Beiträge von A.Prometheus

    Hallo zusammen,


    Zitat

    Ich gebe zu, ich nähere mich Proust und seinem Werk sehr unbedarft und ohne Vorbereitung.


    Das geht mir ebenso. Ich habe noch keine Sekundärliteratur zur Hand, was ich aber in den nächsten Tagen nachhole.


    Ich möchte gern wieder auf den Text zurückkommen. Ich glaube, wir sind hier alle unterschiedlich weit fort geschritten.


    Im zweiten Kapitel von Combray kommen wir vom Bahnhof zunächst zur Tante Léonie, wo auch die Madeleine wieder auftaucht. Sie ist hier wohl das Verbindungsstück zur Erinnerung…oder? Zwar taucht hier die Madeleine auf, aber es wird noch nicht deutlich, was das Glücksgefühl im ersten Kapitel auslöste, als er bei seiner Mutter den Tee und die Madeleine genoss.


    Im Dialog mit Francoise erwähnt die Tante Léonie ihre Schwächlichkeit und vielleicht baldigen Tod.


    Zitat

    Nun, es ist wirklich Zeit, dass der liebe Gott mich zu sich nimmt,…


    Dennoch bleibt die gesamte Stimmung eine süße (süß wie eine Madeleine) und sanfte Kindheitserinnerung. Die Erwähnung des Todes wirkt nicht Furcht erregend.


    Ist es nicht so, wenn man als Erwachsender sich an eine furchtvolle Situation in der Kindheit erinnert (z.B. hatte ich große Furcht vor Gewittern), so ist die Erinnerung daran keineswegs mehr bedrohlich, sondern eher beruhigend und sanft. Gern stehe heute bei Gewittern draußen auf der überdachten Terrasse und erinnere mich an diese Situationen meiner Kindheit, in denen Gewitter mir große Furcht einflößten.


    Wie seht ihr das?


    Das Thema Zeit wird in der Beschreibung der Kirche aufgenommen:


    Zitat

    …die vierte Dimension war die der Zeit – und das mit seinem durch die Jahrhunderte gleitenden Schiff von einer Empore, einer Kapelle zur anderen nicht nur einige Meter zu durchmessen und zu überwinden schien, sondern aufeinanderfolgende Epochen,…


    Sehr ausgiebig wird der Glockenturm, als ein immer bestimmender Teil von Combray beschrieben.


    Zitat

    Dieser Glockenturm von Saint-Hilaire war es, der allen Beschäftigungen, allen Stunden, allen Aussichtspunkten der Stadt ihr Gesicht, ihre Krönung, ihre Weihe verlieh.


    Die Beschreibung der Kirche und des Glockenturms wirkt nie langweilig, eher faszinierend. Dennoch bleibt die Bedeutung für mich unklar. Hier fehlt wohl Sekundärliteratur. Hat jemand eine Idee ?


    JMaria

    Zitat

    mmh - seh ich jetzt nicht so und ich hoffe, mir wird vergeben, wenn ich den Namen 'Marcel' bereits benutze und benutzt habe.


    O.K., da wir es ja nun alle wissen, spricht wohl kaum etwas dagegen, den Namen zu benutzen. :zwinker:



    So – hier beende ich erstmal meine Leseeindrücke.


    Bis dahin,
    A.Prometheus

    Hallo Sandhofer,


    Vielen Dank für den Hinweis...auch auf den Hinweis der parallelen Leserunde.


    Im Rahmen der weiteren Besprechung, sollte man den Namen "Marcel" dann acuh nicht benutzen..., obwohl man es ja weiß.... :spinnen:


    Bis dahin,
    A.Prometheus

    Hallo Steffi,


    Vielleicht finden wir ja noch das passende Bild von Gozzoli. Das Bild zeigt die Stellung des Vaters (also im Bild Abraham), vor dem ja unser Held auf der Treppe große Angst hat.


    Aber letztendlich ist der Vater inkonsquent in seinen Anweisungen, z.B. lässt er die Mutter beim Kind schlafen. Er ist ein Mann der Willkür und ist damit eigentlich ein negativer Faktor für die Erziehung. Im Gensatz dazu verhalten sich Mutter und Großmutter.


    Irgendwo hab' ich gelesen, dass der Held/Kind -wie der Autor- Marcel heißt. Der Name Marcel ist aber bisher im Text nicht erwähnt worden. Oder hab' ich es überlesen... :confused:


    Bis dahin, ich mach' mich wieder ans Werk... :lesen:


    A.Prometheus

    Hallo,


    hier eine Gallerie des Künstlers Gozzoli. Das gesuchte Bild konnte ich allerdings nicht ausmachen. Oder übersehe ich da etwas?


    http://www.benozzogozzoli.it/


    Ich habe das 1. Kapitel abgeschlossen.


