Beiträge von busbian

    Vielen Dank für die Links. Eine sehr wichtige Funktion für mich ist, dass ich einen Text markieren und zu der markierten Textstelle kurze Kommentare verfassen kann. Dies war bei den eReadern, die ich bislang gesehen habe, nicht oder nicht komfortabel möglich...


    Vielen Dank nochmal. Ich melde mich :-)

    @ Hubert


    Es handelt sich dann um ein klassisches Missverständnis:


    - Du hattest geschrieben: "Auch dort lebte Karl noch im „Paradies“ (bei seinen Eltern)."
    - Ich habe gelesen: "Auch DORT lebte Karl noch im „Paradies“ (bei seinen Eltern)." - habe also gedacht, du meinst Europa mit Paradies und dachte, das in Klammern hast du nicht für deine Interpretation, sondern nur der Vollständigkeit halber eingefügt.


    Immerhin sind wir uns einig, wenn auch auf Umwegen.


    Ein wenig schade finde ich dann aber, dass du nicht auf meine andere Lesart deiner Zitate eingehst. Vielmehr scheint dich nur zu interessieren, dass ich "sexuell" statt "erotisch" geschrieben habe und um dich einer weiteren Argumentation zu entziehen, verweist du auf die Bedeutungswörterbücher (wobei ich nach Lektüre von Wikipedia sagen würde, dass die dortige Definition meine Verwendung des Begriffs durchaus stützt).
    Ich habe den Begriff "schwul" selber nicht verwendet und es wundert mich, dass er nun auftaucht. Auch habe ich den Begriff "Sex" nicht benutzt, sondern "sexuell". Damit meinte ich ganz sicher keine Handlung, sondern eine Spannung zwischen zwei Menschen (die wiederum auch mit erotisch beschrieben werden kann). Sei es drum.
    Und die Argumentation, angebliche homoerotische Neigungen (von Pollunder) kannst du nicht sehen, da im weiteren Verlauf des Buches keine solchen erkennbar sind (imo kommt Pollunder später nicht mehr vor) musst Du mir erklären.


    Zitat

    Und die Argumentation, angebliche homoerotische Neigungen (von Pollunder) kannst du nicht sehen, da im weiteren Verlauf des Buches keine solchen erkennbar sind (imo kommt Pollunder später nicht mehr vor) musst Du mir erklären.


    Ich denke, diese Aussage stützt meine Auslegung. Denn selten tauchen Themen einmal in einem Roman auf und werden dann nicht mehr verwendet. Wenn "homoerotische Neigungen" also ein Thema wären, müssten sie wieder auftauchen. So ist mein Roman-Verständnis. Dies wäre unabhängig von der Figur des Pollunder. Das Thema, welches ich in meiner Auslegung des Textes erkannt habe, ist, dass auch an Green und Pollunder wie schon am Onkel verschiedene Formen der Vaterfiguren und der Beziehung zu ihnen durchgespielt werden. Diese These wird durch den weiteren Verlauf des Buchs gestützt.


    Was also ist von meiner Auslegung zu halten?

    Hallo,
    ich hoffe, ich bin nicht zu sehr Off Topic. Ich will auf einem Tablet lesen. Auf dem Tablet ist Android als OS installiert. Voraussichtlich werde ich PDFs und epub Dokumente lesen wollen. Welchen Reader empfehlt ihr? Gibt es sonst etwas, dass ich beachtern sollte?


    Fragt freundlich
    Bastian

    Hubert & Bluebell


    Vertreibung aus dem Paradies finde ich als Idee gut - aber ich würde weniger das Alte Europa als Paradies sehen, denn das beinahe noch kindliche Alter Karls. Das Paradies endet für ihn, weil er sich den Mühen des Lebens stellen muss und hierbei notwendig die Unschuld (nicht im sexuellen Sinn) verliert: Das Leben ist nichts, was ohne Zutun geschieht. Es muss verdient und bewältigt werden. Unter dieser Perspektive stimme ich zu, dass Karl sein Paradies verloren hat.


    Die angeblich homoerotischen Anspielungen lese ich dagegen anders. Die Rockschöße, an denen Karl hängt, sind nicht sexuell zu deuten (denke ich), sondern vielmehr als elterliche Vormundschaft. Es geht also weniger darum, was naturalistisch hinter einem solchen Rock steckt, sondern welches Sysmbol der "Rockschoß" darstellt. Dazu vergleiche man das Sprichwort: "An den Rockschößen der Mutter hängen" (von der Mutter abhängig bleiben). Vielleicht liege ich hier auch ganz falsch.


    Allerdings beginne ich jetzt das Kapital "Der Fall Robinson" und bis jetzt sind mir keine weiteren Stellen aufgefallen, die homoerotisch gedeutet werden könnten. Allerdings immer wieder Figuren, die Leitbilder für den jungen Karl sind.


