Hallo, soweit erst mal meine Gedanken:
Gleich zum Beginn des zweiten Teils (Zusammentreffen mit dem Anwalt) ist mir aufgefallen, dass Meursault die Wahrheit sagt, versucht nicht, sich zu verteidigen, seine Tat zu entschuldigen oder sie verständlich zu machen. Das hat mich schon beim ersten Lesen fasziniert.
Dadurch, dass niemand (der Anwalt steht wohl für die Gemeinschaft, zu der sich Meursault nicht zugehörig fühlt?) die Wahrheit hören möchte und es überhaupt nicht in Erwägung zieht, dass es die Wahrheit sein könnte, sondern alle erwarten, dass er seine Tat erklärt und sich verteidigt, dadurch steht Meursault immer mehr im Abseits. Nun versucht er über die ständige Unterstreichung und Hervorhebung seiner 'Normalität' wieder auf die andere Seite, zurück in die Gemeinschaft, zu gelangen, was ihm natürlich nicht gelingen kann.
Erst durch diesen Mord beginnt er ernsthaft sich Gedanken um sein soziales Leben zu machen, auf Seite 100 sagt er, dass sich die Leute gewöhnlich nicht um ihn kümmern und dass er sich anstrengen muss, zu verstehen, dass er beachtet wird.
Was es nun mit diesem Journalisten auf sich hat, habe ich bisher noch nicht verstanden und komme da auch nicht weiter. Soll es ausdrücken, dass er sich wünscht, jemand anders zu sein, aus seiner Haut/Situation rauszuwollen, ein relativ Unbeteiligter, jemand der zur Gemeinschaft gehört oder sieht er in ihm, wie es vielleicht in einem anderen Leben hätte sein können?
lg, carina1606