Januar 2005: Heine - Deutschland. Ein Wintermärchen

  • Hallo zusammen!
    Hallo Joe Monpaxe!


    Zitat von "Joe Monpaxe"

    Ich habe in den letzten Wochen sehr viel Stress mit meinen Prüfungen gehabt. Bin mitten im Abitur und froh, wenn es vorbei ist.


    Nun ist eine Leserunde sicherlich nicht die Welt. Und wenn's nicht klappt, klappt's nicht. Schade ist es trotzdem, vor allem, weil sich ja andere auch eingerichtet haben.


    Ich stelle immer wieder mal fest, dass einige die Zeit und den Aufwand einer Leserunde doch unterschätzen. Oder Zeit und Aufwand des übrigen Lebens :breitgrins: ... Ich meine ... kurz vorm Abiturstress noch eine Leserunde zu initiieren ... Ein bisschen Planung und Realitätssinn (ich meine jetzt nicht nur Dich, Joe Monpaxe!) würde auch ein bisschen mehr Rücksicht auf die übrigen Teilnehmer heissen. Finde ich.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

  • Mahlzeit, etwas spät, aber besser als nie. Prima Idee übrigens, das Gedicht :)


    Caput V:

    Code
    1. Sie philosophieren und sprechen jetztVon Kant, von Fischte und Hegel


    Die deutschen Philosophen hat Heine bei den Franzosen bekannt gemacht. Wenn ers gleich drauf, mit den Philistern, wieder ins Lächerliche zieht, denk ich mir, will er zeigen, dass man am deutschen Wesen nicht zwangsläufig genest.



    Zitat von "Maja"


    Darauf stellt sich der Erzähler in eine Reihe mit Paganine, Napoleon und Sokrates, indem er wie sie einen Geist als Begleiter haben will. Ein bisschen grössenwahnsinnig, scheint mir!


    Sokrates bekam vom Orakel in Delphi gesagt, keiner sei weiser als er. Konnte er nicht glauben, worauf er Politiker und Gelehrte testete, zum Ergebnis kam, dass diese sich zwar einbildeten gescheit zu sein, alles zu wissen, letztendlich aber eigentlich nichts wussten. Einfache Leute, die er drauf testete, waren sich des Nichts- bzw. Wenigwissens bewusst, wussten also hierin mehr.
    Er hielt es nun für seinen göttlichen Auftrag den Athenern ihre Fehler bewusst zu machen, was denen weniger zusagte.
    Letztendlich wurde er wegen Lästerung der Götter und Verderbens der Jugend angeklagt, blieb aber weiterhin, bis zum Schierlingsbecher, seinem Gotte und damit seinen Prinzipien, treu.


    Caput VI:

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    1. Dem Konsul trug man ein Beil voranZu Rom, in alten Tagen,Auch du hast deinen Liktor, doch wirdDas Beil dir nachgetragen.


    Das Beil war bei den Römern, wie auch, später dann, bei den Faschisten das Zeichen der Macht: http://home.uchicago.edu/~janie/fasces.htm


    Code
    1. [...] ich binDie Tat von deinem Gedanken


    quasi der Geist des zukünftigen Weinachtsmärchens ;-). Also die Macht des Gedankens, die Welt zu verändern. Beim Hinterhertragen der faces, des Beils, also dem Umkehren des Rituals, würde ich auf Zwanglosigkeit spekulieren.


    Zitat


    Hier in Köln stört ihn dieser Geist plötzlich, der ihn früher beim Schreiben nie störte. Was bedeutet das?? :confused:


    Das erschließt sich mir auch nicht.



    Die Apfelsinen-Parabel in Caput XX fand ich sehr schön:

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    1. "Mein liebes Kind! Wie denkst du jetzt?
    2. Treibst du noch immer aus Neigung
    3. Die Politik? Zu welcher Partei
    4. Gehörst du mit Überzeugung?"
    5. "Die Apfelsinen, lieb Mütterlein,
    6. Sind gut, und mit wahrem Vergnügen
    7. Verschlucke ich den süßen Saft,
    8. Und ich lasse die Schalen liegen."


    Und da Kritik die höchste Form der Würdigung ist: Andere Ländern als Deutschland und Frankreich wertet er ab, er idealisiert Napoleon und "Schwarzer Undank", in Caput V, bezogen auf den Mohrenkönig, ist natürlich rassistisch. Würde ich aber unter Zeitgeist verbuchen.

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  • CAPUT XVI

    Code
    1. Auch deine Fahne gefällt mir nicht mehr,
    2. Die altdeutschen Narren verdarben
    3. Mir schon in der Burschenschaft die Lust
    4. An den schwarzrotgoldnen Farben.


    Damit wird drauf angespielt, dass Burschenschaften (heute deutschtümelnde Studentenverbindungen) die deutschen Farben - nach dem Vorbild eines Freikorps - auf dem Wartburgfest als allgemein durchsetzten. Dort wurde auch eine Bücherverbrennung undeutscher Autoren verbrochen. (Heines Satz, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man später auch Menschen, rührt daher.)


    Die Farben wurden dann allgemein von Befürwortern eines einheitlichen Deutschlands verwendet.


    http://gutenberg.spiegel.de/heine/nachlese/michel.htm