Der Lokus im Levkojenbeet

  • Hallo zusammen


    ich habe neben Thomas Mann ja eine Schwäche für Theodor Fontane und hab gestern in dem neuen Reisebericht geschmökert, der neu im Aufbauverlag heraus kam. Es sind kurze Auszüge aus seinen Briefen an seine Frau, seine Tochter und seinen Freunden. Humorvoll, dickköpfig, nachdenklich. Ein Fontane der gern gereist ist und noch so kleine Kleinigkeit niederschrieb. Das Büchlein ist eingeteilt in Erlebnissen mit den damaligen Verkehrsmittel. Ein Achsenbrand am Eisenbahnwagon war damals nichts ungewöhnliches Dann beschreibt er div. deutsche Luftkurorte, das Essen und am Schluß gehts ums 'Örtchen' *ggg* im Kapitel 'Weltläufigkeit' schreib er in sein Tagebuch über sein Erlebnis in England, Richmond: Doch zurück nach Richmond.


    Erst im 'Greyhound' gegessen; der Wirt heißt Furz, was im Englischen hoffentlich weniger besagen will als im Deutschen. Bei uns wäre der Mann verloren, denn einmal untergräbt es den Appetit, zweitens könnte man auf die Frage: "Bei wem essen Sie?" nie Antwort geben. oder in 'Internationale Coupe-Besatzung': Der Anfang meiner Reise war recht hübsch. Mir gegenüber im Coupe saß Frau Oppenheimer, eine reiche Jüdin aus Hamburg, die mich ganz gut unterhielt und nur in den letzten Stunden etwas unbequem wurde, weil gewisse Muskeln ihres Organismus nicht mehr luftdicht schlossen...


    Wer ebenfalls Fontane mag sollte dieses kleine Brevier für Reisende und Sommerfrischler nicht entgehen lassen


    Gruß Maria

  • Hallo JMaria


    Ich mag Fontane auch sehr. Ich habe von ihm bisher aber erst "Irrungen, Wirrungen" und "Mathilde Möhrung" gelesen. Besonders "Irrungen, Wirrungen" hat mich sehr begeistert. Auf dieses neue Buch hast du mich jetzt so neugierig gemacht, daß ich mir´s auf jeden Fall kaufen werde. Zumal ich sowieso gerne alte Reiseberichte lese.


    Was hast Du denn von Fontane schon gelesen


    Viele Grüße
    ikarus

  • Hallo Ikarus


    eigentlich hab ich noch viel zuwenig von Fontane gelesen.


    In der Schulzeit (lang lang ist's her) hab ich 'Effie Briest' gelesen. Aber damals habe ich Fontane noch nicht geschätzt. Schon lange hab ich mir vorgenommen dieses Buch nochmals zu lesen.


    'Mathilde Möhring' - eine zielstrebige Frau


    'Jenseits des Tweed' - Fontanes Schottlandreise auf den Spuren von Sir Walter Scott.


    'Eine Sehnsucht im Herzen' - kein Roman von Fontane, sondern wieder eine Sammlung seiner Briefe an Frau und an Freunden und Tagebuchauszüge aus seinen Reisen nach Italien. Fontane war 2x in Italien. Der Titel stammt aus seiner Aussage:


    "Die Tage in Venedig waren sehr schön, und es wird uns eine Sehnsucht im Herzen bleiben, sie erneuern zu können."


    Dieses Buch hat ebenfalls wie 'Der Lokus im Levkojenbeet' Gotthard Erler herausgebracht. Der ja einer der bekanntesten Fontane-Herausgeber ist.


    Ich habe wie du eine Schwäche für Reiseberichte, deswegen möchte ich mir noch aus dieser neuen AtV-Reihe 'Paris des Nordens - Impressionen aus Dänemark' kaufen. Die Reihe finde ich sehr ansprechend und liebevoll gemacht.


