Beiträge von Nora

    Hallo Melan,


    ich habe da Buch heute morgen zuende gelesen.


    Anfangs dachte ich irgendwie, er würde die Mutter tatsächlich finden, aber später wurde mir auch klar, dass dies nicht passen würde.


    Die Botschaft, jeder solle seinen eigenen Weg gehen sah ich auch ganz stark, manchmal dachte ich mir: "Aber was wird denn aus all den Frauen?" Aber auch hier geht ja jede einzelne ihren einenen Erfahrungsweg, oder sie wir duch Goldmund sozusagen dazu gezwungen. D.h. auch diese Frauen sind für sich selbst verantwortlich und müssen ihren eigenen Weg gehen, obwohl das damals sicher nicht so war. In dieser Hinsicht ist das Buch wirklich modern.


    Und es stimmt wirklich, Hesse versucht nicht gerade, seine Botschaft zu verstecken.
    Natürlich gibt es immer noch tiefere Ebenen, aber dennoch steht diese Erzählweise doch im Gegensatz dazu, was Golmund in Kapitel 12 denkt:
    "(...) solche fatalen Kunstwerke (...) waren so schwer enttäuschend, weil sie das Verlangen nach Höchstem erweckten und es doch nicht erfüllten, weil ihnen die Hauptsache fehlte: das Geheimnis."
    Es wäre interessant zu wissen, ob Hesse seine Romane als hohe Kunst betrachtet, oder nicht.
    Im selben Kapitel wird auch deutlich, wie sehr Goldmund "der Kunst seine Hände leiht", aber das eigentliche Werk wird ihm eingegeben. Bei Hesse dagegen würde ich erwarten, dass er selbst die Geschichte sehr genau und bewusst konstruiert hat, also auch viele "denkerische" Qualitäten hineingebracht hat.

    Hallo Melan,


    ja, die Namen sind mir auch aufgefallen.


    Erstaunlicherweise hat meiner Meinung nach die Figur des Narziss jedoch bisher altruistische, also im Gegensatz zu seinem Namen stehende Züge. Er versucht ja, den Freund so selbstlos wie möglich bei dessen Entfaltung zu unterstützen. Auch wenn er in diesem Zusammenhang teilweise als hart und kompromisslos geschildert wird, steht für ihn (bis zum 4. Kapitel, weiter bin ich noch nicht) ja das Wohl des Freundes im Vordergrund.


    Andererseits hatte ich mich bisher auch nur mit der psychiatrischen Definition des Narzissmus beschäftigt, und wenn man einem Patienten mit einer narzistischen Persönlichkeitsstörung begegnet, dann dreht sich bei diesem wirklich alles nur um ihn selbst. Aber in dem link zu Wikipedia ist der psychiatrische Brgriff ja "klar abzugrenzen ist von der allgemeinsprachlichen Verwendung des Begriffs Narzissmus als Selbstverliebtheit".


    Ansonsten kannte ich auch die Sage aus der griech. Mythologie, aber so genau wusste ich das auch nicht mehr. Hier findet sich in Deinem link etwas interessantes: "Der Legende nach wies der vielfach umworbene auch die Liebe der Nymphe Echo zurück." Und das tut Narziss ja, er weiss, oder glaubt zu wissen was für den Freund gut ist und weist seine Liebe zurück. Also ist Narziss vielleicht doch etwas narzistisch? Ich bin mir nicht sicher, auf den ersten blick hätte ich dies auf jeden Fall verneint.


    Zu Goldmund passt für mich sein Name auf den ersten Blick besser, hier assoziiere ich genau so eine Persönlichkeit wie er auch geschildert wird.


    Unabhängig von den Namen hat mir eine Stelle im 4. Kapitel sehr gut gefallen, in welcher Narziss sagt:
    "Es ist nicht unsere Aufgabe einander näherzukommen, sowenig wie Sonne und Mond zueinander kommen oder Meer und Land. Wir zei, lieber Freund, sind Sonne und Mond, sind Meer und Land. Unser Ziel ist nicht, ineinander überzugehen, sondern einander zu erkennen und einer in andern das sehen und ehren zu lernen, was er ist: des anderen Gegenstück und Ergänzung."

