Zitat von "sandhofer"
Hallo zusammen!
Zumindest das Tagebuch 1946 - 1949, das ich habe, ist ja von Frisch selber (der erste Teil bereits 1947) veröffentlicht worden. Es war also wohl mit dem Publikum im Auge geschrieben. Frisch arbeitete zu jener Zeit als Journalist und verfasste u.a. auch Reiseberichte. Und so ähnlich kommen mir diese 'Tagebucheinträge' auch vor.
Sandhofer
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So weit ich weiß, sind Frischs Tagebücher sowohl das von 1946-1949, als auch jenes von 1966-71 "literarische Tagebücher". Wenn man also eine unverblümte Darstellung der autoralen Innereien oder einen Seelenstriptease in Freud-Manier erwartet, wird man wohl enttäuscht werden. Im Höchstfall findet man (metaphorisch gesprochen) eine Meta-Couch vor, und in diesem Fall würde sich das Tagebuch nicht mehr wesentlich vom restlichen Werk unterscheiden.
Frisch's Meinung ist übrigens die folgende:
"Ich hatte schlicht und einfach nicht die Zeit für große Form, so entstand das Tagebuch 1946-1949. Ein Sonntagsschreiber, wenn Sie so wollen. Ich hatte Stoffe, hatte Ideen, die ich aber nur in Skizzenform niederschreiben konnte; das Tagebuch war also zunächst eine Notform für mich."
Man sollte sich bei dieser Art von Tagebüchern also bewusst machen, dass man sich permanent in einem poetisch-fiktionalem Kontext aufhält, in dem man den Autor zwar suchen kann, ob man ihn dort aber tatsächlich authentisch wiederfinden wird, erachte ich für sehr zweifelhaft.
Im Allgemeinen suche ich den Autoren nicht mehr. Foucault sei Dank: "Der Autor ist tot."! :zwinker:
Mit Grüßen,
-kali-