    Außerdem möchte ich noch 'Kriegsgefangen' unbedingt demnächst lesen:


    "Im September 1870 reiste Fontane nach Frankreich, um für ein Buch über den Deutsch-Französischen Krieg zu recherchieren. Am 5. Oktober wird er ... verhaftet. Die Situation ist gefährlich genug, ja, dem Schriftsteller droht standrechtliche Erschießung. Schließlich wird Fontane zwei Monate inhaftier, zuletzt auf der Insel Oléron. Unter dem Eindruck des unmittelbar Erlebten entsteht eines seiner schönsten Prosabücher." (AtV - Text)


    Gruß Maria

  • Hallo JMaria


    Ich muß mich bei Dir bedanken, daß Du mich auf dieses wundervolle Bändchen aufmerksam gemacht hast. Es wäre mir mit Sicherheit entgangen.
    Ich habe es im Urlaub gelesen und mich sehr amüsiert. Das Schöne daran ist, daß man das Buch nicht von vorn bis hinten durchlesen muß (vielleicht nicht einmal sollte) sondern einfach wahllos eine Seite aufzuschlagen kann, ein paar kurze Kapitel liest, das Buch dann wieder weglegen und es so häppchenweise geniesen kann. Wirklich eine ideale, schöne Urlaubslektüre, die Gotthard Erler, wirklich der profundeste Fontane-Kenner, da zusammengestellt hat.
    Manches was Fontane beschreibt kommt einem zwar befremdlich vor, aber vieles scheint sich auch in über 100 Jahren nicht geändert zu haben. Vor allem wenn er über das ungebührliche Verhalten von Mitreisenden und Germanen im Ausland erzählt mußte ich ihm doch zustimmen.
    Absolut nicht zustimmen konnte ich ihm allerdings beim Kapitel "Das Beste ist fahren":


    "Mit offnen Augen vom Coupé, vom Wagen, vom Boot, vom Fiacre aus Dinge an sich vorüberziehen lassen, das ist das A und O des Reisens."


    Oh nein, lieber Fontane! Das hat Johann Gottfried Seume in seinem "Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802" richtiger erkannt:


    "Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch und kosmisch mehr, als wer fährt. Wo alles fährt, geht alles sehr schlecht, man sehe sich nur um! Sowie man im Wagen sitzt hat man sich sogleich einige Grade von der ursprünglichen Humanität entfernt...Fahren zeigt Ohnmacht, Gehen Kraft."


    Jawohl! Genau so ist es! Das hat sicher vor 200 Jahren schon gestimmt und stimmt heute mehr denn je.


    Viele Grüße
    ikarus

  • Hallo Ikarus


    Ich muß mich bei Dir bedanken, daß Du mich auf dieses wundervolle Bändchen aufmerksam gemacht hast.


    bin ich froh, daß der Tipp mit Fontane bei dir gut ankam. Eine Bekannte von mir war eher enttäuscht von diesen Brieffragmenten. Vielleicht muß man auch ein begeisterter Leser von Fontane sein, um dieses Büchlein zu schätzen. Mir hat er jedenfalls zugesprochen und ich kann mir vorstellen, wenn man gerade im Urlaub ist, dann macht es noch mehr Spaß darüber zu lesen, wie es anderen vor ca. 100 Jahren oder länger erging


    Es wäre mir mit Sicherheit entgangen.


    Dann möchte ich nochmals auf die Sammlung 'Italienische Impressionen' von Fontane aufmerksam machen. Die würden dir dann sicher auch gefallen


    Ich habe es im Urlaub gelesen und mich sehr amüsiert. Das Schöne daran ist, daß man das Buch nicht von vorn bis hinten durchlesen muß (vielleicht nicht einmal sollte) sondern einfach wahllos eine Seite aufzuschlagen kann, ein paar kurze Kapitel liest, das Buch dann wieder weglegen und es so häppchenweise geniesen kann.


    was für eine gute Idee, dazu ist das Büchlein bestens geeignet.


    Manches was Fontane beschreibt kommt einem zwar befremdlich vor, aber vieles scheint sich auch in über 100 Jahren nicht geändert zu haben. Vor allem wenn er über das ungebührliche Verhalten von Mitreisenden und Germanen im Ausland erzählt mußte ich ihm doch zustimmen. Absolut nicht zustimmen konnte ich ihm allerdings beim Kapitel "Das Beste ist fahren":


    "Mit offnen Augen vom Coupé, vom Wagen, vom Boot, vom Fiacre aus Dinge an sich vorüberziehen lassen, das ist das A und O des Reisens."


    Oh nein, lieber Fontane! Das hat Johann Gottfried Seume in seinem "Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802" richtiger erkannt:


    "Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch und kosmisch mehr, als wer fährt. Wo alles fährt, geht alles sehr schlecht, man sehe sich nur um! Sowie man im Wagen sitzt hat man sich sogleich einige Grade von der ursprünglichen Humanität entfernt...Fahren zeigt Ohnmacht, Gehen Kraft."