    Hallo Sandhofer,


    gut dass Du auch hier einen Thread geöffnet hast (und übrigens auch Danke für den Hinweis, dass wir einfach selbst einen neuen Thread beginnen können)! Ich wusste nur nicht so genau, was hier hereingehört...


    In meiner Hesse-Ausgabe (die ist von 1977) steht copyright Hermann Hesse 1957. Und da hab ich erstmal angenommen, dass das Buch 1957 zum ersten mal veröffentlicht wurde. Oder hat er es vielleicht überarbeitet? Vielleicht finde ich dazu was in Deinen links.

    Ich hab jetzt die ersten 3 Kapitel gelesen, bisher erstaunt mich die Art wie Hesse erzählt (ist ja mein erster Hesse).


    Zum einen liegt es wohl daran, dass es einen auktorialen Erzähler gibt. Dieser wirkt auf mich schnell unglaubwürdig, denn als Leser frage ich mich dann: "Woher weiss der denn das alles??" Gerade da es ja um tiefsitzende Emotionen geht, derer sich die Figuren selbst noch nicht bewusst sind.


    Zum anderen wirkt die Erzählung auf mich bisher merkwürdig altmodisch. Ein konservatives, streng katholisches Jungeninternat, etwas romantisch verklärt beschrieben, und dann diese Probleme von verdrängter Sexualität, das war 1957 ein heikles Thema, heute würde so etwas sicher anders thematisiert. Manchmal findet man ja auch Bücher, in welchen man wenn von einer Pferdekutsche die Rede ist merkt, dass sie nicht in unserer Gegenwart spielen. Die Sprache und die Art der Bescheibungen sind aber ganz zeitlos. Dies ist meinem Gefühl nach bei Hesse nicht so.


    Also, kurz, ich hatte mir Hesse anders vorgestellt. Aber Überraschungen sind ja auch nicht unbedingt schlecht.


    Wie geht es Euch, sind Euch diese Dinge auch aufgefallen? Und warum seid Ihr habt Ihr Euch eigentlich gerade für dieses Buch entschieden, wie seid Ihr darauf gekommen es gerade jetzt zu lesen?

    Also, dann eröffne ich hiermit die Leserunde zu Hermann Hesses Narziß und Goldmund.


    Zum mitlesen haben sich bisher angemeldet:


    Melan
    Cordula
    Nachtfalter
    elliperelly
    A.Prometheus
    Nora


    Über weitere Mitlesende freuen wir uns natürlich!


    Ich eröffne jetzt erst mal noch keinen Ordner im Forum "Leserunden - Materialien und Archiv", das können wir ja machen wenn wir ihn brauchen!?

    Nachdem ich mich vor ein paar Tagen bei Literaturschock angemeldet habe, aber auch noch weitere Leserunden suche, bin ich jetzt auch hier gelandet.


    Ich kopiere ich Euch mal den relevanen Teil meiner Vorstellung bei Literaturschock hier rein (ich hoffe, Ihr findet das jetzt nich unkreativ, aber es hat sich ja nix geändert)

    Ich heisse im echten Leben wie mein Nick, arbeite an meiner Doktorarbeit in Medizin und wohne dafuer im Moment in Maastricht/NL, studiere aber eigentlich in Berlin.


    Und, meine Lieblingsautoren:
    Haruki Murakami und Franz Kafka. Ich lese gerne Buecher in diesem Stil des "magischen Realismus", in dem sie beide schreiben. Ausserdem lese ich gerne Tagebuecher, ach, eigentlich vieles querbeet, nur kein Fantasy und kaum Sachbuecher (natuerlich ausser "beruflich"). Im Moment mag ich Klassiker lieber als Neuerscheinungen.


    Hier an diesem Forum hat mich besonders die kommende Leserunde "Der Stechlin" angesprochen. Und ein schon älterer Lesevorschlag interessiert mich auch, nämlich "Narziß und Goldmund". Den werde ich gleich mal aus der Versenkung holen...