Ansichten eines Clowns

  • Hallo!
    Es ist nun einige Zeit, dass Ich Bölls Roman gelesen habe.
    Insgesamt hat mir der Roman zwar gut gefallen, allerdings hatte ich doch gewisse Probleme einige inhaltliche Punkte nachzuvollziehen. Böll betönt dies auch in seinem Nachwort, dass es wohl für spätere Generationen schwer ist die Gedanken des Clowns nachzuempfinden. Nun, so ist es bei mir auch gewesen. Meine erste Frage ist, ob ihr in diesem Punkt ähnliche Erfahrungen gemacht habt, und zum zweiten, wenn es so sein sollte, hat so ein Buch, dass ja nun in der Literatur recht hoch angesehen ist, eine Überlebenschance?
    Und in anbetracht auf das Zitat von Italo Calvino, lässt sich Böll bzw. sein Roman als Klassiker bezeichnen, wenn ihm eben dies, was in dem Zitat angesprochen wird, scheinbar nicht gelingt?
    Gruß
    Astrid

    Die Kultur der Menschheit besitzt nichts Ehrwürdigeres als das Buch, nichts Wunderbareres und nichts, das wichtiger wäre. (Gerhart Hauptmann)

  • Es ist jetzt schon länger her, dass ich die Ansichten eines Clowns gelesen habe - und ich kann mich nur noch gut daran erinnern, dass mir der Roman gefallen hat. - Wo hattest du inhaltlich Mühe? - Mit welchen Gedanken tatest du dich schwer?


    Ob Böll nun zu einem Klassiker wird oder nicht... - Ich glaube, wir haben hier im Forum schon einige Lanzen darum gebrochen :breitgrins:


    Ob Klassiker oder nicht: Ich mag Böll - und seine Lektüre hat mir noch nie mehr geschadet als die Lektüre anderer Werke :zwinker:



    Es grüsst
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Zitat von "alpha"

    Mit welchen Gedanken tatest du dich schwer?


    Die Probleme, die der Clown mit dem Katholizismus hatte in Bezug auf seine gescheiterte Ehe. Das finde ich einfach schwer nachvollziehbar, weil es mir relativ fremd ist. Das eine Ehe unter anderem scheitert, weil einer der Partner die Kinder nicht katholisch erziehen will, wird in der heutigen Zeit wohl nur noch selten passieren.


    Hast du zufällig die dtv Ausgabe? Da findest du nämlich auch ein Nachwort, dass auf diese Thematik anspielt.


    Viele Grüße
    Astrid

    Die Kultur der Menschheit besitzt nichts Ehrwürdigeres als das Buch, nichts Wunderbareres und nichts, das wichtiger wäre. (Gerhart Hauptmann)

  • Nein, zufälligerweise habe ich eine Kiepenheuer & Witsch Ausgabe...


    Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber war das wirklich der einzige Grund? - Oder war das eher der Anlass?



    Grüsse
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Zitat von "Astrid"


    Das eine Ehe unter anderem scheitert, weil einer der Partner die Kinder nicht katholisch erziehen will, wird in der heutigen Zeit wohl nur noch selten passieren.


    Oder was meintest du?

    Die Kultur der Menschheit besitzt nichts Ehrwürdigeres als das Buch, nichts Wunderbareres und nichts, das wichtiger wäre. (Gerhart Hauptmann)

  • ich mochte das buch eigentlich sehr, wie ich fast alles von böll mag, auch wenn ich im allgemeinen kein großer fan von deutscher nachkriegsliteratur bin. ich konnte seine probleme schon verstehen und nachvollziehen. vieleicht auch weil ich hier in den staaten genügend leute kennen, bei denen eine bezoehung durchaus an der religion scheitert.

    &quot;Ganze Literaturen waeren nicht, riegelten die Maedchen ihre Tueren auf&quot; Kurt Tucholsky

  • Naja, ich weiss nicht... Wir sind heute hier im Herzen Europas vielleicht nicht mehr so religiös, wie wir es einmal waren, aber deshalb es als unverständlich zu empfinden, dass es einmal eine Zeit gab, in der die Religion noch eine grosse Rolle spielte, finde ich etwas seltsam...
    Ich meine: Sobald einer in der Beziehung viel von Religion hält und der andere mit eben dieser Religion negative Erfahrungen gemacht hat oder sich sonst nicht mit ihr identifizieren kann, sind Konflikte meiner Meinung nach fast vorprogrammiert! - Oder sehe ich da etwas falsch?