    Jawohl! Genau so ist es! Das hat sicher vor 200 Jahren schon gestimmt und stimmt heute mehr denn je.


    Seume kenne ich nicht, aber mir fallen dazu ein paar Worte von Goethe ein, als er nach Italien fuhr:


    Die Postillons fuhren, daß einem Sehen und Höhren verging, und so leid es mir tat, diese herrlichen Gegenden mit der entsetzlichsten Schnelle und bei Nacht wie im Fluge zu durchreisen, so freute es mich doch innerlich, daß ein günstiger Wind hinter mir herblies und mich meinen Wünschen zujagte..


    Was würden diese Schriftsteller wohl heute zu den Reisemöglichkeiten sagen?


    Fontane würde womöglich den ICE lieben, mit garantiert keinen Achsenbrand


    Für ihn war Reisen sehr wichtig, denn in seinen Romanen finden wir diese Gegenden wieder, das war ihm wohl sehr wichtig, identisch zu schreiben.


    Der Pastor mit seiner schwindsüchtigen Frau in dem stickigen Abteil war doch eklig beschrieben. Ich kann Fontane verstehen, daß er sauer war und Hals über Kopf früher ausstieg.


    Wie haben dir die Auszüge aus 'Jenseit des Tweed' in dem Büchlein gefallen?


    Die beblümten Teppiche auf Flur und Treppen hatten längst ihren Blumenfrühling hinter sich, und die altmodischen Bettstände mit ihren verschossenen Quasten und Damastgardinen standen unheimlich da wie in alten Schlössern aufgekaufte Paradebetten, in denen Lords und Häuptlinge von Geschlecht zu Geschlecht das Zeitliche gesegnet hatten. Das sind nicht Bilder, die den Schlaf leicht und die Träume heiter machen....Weniger freilich als der leise Schauer, der uns angesichts dieser blutroten Bettvorhänge überläuft, will uns der Fettbrodem gefallen, der, aus der Küche aufsteigend, alle Etagen des Hauses durchdringt, und nur widerwillig erinnern wir uns des korrespondierenden Satzes: man ißt überall, wenn man nur hungrig ist.


    Schön, daß du wieder da bist


    CU Maria

  • Hallo JMaria


    Oh ja, ich glaube auch, daß Fontane von den heutigen Reisemöglichkeiten sehr begeistert wäre. Goethe sowieso, der ja auch sehr viel herumgekommen ist und zudem jeder technischen Neuerung sehr aufgeschlossen gegenüberstand. Seume dagegen wäre wahrscheinlich entsetzt.


    Aus "Jenseits des Tweed" sind zwar nur wenige Auszüge enthalten, aber die sind wirklich köstlich. Außer der schon von dir zitierten Passage hat mir auch seine Beschreibung einer Wirtin sehr gefallen:
    "Dem Brodem folgte endlich Mrs. Mackay selber. Eine Frau von Fünfzig, halb Brunhild, halb Marketenderin. Groß, breit und stark stand sie vor uns, mit allen Abzeichen des Herdes, von dem sie kam; ihr einziger Schmuck ein Schnurrbart, an dem kleine Schweißtröpfchen hingen."


    An seinen Mitmenschen, besonders seinen Landsleuten, läßt Fontane sowieso kaum ein gutes Haar und bezeichnet sie als Bande, Esel oder wie in seinem Bericht über das Mittagessen mit dem Wirt, der ihm dann durch seine akribische Gebißreinigung den Appetit verdirbt:
    "Ich empfand wieder ganz die Wonne, einem höheren Kulturvolk - nach einigen dem >einzigen< - anzugehören. Schweine sind es und Rüpel, nur dies steht fest."


    Mir als Wagner-Fan hat auch besonders das "Fiasko in Bayreuth" gefallen, als Fontane nur mit knapper Not die Parsifal-Ouvertüre übersteht:
    "Und nun geht ein Tubablasen los, als wären es die Posaunen des jüngsten Gerichts." Und er fühlt "noch 3 Minuten und du fällst ohnmächtig oder tot vom Sitz". Nach seiner Flucht aus dem Theater hat der Ärmste bestimmt erstmal einige Cognac gebraucht.


