Hallo,
vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag. Und nun muss ich mich schon wieder ein bißchen ausgrenzen von den Meinungen hier. Sicher ist es so, dass Moer das aus Effekthascherei so überspitzt ausgedrückt hat - doch er steht mit seiner Meinung nicht alleine da. Martin Auer, ein bekannter Kinderbuchautor, hat geschrieben:
<i>Aber was hat das nun zu bedeuten? Kinderbücher zeigen die Welt so, wie KinderbuchautorInnen meinen, daß den Kindern die Welt gezeigt werden soll. Na klar, wie denn sonst. Und die Kinder wissen das natürlich. Sie vergleichen das, was sie lesen, mit der Welt, die sie kennen, mit dem, was in anderen Büchern steht, mit dem, was sie im Fernsehen sehen. Sie vergleichen das, was sie aus Kindermedien erfahren, mit dem, was Erwachsenenmedien den Erwachsenen erzählen. Sie spüren die Ungereimtheiten und Lügen auf. Sie schaffen sich ihr eigenes Weltbild. So gut sie halt können.
Es ist also sicher nicht so, daß schlechte Kinderbücher den Kindern ein falsches Weltbild vermitteln, gute Kinderbücher ein richtiges. Der ganze Vorgang ist viel komplexer. Schlechte Bücher schaden weniger, als man glaubt, und gute Bücher nützen weniger, als man glaubt. Zum Glück - Leider. </i>
Das ist nur ein Auszug eines viel längeren Textes ("Dies und das zum Kinderbuch"). Den Rest könnt ihr im Sonderbericht über Kinderliteratur bei Literaturschock lesen.
Ich würde also nicht so weit gehen, pauschal zu sagen "Moers hat damit ja absolut unrecht!" - ich selbst glaube auch, dass Kinder und Jugendliche eine gute Dosis Gewalt ertragen können, ohne Schaden zu nehmen. Mir persönlich haben diverse Horrorfilme und -romane in meiner Jugend (und Kinderzeit) nicht geschadet (zumindest, soweit ich das beurteilen kann). Ich bezweifle auch die Schädlichkeit von Computerspielen wie Counterstrike etc., das nach dem Unglück in Erfurt zensiert werden sollte. Ich glaube auch kaum, dass so ein Unglück geschehen konnte, weil der Amokläufer zu viele Horrorfilme gesehen hat. Nein, da muss schon was anderes in der Birne nicht stimmen. Und wenn das nicht stimmt, dann reicht es vermutlich schon, wenn er sich Nachrichten ansieht, um auszuticken.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch Benjamin Blümchen (und noch mehr Bibi Blocksberg) Kassetten anhörte und sie natürlich für genausowenig schädlich halte. Doch eine heile Lügen(Welt) wird den Kindern dort tatsächlich vorgespielt. Aber ich glaube auch, dass Kinder durchaus so intelligent sind, diesen Wahrheitsgehalt zu erkennen und von der Realität zu trennen. Das sind jedenfalls meine Erfahrungen mit Kindern.
Bezüglich Horrorfilme hätte ich nur Bedenken, dass die Kinder in einem gewissen Alter Alpträume davon kriegen - nicht, dass sie später Schaden nehmen und Amok laufen. So pauschal lässt sich das nämlich für kein Kind sagen und die Mehrheit spricht doch dagegen. Ich kenne jedenfalls genug vernünftige Kinder und Jugendliche, die ohne weiteres mit etwas brutaleren Filmen klarkommen - und deshalb nicht Amok laufen.
Liebe Grüße
nimue