Paul Fleming und die Salibande

  • Hallo,


    ich hab eine Quizfrage :wink:, die hat mir heut meine Freundin geschickt.
    Wir kommen da nicht weiter.


    Bei Paul Fleming taucht der Begriff „Salibande“ auf.
    Und zwar in zwei Gedichten.
    Finden sich bei Gutenberg und anderen Quellen.


    An Makarien
    Ists so / Makarie / als wie mir wird gesagt /
    du solst / so balde du die Post von mir verstanden /
    daß Ich enthalten sey in weit-entlegnen Landen /
    da es sechs Stunden eh' / als in den unsern tagt.
    Dich haben über mir von Hertzen sehr beklagt /
    So gar auch / daß du dich samt meiner Salibanden
    zu Bette hast gelegt / und ungescheut der Schanden
    Offt öffentlich von mir / Ich weiß nicht was gefragt.
    Diß habest du so offt / so lang und viel getrieben /
    Biß daß du endlich gantz darüber bist geblieben.
    Ists so / Makarie / Exempel einer Gunst /
    die Todt und Leben trutzt / so muß ich mich zwar krencken /
    hoch über deinen Fall / doch einer solchen Brunst
    nicht minder auch mit lust zu aller zeit gedencken.


    An den Mohn
    Du / die du standhafft bist in deinem Unbestande /
    Steig' / Hekate / herab; Ich singe dir ein Lied /
    ein Lied von meiner Zier / die itzt auch nach dir sieht /
    ob ich schon bin sehr weit von ihr und ihrem Lande.
    Komm / Berezynthie / zu dieses Strohmes Rande /
    an dem ich geh' herüm / da meine Hoffnung blüht /
    du weist es / Delie / was itzt mit ihr geschicht:
    Du weist es / wie es steht ümm meine Salibande.
    Komm / Föbe / Tag der Nacht / Diane / Borge-liecht /
    Warsägrinn / Lieder-Freund; Komm / Lune / säume nicht;
    Die gantze Welt die schläfft. Ich wache dich zu loben.
    Strohm-Fürstinn / Jäger-Frau / Nacht-Auge / Horn-Gesicht' /
    Herab; Itzt fang' ich an / das süße Lob-Gedicht'.
    Und kömst du nicht herab / so hör es nur dort oben.



    Nicht rauszukriegen, was „Salibande“ ist.


    Die üblichen Suchmaschinen schmeißen gar nix aus.
    Ansonsten hab ich einige Standards abgesucht, Grimm’sches Wörterbuch (auch über Volltextsuche), Zedler, Adelung, das gibt alles nix her.


    Ich hab mir auch Gedanken über abweichende Schreibweisen gemacht, oder ob das ein immer weiter kopierter Schreibfehler ist. Wie kann das denn sein, dass sich ein Wort nur für einen bestimmten Autor findet, und sonst nirgendwo?
    Aber ich krieg nix assoziiert dazu.


    Ich hab so auf die Schnelle keinen Zugang zu einer gut kommentierten Ausgabe barocker Lyrik, oder von Paul Fleming, weiß auch nicht, was es da so gibt.


    Ich will das wissen. Gibt es Tipps?


    Nicht gerade mein Spezialgebiet ... aber die Gedichte gefallen mir. :smile:


    Gruß
    Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)

  • Hallo Leibgeber,


    Deine Frage ist zwar schon älter, aber damit nicht der Eindruck entsteht, daß hier im Klassikerforum niemand Bescheid weiß, will ich sie trotzdem noch beantworten. ;-)



    Nicht rauszukriegen, was „Salibande“ ist.


    Das ist ein Eigenname. Ich zitiere mal aus Killys Literaturlexikon:


    <i>»Während des Aufenthalts in Reval (10. 1. 1635 bis 2. 3. 1636) entwickelten sich enge Beziehungen zur Familie des Kaufmanns Heinrich Niehusen. Von dessen drei Töchtern, Elisabeth, Elsabe u. Anna, galt Flemings Neigung Elsabe, in der Dichtung anagrammatisch verschlüsselt als Salvie, Basile, Salibene, Salibande;«</i>


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Na, das isses doch - ganz besten Dank! :smile:


    Und ich bin bescheuert, nicht selbst drauf gekommen zu sein.
    So im Nachhinein, bietet sich doch an, bei den ganzen anderen Namen da drin.
    Den Killy hatte ich nicht zur Verfügung, aber vielleicht hätte auch der Alte Kindler geholfen.


    Mal wieder über fünf Ecken gedacht - mein Favorit war Verschlüsselte Anspielung auf Geschlechtskrankheit :breitgrins:
    anstatt das ganz Einfache zu sehen.


    Barocklyrik muss so trocken gar nicht sein.


    Gruß
    Leibgeber

    Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zu Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. (G. C. Lichtenberg)