Ich leiste mir lieber ein Gedankenexperiment und folge nicht der von Cervantes suggerierten Position unser Helden wäre geistig umnachtet. Das bringt mich ihm näher und auch zum lachen.
Don Quijote kommt mir wie ein Gelehrter vor, den es nach der Praxis drängt.
Ich denke auch eher an eine Art Schilderung der conditio humana, und die allzu oft angeführte Beteuerung, D.C. sei verrückt, verfängt zumindest an dieser Stelle letztlich (noch?) nicht. Don Quijote „erfindet sich“ nach seinem Studium. Er lebt in einer kleinen Welt und hat die große nur aus den Büchern kennengelernt. Nun bricht er in sie auf, nimmt aber die Differenz zwischen seiner Literatur und der Wirklichkeit nicht zur Kenntnis. Die Geschichte lebt aus dieser Differenz. Er ist übrigens auch schon nicht mehr ganz jung. Heutzutage würde er sich Sorgen machen, in den nächsten etwa 15 Jahren möglichst reibungslos in Rente gehen zu können... die Abwesenheit von materiellen Sorgen hat auch etwas Märchenhaftes ... und damals müssen 50 Jahre schon ein hohes Alter gewesen sein.