Hallo in die Runde,
ich mische mich mal ein. War vor ca. fünfzehn, zwanzig Jahren im Shakespeare-Fieber. Hatte damals die gebundene Sprache für mich entdeckt, also Texte in Versform -- erst Lyrik, dann die Dramen; angefangen bei den griechischen Tragödien bis Goethezeit. Es war ne Offenbarung für mich, dass man literarische Texte jenseits des Inhalts genießen konnte. Sowas wie Sprachmelodie hatte ich vorher nicht gekannt. Spannung und Informativität waren meine Kriterien für gute Texte gewesen. Und nun kam insbesondere beim Lautlesen (auch das lente ich zu schätzen) Rhythmus rein in die Sache -- es eröffneten sich ganz neue Welten...
Speziell bei Shakespeare gefiel mir dann doch auch inhaltlich das 'Menschelnde', im Gunde wurden ja Alltagsthemen (Alter, Einsamkeit, Eifersucht...) verhandelt. Die Lektüre war tatsächlich ein reines Vergnügen! Hab dann irgendwann aufgehört mit 'den alten Schinken', weil ich damit im Bekanntenkreis so ziemlich allein auf weiter Flur war ... um schließlich mit 50 noch ein (wie ich damals dachte) entsprechendes Studium anzufangen; und bin zur Zeit bei Hölderlins Elegien und Cervantes' DQ.
Witzig: Auch bei mir im Regal stehen mehrere der Shakespeare-Billigeditionen plus ein, zwei höherwertige und ALLE sind rot gebunden! Ich kaufe eigentlich Bücher nicht nach Einbandfarbe (dachte ich - jetzt bin ich doch unsicher).
Mir gefällt die SchlegelTieck-Ausgabe aus dem Aufbau-Verlag am besten (von 2000): angenehmes Papier, relativ große Schrift und (vor allem!) ein 'aktueller' Stellenkommentar von Günther Klotz (ca. fünf engbedruckte Seiten pro Stück). Die neueren Übersetzungen (Erich Fried, Frank Günther) lesen sich vielleicht etwas leichter, sie halten sich aber nicht immer ans Versmaß, den Blankvers. Es fehlt der Rhythmus! Und die SchlegelTieck-Sprache ist vielleicht sperriger, aber auch poetischer (finde ich).
Viel Spaß also damit!
Ach ja: die Sonette... "Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?..." HERRLICH!