Beiträge von Melan

    Zu Aristoteles hat sich unter anderen auch Lessing geäussert (zwar nicht ganz zum Thema, aber... :redface:):


    "(..) Seine (Aristoteles) Furcht ist durchaus nicht die Furcht, welche uns das bevorstehende Übel eines anderen, für diesen anderen erweckt, sondern es ist die Furcht, welche aus unserer Ähnlichkeit mit der leidenden Person für uns selbst entspringt; es ist die Furcht, dass die Unglücksfälle, die wir über diese verhängt sehen, uns selbst treffen können. (...) Mit einem Worte: diese Furcht ist das auf uns selbst bezogene Mitleid. (...) Wenn Aristoteles diesen Begriff von dem Affekte des Mitleids hatte, dass er notwendig mit der Furcht für uns selbst verknüpft sein müsse: was war es nötig, der Furcht noch insbesondere zu erwähnen? Das Wort Mitleid schloss sie schon in sich, (...).
    (...)
    Er wollte uns zugleich lehren, welche Leidenschaften, durch die in der Tragödie erregten, in uns gereinigt werden sollten; und in dieser Absicht musste er der Furcht insbesondere gedenken. Denn obschon, nach ihm, der Affekt des Mitleids, weder in noch ausser dem Theater, ohne Furcht für uns selbst sein kann; ob sie schon ein notwendiges Ingredienz des Mitleids ist: so gilt dieses doch nicht auch umgekehrt, und das Mitleid für andere ist kein Ingredienz der Furcht für uns selbst. Sobald die Tragödie aus ist, höret unser Mitleid auf, und nichts bleibt von allen den empfundenen Regungen in uns zurück, als die wahrscheinliche Furcht, die uns das bemitleidete Übel für uns selbst schöpfen lassen.
    (...)"


    Solltest du dich für den ganzen Text interessieren, kann ich dir den bei Bedarf per E-Mail schicken.


    Gruss
    Melan

    Natürlich kann man ihn dafür nicht verantwortlich machen. Wollte ich so auch nie behaupten, hab ich falsch formuliert.


    Womit ich aber Mühe habe ist, dass du qualitative Unterschiede ortest in der Form des Antisemitismus. Antisemitismus wird nicht weniger falsch oder schlecht, wenn er aufgrund anderer Motivationen entsteht oder weil mehr oder weniger Leute antisemitisch sind. Dennoch interessiert es mich sehr, wo du denn qualitative Unterschiede ortest (falls in diesem Thread fehlplatziert, in einem neuen Beitrag oder auch gerne per PM).


    Will hier aber keine Diskussion über Antisemitismus vom Zaun brechen, wird auch kaum nötig sein. Wir sind uns wohl alle im klaren darüber was Antisemitismus und Rassismus im allgemeinen auslöst und schliesslich geht es hier um klassische Musik. (Bin aber fürs diskutieren immer zu haben ;))

    Kenne mich damit nur sehr am Rande aus, erlaube mir daher auch kein abgeschlossenes Urteil.


    Habe im Zuge meiner Maturaarbeit (Schweizer! ;)) untersucht wie der zweite Weltkrieg in der Musik aufgearbeitet wurde - Verarbeiten wird man das nie.
    Dabei hab ich mich näher mit Schönbergs "A Survivor from Warsaw" und Steve Reichs "Different Trains" auseinandergesetzt. Zweiteres hatte auf mich eher eine meditative Wirkung, ersteres ist aber sehr emotional obwohl mehrheitlich gesprochen wird. Die musikalische Untermalung ist schlichtweg faszinierend und ich muss gestehen dass mir die Arbeit damit nicht leicht fiel.


    Ich hatte das Gefühl dass sich neue Musik sehr zum Ausdruck von solchen Gefühlen, wie sie eben zum Beispiel als Folge der Weltkriege aufkamen, eignet. Die Harmonie geht flöten, die Tonalität wird begraben, das gefällt mir sehr gut aber es stimmt, es ist Musik zum Hinhören, Emotionen zu erfahren, bisher hab ich sie auch meist eher schwermütig erfahren (ausser Reich vielleicht, der ja vor allem mit Geräuschwiederholungen arbeitet - gefällt mir persönlich weniger, wenig Emotion) und daher spricht sie mich auch an. Melan, schwarz und düster halt.

    Aye


    Naja, Klassische Musik ist grundsätzlich auch nicht so mein Ding, will sagen, höre sie kaum was aber nicht heisst dass ich sie schlecht finde - im Gegenteil.


    Ich steh auch mehr so auf Pink Floyd, (Album "Animals" gefällt mir sehr, banale Anthropologie, nicht zutreffend aber wunderbar zynisch, kritisch und schön umgesetzt) Led Zeppelin und die schottischen "The Beta Band"; Diese sind eher aus aktuelleren Zeiten - wobei Musik ja zeitlos ist. Vor allem zu empfehlen von Beta Band ist das Album Hot Shots 2. So als Tipp am Rande.


    Wie handhabt ihr das eigentlich mit diesem Forum, wird jemand der nicht über klassische Musik etwas schreibt gleich, ganz klassisch, gehängt? :zwinker:


    :blume:


    Edit: Mit Wagner hab ich Mühe, aufgrund seiner antisemitischen Haltung (Wagnerzirkel, er war ja auch Lieblingskomponist von Hitler, klar bei germanischen Sagen usw). Ich kenne seine Musik zu wenig um mir darüber ein Urteil zu bilden geschweige denn eins abzugeben, aber in dem Bezug kann ich nicht objektiv sein, da bin ich voreingenommen.

    Da sich meine literarischen Erfahrungen bisher auf nur wenige Werke beschränken, soll diese Auswahl nicht als abgeschlossen betrachtet werden (bei wem ist das schon so :zwinker:) Mit jungen 18 Jahren hab ich ja noch Zeit.


    1. Günther Grass - Die Blechtrommel
    2. Hermann Hesse - Steppenwolf
    3. Goethe - Faust I + II oder
    Joyce - Ulysses (weil ich mir den Schmöcker mal kaufen bzw. lesen muss ;)


    Um deiner Frage vorwegzugreifen, Hubert: Hab was über den Steppenwolf gesucht, dann kam ein Beitrag dieses Forums zum Vorschein (Google). Daher :)

    Mir fällt da spontan noch die Verfilmung von Arthur Schnitzlers "Traumnovelle" als "Eyes wide shut" von S. Kubrick, mit einem schrecklichen Tom Cruise und einer guten Nicole Kidman ein. Im grossen und ganzen bisher die einzige Verfilmung (vielleicht neben Herr der Ringe) die mich überzeugen konnte.

    Das Parfüm haben wir ebenfalls in der Schule gelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Auch ich bin eher ein zynischer Mensch weshalb mir wohl den Zugang zu diesem Werk gut gelungen ist. Was mich ebenfalls sehr fasziniert ist, dass Süsskind gekonnt von vielen, verschiedenen Klassikern Material "klaut" (u.a. Parallele zu "Fräulein von Scuderi", Biblische Elemente) und sein Roman sehr facettenreich ist. Das Parfum lässt sich nicht leicht kategorisieren, enthält es doch viele verschiedene Romanarten, vom Bildungsroman (Begleiten eines Protagonisten, seiner Entwicklung von Geburt bis Tod) über den Künstlerroman, Kriminalroman (Morde), Detektiv- und Thrillerroman (Verfolgung Grenouilles durch Richis bzw. die Perversion).
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