    Ach, ich könnte noch so viel zitieren aus diesem herrlichen Büchlein. Es hat mir richtig Lust auf die Reisebeschreibungen Fontanes gemacht. Ich wußte bis jetzt nämlich gar nicht, daß er so viel gereist ist und daß von seinen Reisen so viele Berichte existieren. Ich kannte nur seine Romane und die "Wanderungen durch die Mark Brandenburg". Da hat sich jetzt doch "ein weites Feld" für mich eröffnet, das sich sicher zu erkunden lohnt.
    Ich denke, wenn ich mit Thomas Manns "Joseph" fertig bin, werde ich mal wieder was von Fontane lesen und ich könnte mir vorstellen, daß Du vielleicht auch Lust dazu hättest.


    Viele Grüße
    ikarus

  • Hallo Ikarus


    bei Fontane wäre ich immer dabei, ob Roman oder Reisebeschreibung


    Die Wirtin war köstlich. Soviel ich noch weiß hat sie Fontane und seinen Freund noch ganz schön abgezockt, indem sie die beiden ganz früh weckte und hektisch brüllte sie würden die Fähre verpassen, wenn sie sich nicht beeilten. Voller Schrecken packten Lepel und Fontane ihre Sachen und bezahlten, noch halb im Schlaf. Die Wirtin meinte sie könne nicht rausgeben. Wegen der Eile hat Fontane auf das Wechselgeld verzichtet. Als sie in den Hafen ankamen mußten sie noch Stunden auf ihre Fähre warten.


    In 'Jenseit des Tweed' gibt es sehr schöne Reisebeschreibung und viel schottische Geschichte.


    'Ein Sommer in London' hab ich noch nicht gelesen, oder auch seine Gefangenschaft auf dieser französischen Insel, weil er eine Waffe bei sich trug und er fast erschossen wurde, würde mich interessieren. und und und


    Auch Goethe passierte mal etwas ähnliches. Als er am Gardasee war hat er eine Ruine gezeichnet und hat nicht gewußt, daß es eine ehemalige Militärfestung war. Einige Bewohner dachten er wäre ein preußischer Spion und holten den Gendarme. Goethe konnte ihn überzeugen, daß er kein Spion war und als sich herausstellte, dass er und der Gendarme gemeinsame Bekannte in Frankfurt hatten, durfte Goethe seine Reise wieder fortsetzen.


    Ich finde das alles sehr interessant.


    Mal ein heikles Thema:
    Hast du Fontanes Ressentiments gegen jüdische Parvenus verstanden? Man bekommt einen Schrecken, wenn folgenden Satz liest, den er an seine Frau schrieb :


    Borkum ist Judenfrei..... (das Buch habe ich gerade nicht zur Hand).


    Mich würde es interessieren was Fontane an diesen Empörkömmlingen gestört hat und in welchem Bereich sie Empörkömmlinge waren. Irgendwie habe ich das nicht verstanden.


    Nochmals zu Reiseberichte:
    Ich habe ja eine Schwäche dafür. Kannst du mir mehr über Seume erzählen? Ich habe über das von dir genannte Buch schon viel Positives gehört.


    Gruß Maria

  • Hallo JMaria


    Fontanes Judenhaß hat mich erst auch etwas erschüttert und tritt öfter in seinen Briefen zutage. Aber Antisemitismus war im damaligen Deutschland sehr verbreitet. Richard Wagner war auch Antisemit. Man muß aber auch bedenken, daß wir heute für dieses Thema durch unsere Geschichte sehr sensibilisiert sind und möchte deshalb Fontanes Aussagen nicht überbewerten. Er war halt auch nur ein Kind seiner Zeit.


    Zur Geschichte habe ich folgenden Text gefunden, den ich einfach mal hier rein kopiere:



