Derzeit les ich den Don Quijote in der Übersetzung von Anton M. Rothbauer, der ich u. a. entnommen habe, dass Don Quijote mitnichten der "Ritter von der traurigen Gestalt" ist (das sei, merkt der Übersetzer an, "ein absurder Übersetzungsfehler, der, nie ausgemerzt, bereits zu einem Bestandteil des deutschen Sprachschatzes und der deutschen Literatur" geworden sei), sondern der "Ritter mit dem Kläglichen Gesicht".
Vor Urzeiten hab ich die Tieck-Übersetzung gelesen, die ich immer noch im Regal stehen habe. Eigentlich wollte ich ab und an mal ein paar Stellen vergleichen, aber dazu konnte ich mich dann doch noch nicht aufraffen. Allerdings bin ich gerade dabei, meine Buchbestände um- und aufzuräumen, abzustauben und so den nötigen physischen und psychischen Raum zu schaffen, in dem es sich geistig arbeiten lässt, ein Vergleich kann also noch kommen.
Zumal ich noch nicht weit bin - S. 245 von 1313. Ich hatte die Lektüre für Harry Potter 6 unterbrochen, gleich noch HP 1 nachgeschoben und anschließend William Goldmans Brautprinzessin gelesen.
Denn der Wahrheit die Ehre: Bei allem Respekt und bei aller Kenntnis der enormen Bedeutung des Romans und allem Interesse an der Geschichte & Entwicklung der Romanpraixs -- so richtig mitreißend oder komisch oder erhellend ist der Roman ja nun wirklich nicht. Das Handlungsprinzip, das die gesamte Romanmaschinerei antreibt, läuft in Teil 1 doch häufig ziemlich leer und Teil 2 besteht, wenn ich mich da richtig erinnere, überwiegend aus Geschichten, die sich das Personal erzählt (was ja auch nur ein Zeichen dafür ist, dass die Geschichte des Ritters von der traurigen, äh, mit dem Kläglichen Gesicht einfach keine 1300 Seiten trägt.