Synonyme und Antonyme

  • Hallo miteinander,


    ich hoffe, dass meine Frage ins Forum passt... :smile:


    Seit längerem bin ich auf der Suche nach einem guten Synonym- und einem Antonymwörterbuch, die besonders auch für wissenschaftliches Arbeiten geeignet sind.


    Das Synonymwörterbuch von Wahrig ist hier nicht sonderlich ergiebig, jetzt überlege ich zwischen den Synonymwörterbüchern von DUDEN (die Rezensionen sind aber nicht so gut), "Sag es treffender" von Textor und dem Dornseiff hin und her. Kann jemand von Euch Empfehlungen aussprechen oder hat sogar noch einen Geheimtipp?


    Was Antonymwörterbücher betrifft, stehe ich völlig auf dem Schlauch... so viel scheint es da auf dem deutschen Markt leider nicht zu geben... hat vielleicht auch hier jemand einen Tipp?


    Ich würde mich riesig über Antworten freuen :blume: !


    Liebe Grüße
    Merja

  • Hallo Merja,


    das ist in der Tat ein schwieriges Thema. Ich habe mir vor Jahren mal den Textor gekauft (war relativ günstig als TB, wenn ich mich recht erinnere), aber so richtig zufrieden bin ich nicht. Es ist v.a. dann anstrengend, wenn man Synonyme zu einem Wort sucht, das selbst nicht als Lemma (spricht man in diesem Fall auch von Lemmata?) gelistet ist, sondern man nur im Index eine Liste von Angaben hat, bei welchen Lemmata sich dieses Wort als Synonym wiederfindet. Da muß man ggfs. ganz schön viel blättern.


    Ich habe leider keine Vergleichsmöglichkeit, weiß also nicht, wie andere Synonymwörterbücher das handhaben. Schade, daß ich nicht mehr an die Uni komme. In der Germanistik-Bibliothek könnte man da gewiß mal stöbern und vergleichen...


    Viele Grüße
    thopas

  • Hallo Merja,


    wichtig ist erst einmal, ob Du ein alphabetisch geordnetes Synonymwörterbuch oder einen Thesaurus willst.


    Das sind zwei unterschiedliche Wörterbuchtypen: ein "normales" Synonymwörterbuch - wie die (neueren) Duden-Synonymwörterbücher - ist alphabetisch geordnet, man schlägt dort beispielsweise ein Wort wie "lachen" nach und findet dann dort entsprechende Synonyme. Die Anordnung der Wörter richtet sich also nach dem Alphabet.


    Ein Thesaurus, wie etwa der Dornseiff, ist nach Sachgruppen geordnet: zunächst umfassende Gruppen, die dann wieder in feinere Sachgruppen unterteilt sind. Man schlägt in einem Thesaurus beispielsweise unter einem Oberbegriff wie "Gefühlsleben" nach, wo man dann verschiedene Unterbegriffe wie "Freude", "Zorn" o.ä. findet. Und unter "Freude" findet man dann nicht nur Substantive, die synonym zum Substantiv "Freude" sind, sondern dort stehen auch Verben, Adjektive und Redewendungen, die mit "Freude" zusammenhängen. Die Anordnung geht also von den Dingen aus, nicht von den Wörtern (dem Alphabet). Im Anhang haben Thesauri allerdings üblicherweise auch noch ein alphabetisches Register, in dem man zu einem Wort wie etwa "lachen" die entsprechende Sachgruppe finden kann.


    Die bekanntesten Thesauri sind der Dornseiff und der Wehrle/Eggers, den es allerdings nur noch antiquarisch gibt. Im Wehrle/Eggers folgen immer Begriff und Gegenbegriff aufeinander (z.B. "Freudenbezeigung"; "Klage"), so daß man dort auch leicht entsprechende Antonyme findet. Das ist im Dornseiff nicht so gut gelöst. Den Dornseiff gibt es in einer aktuellen Auflage, die sich allerdings von den älteren deutlich unterscheidet. Die Neuauflage entspricht dem aktuellen lexikographischen Wissensstand, der Aufbau und die Anordnung sind also wissenschaftlich untermauert. :-) Dafür ist er aber viel stromlinienförmiger geworden und er ist deshalb langweiliger zu lesen als der alte Dornseiff, der sehr viel inspirierender war und die Assoziationsfähigkeit besser anregen konnte. Der neue Dornseiff enthält dafür eine 90seitige lexikograpisch-historische Einführung von H. E. Wiegand, die sehr interessant zu lesen ist; sehr theorielastig, zum Nachschlagen nützt einem das eigentlich nichts, aber ich fand's ganz lustig. :breitgrins: Wunderschöne Terminologie: "Konsultationssituation wegen Hyponymfindungschwierigkeiten" usw. "Merja hat eine blockierungsbedingte Ausdrucksschwierigkeit und führt deshalb eine Konsultationshandlung vom Typ 'den neuen Dornseiff konsultieren' durch." :breitgrins:


    Wenn Du einen preisgünstigen antiquarischen Wehrle/Eggers aus den 1960er Jahren findest (trotz seines Alters ist der immer noch sehr gut benutzbar), dann kannst Du Dir den ja mal kaufen, um zu sehen, ob Dir das Konzept eines solchen Wörterbuchs überhaupt liegt. Oder schau Dir in einer Buchhandlung den aktuellen Dornseiff mal in Ruhe an, bevor Du ihn Dir kaufst, sonst besteht die Gefahr, daß Du enttäuscht bist, denn, wie gesagt, die Benutzung eines Sachgruppen-Wörterbuchs ist gewöhnungsbedürftig. Sobald man aber damit zurechtkommt, bietet es einen Zugriff auf den Wortschatz, den ein alphabetisches Synonymwörterbuch nicht bieten kann.


    Falls Du ein alphabetisches Synonymwörterbuch willst: Das Duden-Synonymwörterbuch ist schon okay, Du kannst da ruhig auch ältere Auflagen aus den 80er oder 90er Jahren nehmen, die gibt es manchmal schon für wenige Euro. Der erste Synonymduden aus den 1960er Jahren ging allerdings noch eher in Richtung Thesaurus (eine Mischung aus alphabetischer und Sachgruppen-Anordnung), dort fand man auch Anwendungsbeispiele: sehr amüsant zu lesen, aber nichts für die heutige Praxis. Typischer Beispielsatz aus diesem Duden: Unter dem Stichwort "Brust" heißt es u.a.: "Lisa beugte sich so weit über den kleinen Apotheker, daß dieser von ihrem Milchgebirge halb begraben wurde". Solche kuriosen Sätze findet man in heutigen Wörterbüchern nicht mehr. Unter "Gesindel" findet man: "die Polizei ging mit Gummiknüppeln gegen das lärmende Grobzeug vor". Mit den Beispielsätzen könnte man einen Roman schreiben. ;-) Es finden sich auch Literaturzitate darin, u.a. auch aus dem "Mann ohne Eigenschaften".


    Im aktuellen Duden-Synonymwörterbuch finden sich Hinweise zum politisch-korrektem Sprachgebrauch, die ebenfalls teilweise recht kurios sind. Etwa die Mahnung, man solle das Wort "pervers" nicht verwenden, weil es herabsetzend sei; dabei wird das Wort heutzutage gar nicht mehr in einem neutralen Sinne verwendet. Die heute übliche fachsprachliche Bezeichnung "paraphil" wird übrigens gar nicht im Duden erwähnt, wenn ich mich richtig erinnere. "Mädchen" sei eine Bezeichnung für (weibliche) Kinder, eine 18- oder 20jährige weibliche Person solle man nicht als "Mädchen" bezeichnen. Selbst das harmlose Wort "normal" ist eine Warnung wert, man könne es im Sinne "geistig gesund" verstehen und dadurch andere Personen ausgrenzen.

    Außerdem habe ich von Görner/Kempcke das Wörterbuch Synonyme, ebenfalls alphabetisch geordnet, nur Synonyme, keine Antonyme. Gab's auch mal auf CD-ROM, die es früher bei Jokers für 5 Euro gab. Ansonsten auch als dtv-Taschenbuch.


    Von Peltzer/Normann habe ich Das treffende Wort, alphabetisch geordnet, enthält auch Verweise auf entsprechende Antonyme, unter denen man dann wiederum nachschlagen kann, um dazu Synonyme zu finden.


    Ein einzelnes Wörterbuch, mit dem Du rundum zufrieden sein würdest, gibt es wahrscheinlich nicht. Schau Dich auf jeden Fall auch mal im Antiquariat um (ZVAB) oder bei Privatanbietern (booklooker, Ebay), denn ältere Ausgaben sind oft sehr billig zu haben und immer noch sehr gut verwendbar.


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • ... Und dann findet man einen Thesaurus - oder wie Wolf schreibt, eigentlich ein Synonymwörterbuch - in ms-word integriert, das wahrscheinlich aber keinen wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, aber immerhin eine Hilfestellung.


    Desweiteren bastelt die Community an einem Thesaurus von und für jedermann. Den Wortschatz der Uni-Leipzig muss man mit Vorsicht genießen. Da ist mir zuviel automatisch Generiertes, und ganz sinnlose Verknüpfungen kommen zustande. Aber als Anhaltspunkt finde ich den trotzdem hilfreich.

  • Servus und vielen, vielen Dank für die reichlichen, ausführlichen Antworten!


    Ich werde mich diese Woche mal aufmachen und mir die genannten Wörterbücher angucken.
    So wie ich das verstehe sind Thesauri etwas komplizierter wenn es darum geht `schnell´ das gesuchte Wort zu finden?


    Liebe Grüße
    Merja