    Judenhaß / Antisemitismus
    Der Judenhaß ist fast so alt wie das Christentum. Es waren Christen, die Juden vorwarfen, Jesus nicht als Messias anerkannt zu haben und letztlich für seinen Tod verantwortlich gewesen zu sein. Deshalb und weil sie sich weigerten, zum Christentum zu konvertieren, wurden Juden als "Kinder des Teufels" bezeichnet und allerlei teuflischer Untaten beschuldigt. Dazu gehörte der Vorwurf, Juden würden christliche Kinder rauben, töten und ihr Blut für religiöse Zwecke verwenden. Diese christlichen Vorurteile führten im Mittelalter zu grausamen Verfolgungen. Die Überlebenden wurden entrechtet und aus den meisten Berufen verdrängt. Nur das Geldgeschäft stand ihnen schließlich noch offen. Doch dies nahmen Nichtjuden wiederum zum Anlaß, den Juden Schacher und Wucher vorzuwerfen. Diese sozialen Vorurteile verstärkten sich im 19. Jahrhundert, nachdem es den deutschen und mitteleuropäischen Juden gelungen war, ins Bürgertum aufzusteigen. Schließlich wurden die Juden zu einer eigenen, und zwar angeblich minderwertigen Rasse gezählt, die danach trachte, das angeblich "reine" und "gutrassige" deutsche Volk zu verderben. Dieser Rassen-Antisemitismus wurde von den Nationalsozialisten zum Programm erhoben und galt als Legitimation für die "Endlösung der Judenfrage". Nach dem Holocaust ist der Judenhaß zwar zurückgegangen, aber keineswegs verschwunden. Er ist heute allerdings weniger religiös und "rassisch", sondern weit mehr sozial begründet. Nach wie vor wird behauptet, daß fast alle Juden reich und viel zu mächtig seien. Nach glaubwürdigen Schätzungen ist jeder fünfte der heutigen Deutschen ein Judenfeind.
    Prof. Dr. Wolfgang Wippermann

    Zu Seume:


    Ich habe den "Spaziergang nach Syrakus" vor ca. einem Jahr, auf Anregung von Martine aus dem Leselust-Forum, während einer Schwarzwald-Wanderung gelesen. Im dortigen Forum findest Du im Archiv auch noch unsere damalige Diskussion. Also, wenn du Dich für alte Reiseberichte interessiert, ist Seume fast Pflicht. Ein absoluter Klassiker, wenn auch nicht immer leicht zu lesen. Eine hervorragende Seume-Seite ist http://www.seume.de. (Ich gebe Dir hier einfach mal die Adresse, weil ich nicht weiß, ob ich es schaffe hier einen Link einzubauen.)


    Viele Grüße
    ikarus

  • Hallo Ikarus


    wie gut, daß man sich hier über Gedanken, die einen beschäftigen 'reden' kann. Du hast mich dazu gebracht einen Schritt zurück zutreten und mir die Sache nochmals anzuschauen.


    Du hast recht mit dem Ausspruch 'Kinder seiner Zeit', jedes Jahrhundert prägt den Menschen auf die eine oder andere Weise.


    Die Äußerung von Prof. Dr. Wolfgang Wippermann bringt es auf einen Nenner. Jetzt versteh ich auch warum Fontane die Juden (bestimmt nicht alle) Parvenu nennt. Vermutlich ist hier das Aufsteigen ins Bürgertum gemeint.


    Danke auch für den Link zu Seume.de. Ich bin ganz begeistert. Ein Buch das ganz oben steht bei meinem nächsten Einkauf.


    Viele Grüße Maria

  • Hallo zusammen


    das ist bereits ein alter Fontane-Tread, doch weil hier Fontanes Bemerkungen zu seinen Reisen erwähnt wird, möchte ich gern noch ergänzen, was ich heute gelesen und mich als Oberschwäbin amüsiert hat:

    als Fontane eine Süddeutsche Reise machte kam er auch nach Ulm und meinte zu der Stadt:


    ..alte, häßliche und schmutzige Stadt, aber sehr belebt und überreich an Buchhandlungen und an Kuchenläden...


    *ggg*


    heute würde Fontane vermutlich staunen, wenn er durch unser schönes Fischerviertel wandeln würde. Kuchenläden und Buchhandlungen gibt es auch heute noch zu genüge :breitgrins:


    hier noch seine Eindrücke über Paris:

    Um sich hier zu amüsieren, bedarf es gewisser guter und schlechter Eigenschaften, die ich beide nicht habe. Zunächst muß man französisch können, und das ist die eine große Tugend, die ich nicht habe. Außerdem muß man Libertin sein, Hazard spielen, Mädchen nachlaufen, Rendezvous verabreden, türkischen Tabak rauchen, das Billardqueue zu handhaben wissen etc. Wer von alledem nichts hat und weiß, der ist ein verlorenes Subjekt und tut gut, seine Koffer zu packen, wenn er sich den Schwindel angesehn und seine Kunstvisiten im Louvre und in Versailles beendigt hat.


    u.a. besuchte Fontane Heine's Grab.


    Soviel zu Reiseberichte in der Urlaubszeit :winken:


    LG Maria

    In der Jugend ist die Hoffnung ein Regenbogen und in den grauen Jahren nur ein Nebenregenbogen des ersten. (Jean Paul F. Richter)