Is hier ein Vorurteil gegen große Auflagen, aka "Bestsellers?"

  • When I registered for this forum I was made to jump through hoops – which is OK, this is a forum for special interests – but why that little test? Why on earth do I or anybody have to know who this Mr. Brockes was? Even on a forum as this? Only because Arno Schmidt liked him and wrote about him?


    Sie brauchen mir nicht in Englisch zu antworten, ich bin zweisprachig aufgewachsen, aber der Registrierungsprozeß ist symptomatisch fur eine der Fragen die hier diskutiert wurde. Was ist ein Volksschriftsteller? Wollte ich versuchen diesen Begriff ins Englische zu übersetzen würde ich niche wissen wie: does it mean “folksy” as in American folk-singer? Or is it the "people's voice," like "we the people" of the US constitution? If so, that would mean that at the cradle of mass-individualism, 90% of the American novelists are Volksschriftsteller. Does success disqualify an author to be highbrow? It's not the author, it is the reader's perception.


    This is just palpable nonsense, wouldn't you think? Then what exactly does qualify a novelist's excellence?


    Auf Deutsch das kritische Wort hier ist "Sprachgewalt." Der "Volksschriftsteller" Oskar Maria Graf war sicherlich ein sprachgewaltiger Schriftsteller (and it is always the language folks, first and foremost and nothing but the power of the Phrase; even Dickens or Shakespeare would be nobodies lost in the limbo of anonymity without). Die Meisten von Grafs Sujets kamen aus der dörflichen Welt – genügt das alleine diesen Schriftsteller als einen Volksschriftsteller abzustempeln? Dann wären also Tolstoy (und Arno Schmidt) auch Volksschriftsteller?


    I leave alone that Graf made a particular study of Tolstoy as his model and guiding influence, Graf is – was – an outstanding German author, but the label "Volksschriftsteller" verges on the nadir of pulp fiction and the penny novelist, (sozusagen fast food für die geistig minder bemittelten). Kolportage nennen es die Deutschen. Es ist eine Bezeichnung aus der Welt des Klassenvorurteils und Akademischer Arroganz.


    I am not comfortable with any of this. To my mind there are only good authors and hacks. The difference is – speak all together please: – the language, right, die Sprache. Remember Karlheinz Deschner? In a time when poor language seemed to be the batch of honour for admission to the "Gruppe 47" (and apparently wasn't even an obstacle to afterwards garner Nobel awards) he was almost the only critic to hold up literary standards – language, fantasy, innovation – against the pretensions of the infernal influence of Reich Ranicki on critical standards.


    So viel Tinte in den akademischen Seminaren verspritzt, so viele Dissertationen um einen neuen Doktor der Literaturwissenschaft zu backen und das alles nur um die nächste Generation von Akademikern mit aufgeschwollenen Bibliographien zu versorgen. A colleague of mine once called this academic cottage industry "the academic business of mutual masturbation." Right on! Who else is reading this stuff? Seriously? Who wants to know about "post-esthetic semiotics?" Is that how you spend your time with your girlfriend? Is that the book you keep hidden underneath the desk when you sell junk bonds from your computer in the boiler room?


    So Deutsche Akademiker ziehen eine Schnute wenn sie von den hohen Auflagen hören und den Wiederauflagen. "Bestsellers" was ist das schon? (Dann versuch doch mal selber einen zu schreiben.) Ein Verkaufskriterium vom Buchhandel wird zur Waffe im Klassenkampf der Vorurteile: Unterhaltungsroman; "anspruchsvolle" Unterhaltung gar, und der Fall ist erledigt, nichts besonderes, höchstens noch Genre Literatur. Vorurteil, Arroganz, akademische Dummheit.


    Insbesondere "Volksschriftsteller" ist eine der linguistischen Falschmünze die dem Deutschen so leicht von der Zunge rollen, weil er garnicht merkt worauf er sich einläßt. Muß ich wirklich daran erinnern, daß Oskar Maria Graf einen Aufruf an die Nazis schrieb seine Bücher auch zu verbrennen? Nicht, daß die Nazis seine Freunde waren, im Gegenteil, aber für die Studenten die das Feuer angezündet hatten, (freiwillig, aus eigenem volksdeutschen Antrieb wohlgemerkt, Goebbels Ministerium hatte noch nichts damit zu tun) war der Mann halt bloß ein "Volksschriftsteller," und die zählen ja nicht unter Akademikern und den Lesern mit höheren Ansprüchen.


    So der Mann schrieb über Bauern und das Hinterland – – – na, und?


    Das einzige das uns interessieren sollte ist wie er das gemacht hat.


    michael sympson :breitgrins:[size=12]

  • Hallo!


    When I registered for this forum I was made to jump through hoops – which is OK, this is a forum for special interests – but why that little test?


    Ganz einfach: Um Spammer vom Forum fernzuhalten. Die Fragen ändere ich übrigens von Zeit zu Zeit, wenn ich gerade daran denke. Und warum nicht Brockes? Ist schliesslich Werbung für einen viel zu wenig bekannten Autor. Einen, der - zumindest heutzutage - keine Bestseller mehr verkauft. Müsste also doch in Deinem Sinn sein, oder?


    Dein Feldzug für Oskar Maria Graf läuft übrigens, zumindest, was mich betrifft, ins Leere. Ich schätze Graf sehr.


    Und zum Thema "Bestseller" liesse sich noch viel sagen. Ich halte das Thema - trotz der englisch-amerikanischen Terminologie - allerdings für typisch germanisch. Nur im deutschsprachigen Raum macht man diesen markanten Unterschied zwischen U- und E-Literatur oder -Musik und verdammt Bestseller von vorneherein. In den USA gilt alles für gut, was viel verkauft wird; in den lateinischen Ländern wird auch das Gute viel verkauft ...


    Und, ach ja: Es ist nicht nötig, die Schriftart auf extra-gross zu setzen. Ich kann die Normalgrösse noch problemlos lesen, und die andern hier auch. Grössere Schriften vermitteln mir immer den Eindruck, man schreie mich an. Und das mag ich nicht ...


    Grüsse


    sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus