Hallo hafis50,
mir ging es eigentlich nur um den Bereich, den Du sehr häufig bemühst, das scheint der der Philosophie zu sein (zumindest schien er es bisher gewesen zu sein). Du äußerst Meinungen zur Wissenschaftstheorie allgemein, Hermeneutik, zum Verhältnis von Leib-Seele (Geist-Körper, Bewusstsein-Materie , nenne es wie Du willst), Du machst Äußerungen über (oder schleppst Sie implizit in Deinen Äußerungen mit) den Begriff der Wahrheit, der Methode, der Wissenschaft überhaupt, der Naturwissenschaft, Geisteswissenschaft, der Rationalität, Du nennst bestimmte Philosophen (und keine anderen) etc. etc. Deine Äußerungen, die mit diesen Fragen zusammenhängen, ergehen, so weit ich sehen kann, nicht in der Form des "ich meine", sondern sie kommen mit einem Ton großer Überzeugtheit daher. Entschuldige, dass ich nicht gemerkt habe, dass Du immer nur sehr bescheiden meinst, vielleicht bin ich aber nicht der einzige, der solche Mutmaßungen hatte.
Ich persönlich kann aus meinen Äußerungen wiederum nicht erkennen, wieso ich unerschütterlich glaube, wahr zu sprechen, glaube schon gar nicht im Besitz irgendeiner Wahrheit zu sein. Wenn das bei Dir genauso ist , dann gibt es ja gar keinen Dissens zwischen uns.
Was ich mit intellektueller Demut meine, ist folgendes: ich finde, nur ausreichende Kenntnisse der Geschichte der Philosophie, der unterschiedlichen philosophischen Verfahren, der unterschiedlichen Konzeptionen, und zwar äußerst unterschiedlicher, erlauben es, sich so klar und überzeugt über die oben genannten philosophischen Themen (implizit wie explizit) zu äußern, wie Du das tust (auch wenn ich mich darin nun geirrt haben sollte). Dass ich daran zweifle, dass diese Vorleistung bei Dir vorliegt (übrigens käme ich nie auf die Idee, mich selbst in diesem Sinne für kompetent zu halten, deswegen ergehen durch mich auch keine solchen dekretorischen Äußerungen), ergibt sich aus Deinen sehr eingeschränkten Bezugnahmen auf spezifische Philosophien und deren Verfahren. Die ungenügende Kenntnis der Geschichte der für die Leib-Seele-Problematik in Frage stehenden Begriffe, wäre auch der Vorwurf an bestimmte Neurowissenschaftler, zumindest an die (ein Beispiel wäre Herr Koch), die so tun, als ob sie über den Status ihrer Disziplin und der Philosophie so viel Kenntnis besitzen, dass sie sich wie Herr Koch darüber äußern, wer wie erfolgreich sein wird bei der Aufklärung ganz bestimmter Fragestellungen. Dies scheint mir halt ein bisschen anmaßend, denn woher weiß er das, so wie er sich über die spezifische Methode der Philosophie (Introspektion + logische Argumentation) äußert, weiß er offensichtlich nicht sehr viel über Philosophie.
Was mich zu guter Letzt doch etwas stutzig macht, ist Deine Bekundung, dass Du außer dem Steppenwolf von Hesse nichts kennst, diesen vor langer Zeit gelesen hast, und trotzdem weißt, dass die von Dir ins Spiel gebrachte Interpretation eine der vielen haltbaren Interpretationen über den Steppenwolf ist. Natürlich finde ich es dann für jemandem wie Lothar schade, wenn er, der offenkundig reichhaltige Kenntnisse besitzt, mit Dir so diskutiert, als ob Du ein ebenbürtigen Gesprächspartner bist, wenn es um Fragen der Interpretation des Steppenwolf geht. Dein Interesse an Hesse (damit meinte ich Dein Engagement in diesem Ordner) scheint sich dann doch nicht aus einer unmittelbaren Beziehung zum Steppenwolf zu speisen, sondern daraus, dass Du versuchst, andere darauf hinzuweisen, dass sie etwas übersehen haben, oder etwas nicht kennen etc. Das ist sicher ehrenwert, aber doch etwas anderes, als wenn ich mich z.B. inhaltlich am Steppenwolf interessiere. Und abschließend: Mit Zähnen und Klauen verteidigen, heißt in diesem Fall, eine Interpretation unter allen Umständen als eine der möglichen ausweisen zu wollen (und dies, wie sich jetzt herausstellt, ohne den Bezugspunkt (den Steppenwolf) hinreichend daraufhin untersuchen zu können, denn ihn vor langer Zeit gelesen zu haben, erfordert schon viel fotografisches Gedächtnis, um dies zu leisten). Dass etwas eine Interpretation ist, dass sie eine der vielen möglichen ist, entscheidet sich möglicherweise nicht schon dadurch, dass es einen Text von einem Literaturwissenschaftler über den Steppenwolf gibt, der sich Interpretation nennt und inwendig konsistent ist. Zumindest müsste man erst einmal darüber diskutieren, ob dies tatsächlich schon ausreichend ist.
Dass Du ein schnell und komplex denkender, mit hohen Ansprüchen ausgestatteter Argumentierender bist, steht für niemanden in Frage. Ich finde es nicht ehrenrührig (und auch keine Beleidigung), jemanden darauf hinzuweisen, dass man findet, dass der anscheinend vorliegende Kenntnisstand (in diesem Fall im Bereich der Philosophie) ihn zu weniger entschiedenem und verbissenem Auftreten veranlassen sollte (könnte), denn das ist ja ein jederzeit behebbarer Mangel (der sich im Fall der Philosophie eben nicht durch das Lesen von Lexikonartikeln beheben lässt, wie schön wäre das. Dass dem so ist, ist zumindest eine der wenigen Überzeugungen, die ich aufzuweisen habe, Du kannst mich aber gern vom Gegenteil überzeugen).
Flach1