persönliche Gefühle so wunderbar beschrieben !!


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi


    Zitat


    ich bin nun auch fertig und mich hat der dritte Abschnitt etwas ratlos zurückgelassen. Abgesehen von den autobiographischen Anspielungen auf ihren despotischen, aber doch geliebten Vater finde ich kein zentrales Thema.


    Ratlos bin ich zum Teil auch und ich spüre, dass ich nicht alles in diesem Thema greifen konnte. Es kam mir wie eine Mathematikarbeit vor und mir fehlte die Formel um auf die Lösung zu kommen.


    ein Zentrales Thema war für mich zum 1.) der dominante, agressive männliche Teil und 2.) der angepasste, weiche weibliche Part. Zwei Stränge, die aber interessanterweise nie zusammen passen (zumindest nicht in der Geschichte). Die Gedanken der Mrs. Ramsey spiegelten oftmals das Gegenteil aus, als das was sie im Endeffekt tat.


    Genauso Mr. Ramsey. Der tyrannische Mann, vor dem sich vor allem die Weiblichkeit fürchtet und doch - seine Einsamkeit ist greifbar.


    2 Welten die aufeinander treffen.


    vieles fand ich andeutend, aber ich konnte es nicht greifen, wie z.B. der Küchentisch, das Boeuf en Daube, die Obstschale usw.
    Einfache Dinge und doch in Verbindung mit den Gedanken der Protagonisten ganz anders :rollen:


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    Poesie (Carmichael) und Malerei (Lily) bemühen sich um das objektive Festhalten der Realität ? Dann stellt sich ja noch die Frage, kann das Leben überhaupt objektiv betrachtet werden. Ich glaube, Lily bezweifelt das im Hinblick auf die Verklärung von Mrs. Ramsay.


    ein guter Gedanke. Ich hatte auch das Gefühl, daß Lily ihre Identität gefunden hatte, evtl. auch Mr. Carmichael.


    Alles kam ja ganz anders als Mrs. Ramsey es geplant hatte.
    Die Ehe von Paul und Minta war nicht glücklich, er betrügt sie. Prue wurde nicht glücklich, sie starb im Kindsbett, Andrew im Krieg gefallen, Lily immer noch unverheiratet usw.


    nichts läuft/lief wie geplant. Leben kann man nun mal nicht ausschließlich planen.


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    Ich bekomme einen Ableger geschenkt :klatschen: von einer Bekannten aus dem plantenforum Aber inzwischen gibt es sehr viele Historische Rosen in Deutschland, auch Sissinghurst Castle.


    super und bald wird es Frühling und die erste Blütenpracht naht.

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    Kann ich auch nicht sagen - es gibt keine eindeutigen Hinweise, auch nicht über die Pflanzen. Komisch, da das im ersten Teil doch so wichtig war.


    vielleicht weil im 1. Teil Mrs. Ramsey noch anwesend war?


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    Soll das vielleicht andeuten, dass in diesem Teil nur "innere Gedanken" beschrieben werden; der ständige Kampf um die Erkenntnis des Lebens ?


    mir kam es so vor, als ob Virginia Woolf Erkenntnis über Mann und Frau immer als 2 getrennte Welten ansah, unmöglich dass sie zusammenpassen.


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    Zumindest bei mir bleiben noch viele Fragen offen bzw. kann ich vieles noch nicht fassen. In einem anderen thread hast du geschrieben, dass du nach dem Leuchtturm erst mal etwas Zeit brauchst. So geht es mir auch. Es hat eine sehr große Nachwirkung.


    es hat mich immer noch nicht ganz losgelassen.

    Zitat


    Faszinierend war auf jeden Fall die Poesie - so viele Emotionen, zum Teil sehr persönliche Gefühle so wunderbar beschrieben !!


    da kann ich dir nur zustimmen. Virigina Woolf und ihre Romane interessieren mich auch weiterhin.


    Auch wenn in mir noch offene Fragen sind so hat sich "Zum Leuchtturm" zu den Büchern eingereiht, die mich sehr berührt haben.


    Liebe Grüße
    Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    die von dir beschriebene Unvereinbarkeit von Männern und Frauen wäre mir so nicht aufgefallen, aber du hast recht: nie passen die weiblichen und männlichen Bilder zusammen - ich denke, dass auch Virginia das wohl so empfunden hat.


    Bei den Biografien beschlich mich das Gefühl, dass sie ihre Mann Leonard nie so geliebt hat, wie sie sich vorstellte, lieben zu müssen - dann hatte sie ja durch seine Entscheidung keine Kinder und später die Beziehung zu Vita Sackville-West. Vielleicht fühlte sie sich nicht wirklich weiblich ? Und nicht wirklich männlich, weil ihr die Welt der Männer damals immer noch verwehrt war ? Ich habe schon den ersten Band ihrer Tagebücher zuhause, mal sehen, ob sich in diesem Hinblick etwas ergibt.