    Grüsse
    alpha

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  • Schau dir doch einfach von den Moslems, die in Deutschland leben, die ungebildeten an, und was für Schlagzeilen, ein kleines Grüppchen von denen, wegen ihrer Religion in der (Hetz-)Presse produziert. Verständlich ist sowas auch nicht, aber wenn die Religion nicht durch Bildung ausbalanciert wird, dann machen die allzu Religiösen eben komische Dinge.


  • aber wenn die Religion nicht durch Bildung ausbalanciert wird, dann machen die allzu Religiösen eben komische Dinge.


    Scheint mir eine heikle Aussage... Man müsste über die Bedeutung des Wortes "Bildung" diskutieren.
    Denn grundsätzlich scheint mir die Religion einer anderen Sphäre anzugehören als die Bildung, wie ich sie verstehe. Religion ist etwas irrationales, Bildung, für mich, etwas ziemlch/völlig rationales. Bildung verlangt Bewusstsein, Religion, glaube ich, nicht.


    Man könnte vermutlich ausführlich darüber diskutieren, aber das würde wohl eigentlich nicht zu diesem Thread passen?!



    Grüsse
    alpha

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  • Klar eine andere Sphäre, aber Bildung verleitet doch eher zu dem Gedanken, dass die Anderen nur auf einem anderen, nicht aber unbedingt auf dem falschen Weg sind (nicht immer). Nahezu alle Fanatiker, die keinen Vorteil aus ihrem Fanatismus ziehen, sind Ungebildete.


    Gruß!


    passend dazu


  • Nahezu alle Fanatiker, die keinen Vorteil aus ihrem Fanatismus ziehen, sind Ungebildete.


    Das wiederum verstehe ich nun auch wieder nicht ganz... Man kann auch Vorteil aus Fanatismus ziehen? - Fanatismus hat bei mir eine per se negative Konnotation, vielleicht tue ich dem Begriff unrecht?



    Es grüsst
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Kann man: Geld & Macht.


    CK


    Geld und Macht ? Sekundär!


    Fanatiker haben es leichter sich zu fokussieren können Gegenpositonen durch Ignoranz einfacher überspielten. Sie kennen keinen Selbstzweifel wie Skeptiker es kennen die dadurch ihre Überzeugungskraft hemmen, denn wir haben häufig einen Hang zu einfachen (Schein)Lösungen, was dem Fanatismus entgegenkommt und ihn so gefährlich macht.


    Hitler hatte lange wenig Geld, und lange keine Macht, er hat aber durch Hartnäckigkeit auch Menschen überzeugt, die es, als es zu spät war, nicht mehr fassen konnten.

    Einmal editiert, zuletzt von Bloom ()

  • Hitler hatte lange wenig Geld, und lange keine Macht, er hat aber durch Hartnäckigkeit auch Menschen überzeugt, die es, als es zu spät war, nicht mehr fassen konnten.


    Klar. Aber das Ziel ist fast immer Geld & Macht, alles andere Mittel zum Zweck. Jeder Fanatiker will seine Ziele um fast jeden Preis durchsetzen. Geld & Macht sind die Mittel dazu.


    CK

  • Kann man: Geld & Macht.



    War es das, was Stoerte meinte? - Denn um Geld und Macht aus seinem Fanatismus zu machen, muss man nicht unbedigt gebildet sein, denke ich mal... - Verstand den "Vorteil" eher als etwas Positives, also, als könne Fanatismus, verbunden mit Bildung, etwas fast wertvolles sein, wenn ihr versteht...



    Grüsse
    alpha

    Genug. Will sagen: zuviel und zu wenig. Entschuldigen Sie das Zuviel und nehmen Sie vorlieb mit dem zu wenig! <br /><br />Thomas Mann

  • Gebildete sollten aber nicht so leicht drauf reinfallen, wenn sie jemand mittels Fanatismus (o.ä.) zu seinem Werkzeug machen möchte. (Ist ja nicht so, als wäre jeder, der Vorteil aus Fanatismus zieht, Fanatismus zu seinem Vorteil anheizt usw., wirklich selbst ein überzeugter Fanatiker.)


    Fanatismus gleichsam durch Autosuggestion induziert, könnte auch genannte Vorteile bringen, evtl sollte man da so eine Meditations-CD draus machen. "fanatism for business professionals".



    Gruß!