    Und folgende Stelle hat mir gut gefallen (Anfang Kapitel "Weg nach Ramses"): "In dem Augenblick, als Karl die Luke freigelegt hatte, hob einer der Schläfer die Arme und Beine ein wenig in die Höhe, was einen derartigen Anblick bot, daß Karl trotz seinen Sorgen in sich hineinlachte." Ich kenne zwar nicht die chronologische Reihenfolge, aber die Schilderung der Bewegung erinnert mich sehr an "Die Verwandlung".

    Ich würde das unbedingt mit Ja beantworten. Schon für seinen ersten Roman "Die Tessinerinnen" ist Thomas Hürlimann mit dem Aspekte Literaturpreis ausgezeichnet worden. Seitdem hat er immer wieder Preise gewonnen (ob für "Der große Kater" weiß ich nicht).


    Natürlich ist jedes Ja nur ein eingeschränktes Ja, weil es einfach viel zu viel zu lesen gibt. Vielleicht sollte es von daher als eine Empfehlung gesehen werden.

    Mal eine eher technische Frage: Wie sieht es denn mit der Lesegeschwindigkeit aus? Gibt es da irgendwelche Vorgaben? Jeden Tag ein halbes Kapitel, oder so? Anfang war ich etwas weiter, jetzt habe ich das Ende des dritten Kapitels schon erfahren, bevor ich es gelesen habe.


    Ich finde aus dem dritten Kapitel folgende Stellen bezeichnend:


    1. »Ich kann ja nichts«, sagte Karl nach Schluss des Liedes und sah Klara mit Tränen in den Augen an.
    2. ...da ich noch keine Zeit hatte, hier wo alles erst noch im Werden ist,


    Karl ist einfach nicht bereit für die Welt, die ihn in Amerika erwartet. Darum klammert er sich auch an die verschiedensten Rockzipfel (erst steht er Pollunder zwischen den Beinen, dann fasst er Green unten beim Rock), weil er nach einer Leitfigur (man könnte auch sagen Vaterfigur) sucht. Meine These :zwinker:

    Ich finde den Gedanken, Karl als "Verteidiger" zu sehen, sehr reizvoll. Allerdings ist er ein sehr naiver und wehrloser Verteidiger, da er sich weder auf dem Schiff, noch bei seinem Onkel wirklich durchsetzen kann.


    Gerade im Haus des Onkels zeigt sich, dass die Welt viel größer ist, als Karl sie verstehen kann. Ich finde, Kafka porträtiert eine Welt, in deren Komplexität man sich erst einarbeiten muss, bevor man sich darin bewegen kann. Deswegen lernt Karl Englisch und darf sich trotzdem nicht an allen Gesprächen beteiligen, geschweige denn Entscheidungen treffen. Darum will der Onkel auch nicht, dass Karl mit aufs Land fährt - denn Karl ist nicht bereit für die ihn erwartende Komplexität.


    Darum möchte ich nochmal auf die These hinweisen, dass der Roman die aufkommende Moderne nachzeichnet und somit reflektiert.

    Wer hat die Verfilmung von Thomas Hürlimanns "Der große Kater" mit Bruno Ganz, Ulrich Tukur und Marie Bäumer gesehen?


    Während ich das Buch sehr mag, hat mich die filmische Umsetzung gar nicht überzeugt. Ich hatte den Eindruck, die Filmemacher sind so sehr darauf konzentriert, das Buch für den Film zu adaptieren, dass sie gar nicht daran gedacht haben, einen Film zu machen.

    Ich bin sehr froh, mal wieder Kafka zu lesen. Vielen Dank schon mal dafür. :-) Nachdem ich das erste Kapitel begonnen habe, konnte ich nicht aufhören, bis ich es auch zu Ende gelesen hatte.


    Nun zur Diskussion: Ich denke, sobald wir anfangen, Kafka naturalistisch zu lesen, machen wir etwas falsch. Kafka schreibt gerne in Paralbeln und beispielhaften Bildern. Auf diese Weise sollten der Heizer und sein Verfahren gelesen werden. Bestimmt gibt es nicht wenige Parallelen zu "Der Prozess".


    Warum heißt Karl eigentlich Karl? Hat es mit Schillers Räubern zu tun? Mit Kafkas Nachnamen? Wer weiß mehr?


    Zu der Deutung des Bildes mit der Freiheitsstatue und dem Schwert: die Idee mit dem Überleben finde ich gut. Wobei ich Amerika nicht einseitig als "Unterdrückerland" sehen würde, sondern auch als Land der Moderne und Industrialisierung. Das Schiff, die Innereien des Schiffs und dann auch noch mit dem Heizer ein Mann, der die Maschinen bedient, die den jungen Karl Roßmann nach Amerika bringen, sind gute Bilder für die Kraft der Moderne (Fortschritt, neue Räume entdecken) und zugleich für die Gefahr (man kann sich darin verlieren).


    Interessant zu wissen, finde ich, ob Kafka wusste, dass die Freiheitsstatue eine Fackel trägt oder ob er es ca. 1915 noch gar nicht gewusst hat.


    Nun, das soll es für den ersten Eintrag und das erste Kapitel gewesen sein.