    Dabei scheint mir der Aspekt der Erinnerung besonders wesentlich. Für Proust gibt es zwei Arten der Erinnerung, und das ganze Werk scheint mir Erinnerung.


    Da ist zum einen die bewusste Erinnerung, die unwesentlich ist:


    Zitat

    Aber da alles, was ich mir davon ins Gedächtnis rufen können, mir dann nur durch bewußtes, durch intellektuelles Erinnern gekommen wäre und da die auf dieses Weise vermittelte Kunde von der Vergangenheit ihr Wesen nicht erfasst,…


    Auf der anderen Seite steht die unbewusste Erinnerung:


    So bezieht sich die anfängliche Erinnerung auf das vordergründige Erlebnis des Zu-Bett-Gehens, welches so angstbehaftet und schrecklich für den Protagonisten ist. Die erinnerten Bilder dazu bilden die Bühne dieses Dramas.

    Zitat

    …es war, als habe ganz Combray nur aus zwei durch eine schmale Treppe verbundenen Stockwerken bestanden.


    An das andere Combray hätte er sich bewusst erinnern können, aber es war nicht wichtig, es war tot für ihn.


    Die unbewussten Erinnerungen werden durch Assoziationen der Sinne ausgelöst. Besonders Geschmack und Geruch wirken sehr stark assoziativ. Sehr deutlich wird es in der Madeleine Szene beschrieben.


    Diese Darstellung und Herausbildung der unbewussten Erinnerung finde ich beeindruckend. Wer kennt nicht die Wirkung eines bestimmten Geruches, der uns z.B. in die frühe Kindheit versetzt. Bei mir ist es z.B. bei frisch gemähtem Rasen der Fall.


    Über die Madeleine und die Teetasse geht es dann ins 2. Kapitel zu seiner Tante.


    Bis dahin
    A.Prometheus

    Hallo zusammen,


    Zitat

    Proust auf Französisch zu lesen, lohnt sich auf jeden Fall.


    Mir geht es da wie Steffi und JMaria: mein französisch reicht nicht...somit bleiben wir der deutschen Sprache verhaftet. Dennoch genieße ich die sanfte Stimmung, die bei den Besuchen von Swann spürbar ist.


    Ich bin noch am Anfang von Combray und daher meine Frage an JMaria:


    Zitat

    angelehnt an einen Stich nach Benozzo Gozzoli


    Hast Du den Titel des Stichs oder vielleicht einen link?


    Bis dahin,
    A.Prometheus

    Hallo,


    Vielen Dank für den Willkommensgruß!


    Also - ich lese übrigens die Übersetzung von Eva Rechel-Mertens. Michael Kleeberg hat bisher nur "Combray" übersetzt. Eine weitere Übersetzung stammt von Luzius Keller. Die Rezensionen der einzlenen Übersetzungen fallen mehr als unterschiedlich aus.


    Ich hoffe, für die gemeinsame Leserunde gibt es bezüglich der unterschiedlichen Texte keine Probleme.


    Die unterschiedlichen Texte und deren Bedeutsamkeit lassen bei mir ganz kleine Zweifel aufkommen, ob wir wirklich das Werk von Marcel Proust lesen oder zu sehr den Interpretationen der Übersetzer ausgesetzt sind.


    Klar, es werden auch andere Texte übersetzt, aber die Übersetzungsarbeit scheint bei anderen Werken nicht die enorme Bedeutung zu haben wie bei Marcel Proust.


    Trotzdem: Ich lese jetzt die Übersetzung von Rechel-Mertens, weil sie mir vorliegt...


    Bis dahin,
    A.Prometheus

    Hallo an die Leserunde,


    Bisher hatte ich hier nicht an einer Leserunde aktiv teilgenommen, sondern immer nur mitgelesen....


    Ich habe nun seit langem mal wieder hier ins Forum geschaut und mit Freude festgestellt, dass hier Marcel Proust gelesen.


    Gern würde ich mitlesen.


    Ich habe kürzlich das Hörspiel "Combray" nach der Übersetzung von Kleeberg gehört. Die sanfte Stimmung wurde nicht nur durch den Klang der Sprache, sondern auch durch interessante, teilweise verfremdete Klangeffekte sehr schön mitgeteilt. Fazit: Ich war fasziniert....


    Und deshalb möchte ich nun den Text lesen und bin mehr als gespannt.


    Das Buch liegt vor, und ich habe heute begonnen zu lesen. Ich versuche den Rückstand schnell aufzuholen....


    Bis dahin,
    A.Prometheus