Ludwig van Beethoven (I. von Bonn nach Wien)

  • Der Komponist Ludwig van Beethoven wurde 1770 in Bonn als Sohn von Johann van Beethoven, der Tenorsänger am Kurfürstlichen Hof in Bonn und Musiklehrer war, geboren.
    Bereits im Alter von 7 Jahren trat Beethoven als Pianist öffentlich auf, mit 13 Jahren wurde er als Organist, Cembalist und Bratschist an der Hofkapelle fest angestellt.


    Erzherzog Maximilian Franz, seit 1784 Kurfürst in Bonn und Erzbischof von Köln, jüngstes Kind von Kaiser Franz I und Maria Theresia, ein Verehrer Mozarts finanzierte Beethoven eine Reise nach Wien um bei Mozart Kompositionsschüler zu werden. Ende 1786 brach Beethoven nach Wien auf, kehrte aber unverrichteter Dinge im Mai 1787 wieder nach Bonn zurück. 1792 brach Beethoven ein zweites Mal nach Wien auf, nachdem Mozart verstorben war, sollte er nun „Mozarts Geist aus Haydens Händen“ empfangen. Tatsächlich nahm Beethoven Kompositionsunterricht bei Haydn, der Beethovens Entwicklung als Komponist nachhaltig beeinflußt hat.


    Da der Kurfürst Maximilian Franz 1794 vor französischen Revolutionstruppen über den Rhein fliehen musste und sich nach Münster zurückzog und Beethoven in Wien die Unterstützung adeliger Musikliebhaber wie
    - Fürst Franz Joseph Max von Lobkowitz
    http://de.wikipedia.org/wiki/F…_Maximilian_von_Lobkowitz
    - Gottfried Freiherr van Swieten
    http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_van_Swieten
    - Fürst Karl Lichnowsky
    http://en.wikipedia.org/wiki/Karl_Alois,_Prince_Lichnowsky
    fand, wurde aus seiner 2. Studienreise nach Wien ein endgültiger Aufenthalt.



    Das Weitere liest man später. - - -


  • ... sollte er nun „Mozarts Geist aus Haydens Händen“ empfangen.


    Hi montaigne,


    ich staune immer wieder, wie zäh sich diese stark vereinfachenden Bonmots halten. Jetzt fehlt nur noch: "Mit seinem Spätwerk war er seiner Zeit weit voraus." :breitgrins:


    Also: Haydn hatte Einfluss auf Beethoven, was aber nicht weiter verwunderlich ist. Von Mozart ist Beethoven zwar nicht meilenweit, aber doch einige Meter entfernt. Der Name BACH (Beethoven: "Der Mann sollte eigentlich Meer heissen!") darf auf gar keinen Fall fehlen. Der spätbarocke Fugengott hat für B. mindestens soviel Inspiration bedeutet wie der bereits genannte Haydn.


    Wenn man die Bedeutung Beethovens in der Musikgeschichte mit einigen wenigen Sätzen charakterisieren wollte, so wäre m.E.n. vor allem seine Rolle als kostbarer Spätling und Überwinder der Wiener Klassik hervorzuheben. Auch Bach war so ein herrlicher Spätblüher, der Vieles vollendete, ohne allerdings wirklich Neues zu schaffen (mit einer Ausnahme: Die Goldberg-Variationen sind m.W.n. der erste Versuch, die Idee der Variation in allen Facetten auszuloten). Beethoven hat, und das unterscheidet ihn von Bach, bereits in seiner mittleren Schaffensperiode sehr viel herumexperimentiert, was seine Zeitgenossen ein wenig befremdete, aber dennoch begeisterte. Dass sein Spätwerk von den meisten nicht verstanden wurde, ist ein posthumes Märchen, um die Größe des Werks noch einmal ganz besonders hervorzuheben (Lassen wir die Frage, was die Größe ein Werks ausmacht, zu diesem Zeitpunkt unbeantwortet).


    Interessant in Zusammenhang mit Beethoven (und anderen Größen) ist die Frage, ob das Vorhandensein wesentlicher Komponenten eines Zeitalters das Genie hervorbringt oder ob das Genie aus sich selbst heraus die vorhandenen Strömungen in ein Werk zwingt. Hat die musikalische Reife der Klassik um 1790 Beethoven hervorgebracht oder hat dieser wie in einem Brennspiegel die Strömungen seiner Zeit nur genial gebündelt und später mit souveräner Geste wieder demontiert? Mit anderen Worten: Sind „Genie“ und „Klassik“ nicht mehr als die volle Realisierung eines künstlerischen Bewusstseins zu einem Zeitpunkt der Reife?