    Für mich war wirklich die Natur und auch die Angst vor dem Leben ausgesprochen und fast schmerzhaft spürbar. Immer lag der Schatten des Todes über den Gedanken, nicht als Bedrohung, gegen die man ankämpfen kann sondern als passive Furcht und Ergebenheit.


    Auch wenn wir nur eine kleine Runde waren, war es doch ein ganz besonderes gemeinsames Leseerlebnis ! Gerne können wir mal wieder ein anderes Buch von Virginia zusammen lesen :klatschen:


    Gruß von Steffi

  • Hallo Steffi


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    Bei den Biografien beschlich mich das Gefühl, dass sie ihre Mann Leonard nie so geliebt hat, wie sie sich vorstellte, lieben zu müssen - dann hatte sie ja durch seine Entscheidung keine Kinder und später die Beziehung zu Vita Sackville-West. Vielleicht fühlte sie sich nicht wirklich weiblich ? Und nicht wirklich männlich, weil ihr die Welt der Männer damals immer noch verwehrt war ? Ich habe schon den ersten Band ihrer Tagebücher zuhause, mal sehen, ob sich in diesem Hinblick etwas ergibt.


    nach der schweren Kindheit ist es kein Wunder. Berichte bitte, was für Eindrücke du aus den Tagebücher gewinnst. Sie würden mich auch sehr reizen.

    Zitat


    Für mich war wirklich die Natur und auch die Angst vor dem Leben ausgesprochen und fast schmerzhaft spürbar. Immer lag der Schatten des Todes über den Gedanken, nicht als Bedrohung, gegen die man ankämpfen kann sondern als passive Furcht und Ergebenheit.


    die Natur habe ich weniger gespürt, obwohl die Geschichte an dieser Küste und mit diesem Leuchtturm ein bestimmtes, ich sag mal, elementares Gefühl unterbreitete. Aber mit welcher Selbstverständlichkeit sie den Tod im Leben eingliedert hat mich manchmal etwas schockiert.


    Am besten hat mir die Charakterisierung der Personen gefallen, sie waren mir gut vorstellbar.

    Zitat


    Auch wenn wir nur eine kleine Runde waren, war es doch ein ganz besonderes gemeinsames Leseerlebnis ! Gerne können wir mal wieder ein anderes Buch von Virginia zusammen lesen :klatschen:


    stimme ich dir gerne zu und du hast mir mit deinem Vorschlag eine neue Autorin unterbreitet, die mich nun sehr interessiert. "Orlando" könnten wir doch mal reinschieben, wenn du möchtest.


    Jederzeit gerne wieder eine Leserunde. Ich glaube mit Therese Raquin werden wir auch alleine sein, so wie es bis jetzt aussieht.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)

  • Hallo Maria,


    nein, die Wellen kenne ich noch nicht. Ich glaube, die Personen werden nur über Gespräche wiedergegeben - bei meiner Konzentrationsfähigkeit bei Hörbüchern wäre das allerdings fatal. Ich hatte ja schon Schwierigkeiten, Goethe und Schiller auseinanderzuhalten :redface:


    Gestern habe ich drei weitere Bücher von ihr gekauft: Tagebücher Bd. 4, Das Mal an der Wand und .... tatata-taaa die Wellen :breitgrins:



    Aufgrund deiner Frage zu den Tagbüchern habe ich mit dem ersten Band angefangen und bin sehr angetan - vielmehr konnte ich gar nicht mehr aufhören !! Sie schreibt im gleichen Stil, den sie auch in ihren Romanen benutzt, auch z.T. sehr poetisch. Außerdem sind sehr viele Anmerkungen dabei (aus der Gesamtausgabe von Reichert) - empfehlenswert.


    Kennst du andere Tagebücher, z.B. von Thomas Mann ?


    Gruß von Steffi


  • Hallo Steffi
    dann hast du nun alle Tagebücher? Sie sehen schon toll aus, ich bewundere sie öfters bei Amazon, aber die Preise *schluck*


    aber wenn du so weitermachst, werde ich schwach.
    "Die Wellen" würden mich wegen diesen Gesprächen sehr interessieren.


    andere Tagebücher kenne ich leider nicht, weil es doch meist ein längeres Leseprojekt wäre und bisher konnte ich mich dazu nicht aufraffen.
    Thomas Mann und Virginia Woolf, ebenso Fontane wären dafür meine bevorzugten Schriftsteller.


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)