Der Garten
oder
Wonach man sich sehnt im Etablierten
Vorerst, als Einstimmung: ein sprachbewusstes Vorgärtchen...:
Etymologisches zum Wort Garten (… „wiki“, hilft:)
Der deutsche Begriff Garten leitet sich etymologisch von Gerte (indogermanisch gher und später ghortos) ab. Gemeint sind Weiden-, Haselnussruten oder andere, die früher – ineinander verflochten – den Garten umfriedeten. Das Wort gerd, gard bezeichnet über gotisch garde „Gehege“ ursprünglich „das (mit Gerten) umzäunte Gelände“, erhalten in der Form Gatter für „Zaun“, während die von einem lebenden Zaun umstandenen Fläche im Wortfeld Hag, Hecke zu finden ist.
Mittelalterliche Darstellungen zeigen den Garten aber auch ausdrücklich mit einer Mauer umstanden. In diesem Begriffsfeld steckt eine indogermanische Wurzel cart(o) „Schutz“, das in lat. hortus „Nutzgarten“, franz. jardin „Garten“ (deutsch aber Hort), ahd. gard, gart, altnordisch garðr („Hof“, „Herrschaftsgebiet“, vergl. Asgard, Midgard) in engl. yard („Hof“), skand. gaard („Hof“, „Gehöft“) und slaw. grad („Burg“, „Befestigung“, „Umfriedung“), indirekt auch der Garde („Wache“, „Schutztruppe“) wie auch in Eigennamen auf -gard/t (Luitgard, Irmgard, Eringard) erhalten ist. [1]
Der dem Wort in der heutigen Form zugrundeliegende Begriff ist „umfriedetes Land zum Zweck des Anbaus von Pflanzen“. Der Garten stand unter besonderem rechtlichem Schutz (Gartenfrieden). Toponyme auf -gard/t(en), -gad(en) leiten sich aus diesem Kontext ab, vermischen sich aber mit dem althochdeutschen Wurt gadam „Gadem“, „Raum“, „Gemach“, „Scheune“ (Berchtesgaden).
Zitat nach:
http://de.wikipedia.org/wiki/Garten
Eines der schönsten Garten-Feuilletons:
Verfasst von Hani Abdul-Nour (Libanon)
Der Garten ist eine geschlossene Welt, ein behagliches Refugium für empfindliche Seelen. In dem Wort »Garten« jedoch bricht mein Verstand aus und streift in allen Träumen umher, die es sich erträumen lässt.
Vom Garten Eden, in dem der Mensch die Frucht vom Baum der Erkenntnis stahl, bis zur waghalsigen Logik des Kindes, dem die Eltern zu oft erzählt haben, es sei in einem Kohlkopf gefunden worden oder in einem Blumenstrauß, und das bei Anbruch der Nacht ins elterliche Schlafzimmer schleicht und flüstert: »Gärtnert ihr?«
Wächst nicht in jedem von uns ein verborgener Garten, den wir hegen und pflegen, damit aus ihm Emotionen oder Gedichte reich emporschießen?
Der Garten ist ein Ort, an dem man sich mit sich selbst versöhnt oder mit den Göttern: Die Gärten Allahs im Islam oder die Elysischen Gärten des antiken Griechenlands, die Lichtgärten der Mystiker oder der Olivenhain Christi. Jeder Garten ist der Ort, der den Menschen mit der Erde verbindet, aus der er stammt, die ihn nährt und zu der er zurückkehren wird. Und wenn man einem geliebten Menschen Blumen schenkt oder der Gastgeberin, die einen an ihren Tisch bittet, gibt es da eine schönere Huldigung als hinzuzufügen: »Die sind aus meinem Garten«? Denn so lässt man auf feinsinnige und behutsame Weise den anderen in seine private Welt eintreten.
»Garten«: ein Wort, das verbindet.
Auf meinem Balkon stehen drei Pflanzen. Das ist mein Garten.
In: „Das schönste ABC der Welt“
http://cms.ifa.de/fileadmin/co…es/abc/abc_broschuere.pdf
Ergänzendes:
http://de.wiktionary.org/wiki/Garten
Wie viel Dichtung es über Gärten gibt, weiß ich nicht; man kann es nur ahnen:
http://www.garten-literatur.de/Blattwerk/lyrik.htm
Meine Lieblings-Garten-Dichtung?
Eine Novelle:
Hermann Hesses "Im Presselschen Gartenhaus" (1913)
Hier demonstriert an seienn Hauptfiguren der in Religion und Freiheitssuche kundige Hesse eine nur in Freistunden erlebbare Loslösung von den festen Bindungen an den sog. Humanismus, der als Abwehr aller Fremdeinflüsse und die rigoros patriarchale Autorität der Erzieher des Tübinger Stifts, einem Gepräge schwäbisch-pietistischer Geistigkeit, "an welchem sie später jederzeit erkannt werden können - eine feine und sichere Art der Brandmarkung".
Hölderlin, Mörike und Waiblinger, drei der berühmtesten "Stiftler" treffen hier bei dem Nachfahren und Autor Hesse in dieser Novelle zusammen.
In einer leidenschaftlichen Aussprache mit dem Freund Mörike, an der der alte, dem Mutismus und der geistigen Erstarrung verfallene Hölderlin nur reglos teilhat, ruft der (später gescheiterte) Stürmer und Dränger Wilhelm Waiblinger aus: "Es ist nur gut, dass ich den Hölderlin habe. Ich glaube, dem haben sie auch seinerzeit im Tübinger Stift das Rückgrat gebrochen."
Hesse spiegelt hier wie in „Unterm Rad“ (1906), wie die Religion als pietistische Erstarrung als gesellschaftliche und rollenspezifische Norm durchgesetzt wird, den "natürlichen Menschen" zu zerbrechen, um einen sog. geistigen Menschen zu formen.
Theologische Orthodoxie, penibel autokratische Gewissenserforschung, Sinnenfeindlichkeit, Verhinderung von Kreativität und Angst vor sozialem und politischem Engagement – den Protest gegen solche Traditionen bekunden viele Zeugnisse in Hesses Leben und Dichtung.
Hesses mutige, selbstständige Kunst im literarischen, malerischen und gärtnerischen Werk garantierten seine Entwicklung und Freiheit.
Der Leser profitiert in dieser besonders sensiblen Kunst der Beschreibung und Charkterisierung, es ist noch unsere heutige Welt - im Glauben, in der Suche nach Liebe und Identität - und Dichtung... - erlebbar als Tätigkeit in oder Nachvollzug von gärtnerischer Nähe in und mit der Natur.
Wer ganz allgemein, viele hundert "Garten"-Zitate nachschlagen will, findet hier eine feine Möglichkeit:
http://www.dwds.de/?sort=0&res…0-12-31&tc=/./&cc=DWDS#14