    Ich freue mich auf weitere Ausführungen und Meinungen zu diesem Thema und zu Beethoven!


    LG


    Tom

  • Hi montaigne,


    ich staune immer wieder, wie zäh sich diese stark vereinfachenden Bonmots halten.


    Ich wollte in meinem Beitrag keineswegs ausdrücken, dass Mozart und Haydn die wichtigsten Lehrer oder sogar die einzigen gewesen wären. Vielmehr wollte ich in „Beethoven I. Von Bonn nach Wien“ zeigen was die wesentlichen Komponenten waren, die dazu führten, dass Beethoven heute als Genie gilt. Ich denke es waren drei Komponenten, die ich versucht habe in je einem Abschnitt meines Beitrages herauszuarbeiten:


    1. Sein Vater war Musiklehrer und als Sänger beim kurfürstlichen Hof angestellt, so lernte Beethoven ähnlich wie Mozart als Kind mehrere Instrumente und wurde quasi mit 13. Jahren professioneller Musiker.


    2. Sein Mäzen, der Kurfürst, war Mozartfan und schickte Beethoven deshalb zur Ausbildung nach Wien, weil er an seinem Hof einen zweiten Mozart haben wollte und als Mozart gestorben war, sollte Beethoven „Mozarts Geist aus Haydens Händen“ empfangen. Das ist übrigens kein Bonmot, sondern ein Zitat aus einem Zeitdokument, einem Stammbucheintrag von Graf Ferdinand Ernst von Waldstein, einem frühen Förderer und Anreger Beethovens. Wohlgemerkt ich habe „sollte...empfangen“ geschrieben und nicht „hat...empfangen“ Tatsächlich hat sich Beethoven ja dahingegen geäußert, dass er nie etwas von Haydn gelernt hätte. Was natürlich auch nicht stimmt. Hör Dir nur mal Haydns Streichquartette an und dann die frühen Streichquartette von Beethoven – da gibt’s nichts zu leugnen. Wie dem auch sei, ich bin davon überzeugt, wäre Beethoven nicht nach Wien gekommen, sondern in Bonn geblieben, wär’s mit dem Genie nichts geworden.


    3. Beethoven fand in Wien reiche Förderer und konnte dadurch ohne finanzielle Sorgen studieren (er hat ja nicht nur bei Haydn Unterricht genommen, sondern auch bei Johann Baptist Schenk, Antonio Salieri u.a.) und komponieren. Und seine Mäzene kannten sich aus im Musikgeschäft, sie hatten vorher mit Haydn und Mozart gearbeitet.

  • Ich wollte in meinem Beitrag keineswegs ausdrücken, dass Mozart und Haydn die wichtigsten Lehrer oder sogar die einzigen gewesen wären. ...
    Wohlgemerkt ich habe „sollte...empfangen“ geschrieben und nicht „hat...empfangen“


    Ich habe Dir nichts vorgeworfen, lieber Beethovenfreund. Ich weiss sehr genau, woher dieses "Mozarts Geist aus Haydns Händen" stammt. Solltest Du Dich angegegriffen fühlen, weil ich diese Plattitüde einfach nicht mehr hören kann, dann tut es mir leid. Das lag nicht in meiner Absicht.



    Wie dem auch sei, ich bin davon überzeugt, wäre Beethoven nicht nach Wien gekommen, sondern in Bonn geblieben, wär’s mit dem Genie nichts geworden.


    Vermutlich war er wirklich einfach zur rechten Zeit am rechten Ort.


    :winken:


    Tom


  • Ich habe Dir nichts vorgeworfen, lieber Beethovenfreund. Ich weiss sehr genau, woher dieses "Mozarts Geist aus Haydns Händen" stammt. Solltest Du Dich angegegriffen fühlen, weil ich diese Plattitüde einfach nicht mehr hören kann, dann tut es mir leid. Das lag nicht in meiner Absicht.


    Nein, ich habe das nicht als Vorwurf aufgefasst und ich fühle mich auch nicht angegriffen. Da in jedem Forum ein anderer Diskussionston gilt, ist es nicht ganz leicht immer den jeweils richtigen Ton zu finden. Ich hoffe, dass mir das hier bald gelingt, den ich freue mich auf viele anregende Diskussionen mit dir.