Hallo!
Endlich bin ich auch zum Lesen gekommen, am Wochenende musste ich arbeiten und so bin ich erst bis zur Seite 107 vorgedrungen und ich muss sagen, Dostojewski hat mich gefesselt. Ich finde es großartig, wie er den inneren Konflikt Raskolnikows darstellt, immer dieses Hin und Her, werde ich es machen oder nicht. Man kann sich richtig in ihn hineinversetzten.
In meinem Exemplar findet sich auch kein Hinweis auf "Ecce Homo", ich lese die Übersetzung von Hermann Röhl.
Was den Alkoholkonsum in Rußland angeht, habe ich auch Einiges mal in einer Vorlesung gehört. In den Artikeln, die ich damals gelesen habe, wurde behauptet, dass Wodka ein Schlüsselsymbol sowjetischer Gesellschaft sei, er wurde oft auch als Tauschmittel statt des Geldes eingesetzt. Das Trinken gilt als ein soziales Ritual, welches Machtmechanismen von Inklusion und Exklusion festsetzt.
Ich zitiere ein paar Auszüge aus dem Artikel "Drink, Drank, Drunk: a Social-Political Grammar of Russian Drinking Practices in a Colonial Context", David Koester, Anthropology of East Europe Review Vol. 21, No. 2, 2003
http://condor.depaul.edu/~rrotenbe/aeer
"Drinking is a part of daily life."
"A complex of social, symbolic and psychophysiological mechanisms make drink, drinking and drunknness powerful and nearly unavoidable aspects of social life in much of Russian society."
"In brief, drinking is a socially powerful and powerfully social practice that facilitates the expression of honor, respect, friendship, obligation and group membership as well as insult and exclusion."
Trotzdem wird das Trinken ohne jeglichen Grund verurteilt, es gilt als ein Zeichen von Schwäche, Respektlosigkeit und niedrigem sozialen Status.
In einem anderen Artikel (Vodka: The spirit of exchange, Myriam Hivon, Cambrindge Anthropology, 17: 3, 1994) heißt es z.B. "In Russia, one has to deal with vodka every day, whether to treat guests , whether to honour a host, whether to cope diplomatically with a drunkard met in the street or whether to use it to purchase goods or services."
So, und nun kehre ich zurück zu Raskolnikow.
Liebe Grüße
nikki