Beiträge von Ermes Marana

    Im Moment "Herrn Dames Aufzeichnungen" von Fanny zu Reventlow. Gibt es als Kindle-Version bei amazon.de kostenlos. :zwinker: Eine leichte Lektüre; wird als Briefroman tituliert, na ja, faktisch eher eine Erzählung. Ich habe von der Reventlow bereits "Der Geldkomplex" gelesen - sozusagen der (sehr) kleine Bruder vom "Zauberberg", vom Setting her und z.T. auch thematisch.
    Beide Texte sind großteils autobiographisch; nach eigener Aussage der Reventlow waren beide nur Mittel, um Geld zu verdienen. Ist ja legitim, warum nicht. Die "Aufzeichnungen" behandeln die Schwabinger Boheme um Stefan George (großartiger Dichter übrigens!) und Wolfskehl und Klages, mit all den skurrilen Randtypen und den (leider nur angedeuteten) Machtzirkeln und Herrschaftsmechanismen, die sich in solchen Milieus eben ausbilden. :sauer:


    Als Entspannungsetappe zwischen zwei umfänglicheren, tieferen Werken sind die Texte absolut zu empfehlen. (Allerdings wird es bei diesen beiden Büchern von der Reventlow für mich bleiben, einen dritten oder gar vierten tue ich mir nicht an.)
    :winken:


    Hofmannsthal starb zwar mit 55 relativ jung ... und er war auch ein frühreifer Lyriker. Aber 'frühvollendet' würde ich ihn nicht mehr nennen. Dafür war er bei seinem Tod doch zu alt, auch hat er sein Leben lang valable Sachen geschrieben.


    Unter 'frühvollendet' habe ich verstanden, dass ein Auto bereits mit recht jungen Jahren alles Entscheidende geschrieben hat. Wie alt er dann biografisch wird, ist irrelevant.
    Ach ja: Arthur Rimbaud. Die Zeit in Afrika/Arabien - und das waren (biografisch sehr, sehr bewegte) Jahre - kann man absolut vernachlässigen. Rimbaud war keine 20, als er sozusagen aufgehört hat, literarisch relevant zu sein. Und v. Hofmannsthal: hat der etwas Relevanten, d.h. für ihn qualitativ Neues geschrieben jenseits der 35? Kann (muss?) man sich drüber streiten.

    Im Moment lese ich die Erzählung von Rudolf Braune, "Kampf auf der Kille", und werde mich demnächst an Irmgard Keuns "Wenn wir alle gut wären" machen.
    Braune - tragisches Schicksal - hat die Erzählung sozusagen als Erstling veröffentlicht. Merkt man ihr an ... Beeindruckend dagegen sind seine Bücher "Das Mädchen an der Orga Privat" und vor allem "Junge Leute in der Stadt".
    Irmgard Keun ist mit "Das kunstseidene Mädchen" und "Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften" und (schwächer) "Gilgi - eine von uns" in meiner Liste der Top 50 deutschen Romane. Übrigens! Leser, Leserinnen, bitte: Wenn ich einen Wunsch hier frei hätte, dann würde ich jeder und jedem auf Knien bitten, dem "Kunstseidenen Mädchen" eine ehrliche Chance zu geben. :klatschen: Es lohnt sich! :klatschen: Es ist ein witziger, tiefsinniger, handwerklich absolut überzeugend gearbeiteter kleiner Roman - und als Hörbuch (gelesen von Fritzi Haberland) auch nicht ohne. Über Irmgard Keun könnte ich stundenlang reden bzw. schreiben; es ist ein ganz großer Verlust für die neuere deutsche Literatur gewesen, dass diese Frau von den Nazibastarden aus Deutschland vertrieben wurde und im Exil an der Heimatlosigkeit zerbrochen ist. :sauer: :grmpf: :sauer: Na ja, nach Keun werde ich Brecht, "Der Dreigoschenroman", lesen sowie die gesammelten Bühnenwerke von Curt Goetz. Freue mich schon auf beides. :smile:


    :winken:

    Spontan: Hugo von Hofmannsthal.
    Ein in Amerika sehr bekannter (tragisch geendeter) Autor, der in diese Kategorie wohl hineinpasst, dürfte John K. Toole sein (Neonbibel, Verschwörung der Dummköpfe)


    [quote='BigBen','http://klassikerforum.de/forum/index.php?thread/&postID=53656#post53656']
    So, heute ist die Wahl mal wieder auf einen Klassiker gefallen: Heinrich Mann "Flöten und Dolche. Novellen".


    Nachdem ich mit Heinrich Mann, "Der Atem", absolut nicht klargekommen bin, habe ich mir vorgenommen, Herrn Mann keine Chance mehr zu geben. Irgendein Kriterium braucht man ja, um sich vor der Flut der Bücher zu schützen. :redface:

    Ui, ui, ui - Ihr macht schon Pläne für Februar 2014 ...! :entsetzt:
    Unsereins weiß nicht mal, was er ab (Mitte) November 2013 liest.


    Außerdem - soll jetzt nicht belehrend rüberkommen :wink: - gibt es doch auch gute Klassiker(*), die nicht 700+x Seiten haben. Ich meine, für Menschen, die sich keine 2 Stunden täglich abschneiden können für's Lesen, wären doch handliche 250, 300 Seiten sicher einladender. :kaffee:


    (*)= Gibt es eigentlich SCHLECHTE Klassiker? :confused:



    Ich liebe diese Smileys!

    Hans Fallada, "Wolf unter Wölfen".
    Über 1200 Seiten - bin jetzt bei ungefähr 850.
    Ich habe von F. "Bauern, Bonzen und Bomben" gelesen (allerdings eher aus polit-historischem Interesse) und eine Kurzgeschichtensammlung (na ja ...) und "Altes Herz geht auf Reisen". (mies!)
    Mea culpa: Ich habe bis WuW nicht erkannt, wie toll dieser Mensch schreiben konnte!
    WuW hat natürlich seine Längen, zudem lässt mich der Protagonist Wolfgang Pagel ganz kalt, und Fallada gelingen m.M.n. auch die Liebesszenen nicht - das Motiv "Frühlingserwachen" bei der 15-jährigen Violet ist nur peinlich! -, aber NICHTSDESTOTROTZ zieht mich der Roman immer wieder neu rein.
    Ich kann nur jeder und jedem empfehlen: wer sich nicht von dicken Wälzern abschrecken lässt (Falladas Kapitel sind eher kurz, man kann also öfter "legal" das Büchlein aus der Hand legen :zwinker:), wer es schätzt, eine richtig tief verwobene und schriftstellerisch zT genial komponierte Welt gezeigt zu bekommen, wer Spannung, Humor und zugleich manchmal eine abgrundtiefe Traurigkeit dargestellt zu bekommen, der liegt bei WuW goldrichtig.
    Das Buch hat mich dermaßen überzeugt, dass ich mir als Re-Reading "Bauern ..." gekauft habe, zudem sicherlich "Ein Mann will nach oben" lesen werde - bloß "Jeder stirbt für sich allein", das werde ich nicht lesen, das Thema ist mir zu trübe.






    (Hurra! Endlich konnte ich mich aufraffen, meinen ersten Beitrag zum Forum zu liefern!)
    :winken: