Don Quijote - Übersetzungsfehler

  • Mein Vertrauen in die Rothbauer-Übersetzung / 2001-Ausgabe hat einen Stoß bekommen. Ich war etwas irritiert über die zitierten Widersprüche, weil mir die bei meiner Lektüre nicht untergekommen sind. Kein Wunder -- da hat der Übersetzer rumgepfuscht:

    Zitat

    In der ersten Auflage (1605) hatte Cervantes völlig vergessen, den Diebstahl von Sanchos Esel ... zu erzählen. Die Stelle [mit dem Diebstahl] wurde erst in die Ausgabe von 1608 eingeschoben. Es mußten nun alle Stellen korrigiert werden, in denen Sancho in der Sierra Morena immer noch den Esel hat. Dabei wurden einige übersehen. Die vorliegende Übersetzung versucht nun diese allgemein bekannten Fehler zu überbrücken. Wie Ginés de Pasamonte den Esel gestohlen hat, erfährt der Leser erst im 4. Kapitel des II. Teils.


    Das ist ja fast so schlimm wie bei Karl May. Also wirklich.

  • Hatte mal nach der für mich richtigen Übersetzung gegoggelt und bin über irgendwelches Romanistenzeug gestolpert, wenn ich's recht verstanden hab heißt es beides, also Gestalt und Gesicht, abhängig vom Kontext.
    Wäre, sofern ich's überhaupt recht verstanden hab, trotzdem verständlich, dass Rothbauer von einem Fehler spricht, klappern gehört auch zum Neuübersetzerhandwerk.


    Die lateinischen Sentenzen in der Einleitung sind auch schon oft falsch zugeordnet. Das alles wäre störend, wenn sich das Buch selbst bierernst nehmen würde, aber so paßt es doch.

  • Zitat von "Stoerte"

    Wäre, sofern ich's überhaupt recht verstanden hab, trotzdem verständlich, dass Rothbauer von einem Fehler spricht, klappern gehört auch zum Neuübersetzerhandwerk.


    Aber das gibt ihm nicht das Recht, Fehler im Text zu korrigieren.


    Zitat

    Die lateinischen Sentenzen in der Einleitung sind auch schon oft falsch zugeordnet. Das alles wäre störend, wenn sich das Buch selbst bierernst nehmen würde, aber so paßt es doch.


    Auch das ist keine Legitimation zum freihändigen Rumpfuschen. Ich hätte den Text schon ganz gern so, wie ihn der Autor geschrieben hat. Und wenn das, etwa wg. der Überlieferungslage, nicht geht, dann möchte ich erläutert haben, wie die Textfassung zustande gekommen ist, die ich in der Hand halte. Aber dass der Übersetzer in einer Anmerkung (die ich vermutlich nie nachgeschlagen hätte, hätte es die Eseslfrage nicht gegeben) mal eben anmerkt, er habe dem tüddeligen Autor auf die Sprünge geholfen, ist schon ein starkes Stück.

  • Zitat von "giesbert"


    Aber das gibt ihm nicht das Recht, Fehler im Text zu korrigieren.


    Hab ich nie behauptet. Vor allem nicht, da Anspielungen auf die Fehler doch in's Leere laufen müssen, oder gar weitere Pfuscherei notwenig machen. War nachdem ich das gelesen hab zumindest froh, dass ich die Rothbauer (Gesamt)Übersetzung gar nicht bekommen konnte (zumindest nicht zu einem anständigen Preis), also sowieso zur Tieck Übersetzung greifen mußte.


    Zitat

    [im Nachwort] er habe dem tüddeligen Autor auf die Sprünge geholfen, ist schon ein starkes Stück.


    In der Diogenes Ausgabe ist das mittels Fußnoten kenntlich gemacht (wäre mir sonst auch nicht aufgefallen).


    Gibt wohl noch eine weitere Quixote-Ausgabe, in der so ein Experte die Tieck-Übersetzung auf das für ihn relevante zusammenkürzt. Also nicht wie Kästner eine Nacherzählung für Kinder, sondern eine radikale Verbesserung des Originals. Ein Bilderbuchbanause.